© Patricia Grähling, Stadt Marburg
Zur Verleihung der Auszeichnung hatten die Universitätsstadt Marburg und die Humanistische Union Wegbegleiter*innen und Freund*innen von Amnon Orbach und seiner Frau Hannelore in die Synagoge eingeladen. Dafür, dass es heute diese Synagoge und eine lebendige jüdische Gemeinde in Marburg gibt, zeichnet Amnon Orbach zu großen Teilen verantwortlich – das wurde aus den Redebeiträgen zu dessen Ehrung mehr als deutlich.
„Amnon Orbach ist ein Glücksfall für Marburg. Er ist der Repräsentant eines sichtbaren aktiven jüdischen Lebens in der Stadt“, sagte Bürgermeisterin Nadine Bernshausen, die in Vertretung für Oberbürgermeister Dr. Thomas Spies das Marburger Leuchtfeuer 2022 an den Geehrten überreichte. Bernshausen drückte Dank und Anerkennung aus für den beständigen Mut, für die jüdische Gemeinde und den interkulturellen Dialog einzutreten. „Amnon Orbach ist ein leuchtender Stern, ein Leuchtfeuer, das die Herzen der Menschen berührt und wärmt.“
Polina Solovej, die Vorsitzende der jüdischen Gemeinde betonte: „Durch Amnon Orbach ist die jüdische Gemeinde in Marburg erlebbar und sichtbar.“ Franz-Josef Hanke dankte insbesondere auch Hannelore Orbach, die den Preisträger „vor mehr als 40 Jahren nach Marburg gelockt und damit sein Wirken hier überhaupt erst möglich gemacht hat.“
© Patricia Grähling, Stadt Marburg Die Laudatio auf Orbach hielt Daniel Naumann, Direktor des Landesverbands der Jüdischen Gemeinden in Hessen. Er bezeichnete Amnon Orbach als Wildpferd, das mit Durchsetzungskraft und Beharrlichkeit die Synagoge in der Liebigstraße überhaupt erst möglich gemacht habe. Dank Orbach, der Stadt, des Landes und vieler weiterer Akteure sei die jüdische Gemeinde in Marburg beständig gewachsen und habe eine dauerhafte Bleibe gefunden. Orbach mache die Welt mit seinem Einsatz zu einem besseren Ort. „Die Diskussion und das Streiten um den richtigen Weg zeichnen dich aus. Dein Kompass zeigt dabei immer Richtung Menschlichkeit“, betonte Neumann. „Amnon Orbach ist ein leuchtendes Beispiel dafür, wie viel ein einzelner Mensch erreichen kann.“
Jury-Sprecher Egon Vaupel ergänzte: Diejenigen, die Amnon Orbach an die Hand nimmt, können ihm voller Vertrauen folgen. Denn er wird diese Hand niemals loslassen.“ Er hob das herausragende Engagement des Preisträgers hervor und zeichnete dessen Verdienste nach. Amnon Orbach kam 1982 nach Marburg. Er gründete die Jüdische Gemeinde wieder neu und wurde deren Vorsitzender. Durch ihn bekam das jüdische Leben in der Universitätsstadt einen neuen Stellenwert. Jahrzehntelang war er Mitglied der Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit, wurde kurze Zeit später deren jüdischer Vorsitzender. Für seine Verdienste hat Amnon Orbach 1990 das Historische Stadtsiegel der Universitätsstadt Marburg erhalten, 2000 wurde er mit dem Verdienstkreuz am Bande der Bundesrepublik Deutschland ausgezeichnet, zum 80. Geburtstag 2010 erhielt er die Medaille der Universitätsstadt Marburg. Zudem wurde er von der Stadt zum Ehrenbürger ernannt. Heute ist er Ehrenvorsitzender der Jüdischen Gemeinde. Der Geehrte hat sich auch stark engagiert für Jüd*innen, die in der Sowjetunion geboren wurden und in den 90er-Jahren nach Marburg gekommen waren. Zudem hat er sich herausragende Verdienste für den interreligiösen Dialog mit Christen und Muslimen erworben.
© Patricia Grähling, Stadt Marburg Seit wenigen Monaten besteht der Vorstand der Jüdischen Gemeinde Marburg ausschließlich aus Menschen russischer und ukrainischer Herkunft, die sich angesichts des Kriegs in der Ukraine derzeit gemeinsam für die Geflüchteten einsetzen. Dieses Engagement wäre ohne den jahrzehntelangen Einsatz des diesjährigen Preisträgers wahrscheinlich nicht möglich geworden. Als Israeli trotz der Shoa ins „Land der Täter“ zu ziehen und dort eine jüdische Gemeinde aufzubauen, bezeugt nach Ansicht der Jury Orbachs Respekt vor allen Menschen ohne Ansehen ihrer Herkunft und sozialen Stellung und ist damit preiswürdig.
Mit dem „Marburger Leuchtfeuer für Soziale Bürgerrechte“ zeichnen die Stadt Marburg und die Humanistische Union Marburg seit 2005 herausragendes Engagement für die gleichberechtigte Teilhabe aller Menschen am gesellschaftlichen Leben aus. Gewürdigt wird das nachhaltige Eintreten für ein gesellschaftliches Umfeld, das allen Menschen gleichermaßen Respekt entgegenbringt.