„Ohne das große ehrenamtliche Engagement der Bürgerinnen und Bürger würde es in der Universitätsstadt Marburg vieles nicht geben, was unsere Gesellschaft ausmacht“, hob OB Spies hervor. Und Anneliese Winterstein, die in der vergangenen Woche ihren 80. Geburtstag feiern konnte, sei mit ihrem immer noch fortwährenden ehrenamtlichen Engagement über viele Jahre hinweg ein herausragendes Beispiel für den Einsatz für die Mitmenschen. „Sie waren eine kommunikative Schaltzentrale in Moischt – unter anderem als Leiterin der Poststelle“, sagte Staatsminister Schäfer. Winterstein habe sich immer dafür eingesetzt, das Leben der Menschen vor Ort zu verbessern. „Unser demokratisches Gemeinwesen lebt davon, dass es Menschen gibt wie Sie.“
Unter anderem ist Anneliese Winterstein schon sehr lange parteipolitisch aktiv. Seit 1974 ist sie Mitglied im SPD Ortsverein Moischt. Im Rahmen dieses Engagements war sie von 1984 bis 1996 Kassiererin. Von 2001 bis 2002 bekleidete sie das Amt der stellvertretenden Vorsitzenden.
Auch in der Kommunalpolitik hat sie sich eingesetzt. In den Jahren 1987 bis 2001 war die Geehrte Mitglied des Ortsbeirates Moischt. Dabei füllte sie von 1989 bis 1993 das Amt der Schriftführerin aus und war von 1993 bis 1997 stellvertretende Ortsvorsteherin.
Darüber hinaus bringt sie sich bis heute in der Gremienarbeit der Universitätsstadt Marburg ein. Seit Gründung des Seniorenbeirates der Universitätsstadt Marburg im Jahre 1997 ist sie dort Mitglied. Wie sehr Anneliese Winterstein die Interessenvertretung älterer Menschen am Herzen liegt, zeigt sich auch darin, dass sie im Jahre 1976 den Seniorenclub Moischt gegründet hat. Und das bereits in einer Zeit, in der noch kaum an die Bedürfnisse älterer Menschen gedacht wurde. „Das Engagement in Seniorenaktivitäten im Quartier ist eine der wichtigsten Aktivitäten, wenn man – wie die Stadt – nicht nur mehr Jahre für alle will, sondern mehr gute Jahre für alle“, sagte Oberbürgermeister Dr. Thomas Spies. „Anneliese Winterstein war ihrer Zeit weit voraus, wenn man sieht, mit welchen Themen wir uns 40 Jahre später befassen.“
Winterstein leitet zudem den Vhs-Seniorenclub Moischt/Schröck bis heute. Dieser ist eine ehrenamtliche Einrichtung ohne Mitgliedschaft und Beiträge. Älteren Menschen wird eine Vielzahl verschiedener Möglichkeiten geboten, um sich in Kursen oder Interessengruppen mit Gleichgesinnten zu treffen. Anneliese Winterstein engagiert sich hier mit hohem Zeitaufwand und hat in all den Jahren unzählige Veranstaltungen und Fahrten organisiert und begleitet.
Auch auf Vereinsebene und bei der Justiz war sie ehrenamtlich tätig. In den Jahren 1970 bis 1974 war sie Vorstandsmitglied des TSV 1921 Moischt. Darüber hinaus initiierte sie im Jahre 1968 die Gründung der Damen-Gymnastikabteilung im Verein. Zudem war Anneliese Winterstein von 1985 bis 1988 als Hauptschöffin am Landgericht Marburg tätig.
Für ihre Verdienste um die Allgemeinheit wurde sie bereits 1996 mit dem Ehrenbrief des Landes Hessen ausgezeichnet.
Diese Reihe an Auszeichnungen und Engagements bringt es auch mit sich, dass viele Wegbegleiterinnen und Wegbegleiter Wintersteins in den Historischen Rathaussaal der Stadt kamen, um der Gewürdigten zu danken. „Diese hohe Auszeichnung ist mehr als verdient“, sagte Stadtverordnetenvorsteherin Marianne Wölk. Sie selbst sei in Moischt aufgewachsen und kenne Winterstein von Kindesbeinen an. „Viele Menschen haben durch dein Engagement die Möglichkeit, aus der Einsamkeit herauszukommen“, bedankte sie sich. Auch Bürgermeister Wieland Stötzel, die Arbeitsgemeinschaft 60 plus der SPD, der Ortsbeirat Moischt und der SPD Ortsverein Moischt sowie die Landtagsabgeordnete Handan Özgüven zählten zu den ersten Gratulanten Wintersteins. Die Ausgezeichnete wiederum bedankte sich gerührt für die Ehrung, kündigte aber an, dass sie gerne im Sommer „in das zweite Glied zurücktreten würde“. Dafür führe sie gerade Verhandlungen. „Aber ich werde versuchen, mich weiter zu engagieren, so lange es geht“, versprach sie.