Die Ausstellungseröffnung musste bereits wegen des großen Interesses der Marburgerinnen und Marburger in die Lutherische Pfarrkirche St. Marien verschoben werden. Am Sonntag begrüßt Stadträtin und Kulturdezernentin Dr. Kerstin Weinbach um 14 Uhr alle Interessierten erst in der Kirche, um später die Ausstellung im Rathaus gemeinsam zu besuchen.
Zur Vernissage werden die beiden Künstlerinnen Marjolaine Dégremont und Philippinne Schaefer aus Frankreich anreisen, ebenso wie Generalkonsulin Sophie Laszlo. Der Wissenschaftler und Publizist Professor Dr. Alfred Grosser, Jahrgang 1925, der als Kind mit seiner jüdischen Familie aus Deutschland fliehen musste und sich schon seit den 50er Jahren für die deutsch-französische Aussöhnung und ein freiheitlich-tolerantes Europa einsetzt, wird einen Vortrag zum Thema „Mensch werden lassen - trotz Verzweiflung an der heutigen Welt“ halten.
Ba-Ta-Clan, Breitscheidplatz und wir? *
Montag, 10. April, 19 Uhr im Lomonossow-Keller:
Vortrag und Diskussion mit Prof. Dr. Ulrich Wagner (Philipps-Universität Marburg)
Welche Auswirkungen haben die Attentate in Paris, Berlin und London oder die Silvesternacht in Köln auf uns? Führen sie zu einer größeren Distanz oder gar Ablehnung von Flüchtlingen? Sicher ist, dass die Euphorie vom September 2015 einer differenzierten Einstellung gewichen ist.
Der Marburger Sozialpsychologe Prof. Dr. Ulrich Wagner (Jg. 1951) hat sich intensiv mit dem Themen Gewaltprävention, fremdenfeindliche Gewalt und Deutschland als Zuflucht und Einwanderungsland beschäftigt und sich dabei auch vor Ort in Marburg eingebracht.
Salafismus – Bedrohung in Hessen *
Mittwoch, 12. April, 19 Uhr im Lomonossow-Keller
Vortrag und Diskussion mit Dr. Julia Emig (Hess. Landesamt für Verfassungsschutz)
In ihrem Vortrag befasst sich die Referentin Dr. Julia Emig mit der Entstehung, den Hintergründen, aktuellen Erscheinungsformen und Handlungsfeldern des Salafismus und des islamistischen Terrorismus. Im Mittelpunkt der Ausführungen steht die Bewertung der Bedrohungslage, die von dieser Form des religiösen Extremismus ausgeht. Dabei setzt sie sich auch mit der Attraktivität des religiösen Extremismus gerade für Jugendliche und den Möglichkeiten der Prävention auseinander.
Dr. Julia Emig (Jg. 1969), ist Politik- und Islamwissenschaftlerin und leitet im Landesamt für Verfassungsschutz Hessen den Bereich Beratende Prävention.
Erzählcafé „Toleranz im Alltag – hat sich unser täglicher Umgang durch die Attentate geändert?“ *
Dienstag, 18. April, 19 Uhr im Lomonossow-Keller
Mit Somaye Mansouri (Ausländerbeirat) und Andrea Fritzsch („Mosaiksteine“)
Als Initiative des Integrationsprojekts „Mosaiksteine“ und des Ausländerbeirats Marburg ist das Café Mosaik ein beispielhaftes Forum für den interkulturellen Dialog und Austausch.
Das Café Mosaik am 18. April – moderiert von Dilek Okur – bietet den Teilnehmenden die Möglichkeit, ihre Geschichten und Erfahrungen zum Thema Toleranz im Zuge der jüngsten Attentate zu teilen.
Andrea Fritzsch (Jg. 1972), Romanistin und Diplom-Frankreichwissenschaftlerin, koordiniert das Projekt „Mosaiksteine“; Somayeh Mansouri (geb. 1983 im Iran) leitet die Geschäftsstelle des Ausländerbeirats.
Fördert die westliche Politik im Nahen Osten den Islamistischen Terrorismus? *
Donnerstag, 20. April, 19 Uhr im Lomonossow-Keller
Vortrag und Diskussion mit Prof. Dr. Rachid Ouaissa (Centrum für Nah- und Mitteloststudien)
Imperialismus, Kolonialismus, willkürliche Grenzziehungen und kriegerische Interventionen und der Irakkrieg 2003 haben die Nahostregion nicht befriedet. Der „Islamische Staat“ etwa ist Folge dieses Irakkrieges und der folgenden Nahostpolitik. Auch in Maghreb-Ländern haben Politik und Ökonomie des „Westens“ wenig zur Stabilisierung und positiven Entwicklung beigetragen.
Prof. Dr. Rachid Ouaissa, 1971 in Algerien geboren, leitet seit 2009 den Lehrstuhl Politik des Nahen und Mittleren Ostens am „Centrum für Nah- und Mitteloststudien“ der Philipps-Universität.
Religionen, Toleranz und Gewalt – in Schriften, Geschichte und Gegenwart *
Montag, 24. April, 19 Uhr im Rathaussaal
Impulsvortrag von Prof. Dr. Edith Franke (Religionswissenschaft) und Diskussion mit Monika Bunk (Jüdische Gemeinde Marburg), Dr. Bilal- El-Zayat (Islamische Gemeinde Marburg) Propst Hellmut Wöllenstein (Evang. Kirche) unter der Leitung von Prof. Dr. Thorsten Bonacker (Zentrum für Friedens- und Konfliktforschung)
In den Jubiläumsjahren 500 Jahre Reformation und 700 Jahre Jüdisches Leben in Marburg stellt sich unter historischer Perspektive die Frage nach Toleranz und Gewalterfahrungen in den monotheistischen oder abrahamitischen Religionen. Was sagen die Schriften? Wie war die historische Realität in den vergangenen zwei Jahrtausenden? Und welche Situation hinsichtlich gelebter Toleranz, erlittener aber auch zum Beispiel von Islamisten propagierter aktiver Gewaltanwendung erleben wir heute?
Die Veranstaltung ist ein Beitrag des Zentrums für Friedens- und Konfliktforschung zum Projekt Ba-Ta-Clan.
Die Situation der Christen in Syrien, im Irak und in der Türkei
Dienstag, 25. April, 19.30 Uhr im Jüdischen Kulturzentrum/Synagoge, Liebigstraße 21a
Vortrag und Diskussion mit der Religionswissenschaftlerin Edibe Hertel M. A. (Fulda)
Immer wieder gehen Diskriminierung gewalttätige Angriffe auf Christen im Nahen und Mittleren Osten durch die Medien. Die christliche Minderheit wird immer kleiner und hat oft nicht die gleichen Rechte wie die muslimische Mehrheitsgesellschaft. Ihr Exodus hält an. Edibe Hertel, aus der Türkei stammende syrisch-orthodoxe Christin, ist Lehrbeauftragte an der Hochschule Fulda und der Theologischen Fakultät Fulda. Schwerpunkte sind religionswissenschaftliche Themen wie Islam in Deutschland, Rolle der Frau in verschiedenen Religionen sowie interreligiöser Dialog.
* An diesen Tagen ist die Ausstellung von 11 bis 19 Uhr geöffnet, ansonsten von 11 bis 18 Uhr.