Schröck zählt mit knapp 1800 Einwohner*innen zu den größeren der dörflichen Außenstadtteile Marburgs. Er liegt etwa fünf Kilometern Entfernung östlich zur Kernstadt, am westlichen Rand des Amöneburger Beckens. Spuren einer Besiedlung lassen sich auf dem Schröcker Gebiet anhand von Funden bis in die Bronze- und Eisenzeit zurückverfolgen, die unter anderem im Marburger Landgrafenschloss zu besichtigen sind. Seit der ersten urkundlichen Erwähnung 1223 hat sich der Dorfname, der auf „Rudolph de Scrickede“ zurückgeht, vielfach gewandelt: von „de Scrikkede“ über Schrick bis hin zu Schreck, wie der Ort um 1710 hieß.
Eine bekannte Sehenswürdigkeit ist der Elisabethbrunnen, auch „Schröcker Brunnen“ genannt und inmitten von Grün gelegen. Es ist eine Quellfassung aus dem späten 16. Jahrhundert. Strenggenommen liegt der Brunnen zwar in der Gemarkung von Cappel, wird aber Schröck zugordnet, da der Schröcker Ortskern näherliegt. Die Brunnenstube besteht aus einer zweigeschossigen, mit Säulen und Verzierungen versehenen Sandsteinfassade, die eine lateinsprachige Inschrift trägt. Darin werden die Natur, die Quelle und die Heilige Elisabeth gepriesen. Lange Zeit wurde dem Wasser eine Heilkraft zugesprochen. Dies und mehr lässt sich in den beiden Dorfchroniken (1976; 2014) nachlesen.
Ein weiteres Wahrzeichen Schröcks ist die katholische Pfarrkirche St. Michael und St. Elisabeth, die 1726 maßgeblich von den 200 Einwohner*innen mit vereinten Kräften errichtet wurde. Dieser Tatendrang und das Miteinander zieht sich durch die Dorfbewohnerschaft bis heute, so haben beispielsweise Mitglieder und Freunde des Fördervereins „Hingilskoots Scheune“ in Schröck ein altes Scheunengebäude zu einem modernen Kulturzentrum für gemeinschaftliche Veranstaltungen umgebaut. „Schröck vereint somit einerseits, die sehr flexible und günstige Nähe zur Stadtmitte und ist andererseits doch inmitten von Wäldern und Ackerflächen, direkt in der Natur gelegen – das gefällt mir sehr“, betont auch Ortsvorsteher Uwe Heuser. Mit der Taußendfüßlerschule gibt es in Schröck auch eine Grundschule, außerdem einen Kindergarten für die jüngsten Dorfbewohner*innen.
Etliche Vereine engagieren sich im Stadtteil, darunter der Gesangsverein „Cäcilia“, der Fußballverein 1921 Schröck (FSV), die Kolpingfamilie, die katholische Frauengemeinschaft, sowie ein Geflügelzucht-, Schützen-, und Tischtennisverein mit Badminton-, Tennis- und Wanderabteilung. Für die musische Ausbildung gibt es außerdem eine Musikschule und den „Musnickels“-Verein, der sich mit Brauchtum beschäftigt. Eine überregionale Bedeutung hat Schröck durch den Sitz des Deutschen Wanderinstituts, das für die Zertifizierung und Planung von Premium-Wanderwegen zuständig ist.
Eine eigene Freiwillige Feuerwehr hat Schröck ebenfalls zu bieten, die neben dem eigenen Ortsgebiet auch für Ginseldorf zuständig ist. Der Gebäudekomplex des Bürgerhauses wird mit der Feuerwehr geteilt. Es ist in einem recht guten Zustand, da erst kürzlich kleinere Umbauarbeiten abgeschlossen wurden. Auf lange Sicht geplant sind hier noch kleinere Sanierungen im Obergeschoss, zum Beispiel eine Verbindung der beiden Gruppenräume, die für kleinere Zusammenkünfte gerne durch Vereine oder Privatpersonen angefragt werden. Die Feuerwehr möchte außerdem ihren Schulungsraum aus dem Ober- in das Erdgeschoss verlegen, sodass hier ein weiterer Raum zur Nutzung durch die Vereinsgemeinschaft Schröck, als Dachverband der 13 Dorfvereine, entstehen soll. Das Nutzungs- und Veranstaltungsangebot möchten die Schröcker*innen auch nach der Corona-Pandemie in Kombination durch das Bürgerhaus mit der Kulturscheune, weiterfortsetzen.
Zum Hintergrund:
Marburg ist Universität, Marburg ist Stadt – und Marburg ist Dorf. Rund 12.000 der Einwohner*innen Marburgs leben in den dörflichen Außenstadtteilen. Die Bürgerhäuser sind dort oftmals Orte des Miteinanders. Deshalb will die Stadt in den kommenden Jahren auf der Basis eines großangelegten Entwicklungskonzepts die Bürgerhäuser in den jeweiligen Stadtteilen bedarfsgerecht sanieren, teilweise auch abreißen und neu bauen. Eine gemeinsam mit Vertreter*innen aller Außenstadtteile erstellte Prioritätenliste teilt die Vorhaben grob ein, zunächst bis 2029. Voraussichtlich werden die Maßnahmen insgesamt darüber hinausgehen. Das Gesamtvolumen der Investitionen wird sich auf circa 15 Millionen Euro belaufen. Der Impuls für das Entwicklungskonzept kam durch die Beteiligung der Stadt Marburg am Dorfentwicklungsprogramm des Landes Hessen.
Die Stadt nutzt das Konzept zusätzlich, um die Außenstadtteile in den Fokus zu nehmen. Dazu werden im monatlichen Rhythmus unter dem Slogan „Mein Dorf in Marburg“ jedes Bürgerhaus und der dazugehörige Außenstadtteil einzeln portraitiert und detaillierter vorgestellt.