© Nadja Schwarzwäller i.A.d. Stadt Marburg
Als „Michelbergere marca“ ist der heutige Marburger Stadtteil Michelbach erstmals zwischen 802 und 817 gemeinsam mit Lahntal – Caldern „calantra“ urkundlich erwähnt worden und hält mit seiner langen Dorfgeschichte interessante Spuren bis heute bereit. Es begann zunächst mit siedelnden Bauern am namensgebenden Michelbach, zu denen erst später das „Oberdorf“ mit kleinen Höfen mit Nebenerwerbslandwirten hinzustieß. Das Dörfchen wuchs gen Süden und Osten, nach dem Zweiten Weltkrieg sowie in den 1970er- und 80er Jahren und weiterhin durch ein weiteres Siedlungsgebiet im Jahr 2004, insbesondere auch durch den Unternehmensstandort „Görzhäuser Hof“. Rund 2060 Einwohner*innen wohnen heute in Michelbach und feierten 2017 ihre 1200-Jahrfeier.
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Mit der Martinskirche im romanischen Stil ist die älteste Kirche Marburgs, in der noch Gottesdienste gefeiert werden, in Michelbach zu finden. Sie wurde um 1200 erbaut und ist damit auch älter als die Elisabethkirche, aber nicht so alt wie das Michelchen in Marburg. Sowohl „Die Turmeule“ der evangelischen Kirchengemeinde, die fünf- bis sechsmal jährlich, als auch die „Michelbacher Zeitung“ („MiZe“) des Vereins „Ortsschelle Michelbach“, die viermal jährlich erscheint, wenden sich an alle Stadtteilbewohner*innen. Beides sind Informationsblätter über alles, was im Ort geschehen ist und geplant wird. Auch das virtuelle Format in Form einer Stadtteilhomepage wird angeboten. Auch hier wird durch ehrenamtliches Engagement über alle Veranstaltungen und Ereignisse in und um Michelbach berichtet.
In der Sitzung und Versammlung aller Ortsvereine werden die Aktivitäten des regen Vereinslebens im Ort gebündelt und terminlich geordnet. Der Turn- und Sportverein (TSV) Michelbach ist der größte Verein im Ort und bietet unter anderem mit den Abteilungen Fußball und „Fitness für alle“ ein breites sportliches Angebot. Die „Freiwillige Feuerwehr Marburg-Michelbach“ wird geprägt von den personell großen Einsatzabteilungen, aber auch durch die Arbeit in der Jugend- und der sonst eher seltenen Kinderfeuerwehr. Der Männergesangverein (MGV) Michelbach ist ein Beispiel für eine Kooperation über die Stadtteilgrenzen hinweg, nämlich als Kooperation mit dem Chor aus Lahntal-Sterzhausen. Als jüngster Verein in Michelbach bietet der Christliche Verein Junger Menschen (CVJM) die Möglichkeit, sich zu vernetzen. Der Verein sitzt im evangelischen Gemeindehaus und wendet sich mit verschiedenen Angeboten an seine Mitglieder. Dazu gehören die Arbeitszweige: Frauenkreis sowie Kinderaktionsnachmittage und der CVJM-Hockey oder auch „Floorball“ für Kinder- und Jugendliche im Ort. Der Verein „Kulturcafé Michelbach“ betreibt die Kulturscheune mit einem breitgefächerten Kulturprogramm in Michelbach. Als das neuste Angebot gilt der „Kunst-Kulturpfad“ als ein neuer Wanderpfad im Stadtteil.
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Lesestoff aus der „Michelbücherei“
Den jüngsten Michelbacher*innen stehen die Türen der örtlichen Grundschule Michelbach sowie der Kindergärten „Am Waldacker“ und in der „Friedrich-Fröbel-Straße“ offen. Außerdem bieten weitere dezentrale Plätze im Stadtteil Gelegenheit zu Sport- und Spiel, sowie weiterer Freizeitgestaltung. Es bestehen auch weitere Angebote im „Jugendclub“, der „Michelbücherei“, im Back-, Gemeinde- und im Bürgerhaus. Seit 2015 ist beispielsweise auch die Flüchtlingsinitiative Michelbach aktiv, die geflüchteten Menschen aus der Gemeinschaftsunterkunft Csellner Hof den Start in einem neuen Land erleichtern möchte und in allen Lebenslagen Unterstützung anbietet. Dazu gehören: Sprache, Aus- und Weiterbildung, Wohnungssuche, Behördengänge und vieles mehr. Die Initiative arbeitet dabei auch mit anderen Michelbacher Vereinen zusammen und organisiert zum Beispiel das Begegnungs-Café.
Das Bürgerhaus in Michelbach umfasst neben einem großen Saal mit Bühne auch eine Küche, einen Clubraum und eine Kegelbahn. Die Räume des Untergeschosses sollen auf längere Sicht saniert werden, was bauliche, energetische und technische Maßnahmen umfasst. Zusätzlich sollen die Sanitäranlage und die Ausstattung erneuert werden. Der Beginn mit dem Untergeschoss des Hauses ist für die Zeitspanne 2024 bis 2029 geplant. Mittelfristig ist eine grundhafte Sanierung des Bürgerhauses erforderlich. Es handelt sich hierbei um die im Abschlussbericht zum „Entwicklungskonzept für die Bürgerhäuser in den Außenstadtteilen von Marburg“ festgelegten Maßnahmen. Dies ist der Stand der Maßnahmen zum Zeitpunkt des Berichts im Mai 2020. Neben der Nutzung durch die Vereine ist das Michelbacher Bürgerhaus aufgrund seiner Größe und eines schönen Ausblicks auf die Berge des Hinterlands auch für private Feiern sehr beliebt. Mit der Buslinie 14 ist das Dorf an den ÖPNV der Stadt angeschlossen und vom Hauptbahnhof Marburg in etwa 20 Minuten auch für Ausflügler*innen zur naturnahen Erholung erreichbar.
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Über alle weiteren festlichen Veranstaltungen, das Kulturprogramm und Aktivitäten von der Karnevalshochburg bis hin zu Kalli’s Hoffest, den Martinsmarkt und/oder aktiven Initiativen und den weiteren zahlreichen Vereinen aus und in Michelbach gibt es Informationen zum Weiterlesen unter www.michelbach.de.
Dass den Michelbacher*innen viel an ihrem Stadtteil gelegen ist, beweist allein schon, dass sie nicht nur Teil des Landesprogramms „Dorfentwicklung – Integriertes kommunales Entwicklungskonzept (IKEK)“ sind, sondern sich zusätzlich eigenständig bei dem Landes- und Regional-Wettbewerb „Unser Dorf hat Zukunft” beworben haben. Der gemeinnützige Ortsverein „Unser Michelbach“ ist mit der Planung und Vorbereitung zur Wettbewerbsteilnahme betraut. Ortsvorsteher Peter Aab sagt über den Stadtteil: „Michelbach ist offen, vielfältig und bunt. Michelbach hat zu allen Zeiten als wachsender Ort Neubürger*innen dazugewonnen und integriert. Die Spannbreite reicht von der Kinder- und Jugendfeuerwehr und den breitgefächerten Ortsvereinen mit Chor- und Kulturaktivitäten über die Flüchtlingsinitiative und noch zu errichtende Projekte bis zur Seniorenarbeit durch die DRK Schwesternschaft Marburg.“ Dem Ortsvorsteher und anderen Bürger*innen komme Michelbach auch durch die neu bauenden Familien mit Kindern „lebendig, jung und engagiert“ vor. Michelbach trage also auch in seiner Bebauung „die Herzform“ mit seinen beiden Kammern – nicht ohne Grund.
Zum Hintergrund:
Marburg ist Universität, Marburg ist Stadt – und Marburg ist Dorf. Rund 12.000 der Einwohner*innen Marburgs leben in den dörflichen Außenstadtteilen. Die Bürgerhäuser sind dort oftmals Orte des Miteinanders. Deshalb will die Stadt in den kommenden Jahren auf der Basis eines großangelegten Entwicklungskonzepts die Bürgerhäuser in den jeweiligen Stadtteilen bedarfsgerecht sanieren, teilweise auch abreißen und neu bauen. Eine gemeinsam mit Vertreter*innen aller Außenstadtteile erstellte Prioritätenliste teilt die Vorhaben grob ein, zunächst bis 2029. Voraussichtlich werden die Maßnahmen insgesamt darüber hinausgehen. Das Gesamtvolumen der Investitionen wird sich auf circa 15 Millionen Euro belaufen. Der Impuls für das Entwicklungskonzept kam durch die Beteiligung der Stadt Marburg am Dorfentwicklungsprogramm des Landes Hessen.
Die Stadt nutzt das Konzept zusätzlich, um die Außenstadtteile in den Fokus zu nehmen. Dazu werden im monatlichen Rhythmus unter dem Slogan „Mein Dorf in Marburg“ jedes Bürgerhaus und der dazugehörige Außenstadtteil einzeln portraitiert und detaillierter vorgestellt.