„Gerade ältere Menschen benötigen jetzt Hilfe, weil sie der Risikogruppe angehören. Ich habe dabei an meine Oma gedacht“, erklärt Christian Dorsch. Die Oma wohnt aber weiter weg, ihr direkt kann Dorsch nicht so unkompliziert helfen, wie anderen Menschen, die in seiner Nähe wohnen. „Ich habe gerade Urlaub und möchte die Zeit gerne nutzen und helfen. In den Medien habe ich so viel über Nachbarschaftshilfen gehört – das hat mich angesteckt“, erklärt er.
Dorsch hat sich gleich am ersten Tag bei der Corona-Hilfe Marburg gemeldet, die Helfende und Hilfesuchende zusammenbringt. Und dort hat er auch sehr schnell einen Kontakt zu einer Dame bekommen, die Hilfe benötigte. Für sie hat Dorsch ein Rezept beim Arzt abgeholt und in der Apotheke eingelöst. „Es ist ein kleiner Beitrag, der viel bewirkt – und bei dem Wetter macht es doppelt Spaß: Ich bin in der Sonne unterwegs und kann dabei noch helfen“, erklärt Dorsch.
In den ersten Tagen haben sich bereits mehr als 50 Helfer*innen und rund 20 Menschen, die Hilfe benötigen, bei der Koordinierungsstelle gemeldet und registriert. Die Mitarbeiter*innen der Hotline fragen im Gespräch ab, wie die Helfer*innen unterstützen möchten, wieviel Zeit sie einbringen, wo sie wohnen und wie sie unterwegs sind. Mit denen, die Hilfe suchen, führen sie ebenfalls ein detailliertes Gespräch und fragen nach, welche Hilfen benötigt werden. Aus diesen Informationen führt die Koordinierungsstelle dann Helfende und Hilfesuchende zusammen.
So kam über die Koordinierungsstelle auch eine Frau mit Lungenerkrankung mit einer Frau zusammen, die helfen möchte. „Wir haben uns erstmal kennengelernt“, berichten sie. Einkäufe möchte die Helfende erledigen und auch beim Wegbringen der Post kann sie unterstützen. „Für mich ist das schon eine große Umstellung“, berichtet die Hilfesuchende. Sie gehe sonst alle zwei bis drei Tage selbst los und mache ihre Einkäufe gezielt in verschiedenen Geschäften. „Da muss ich das, was ich benötige, neu strukturieren. Ich kann meine Helferin ja nicht in so viele verschiedene Läden schicken – sondern möchte sie nur in einen schicken, wo es alles gibt.“ Sie ist sehr froh über das Koordinierungsangebot und die Nachbarschaftshilfe. „Ich bin sehr erleichtert, dass jemand für mich einkaufen kann. Ich werde erst wieder unter Menschen gehen können, wenn es einen Impfstoff gibt“, erklärt die hilfesuchende Frau.
Hintergrund:
Wer sich freiwillig ehrenamtlich engagieren möchte oder wer Hilfe benötigt kann sich ab sofort Montag bis Freitag von 9 bis 16 Uhr melden unter (06421) 201-2000 oder per Mail unter coronahilfe@marburg-stadt.de. Ein Team nimmt die Anmeldungen entgegen, informiert Helfende und Hilfesuchende unter anderem über Datenschutz, Versicherungsschutz und über Verhaltensleitlinien und vermittelt sie dann untereinander. Die Freiwilligen und die Hilfesuchenden können dann selbst miteinander in Kontakt treten und sich absprechen. Eingebunden sind bereits bestehende Nachbarschaftsinitiativen, in denen sich schon hunderte Helfer*innen zusammengeschlossen haben.
Melden können sich alle Personen, die wegen der Corona-Krise Unterstützung benötigen. Und helfen können alle Freiwilligen ab 18 Jahren, die nicht selbst der Risikogruppe angehören. Sie können beispielsweise Einkäufe erledigen, Besorgungen in der Apotheke machen, Post- und Behördengänge übernehmen oder Haustiere versorgen. Auch wer Fragen zu den Themen Hilfe und Unterstützung hat, kann sich bei der neuen Hotline melden.
Trägerinnen der Anlaufstelle sind die Universitätsstadt Marburg und die Freiwilligenagentur Marburg-Biedenkopf e. V. (FAM) in Kooperation mit den Trägern aus dem Beratungszentrum sowie dem Projekt „In Würde Teilhaben Marburg“. Die Anlaufstelle arbeitet vernetzt mit anderen Nachbarschaftsinitiativen zusammen, um die bestmögliche Hilfe zu organisieren.