© Freya Altmüller, i.A.d. Stadt Marburg
„Brigitte Krey ist eine herausragende Konzertsängerin, außerdem eine außergewöhnlich engagierte Gesangspädagogin und begnadete Chorleiterin. Sie hat Sängerinnen und Sänger ausgebildet, herausragende Ensembles gegründet und Menschen jeden Alters für die Musik und den Gesang begeistert“, würdigte Stadträtin Kirsten Dinnebier die ausgezeichnete Arbeit von Brigitte Krey. Die Entscheidung zur Auszeichnung der 75-jährigen Marburgerin hat die hessische Kultusministerin Angela Dorn getroffen. Überreicht wurde der Preis von Kirsten Dinnebier in der Universitätsstadt Marburg. Der Festakt anlässlich einer der höchsten Ehrungen, die das Land zu vergeben hat, fand in der Waggonhalle statt.
Brigitte Krey wurde am 16. März 1946 in Lüptow/Kreis Köstlin im heutigen Polen geboren. Nach der Flucht siedelte sich die Familie in Bad Zwesten an. Nach der Schule in Oberurff begann Brigitte Krey 1963 ihr Studium an der Musikakademie in Kassel, sie absolvierte 1966 ihre Staatsexamina in „Jugend- und Volksmusik“ und „Blockflöte“ und 1967 das Gesangexamen. Sie erhielt eine Klavierausbildung bei Hanna Ludwig-Feldkeller (Weimar) und zur Konzertsängerin bei Prof. Hilde Wesselmann (Essen).
Nach beruflichen Stationen an der Akademie in Kassel, der Musikschule der Stadt Bonn und der Kreisvolkshochschule in Fulda kam Brigitte Frey 1982 nach Marburg – als Gesangslehrerin an die hiesige Musikschule.
Ihr erstes Vocalensemble, „La Primavera“, gründete Krey in Fulda und gab mit ihm zahlreiche Konzerte. 1983 rief sie in Marburg „Canticum Antiquum“ ins Leben, dessen künstlerische Leiterin und Dirigentin sie seitdem ist. Alle Solisten*innen des „Canticum Antiquum“ bildet Krey selbst aus. Das Laienensemble singt Werke, die vorwiegend von Profis dargeboten werden. Die umfangreichen Aktivitäten des Vokalensembles führten 1988 zur Gründung des Förderkreises für Alte Musik Marburg.
© Freya Altmüller, i.A.d. Stadt Marburg„Der Gesang öffnet die Herzen und bringt die Seele zum Klingen“, sagte Elke Siebler, die Vorsitzende des Förderkreises Alte Musik. Siebler hat Brigitte Krey für die Ehrung vorgeschlagen. In ihrer Laudatio würdigte sie Brigitte Krey als profunde Kennerin der Materie. „Sie ist eine Türöffnerin. Ihrem persönlichen Einsatz und ihren musikalischen Kompetenzen ist es zu verdanken, dass sie vielen Sänger*innen geholfen hat, ihr persönliches Timbre zu entdecken und zu entfalten“, so Siebler. „Brigitte Krey bildet alle Stimmen selbst aus.“ Ungefähr zwei Drittel des Chores „Canticum Antiquum“ nähmen bei der Leiterin Gesangsstunden. „Auch das ist etwas Besonderes und Einmaliges in der Universitätsstadt – nämlich, dass die Solisten*innen nicht eingekauft werden, sondern zum Chor gehören.“ Nicht unerwähnt bleiben solle, dass es bei Canticum kein Vorsingen gibt, berichtete die Förderkreis-Vorsitzende: „Alle, die kommen wollen, sind willkommen und werden stimmlich ausgebildet.“ Dieser partizipative und wertschätzende Ansatz sei für die Chorleitung sehr arbeitsintensiv und fordere mehr ehrenamtliches Engagement in Form von Einzel- bzw. Stimmproben.
„Singen ist etwas sehr Persönliches und die Stimme ein sehr empfindliches Instrument“, sagte Elke Siebler. Durch die musikalischen Fähigkeiten von Brigitte Krey käme jede Stimme zum Glänzen. „Sie erkennt genau die Potentiale der einzelnen und fördert diese unerlässlich. So kann es sein, dass aus einem Bass ein Altus wird, weil Brigitte Krey hört, dass die Stimme jahrelang falsch geführt wurde.“
Dabei trat die Künstlerin über mehr als 20 Jahre auch selbst als Konzertsängerin auf – unter anderem mit dem von ihr mitbegründeten Kammermusik-Ensemble „Trio Cantraiano“ gemeinsam mit der Flötistin Ele Grau und verschiedenen weiteren Partnern. In Marburg belebte sie die Städtepartnerschaften mit Poitiers und Eisenach durch Konzertreisen mit „Cantiquum Antiquum“. Auch ins Stadtgeschehen brachte sich Brigitte Krey aktiv ein – zum Beispiel mit der musikalischen Umrahmung von Preisverleihungen oder zu Jubiläen wie den Festlichkeiten anlässlich des 500. Geburtstag des Landgrafen Philipp von Hessen 2004 oder zum Elisabethjubiläum 2007.
© Freya Altmüller, i.A.d. Stadt MarburgDie zahlreichen Auftritte des Marburger Vokalensembles boten dann auch die Grundlage für eine kleine Überraschung, die Elke Siebler am Ende des Festakts an Stadträtin Dinnebier, Brigitte Krey und den Gästen überreichte: eine für diesen Anlass erstellte Konzertchronik des „Canticum Antiquum“ von 1985 bis 2020. In der Konzertchronik sind alle Programme des Chores aufgeführt. Siebler bedankte sich zum Schluss ausdrücklich bei der Stadt Marburg sowie der Sparkasse Marburg-Biedenkopf für die jahrelange finanzielle Unterstützung und gute Kooperation mit dem Förderkreis für Alte Musik Marburg.
Brigitte Krey bedankte sich für die Ehrung und sagte, sie wolle diese auch an ihre Sängerinnen und Sänger weitergeben. Sie hätten über die Jahre hinweg immer wieder Mut bewiesen, sich auf ein ungewöhnliches und oft auch herausforderndes Programm einzulassen. „Ich brauchte all eure Unterstützung nicht nur beim Singen, sondern auch bei der Darstellung“, sagte Krey zu ihren Chormitgliedern. Denn auch Schauspiellust sei gefragt gewesen. Für alle Aufgaben – wie Programmhefte schreiben und Plakate entwerfen – hätten sich immer „kompetente Leute“ gefunden. Abschließend bedankte sich Krey auch für die Unterstützung durch ihre Familie.