© Freya Altmüller, Stadt Marburg
„Der Zwischenbericht nach einem Jahr Ombudsstelle ‚Fair Wohnen‘ zeigt, wie gut das Angebot angenommen wird“, so Stadträtin Kirsten Dinnebier. „Die engagierten Ehrenamtlichen sind so gut eingebunden, dass sie auch als Mittler*innen für andere Unterstützungsangebote auftreten.“ Die Stadträtin dankte den Ehrenamtlichen herzlich für ihre Arbeit.
Das Ombudsangebot „Fair Wohnen“ wurde im Mai 2021 als ergänzendes Angebot zu bereits bestehenden Strukturen eingerichtet. „Die Ehrenamtlichen sind vermittelnd tätig, um Unstimmigkeiten zwischen Ratsuchenden und Vermieter*innen zu klären. Sie helfen unvoreingenommen und moderierend, damit das Ergebnis für alle Beteiligten zufriedenstellend ist“, erläutert die Sozialplanerin Monique Meier.
Ombudsfrau Bettina Böttcher-Dutton erzählt, dass es für viele schon eine Hilfe sei, dass ihnen jemand zuhöre. Viele trauten sich nicht, sich überhaupt zu äußern, weil sie Angst hätten, sich damit erst recht in Schwierigkeiten mit dem Vermieter oder der Vermieterin zu bringen. „Zunächst einmal ist es ganz wichtig, die Problemlage aufzudröseln“, ergänzt Kollegin Silvia Lerch-Denfeld. Die Ehrenamtlichen unterstützen nicht nur dabei, Kontakt mit Vermieter*innen und Nachbar*innen aufzunehmen, sondern auch benötigte Unterlagen zusammenzutragen und Briefe zu formulieren. Egal ob Reparaturen, Haustierhaltung oder Müllprobleme: Die Ombudsleute klären, schlichten bei Konflikten und helfen, einvernehmliche Lösungen zu finden.
© Freya Altmüller, Stadt Marburg
Oft steckten hinter dem Mietproblem noch ganz andere Problemlagen wie Vereinsamung oder Krankheit im Alter, fehlende Medienkompetenz im Zeitalter der Digitalisierung, finanzielle Rahmenbedingungen. Viele der Menschen, die sich beraten ließen, würden Transferleistungen beziehen, erzählen die Ombudsfrauen. Teilweise könnten Mieter*innen nur noch über eine App kostenlos Einsicht in ihren Energieverbrauch nehmen, so Böttcher-Dutton. Andere müssten sich die Abrechnungen dann für 30 Euro im Jahr zuschicken lassen.
Bei regelmäßigen Arbeits-und Austauschtreffen mit dem ganzen Team und der Koordinatorin, Sozialplanerin Monique Meier, findet eine kollegiale Beratung statt und aktuelle Anfragen werden besprochen. Darüber hinaus lernen die Ombudsleute andere Unterstützungsangebote und deren Arbeit kennen, an die sie die Ratsuchenden Mietende auch verweisen können. Es werden Netzwerkpartner*innen eingeladen. Zu Gast waren bereits der Mieterverein, die GeWoBau, das Kreisjobcenter oder „In Würde teilhaben“ – ein Angebot gegen Vereinsamung älterer Menschen vom Träger Arbeit und Bildung. Kooperationen sind sehr wichtig, wie beispielsweise mit dem städtischen Fachdienst Wohnungswesen, da die Ombudsstelle nicht direkt bei der Wohnungssuche unterstützt, sondern an die zuständigen Stellen weiterleitet. Ebenso findet im Rahmen des Ombudsangebotes auch keine Rechtsberatung statt. Es wird Auskunft über die Rechtslage in Schlichtungsfällen gegeben und bei Bedarf wird ein Kontakt zu einem geeigneten Rechtsbeistand vermittelt.
Ein Jahr nach Eröffnung der Ombudsstelle in der Friedrichstraße 36 ist nun ein weiterer Standort dazu gekommen. Ab sofort können sich Mieter*innen auch im Beratungs- und Begegnungszentrum in der Sudetenstraße 24 beraten lassen. Die neue Sprechzeit ist immer mittwochs von 17 bis 19 Uhr. Für beide Standorte sind telefonische Terminvereinbarungen notwendig – unter der einheitlichen Nummer: 0157 83 92 71 53.
Mit der neuen Sprechstunde am Richtsberg gibt es auch eine neue Ombudsfrau. Zu Bettina Böttcher-Dutton, Silvia Lerch-Denfeld, Janina Werth, Helmut Fiedler, Arndt Jacob und ist jetzt Anfang Mai noch Natalia Pauli dazugekommen. Sie spricht u.a. Ukrainisch, Russisch und Rumänisch und unterstützt das Team ab sofort. Sie war zuvor selbst eine Mieterin, die das Angebot „Fair Wohnen“ in Anspruch genommen hat. „Ich wurde mit viel Herz und Seele beraten“, erzählt sie. „Alleine ohne Unterstützung zu kämpfen, ist etwas ganz anderes als mit der Unterstützung der Ombudsstelle.“ Pauli war zuvor auch schon bei anderen Angeboten am Richtsberg aktiv.
Die Ombudsstelle ist auch per Mail unter fair-wohnen@marburg-stadt.de erreichbar, mehr Infos und der Zwischenbericht nach einem Jahr außerdem unter www.marburg.de/fair-wohnen.