© Birgit Heimrich, Stadt Marburg
Alleine kann die Stadt diesen Marathon nicht laufen. Er ist laut Spies eine Gemeinschaftsaufgabe für die ganze Stadt: „Aus über 500 Vorschlägen, Anregungen, Hinweisen ist ein umfangreiches Paket geworden mit einer Vielzahl konkreter Maßnahmen“, berichtet Spies. Monatelang haben mehrere Arbeitsgruppen aus der Verwaltung zusammen Expert*innen der GeWoBau und Stadtwerke Marburg an dem Plan gearbeitet – „mit großem Einsatz, Eifer und Leidenschaft im Innern sowie dem Schwung der breiten Klimabewegung von außen“, lobt Spies. Dabei wurden die Vorschläge geprüft, gebündelt und zu Maßnahme-Paketen zusammengefasst. „Beispielsweise gab es viele Vorschläge der Bürger*innen, die Marburg als Stadt nicht regeln darf – eine erste Maßnahme lautet deshalb: sich für mehr Rechte für die Kommunen einsetzen“, so Spies.
Mit dem nun vorliegenden Klima-Aktionsplan werde die Klimaschutzpolitik der Stadt mit Nachdruck fortgesetzt, ausgebaut und intensiviert – und zwar konsequent, systematisch, überprüfbar, fair und sozial gerecht. „Klimaneutral bis 2030 – das kann die Stadt nur schaffen, wenn alle Bürger*innen mitmachen und versuchen, Klimaschutz in ihrem Alltag zu leben und zu integrieren“, betont der Oberbürgermeister. „Nur gemeinsam, nur miteinander werden wir diese Herausforderung meistern“.
Wie das gehen kann, listet der Plan auf – unterteilt in vier große Handlungsfelder, ausgestattet mit jeweiligen Ober- und Unterzielen sowie konkreten Maßnahmen zur Umsetzung. Die Handlungsfelder sind überschrieben mit
- klimaneutrale, lokale Energieerzeugung, klimaneutral und sozialverträglich Bauen und Modernisieren
- klimaneutrale Mobilität
- Unterstützung für die Stadtgesellschaft
- klimaneutrale Flächennutzung.
Dabei fängt Marburg nicht bei Null an. Die klimaschädlichen Emissionen sind in Marburg seit 2010 von 800.000 Tonnen schon auf 740.000 Tonnen im Jahr 2017 gesenkt worden. Die größten Potenziale, um klimaschädliche Emissionen einzusparen, liegen nach wie vor in der energetischen Sanierung von Gebäuden, im Ausbau von erneuerbaren Energien, in der Energieeffizienz und im Energiesparen sowie im klimafreundlichen Verkehr. Das berichtet Oberbürgermeister Spies in der Pressekonferenz zusammen mit Bürgermeister und Klimaschutzdezernent Wieland Stötzel. Für die Stadt sind bei der Vorstellung des Handlungskonzepts außerdem Bauamtsleiter Walter Ruth, Fachdienstleiter Klimaschutz Jochen Friedrich, die Klimaschutzbeauftragten Wiebke Smeulders und Jennifer Engel sowie der städtische Sanierungsmanager Achim Siehl dabei. Holger Armbrüster, Geschäftsführer der Stadtwerke Marburg, und Jürgen Rausch, Geschäftsführer der GeWoBau Marburg, stellen den Plan ebenfalls mit vor.
„Die zeitnahe konkrete Umsetzung der Maßnahmen des Klima-Aktionsplans ist entscheidend, damit die Bürger*innen in Marburg auch in Zukunft in einer lebenswerten, wirtschaftlich erfolgreichen und sozialen Stadt leben können“, betont Bürgermeister und Klimaschutzdezernent Wieland Stötzel.
© Birgit Heimrich, Stadt Marburg
Ein Schwerpunkt im Klima-Aktionsplan 2030 ist denn auch weiterhin die energetische Sanierung – inklusive der Liegenschaften der Stadtverwaltung und der GeWoBau. Rund 350 Gebäude gehören der Stadt, ca. 400 hat die GeWoBau mit rund 150.000 Quadratmetern Wohnfläche, berichtet Jürgen Rausch. Das sind zusammen rund drei Prozent aller 25.000 Gebäude, die es in Marburg gibt. Dass die Wohnungsbaugesellschaft bei der energetischen Sanierung des Bestands „noch eine Schippe drauflegen wird“, stellt GeWoBau-Geschäftsführer Rausch klar. Trotzdem: Das Thema energetische Sanierung zeigt, was die Stadt Marburg mit den städtischen Gesellschaften tun will und tun kann. Mindestens ebenso wichtig aber ist, dass sie mit dem Klima-Aktionsplan 2030 den Rahmen für das große Ziel der Klimaneutralität bis 2030 schafft. Um es zu erreichen, müssen viele weitere Akteure mitziehen – jede*r Einzelne vor Ort ebenso wie Bund und Land, auf deren Entscheidungen und Unterstützung für die Kommunen es genauso ankommt.
Auch die Stadtwerke Marburg haben eine zentrale Rolle beim Ausbau von Fernwärme und Solarenergie sowie im Verkehrssektor – unter anderem mit der Elektrifizierung des Stadtbusverkehrs, betont Holger Armbrüster. Dazu soll mit mehr ÖPNV sowie dem Ausbau des Fahrrad- und Fußverkehrs der motorisierte Individualverkehr reduziert werden. Als erste konkrete Maßnahmen sind beispielsweise weitere Fahrradstraßen und Schutzstreifen sowie eine Radschnellverbindung östlich der Lahn geplant. Ein weiterer Fokus sind klimaneutrale und klimafreundliche Antriebe im Verkehrsbereich. Auch die Klima-Bildung soll auf verschiedenen Ebenen zum Kernthema werden.
Den Klima-Aktionsplan 2030 umzusetzen, wird auch große finanzielle Anstrengungen erfordern. Die Gesamtkosten von 2021 bis 2030 liegen nach dem derzeitigen Stand bei insgesamt rund 130 Millionen Euro für die städtischen Maßnahmen. Dazu kommen Investitionen der Stadtwerke und der GeWoBau.
„Der Klima-Aktionsplan 2030 ist kein abgeschlossenes Werk, sondern work in progress“, so Oberbürgermeister Spies. „Er ist der Startschuss unseres ambitionierten Klimaschutzmarathons und muss in den nächsten Jahren kontinuierlich überprüft und angepasst werden. Dies wollen wir auch weiterhin unter breiter Beteiligung der Bevölkerung, aller engagierten Menschen, von Wirtschaft und Wissenschaft tun. Ein langer Atem ist in jedem Fall wichtig.“
Der Klima-Aktionsplan 2030 ist auf der Website der Stadt Marburg unter www.marburg.de/klimaschutz abrufbar.
Er wird am 16. Juni in der gemeinsamen Sitzung des Ausschusses für Umwelt, Energie und Verkehr mit dem Bau- und Planungsausschuss beraten. Die Sitzung ist öffentlich und beginnt um 18 Uhr im TTZ (Softwarecenter 3). Am 26. Juni soll dann die Stadtverordnetenversammlung über das Gesamtpaket entscheiden.