© Patricia Grähling, Stadt Marburg
„Wir wollen auch im Marburger Süden bezahlbaren Wohnraum, Wirtschaft und Mobilität zusammen denken und freuen uns auf spannende und nachhaltige Vorschläge aus dem städtebaulichen Wettbewerb“, sagt Oberbürgermeister Dr. Thomas Spies bei der Vorstellung der künftigen Entwicklung am Standort. Dabei gehe es auch darum, den unteren Richtsberg und die neue Bebauung auf dem Vitos-Gelände städtebaulich mit dem Temmlergebiet und dem Areal an der Frauenbergstraße zu verbinden. „Nach den Sommerferien gehen wir in die Ausschreibung für den Wettbewerb“, kündigt er an.
„Das ehemalige Areal der 3U Holding ist von seiner Lage und Größe her sehr gut geeignet und bietet gute Entwicklungsmöglichkeiten für unsere Sparkasse. Gleichzeitig ist dies ein Beitrag zur Stadtentwicklung, denn angedacht ist nicht allein ein Verwaltungsgebäude, sondern die Verbindung von ,Arbeiten‘ und ,Wohnen‘“, erklärt Andreas Bartsch, Vorstandsvorsitzender der Sparkasse Marburg-Biedenkopf bei dem Pressetermin auf dem Gelände an der Frauenbergstraße. Sparkassen-Vorstand Harald Schick ergänzt: „Unsere bisherige Zentrale in der Universitätsstraße ist den bestehenden und künftigen Herausforderungen nicht mehr gewachsen. Am bisherigen Standort wird aber weiterhin unser leistungsstarkes Beratungs-Center bleiben, für Kunden ändert sich also nichts“.
Für die Stadt Marburg erläuterte Reinhold Kulle, Fachdienstleiter Stadtplanung und Denkmalschutz, anhand von Plänen, wie das Gebiet in den kommenden Jahren entwickelt werden könnte. Schon 2015 hat die Stadt Marburg eine Machbarkeitsstudie für das etwa acht Hektar große Gelände zwischen Cappeler Straße und Temmlerstraße in Auftrag gegeben. Das Ziel: Wie kann auf dem bisherigen Gewerbegebiet ein Nebeneinander von Wohnen, Gewerbe und Dienstleistung geschaffen werden. Denn: Marburg braucht Wohnraum, vor allem preiswerten und geförderten Wohnraum. Allerdings sind die Standorte für den Neubau von Wohnungen innerhalb des Stadtgebiets sehr begrenzt. Potenziale gibt es noch in der Umwandlung von Gewerbe- und Mischbauflächen.
Das hat auch die Studie zu dem Gewerbegebiet nahe des Stadtbüros ergeben: Durch eine Änderung des Bebauungsplans kann aus dem Gewerbe- ein Mischgebiet werden – mit fast vier Hektar Nettobauland und einem Potenzial von gut 200 Wohnungen. Möglich wird das auch durch die Novellierung des Baugesetzbuches von 2017.
Die Stadtverordnetenversammlung hat die erste Änderung des Bebauungsplans „Temmlerstraße/Cappeler Straße“ beschlossen. Die Stadt hat ein städtebauliches Konzept entwickelt, das bereits dem Gestaltungsbeirat, den Eigentümer*innen der Flächen und der Öffentlichkeit vorgestellt wurde und Unterstützung fand.
Das Engagement der Stadt zur Entwicklung des Gebiets trifft auf die Standort-Analysen der Sparkasse Marburg-Biedenkopf: Das Geldinstitut hat das Areal des Telekommunikationsunternehmens 3U zwischen Frauenbergstraße und Cappeler Straße gekauft. Die Sparkasse will dort ein neues zentrales Verwaltungsgebäude errichten.
Nun haben sich die Sparkasse und die Stadt Marburg darauf verständigt, ihre Planungen für das Gebiet zwischen Frauenbergstraße und Cappeler Straße abzustimmen und den Standort gemeinsam weiterzuentwickeln – als Grundstückeigentümer und Akteure. Dazu führen beide nun gemeinsam einen städtebaulichen Wettbewerb durch. Gesucht wird das beste Konzept zur Quartiersentwicklung. Das Ergebnis dieses Wettbewerbs wird die Grundlage für den neuen Bebauungsplan, der für das Gelände aufgestellt wird. Der Wettbewerb startet nach den Sommerferien, Stadt und Sparkasse rechnen damit, dass das Preisgericht im November über Entwürfe entscheiden kann. Dann schließe sich ein Realisierungswettbewerb an – die Idee ist, dass der finale Entwurfsplan dann im Juni 2021 vorgestellt werden kann.