Dem Thema Partnergewalt widmet sich die Universitätsstadt intensiv – sowohl der Gewalt gegen Frauen als auch der gegen Männer. Dabei sollten die Hilfsangebote für Männer und Frauen nicht als Gegensätze begriffen werden, erläutert Oberbürgermeister Dr. Thomas Spies. „Strategien zur Stärkung von Betroffenen, sensible Beratungs- und Schutzkonzepte, Aufklärung über die Dynamik von Partnergewalt – all das ist das Verdienst einer jahrzehntelangen engagierten Arbeit in Frauenhäusern und Frauenberatungsstellen. Es gilt, Hilfsangebote für Männer nicht anstatt, sondern auf Basis dieses Erfahrungsschatzes mit diesen Stellen aufzubauen“, so der OB.
Dr. Christine Amend-Wegmann, Leiterin des Gleichberechtigungsreferats der Universitätsstadt Marburg, führt aus: „Das Thema Gewalt gegen Männer hat es in der Öffentlichkeit oft deswegen schwer, weil es häufig nur dann zur Sprache kommt, um feministische Angebote infrage zu stellen.“ Die Referatsleiterin ergänzt: „Darunter leiden aber die Männer, die Hilfe brauchen, wenn sie nur gegen von Gewalt betroffene Frauen ausgespielt werden.“
Die Veranstaltung am Mittwoch, 21. April, widmet sich daher ganz dem Thema „Häusliche Gewalt gegen Männer“. Zunächst gibt es per Videokonferenz eine kurze thematische Einführung ins Thema. Wenn ein Mann Opfer von Gewalt wird, kollidiert diese Erfahrung oft mit der gesellschaftlichen Vorstellung von Männlichkeit. Das wiederum führt häufig dazu, dass nicht darüber gesprochen wird. Hinzu kommt, dass es in Deutschland nur sehr wenige Anlaufstellen und Männerhäuser gibt, bei denen Männer Beratung und Unterstützung erhalten können. Informationen über diese Angebote gelangen zudem oft nicht richtig in den öffentlichen Blick.
Nach der Einführung wird über einen Link die Dokumentation „Hinter Türen“ für alle Teilnehmer*innen freigegeben. Im Anschluss findet online eine Diskussions- und Informationsrunde statt. Als Referenten berichten Manuel Drews und Tobias Lohs aus ihrer Praxis und stehen für Rückfragen bereit. Manuel Drews ist systemischer Therapeut und in der Geschäftsführung des Informationszentrums für Männerfragen in Frankfurt am Main tätig. Tobias Lohs berichtet von seinen Erfahrungen als Projektkoordinator im Männerhaus Leipzig.
Wissen über konkrete Hilfsangebote zu verbreiten, ist das Ziel der Veranstaltung. Wie wichtig das ist, betont der Projektmitarbeiter des Gleichberechtigungsreferates Janis Loewe: „Allein zu wissen, dass es Anlaufstellen gibt, macht Betroffenen Mut. Auch dem sozialen Umfeld hilft das Wissen um Hilfestrukturen dabei, Betroffene anzusprechen oder angemessen zu reagieren, wenn sich ein betroffener Mann ihnen anvertraut.“
Anmeldungen zur Veranstaltung sind bis zum 19. April unter gleichberechtigungsreferat@stadt-marburg.de möglich. Die Teilnahme ist kostenlos und erfolgt über Cisco Webex.