© Patricia Grähling, Stadt Marburg
„Marburg ist auch eine Blindenstadt. Das Tastmodell an der Lutherischen Pfarrkirche ist ein weiterer Schritt, sehbehinderten und blinden Menschen eine barrierefreie Stadterkundung zu ermöglichen“, sagte der OB während der Übergabe. Kleinste Details sind in dem Tastmodell dargestellt und vermitteln so eine Vorstellung von der Architektur und dem Umfeld. Erfahrungen mit den schon bestehenden Bronzemodellen in der Stadt – etwa am Landgrafenschloss oder der Elisabethkirche – zeigen, dass auch Sehende gerne Räume und Gebäude über das Tasten erfahren. „Durch die Berührung nehmen wir Dinge nochmal anders wahr. Das Tastmodell ermöglicht daher allen Menschen eine besondere Möglichkeit der Wahrnehmung“, so Spies.
Initiator des Bronzemodells war der Verein „Marburg für Alle“, der sich für die Förderung des Tourismus für Menschen mit Beeinträchtigungen einsetzt. „Wir wollen die Schönheiten unserer Stadt allen Menschen zugängliche machen“, erklärte die Vereinsvorsitzende Theresia Jacobi das Engagement. Bereits seit 2016 habe der Verein auf das Tastmodell an der Kirche hingearbeitet. „Es ist ein weiterer Schritt zur Barrierefreiheit unserer Stadt. Und für uns war es ein logischer Schritt, der unsere Aktivitäten ergänzt.“ Denn der Verein hat bereits Routen entwickelt, die auf einfachen Wegen in die Oberstadt führen – dazu gibt es Begleithefte in Leichter Sprache. Daneben gibt es spezielle Routen für blinde und sehbehinderte Menschen und gehörlose Gästeführer. Aktuell liegt der Fokus des Vereins auf dem Bereich um die Lutherische Pfarrkirche und den Kasematten. In diesem Zusammenhang werden auch Routen für Blinde und Gehörlose erarbeitet.
Beim Verein lag auch die Koordination der Arbeiten zur Erstellung des Modells. Die Universitätsstadt Marburg und das Hessische Ministerium für Soziales und Integration haben das Projekt finanziert. Um die notwendigen Erdarbeiten zur Aufstellung des Tastmodells kümmerte sich das städtische Bauamt. Das Aufmaß der Pfarrkirche stellte Dr.-Ing. Ulrich Huster dem Verein kostenlos zur Verfügung. Die künstlerische Realisierung des Bronzemodells übernahm die Kunstgießerei Pfeifer aus Stadtallendorf, den Sandsteinsockel erstellte die Bildhauerei Trautmann aus Hermershausen. Auch Pfarrer Ulrich Biskamp von der Lutherischen Pfarrkirche unterstützte das Vorhaben von Beginn an.