© Beatrix Achinger, i.A.d. Stadt Marburg
„Ich bin sehr glücklich und beseelt“, sagte Stadträtin Kirsten Dinnebier, nachdem sie eine halbstündige Rikscha-Fahrt durch die Universitätsstadt genossen hatte: „Es zaubert einfach allen ein Lächeln ins Gesicht und es ist herrlich, Marburg auch aus dieser Perspektive zu sehen.“ Lange, bevor die erste von vier Touren mit je fünf Rikschas begann, hatten sich bereits mehr als ein Dutzend Interessierte auf dem Elisabeth-Blochmann-Platz versammelt, um die Fahrrad-Rikschas zu besichtigen und sich bei den erfahrenen Pilot*innen des Vereins „Radeln ohne Alter“ über das Projekt zu erkundigen. „Manche Bürger*innen haben ihre Bekannten und Freund*innen mit einer Rikscha-Fahrt als Geschenk überrascht und sie zum Elisabeth-Blochmann-Platz geführt“, erzählt Dr. Heinrich Grebe vom Fachdienst Altenplanung. „Die Touren hatten damit einen richtigen Event-Charakter.“
Das Projekt „Radfahren gemeinsam neu entdecken“ wird durch das Land Hessen gefördert und von dem Verein „Radeln ohne Alter Deutschland“ begleitet. Im Rahmen des Projektes erhalten verschiedene hessische Kommunen, Initiativen und Pflegeheime für je drei Monate eine Fahrrad-Rikscha mit Elektro-Antrieb. Auch die Universitätsstadt Marburg ist dabei. Die Rikschas bieten auf einer bequemen Sitzbank Platz für zwei Personen. Eine weitere Person tritt in die Pedale und steuert das Vehikel. Vor allem älteren Menschen soll es dadurch ermöglicht werden, trotz Mobilitätsbeeinträchtigungen gemeinsam mit anderen an der frischen Luft unterwegs zu sein. Eine Rikscha wird in Marburg von Ende September bis Ende Dezember für Fahrten an sonnigen Herbst- und Wintertagen im Einsatz sein.
Bei der Vorstellung des Projekts führte die Route vom Elisabeth-Blochmann-Platz ausgehend am östlichen Lahnufer über den Trojedamm bis zum Südbahnhof, über das westliche Ufer ging es über An der Weide zurück. Bevor die erste Tour startete, sagte Stadträtin Kirsten Dinnebier: „Das Projekt bietet besonders Senior*innen die wunderbare Möglichkeit, sich den Fahrtwind durch die Haare sausen zu lassen.“ Und die Organisator*innen vom Fachdienst Altenplanung und vom Verein „Radeln ohne Alter Deutschland“ erfreuten sich eines großen Zuspruchs – fast alle Touren waren ausgebucht. Stadträtin Anne Oppermann ergänzte am Start: „Was mich besonders freut, ist, dass ab September gerade auch Altenpflegeheime bedacht werden – denn besonders diese Einrichtungen hatten ja während der bisherigen Pandemie sehr zu leiden.“ Als Wunsch äußerte Oppermann, auch Einrichtungen der Eingliederungshilfe nicht zu vergessen, wenn das Projekt ab September in Marburg beginnt.
© Beatrix Achinger, i.A.d. Stadt Marburg
Die Rikscha-Fahrten sollen außerdem das in Marburg schon existierende Projekt „Gemeinsam geht alles besser“ bereichern, wie Dr. Heinrich Grebe erklärte. Im Rahmen dieses Projekts, das die Fachdienste Gesunde Stadt und Sport in Kooperation mit dem Fachdienst Altenplanung als Teil des KOMBINE-Programms organisieren, werden bereits ältere Menschen mit Ehrenamtlichen vermittelt, um gemeinsame Spaziergänge unternehmen zu können. Wenn ab September die Rikschas in Marburg Station machen, soll Menschen mit Mobilitätsbeeinträchtigungen nach dem gleichen Prinzip Rikscha-Fahrten ermöglicht werden – mit Ehrenamtlichen als Pilot*innen.
Im vergangenen Jahr konnten sich hessische Kommunen für eine Teilnahme am Projekt bewerben. „Wir als Fachdienst haben sofort gedacht: Das ist doch eine tolle Sache“, berichtet Dr. Heinrich Grebe. Um nun auf dieses Projekt aufmerksam zu machen, fährt der Verein „Radeln ohne Alter“ im Sommer alle beteiligten Kommunen ab. Sechs Rikschas sind in diese Hessen-Tour eingebunden. Die Initiative wurde im Jahr 2012 in Dänemark gegründet und ist mittlerweile fester Bestandteil in über 40 Ländern weltweit.
Bei der Aktion am Elisabeth-Blochmann-Platz war auch das Marburger Rolli-Rad zu besichtigen und kennenzulernen. Dabei handelt es sich um ein Spezialrad mit Rollstuhlplattform und Elektrounterstützung, dass ähnlich wie die Rikscha ein gemeinsames Fahrraderlebnis trotz Mobilitätsbeeinträchtigungen ermöglicht. Seit dem Jahr 2014 wird diese Möglichkeit in den Sommermonaten bereits regelmäßig genutzt, erklärt Jörg Fretter, der die Ausleihe organisiert. Das Rolli-Rad kann kostenlos für Ausfahrten über die Internet-Seite https://dreirad-marburg.org gemietet werden.