Am 28.10.2020 haben die Gesunde Stadt Marburg und andere lokale und regionale Akteur*innen Marburgs den Ernährungsrat Marburg und Umgebung (EMU) als eigenständiges und unabhängiges Netzwerk gegründet. Die Idee dahinter: Themen wie Klimawandel und Nachhaltigkeit sind in aller Munde. Auch wenn Ernährung den größten ökologischen Fußabdruck hinterlässt, wurde dieser Aspekt bislang stiefmütterlich behandelt. Das will der Ernährungsrat ändern und sich für ein zukunftsfähiges, gerechtes und nachhaltiges Ernährungssystem engagieren.
Alle Gründer*innen eint der Wunsch, das bestehende Ernährungssystem zu verändern. Dieses beinhaltet alle Teilbereiche der Lebensmittelversorgung: Vorleistungsprodukte für die Landwirtschaft (Saatgut, Düngemittel, Futtermittel), die agrarische Wirtschaftsweise (konventioneller / ökologischer Landbau), Lebensmittelverarbeitung und -vermarktung, Lebensmittelzubereitung und -verzehr (privater und außer-Haus-Konsum) sowie die Entsorgung von organischen Abfällen und Verpackungen. Der EMU setzt sich für eine Landwirtschaft ein, die auf nachhaltige Weise Nahrung für die lokale Bevölkerung produziert. Lokaler und regionaler Handel sollen Vorrang vor Exporten und Welthandel haben.
Hierfür nutzt der Ernährungsrat das Fundament bestehender Initiativen und will die Akteur*innen dieser Bewegung optimal vernetzen.
Für die Gründungsveranstaltung, die im Erwin-Piscator-Haus als Hybridtermin stattfand und deshalb online übertragen wurde, gab es 31 Anmeldungen. Zu den Teilnehmer*innen gehörten Erzeuger*innen aus der Region, Privatpersonen, aber auch Vertreter*innen von Initiativen wie Solawi (Solidarische Landwirtschaft), Foodsharing Marburg und Slow Food Mittelhessen. Außerdem waren Vertreter*innen aus Bildung und Wissenschaft und Mitarbeiter*innen der Verwaltung von Stadt und Landkreis anwesend. Die Gesunde Stadt Marburg unterstützt das Projekt derzeit weiterhin und finanziert die Koordination. Oberbürgermeister Dr. Thomas Spies betonte in seinem Grußwort den Stellenwert gesunder Ernährung und nachhaltiger Landwirtschaft.
Der EMU arbeitet in interdisziplinären Arbeitskreisen zu den Themen Ernährungsbildung, Vermarktung, Abfallreduzierung und nachhaltige Außer-Haus-Verpflegung. Er versteht sich als Impulsgeber, um Entwicklungen im lokalen Ernährungssystem anzustoßen, Projekte zu initiieren und mit öffentlichkeitswirksamen Aktionen auf Themen aufmerksam zu machen. Der Ernährungsrat ist offen für alle, die diese Ziele unterstützen. Kontakt: ernährungsrat@marburg-stadt.de
Der Marburger Ernährungsrat gehört zu einem deutschlandweiten Netzwerk, dem mittlerweile ca. 60 Ernährungsräte angehören.