© Stefanie Ingwersen, Stadt Marburg
„Anders als in den Schulen gibt es für die kleineren Kinder in Kitas und Krippen keine Verpflichtung zu Corona-Tests“, sagt Stadträtin und Jugenddezernentin Kirsten Dinnebier. „Viele Eltern von kleinen Kindern machen sich große Sorgen. Wir wollen mit den Präventionswochen dem vielfachen Wunsch nach mehr Sicherheit gerne nachkommen“, so Dinnebier. Angelehnt ist der Aktionszeitraum an das Konzept der Schulen, in denen die ersten Wochen nach den Ferien verstärkt getestet wird. „Dieses Prinzip wollen wir nach der Weihnachtszeit in Marburg erstmals auch für die Kitas anbieten.“
Die Präventionswochen finden in Absprache mit der Marburger Corona-Expertengruppe Kinderbetreuung statt. In der Runde beraten sich seit über einem Jahr Vertreter*innen der Stadt und der freien Träger, Mediziner*innen, Jugendamt und Elternschaft regelmäßig über die Kinderbetreuung und den Kita-Betrieb unter Pandemie-Bedingungen. Die Präventionswochen gelten einheitlich in Marburger Kitas und Krippen mit ihren rund 3000 betreuten Kindern, egal ob sie in städtischer oder freier Trägerschaft sind.
© Stefanie Ingwersen, Stadt Marburg Alle Eltern, die mitmachen wollen, erhalten in ihrer jeweiligen Einrichtung Test-Kits für jedes Kind. Getestet werden soll an je drei Tagen pro Aktionswoche. Die Tests sind für die Eltern kostenfrei, die Finanzierung übernimmt die Stadt mit Zuschüssen des Landes. Verteilt werden spezielle Lolli-Tests, die auch für kleine Kinder geeignet und einfach anzuwenden sind. Jedem Test liegt eine bebilderte Anleitung bei, wie die Tests angewendet werden. Mit im Elternpaket liegt auch die dringende Bitte, die Kita-Tests auch tatsächlich in die ersten beiden Kita-Wochen nach den Ferien zu nutzen – und beispielsweise nicht schon für Ausflüge oder Verwandtenbesuche über Weihnachten. Die bereitgestellten Tests dienen ja auf Wunsch der Elternschaft explizit der erhöhten Sicherheit in den Einrichtungen. Das Formular zur Teilnahme an den Aktionswochen ist in den Einrichtungen in mehreren Sprachen erhältlich.
Die Eltern können dann nach den Ferien ihre Kinder morgens vor dem Besuch der Einrichtung in ihrer gewohnten Umgebung zu Hause testen. Der Test – und das Ergebnis – vor dem Gang in die Kita soll das Sicherheitsgefühl und die Sicherheit für die anderen Kinder, ihre Eltern sowie das Kita-Personal verbessern. „Wir hoffen außerdem, dass durch die eigenständige Testung zu Hause mehr Eltern mitmachen“, erklärt Kirsten Dinnebier ein weiteres Ziel. Denn: Während des Pilot-Versuchs der Stadt im vergangenen Frühjahr in mehreren Einrichtungen war nur etwa die Hälfte der Marburger Eltern bereit, schriftlich in die Testung ihrer kleinen Kinder in der Kita einzuwilligen.
© Stefanie Ingwersen, Stadt Marburg Die Stadträtin hat für die Zurückhaltung der Eltern auch Verständnis: Anders als bei Schulkindern könnten sich die Kleinen ja nicht selbst testen, das müssen Erwachsene mit ihnen tun – geschultes externes Personal oder speziell eingewiesene Erzieher*innen. Das wecke einige Unsicherheiten bei den Eltern, die dann lieber gar keine Einwilligung geben. „Außerdem zeigt unsere Erfahrung, dass es praktisch unmöglich ist, Gruppen von kleinen Kindern in einer Kita der Reihe nach durchzutesten“, berichtet Angela Stefan. Sie ist die Leiterin des Fachdiensts Kinderbetreuung. „Egal wie spielerisch und einfühlsam das Personal vorgeht, es gibt immer Kinder, denen der Lolli-Test nicht schmeckt, die in der Situation nicht genügend Spucke produzieren können, damit er überhaupt funktionieren kann, oder schlicht keine Lust darauf haben und genau dann unbedingt lieber spielen wollen.“ Dass bei einer Test-Aktion in einer Kita-Gruppe manche drankämen und andere nicht, je nachdem, welche Eltern unterschrieben haben, mache die Situation für Kinder und Testende nicht einfacher.
Deshalb haben sich die Expertengruppe und die Elternvertreter*innen auch für die Variante „Testung vor der Kita für die Kita“ ausgesprochen. Ein positives Schnelltest-Ergebnis zu Hause bedeutet dann aber nicht automatisch eine Corona-Infektion. Ist der Kinder-Test positiv, verständigen die Eltern ihre Einrichtung sowie das Gesundheitsamt. Dann folgt ein PCR-Test zu Betätigung des Ergebnisses, und die ganze Familie wird für das weitere Verfahren vom Gesundheitsamt betreut. Aber: „Bei den Schnelltests ohne konkreten Anlass und ohne Symptome hatten wir noch nie eine PCR-Bestätigung“, berichtet Angela Stefan.
Anders sieht das bei den so genannten anlassbezogenen Testungen aus. Sie werden in den Marburger Einrichtungen standardmäßig von geschultem Personal durchgeführt, wenn es in einer Gruppe den Verdachtsfall auf eine Corona-Infektion gibt. Aber auch dann ist die Teilnahme freiwillig, „und auch dann geben in der Regel nur rund die Hälfte der Eltern ihre Einwilligung“, so die Fachdienstleiterin.
© Stefanie Ingwersen, Stadt Marburg In den beiden Präventionswochen sollen mögliche asymptomatische Corona-Infektionen, die sich Kinder in der Ferienzeit zugezogen haben, entdeckt werden. „Wir hoffen, dass viele Eltern mitmachen und sich dadurch ihre eigene Familie, die anderen Kinder und Eltern sowie das Personal in den Einrichtungen sicherer fühlen und sicherer sind“, appelliert Stadträtin Dinnebier. Mitte Januar kehren die Einrichtungen zu bewährten Kita-Alltag unter Pandemie-Regeln zurück: mit weiterhin getrennten Gruppen, bestmöglicher Einhaltung der Hygiene-Regeln, 3-G-Bestimmungen für das Personal sowie Testung bei Anlass und Verdacht.