© Tina Eppler, Universitätsstadt Marburg
Kindertagesstätte am Richtsberg feiert Richtfest. Platz für zwei Hortgruppen, zwei Kindergartengruppen und eine Krippengruppe
Presseinformation vom: 21.07.2015
"Einen Kindergarten sollte man haben, so schön wie jedes andere Haus, wobei Sang und Spiel sich laben, die Kinder in Ergänzung zum Elternhaus", so drückte es Zimmermeister Markus Nau am Montag auf dem Dach der entstehenden Kindertagesstätte mit Familienzentrum am Richtsberg aus. Im Karlsbader Weg 5 feierten Bürgermeister Dr. Franz Kahle und rund 30 Gäste Richtfest für das Gebäude.
"Wir freuen uns heute über den Zwischenstand für ein Gebäude, das künftig zwei Kindergartengruppen, eine Krippengruppe und zwei Hortgruppen beherbergen wird. Damit verbessert die Universitätsstadt Marburg weiter ihre bereits hohe Kinderbetreuungsversorgung", betonte der Jugend- und Baudezernent.
Nach der Stadthalle sei die Kindertagesstätte die derzeit größte Hochbaumaßnahme der Stadt. Geplant und entworfen aus städtischer Hand, von Architekt und Hochbauleiter Oliver Kutsch, erfülle das Passivhaus hohe energetische Ansprüche, erläuterte Kahle. Doch der eigentliche Anlass für den Bau sei die Kinderbetreuungssituation vor Ort, machte der Bürgermeister deutlich. Mit fast 10.000 Bewohnerinnen und Bewohnern sei der Richtsberg der zahlenmäßig größte Stadtteil und habe den mit Abstand höchsten Kinderanteil. "Die Universitätsstadt Marburg baut daher neu, um der großen Nachfrage an Betreuungs-, Krippen- und Kindergartenplätzen im Stadtteil gerecht zu werden", so Kahle weiter. Im Rahmen eines Familiennetzwerks, das in Kooperation mit der Bürgerinitiative für Soziale Fragen weiterentwickelt und ausgebaut werden soll, stehen in dem Neubau künftig auch Räume für ein Beratungsangebot und einen Treffpunkt zur Verfügung.
© Tina Eppler, Universitätsstadt Marburg
"Wir sprechen vom Betreuungsverbund Richtsberg, das heißt wir arbeiten mit den Kindereinrichtungen in städtischer Trägerschaft zusammen, aber wir haben natürlich auch eine enge Kooperation mit den drei anderen Einrichtungen, Berliner Straße, Damaschkeweg und die Einrichtung in der Badestube", führte der Bürgermeister weiter aus. Die Astrid-Lindgren-Schule bildet mit der Richtsberg-Gesamtschule einen großen Schulkomplex. Mit bemerkenswerter Offenheit hätten umfangreiche Gespräche mit beiden Schulen stattgefunden, um das neue Angebot hier zu integrieren und so der gesteigerten Nachfrage Rechnung zu tragen, wandte sich der Bürgermeister an die Schulleiterin der Astrid-Lindgren-Schule, Claudia Herwig, und den Leiter der Richtsberg-Gesamtschule, Thomas Ferber.
"Wir wissen, dass der Bildungserfolg und die Chancen in unserer Gesellschaft vor allem davon abhängen, dass Kinder und Jugendliche frühzeitig stark gefördert werden. Die Universitätsstadt Marburg setzt sich, im Vergleich zu vielen anderen Städten, seit vielen Jahren erfolgreich mit einer ausgebauten Betreuung dafür ein. "Unser Anspruch ist ja nicht nur, Kinder aufzubewahren, sondern zu bilden", machte der Jugenddezernent deutlich. Was fehle, solle mit diesem entstehenden Gebäude neu gestaltet werden. "Für die Fertigstellung des Baus wünsche ich allen Beteiligten ein gutes Gelingen und vor allem, wie bisher, einen sicheren und unfallfreien Verlauf", richtete der Bürgermeister abschließend das Wort an die versammelten Handwerker.
Mit der Ausweitung der Ganztagsbetreuung und der Erweiterung des Betreuungsangebotes für Kinder unter drei Jahren schafft die Universitätsstadt Marburg dauerhaft eine familienfreundliche Betreuungsstruktur im Stadtteil Richtsberg. Durch die Nähe zum Hort "Bildungsstätte am Richtsberg", der Astrid-Lindgren-Schule (ALS) und der Richtsberg-Gesamtschule (RGS) wird eine intensive Kooperation mit den bestehenden Einrichtungen angestrebt.
Neben ausreichend Raum für die Kinderbetreuung, bietet das zweigeschossige Gebäude zudem Platz für einen Multifunktionsraum, ein Familienberatungszentrum und eine Küche. Dort können über 100 Essen zubereitet werden.
Das Gebäude ist barrierefrei, mit einem Aufzug und einem Behinderten-WC. Als Passivhaus reduziert es die jährlichen Energiekosten und CO2-Emissionen erheblich. Insgesamt stehen in dem Neubau künftig 1.196,72 Quadratmeter zur Verfügung, 553,08 Quadratmeter im Erdgeschoss und 643,64 Quadratmeter im Obergeschoss. Die Baukosten betragen 3.978.000 Euro. Baubeginn war im August 2014, fertig sein soll die neue Kindertagesstätte Ende 2015.
Weil der Richtsberg als Stadtteil für Familien attraktiv ist, reicht das derzeitige Angebot für Kinder im Alter von einem halben Jahr bis sechs Jahre noch nicht aus. Die Universitätsstadt Marburg will mit ihren neuerlichen Investitionen den Rechtsanspruch auf einen Kindergartenplatz wohnortnah erfüllen. Im Krippenbereich fehlt derzeit eine Gruppe, für Kinder im Alter von drei bis sechs Jahren fehlen zwei Gruppen. Auch im Hortbereich für Kinder von sechs bis zehn Jahren werden weitere Angebote benötigt.
Um den Versorgungsgrad über 50 Prozent anzuheben - an manchen anderen Grundschulen liegt die Versorgung bereits weit über 80 Prozent - werden im Neubau zwei Hortgruppen eingerichtet. Die "Bildungsstätte am Richtsberg" verfügt dann über zehn Gruppen und insgesamt etwa 200 Plätze.
Die zwei Kindergartengruppen, eine Krippengruppe und zwei Hortgruppen müssen in dem Neubau untergebracht werden, da in den bestehenden Einrichtungen dafür keine Räumlichkeiten zur Verfügung stehen und dort auch nicht geschaffen werden können.
Darüber hinaus werden für den Ausbau des Betreuungsverbundes Beratungsräume für Elternangebote benötigt, wie die Stadt sie bereits in Familienzentren umsetzt. Das Investitionsprogramm des Landes für die Schaffung von Krippenplätzen ist 2013 ausgelaufen, da davon ausgegangen wurde, dass dann der Rechtsanspruch erfüllt ist. Diesen Anspruch erfüllen bislang die wenigsten Kommunen, so dass davon auszugehen ist, dass die Förderung verlängert wird. Daher rechnet die Stadt mit einem Zuschuss in Höhe von 150.000 Euro für die Krippengruppe.
Konzeption
Auf dem Gelände der Richtsberg-Gesamtschule entsteht ein Neubau, mit folgendem Raum- und Funktionsprogramm:
- 1 Einheit für Krippennutzung (1 Gruppe),
- 2 Einheiten für Kindergartennutzung (2 Gruppen),
- 2 Einheiten für Hortnutzung (2 Gruppen),
- Multifunktionsraum,
- Familienberatungszentrum,
- Küchenbereich (Kochküche) für 100 - 110 Essen,
- Haustechnikräume und
- Hauswirtschaftsraum.
Das Gebäude ist barrierefrei geplant, der Einbau eines Aufzugs und Behinderten-WC ist vorgesehen. Geplant ist ein Gebäude mit zwei Geschossen. Der Haupteingang befindet sich im Erdgeschoss, im Inneren werden die beiden Etagen über eine Treppe miteinander verbunden. Im Erdgeschoss werden die Einheiten 1 bis 3 (Kindergarten- und Krippennutzung) angeordnet. Im Obergeschoss werden die Hortnutzung und das Familienzentrum untergebracht. Für die Sicherstellung des zweiten Fluchtweges werden den Räumen im Obergeschoss auf der Nord- und Südseite Fluchtbalkone vorgestellt. Das Gebäude ist als Passivhaus konzipiert. Das Dach ist für die Aufstellung von PV-Modulen und Solarthermie vorgesehen. Auf der Südseite wird der Fluchtbalkon mit sichtbaren PV-Modulen verkleidet.
Im Rahmen der Freiflächengestaltung sollen über die Freiflächen für die pädagogische Nutzung hinaus stadtplanerische Aspekte berücksichtigt werden. Insbesondere die Verbesserung der sozialen Kontrolle wird durch die Anordnung zusätzlicher Nutzungsangebote angestrebt.
Konzeption Haustechnik
Warmwasserbereitung:
Die Warmwasserbereitung erfolgt über die Nutzung der Abwärme der Kühlgeräte per Wärmetauscher. Zur Abdeckung von Spitzenlasten wird für den Pufferspeicher ein Elektroheizstab vorgesehen.
Wärmeversorgungsanlagen:
Die Fernwärme wird von den Stadtwerken Marburg bezogen, der Anschluss erfolgt an die Fernwärmezentrale der Richtsberg-Gesamtschule. In der Fernwärmezentrale ist eine Kesselanlage mit BHKW aufgestellt. Der Anschluss erfolgt auf der Primärseite der Stadtwerke, so dass die Schule weiterhin separat versorgt und gezählt werden kann.
Wärmeverteilung:
Alle Haupträume werden mit Fußbodenheizung und Nebenräume mit statischen Heizkörpern ausgestattet. Je Geschoß sind zwei Heizkreisverteiler geplant.
Folgende Raumtemperaturen werden zu Grunde gelegt.
Treppenhäuser beheizt 15 °C
Aufenthaltsräume 20 °C
WC mit Wickeltisch 24 °C
WC allgemein 20 °C
Lagerräume 15 °C
Technikräume unbeheizt 10 °C
Die Regelung der Räume erfolgt über Raumthermostate, die in den jeweiligen Räumen installiert werden.
Lüftungstechnische Anlagen:
Alle WC-Einrichtungen werden mit Einzelraumentlüftern ausgestattet, gesteuert über die Lichtschaltung, so dass hier nur bei Benutzen der WCs die Entlüfter (Ventilator) aktiviert werden, mit entsprechender Nachlaufzeit.
In der Lüftungszentrale im OG werden zwei Kompakt-Kombi-Geräte mit WRG (95%) und Feuchterückgewinnung aufgestellt. Jede Anlage versorgt je Geschoß alle Haupträume mit Frischluft. Aus den Haupträumen strömt die Luft über schallgedämpfte Überströmgitter in das Foyer nach und wird von dort über Tellerventile abgeführt. Zusätzlich wird ein Kompakt-Kombi-Gerät in der Zentrale aufgestellt, welches alle Nebenräume mit Luft ver- und entsorgt.
Für die Küchenbelüftung wird ein Zu- und Abluftgerät mit Fettfilter (Kleingerät) mit in der Zentrale unterbracht. Die Fortluftleitung für diese Anlage verläuft separat.
Die MSR-Steuerung der Anlage wird nach aktuellen Regeln der Technik und der Nutzeranforderungen angebaut. Sicherheitsabschaltungen über die in den entsprechenden Bereichen eingebauten Brandschutzklappen bzw. über anlageninternen in der Zu- und Abluft installierten Anlagenrauchmelder.
Elektroanlage:
Das Gebäude erhält eine KNX-Bus Steuerung, worüber die Beleuchtung, die Sonnenschutz-
anlage und die Dachfenster geschaltet werden. Durch die Bus-Steuerung kann der Sonnenschutz zentral und tageslichtabhängig gesteuert werden.
Alle Beleuchtungskörper sind mit elektronischen Vorschaltgeräten und energiesparenden Leuchtmitteln ausgestattet.
Die Hauptzugangstüren sind für den Anschluss von Elektroantrieben vorbereitet, sodass die Nachrüstung von elektronischen Antrieben möglich ist.
Raumkonzeption
Erdgeschoss:
Einheit 1 - Kindergarten
Ruheraum 21,35 qm
Gruppenraum 40,82 qm
Differenzierung 23,31 qm
WC 13,44 qm
Garderobe 12,32 qm
Einheit 2 - Kindergarten
Gruppenraum 40,86 qm
Ruheraum 21,35 qm
WC 13,43 qm
Umkleide/Garderobe 12,28 qm
Windfang Garten 11,87 qm
Einheit 3 - Krippengruppe
Gruppenraum 42,15 qm
Differenzierungsraum 14,10 qm
Ruheraum 20,20 qm
WC 13,92 qm
Umkleide/Garderobe 10,88 qm
Aufzug 2,87 qm
Hauswirtschaft 17,25 qm
Spülen 6,44 qm
Küche 28,04 qm
Lager 11,46 qm
Hausanschlussraum Elektro 3,67 qm
Andienung 12,34 qm
Umkleide/WC 3,63 qm
Hausanschlussraum Wasser + Wärme 8,75 qm
WC Behinderte 6,03 qm
Büro Leiterin 16,24 qm
Windfang Eingang 11,86 qm
Foyer 112,22 qm 553,08 qm
Obergeschoss:
Einheit 4 - Hort
Gruppenraum 41,31 qm
Differenzierungsraum 19,07 qm
Schularbeit 21,79 qm
WC-Mädchen 13,35 qm
Umkleide/Garderobe 11,72 qm
Einheit 5 - Hort
Gruppenraum 41,18 qm
Schularbeit 21,74 qm
WC-Jungen 13,38 qm
Umkleide/Garderobe 11,72 qm
Balkon (Fluchtweg) 46,43 qm
Gemeinschaftsräume
Multifunktionsraum 61,24 qm
Spielgeräte 18,87 qm
Lüftungszentrale 29,22 qm
Flur 7,18 qm
Familienberatungszentrum
WC-Gäste Vorraum 1,42 qm
WC-Gäste Damen 3,14 qm
WC-Gäste Herren 2,26 qm
WC-Personal Damen 2,01 qm
WC-Personal Herren 2,08 qm
Garderobe Personal 4,05 qm
Kopierraum 3,88 qm
Personalraum 24,51 qm
Balkon (Fluchtweg) 25,58 qm
Beratung 23,99 qm
Flur 7,74 qm
Büro 17,58 qm
Beratungsbereich + Garderobe 41,21 qm
Spielecke 11,89 qm
Beratungsbox 7,51 qm
Abstellraum 5,60 qm
Teeküche 8,05 qm
Foyer 92,94 qm 643,64 qm
Insgesamt 1.196,72 qm
Kostenermittlung
Die Baukosten betragen 3.978.000 € und teilen sich wie folgt auf:
- Herrichten und Erschließen 139.875,00 €
- Bauwerk-Baukonstruktion 1.869.184,65 €
- Sanitär 130.115,61 €
- Heizung 110.380,44 €
- Lüftung 246.425,39 €
- Elektro 154.700,00 €
- Photovoltaikanlage Dach 53.550,00 €
- Photovoltaikanlage Fassade 42.000,00 €
- Küche 94.902,50 €
- Außenanlage 413.000,00 €
- Ausstattung 135.000,00 €
- Baunebenkosten und Architektenleistungen 513.617,67 €
- Unvorhergesehenes 75.000,00 €