© Ingo Becker Undenkbar Photography, i. A. d. Stadt Marburg
Bereits zum vierten Mal haben die Stadt Marburg und der Landkreis Marburg-Biedenkopf das Gütesiegel „Interkulturelle Vielfalt LEBEN“ verliehen. Diesmal ging es an 21 unterschiedliche Organisationen unterschiedlicher Größe und aus ganz verschiedenen Bereichen. „Die Fähigkeiten und die Leistung von Menschen unterschiedlicher Herkunft haben in der Arbeitswelt schon lange eine zentrale Bedeutung – angesichts des Fachkräftemangels wächst diese Bedeutung immer weiter“, so Oberbürgermeister Dr. Thomas Spies während der Begrüßung zur Preisverleihung im Historischen Rathausaal. „Mit dem Gütesiegel können Arbeitgeber*innen zeigen, dass sie Wert auf interkulturelle Vielfalt in ihrem Unternehmen legen.“
„Schon traditionell haben die Unternehmen in unserer Region sehr engagiert und erfolgreich den Arbeitsmarkteinstieg für Neuzugewanderte forciert. Das Gütesiegel hat diesem Prozess aber nicht nur noch mehr Schwung gegeben, sondern sorgt auch dafür, dass die guten Wege noch professioneller, vernetzter und wirkungsvoller werden. Das wird ein Wettbewerbsvorteil im Werben um Fachkräfte für die ganze Region“, so der Erste Kreisbeigeordnete Marian Zachow, der gemeinsam mit Stadträtin Kirsten Dinnebier in diesem Jahr das Gütesiegel verliehen hat. „In diesen herausfordernden Zeiten ist es ein wichtiges Signal für unsere ganze Region, dass wir in Sachen Vielfalt so viele engagierte Arbeitgeber*innen auszeichnen können. Das Gütesiegel Interkulturelle Vielfalt LEBEN macht dieses Engagement sichtbar. Ich gratuliere allen ganz herzlich für ihre Leistungen“, so Stadträtin Kirsten Dinnebier.
Das Gütesiegel 2023 für interkulturelle Vielfalt am Arbeitsplatz erhalten haben: die Abendschulen Marburg, die Agentur für Arbeit Marburg, die Altenhilfe St. Elisabeth, das Bildungswerk der Hessischen Wirtschaft, die Dorfner GmbH & Co. KG, der DRK Kreisverband Biedenkopf, die DRK-Schwesternschaft Marburg, Elkamet Kunststofftechnik, Friseur Haaribo GmbH, GSK Vaccines GmbH, Integral gGmbH, der Landkreis Marburg-Biedenkopf, die Universitätsstadt Marburg, die Ökokiste Bosshammersch-Hof, Rewe Manuel Kaiser, die Robert Peil GmbH & Co.KG, die Stadtwerke Marburg, der TTM - Technologie Transfer Marburg, das UKGM Standort Marburg, die Volksbank Mittelhessen und die Zahnarztpraxis Al Hamoud.
Sieben der 21 Organisationen sind Erstbewerber*innen, neun sind Zweitbewerber*innen, vier sind Drittbewerber*innen und eine der Bewerber*innen ist bereits zum vierten Mal dabei, um mit einem weiteren der insgesamt sechs erreichbaren Sterne des Gütesiegels ausgezeichnet zu werden. Mit neuen Maßnahmen können sich die Arbeitgeber*innen jedes Jahr weiter verbessern. Die jeweils besten Leistungen in den beiden Kategorien große bzw. mittlere Organisationen und kleine Organisationen haben Stadt und Kreis zudem mit einem Preis geehrt.
© Ingo Becker Undenkbar Photography, i. A. d. Stadt Marburg Den Preis in der Kategorie große und mittlere Organisationen erhielt in diesem Jahr die Agentur für Arbeit Marburg. Sie setzt sich für die Gewinnung von Fachkräften aus dem Ausland durch bilaterale Abkommen ein. Für die Führungskräfte und Mitarbeitenden wird die Teilnahme an Trainings zu Interkulturellen Kompetenzen gefördert sowie eine Sensibilisierung zu „unbewussten Denkschubladen“, um fair zu bleiben. Für Externe, etwa Teilnehmende eines Deutschsprachkurses, werden in der Agentur für Arbeit Marburg Informationsveranstaltungen zum Einstieg in den Arbeitsmarkt angeboten. Die Agentur für Arbeit Marburg fördert unter anderem Maßnahmen zum beruflichen Einstieg von Migrant*innen, insbesondere geflüchteter Frauen, um sie bei der Suche nach einer beruflichen Perspektive zu unterstützen. „Die Agentur für Arbeit ist außerdem immer und durchgängig präsent in der Netzwerk- und Gütesiegelarbeit. Mit ihrem Engagement für Personalentwicklung hin zu inter- und transkultureller Inklusion ist sie besonders auszeichnungswürdig“, so die Begründung der Jury unter der Leitung von Frau Dr. Weber vom Institut für Erziehungswissenschaften der Philipps-Universität Marburg.
In der Kategorie der kleinen Organisationen gewannen die Abendschulen Marburg mit der inzwischen zweiten Bewerbung für das Gütesiegel. „Die Abendschule für Erwachsene ist ein wichtiger Netzwerkpartner und Vorbild bei den kleinen Organisationen. Sie steht für die offene und unterstützende Integration und Inklusion durch Bildung, indem sie ihre Mitarbeiter*innen fortbildet, Barrieren abbaut, mit wichtigen Partner-Organisationen kooperiert – wie zum Beispiel Arbeiterkind.de – und durch viele weitere Maßnahmen“, so die Jury. Die Abendschulen Marburg mit 170 Studierenden, davon 70 mit Migrationshintergrund, bieten eine Vielzahl an Maßnahmen an, um interkulturelle Vielfalt zu leben. Sie fördern die Teilnahme der Belegschaft an interkulturellen Trainings, bieten Pädagogische Tage an (etwa Thema interkulturelle Kompetenz in der Schule), ein Förderverein unterstützt Aktivitäten für Neuzugewanderte (etwa Spendenaktion für Fahrgeld für Geflüchtete), ehemalige Studierende sind in einem Nachhilfepool aufgenommen. Freiwillige Mitarbeiter*innen engagieren sich im Nachhilfesystem über die Asylbegleitung Mittelhessen. Darüber hinaus etablieren die Abendschulen Marburg Patenschaften in Zusammenarbeit mit regionalen Partner*innen und Freiwilligenorganisationen. Festlichkeiten und Kommunikationsplattformen ermöglichen einen Austausch auch über die Kulturen.
Hintergrund:
© Ingo Becker Undenkbar Photography, i. A. d. Stadt Marburg Arbeitgeber*innen, die die interkulturelle Vielfalt in ihren Teams fördern, können mit dem Gütesiegel ausgezeichnet werden, so dass ihr Engagement noch zusätzlich nach außen strahlt. Konzipiert wurde das Gütesiegel federführend von Prof. Dr. Susanne Maria Weber vom Institut für Erziehungswissenschaften der Philipps-Universität Marburg gemeinsam mit dem Fachbereich Gleichstellung, Kultur und Vielfalt der Universitätsstadt Marburg. In einem breiten partizipativen Prozess wurde, ausgehend vom Runden Tisch Integration, gemeinsam mit Expert*innen aus verschiedenen Bereichen – Menschen mit und ohne Migrationshintergrund – das Siegel entwickelt. Es wird für zwei Jahre verliehen. Erstmals vergeben wurde es im September 2020 an 13 Organisationen. 2021 wurden zwölf Organisationen ausgezeichnet, darunter waren sechs Erstbewerbungen. Im vergangenen Jahr wurden 13 Organisationen ausgezeichnet, davon acht Erstbewerber*innen.
Für die Bewerbung müssen die Organisationen einen Fragebogen ausfüllen. Dabei können sie in sechs Modulen überzeugen, in denen es um das Ankommen in der Organisation geht oder darum, wie interkulturelle Fähigkeiten zu erfasst und genutzt werden, wie die Zusammenarbeit am Arbeitsplatz gestaltet wird, inwiefern Vielfalt als Chance genutzt wird, wie das freiwillige Engagement für interkulturelle Vielfalt gestärkt und eine vernetzte Inklusionskultur aufgebaut wird.
Für einen intensiven Austausch von Best-Practice-Lösungen und zur Vernetzung organisieren die Philipps-Universität Marburg und die Universitätsstadt Marburg zusammen mit dem Landkreis Marburg-Biedenkopf jährlich drei Workshops. Der nächste Workshop findet am Dienstag, 14. November, statt zum Thema „Mit Menschen mit Migrationsgeschichte Interkulturelle Vielfalt in unseren Organisationen fördern". Auch Organisationen, die sich bisher noch nicht im Gütesiegel-Prozess engagiert haben, sind herzlich eingeladen. Weitere Informationen gibt es unter www.marburg.de/guetesiegel.
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