© Nadja Schwarzwäller i.A.d. Stadt Marburg
Ein paar Bäume, Sträucher und jede Menge Rasen – aber da geht noch mehr, zumindest bei einer Wohngemeinschaft im Südviertel. Zwei Frauen, die in einem Haus mit Grundstück leben, auf dem es einiges an ungenutzter Fläche gibt, möchten mit drei weiteren Marburger*innen, die ebenfalls Interesse am Gärtnern haben, einen Teil des 300 Quadratmeter großen Gartens Stück für Stück umgestalten und bewirtschaften. So soll in den kommenden Jahren ein Projekt mit Vorbildcharakter entstehen.
„Der Garten lädt dazu ein, dass er endlich richtig genutzt wird“, sagt die Bewohnerin des Zwei-Parteien-Hauses in der Friedrichstraße. Vergangenen Sommer hat sie bereits eine kleine Ecke mit Rucola, roter Beete und Bohnen bepflanzt und festgestellt, dass das Projekt seine Tücken hat: „Der Boden ist relativ sandig und es ist einiges an Arbeit und Aufwand nötig, um etwas anzubauen.“ Bevor es deshalb mit dem Projekt losgeht, wollen sich die Beteiligten erst einmal eine professionelle Beratung zum Thema „Permakultur“ holen.
„Vor allem am Anfang wird es aufwändig sein, alles neu zu gestalten“, erklärt Michel Becker, der ebenso wie zwei weitere Beteiligte nicht vor Ort wohnt. Kennengelernt haben sich alle privat beziehungsweise über berufliche Zusammenhänge. Das gemeinsame Interesse an biologischen und ökologischen Themen hat sie zusammen- und auf die Idee des Projekts gebracht. Wie viele andere Menschen, die sich in den vergangenen Jahren sowieso schon und nun während der Pandemie noch einmal verstärkt fürs Gärtnern begeistern, wollen auch die fünf Marburgerinnen und Marburger buchstäblich „zurück zu den Wurzeln“.
Damit aber nicht genug: „Wir haben auch einen politischen Anspruch“ – und das bedeutet, dass das Projekt nicht nur ein persönlicher Rückzugsort werden, sondern auch ökologisch Früchte tragen und zudem einen Vorbildcharakter haben soll. Weil der Garten von außen komplett einsehbar ist, sollen die Umgestaltung und der Hintergrund des Projektes für Passanten und Interessierte nach außen transparent gemacht werden. Die Beteiligten planen eine Informationstafel und eine Flyerbox und können sich außerdem vorstellen, sich mit anderen interessierten Gärtner*innen auszutauschen.
Zunächst einmal wollen sie klein anfangen und „schauen, was überhaupt möglich ist“. Die Permakultur-Beratung ist für das beginnende Frühjahr geplant und danach wollen alle loslegen. Ein Teil der Fläche ist für Lebensmittel reserviert, größere Pflanzungen und das Setzen von Bäumen werden in Absprache mit der Hausverwaltung geplant. Die Förderung der Universitätsstadt wird einerseits für die Finanzierung der Beratung verwendet und darüber hinaus auch für die Anschaffung von Geräten, Pflanzen und Saatgut. Dabei sollen vor allem alte Sorten zum Zuge kommen. Eine Vogeltränke und ein Insektenhotel stehen ebenfalls auf dem Plan bei der Umgestaltung – damit möglichst viele Menschen und auch Tiere von dem Projekt profitieren.