© Patricia Grähling, Stadt Marburg
„Eine gute und ausgewogene Ernährung wird an den Schulen ein immer wichtigeres Thema, denn immer mehr Kinder und Jugendliche besuchen die Schulen ganztägig“, erklärt OB Spies. Damit verlagere es sich auch an die Schulen, dort das Bewusstsein für eine Ernährung zu schaffen, die ausgewogen, bio und regional ist. Der Stadt Marburg ist es daher wichtig, dass alle Kinder und Jugendlichen in den Cafeterien ihrer Schulen gesund und kostengünstig verpflegt werden. „Wir wollen in Marburg ein Signal für die Schulverpflegung setzen. Das können wir nicht alleine – dazu benötigen wir auch die Schulen, die Eltern und schließlich die Kinder, die das Angebot annehmen“, betont das Stadtoberhaupt.
Die Stadt Marburg bietet daher den weiterführenden Schulen an, dass alle Schüler*innen ihrer jeweiligen Schule ein warmes Mittagessen für zwei Euro bekommen können. Voraussetzung dafür ist eine Vereinbarung mit dem Fachdienst Schule der Stadt darüber, dass der fünfte und sechste Jahrgang der Bildungseinrichtung mindestens einmal in der Woche eine warme Mahlzeit in der Cafeteria einnimmt. Auch in den beruflichen Schulen sollen die Schüler*innen eine günstige vollwertige Mahlzeit erhalten können. Bislang zahlen die Kinder und Jugendlichen für ein Mittagessen drei Euro – das bleibt auch weiterhin an den Schulen so, die sich nicht an dem Angebot der Stadt beteiligen.
Die Stadt Marburg möchte aber nicht nur für ein preislich attraktives und gesundes Mittagessen sorgen, sondern den Pächtern in den Schulcafeterien auch angemessene Einnahmen ermöglichen. Der Preis, den die Pächter für ein Mittagessen abrechnen können, wird daher von 3,50 Euro auf 3,70 Euro erhöht, an den Standorten, an denen die Anbieter frisch kochen, bekommen sie künftig vier Euro pro Mittagessen. „Das bedeutet, dass die Stadt Marburg bis zur Hälfte der Kosten für ein Mittagessen für die Schüler*innen übernimmt“, so Spies. Auch im Bereich der Grundschulbetreuung erhöht die Stadt Marburg die Subvention des Mittagessens: Das Essensgeld wird zum neuen Schuljahr von 52 Euro im Monat auf 48 Euro gesenkt. Kinder, die Leistungen nach dem Bildungs- und Teilhabepaket bekommen, können künftig sogar kostenlos in den Marburger Schulen essen: Die Bundesregierung hat mit dem neuen „Starke Familien“-Gesetz beschlossen, ab 1. August den Eigenanteil der Familien von einem Euro für ein warmes Mittagessen zu streichen. „Niemand soll ausgeschlossen werden. Und wenn eine Klasse gemeinsam Mittagessen geht, dann wird es auch zu einem Klassenerlebnis – zu einem sozialen Ereignis, das es im Zuge des Ganztagsausbaus in den Familien immer weniger gibt.“
„Sowohl mit den Schulen als auch mit dem Stadtelternbeirat und den Betreibern der Cafeterien sind wir derzeit über die Idee im Gespräch“, sagt Spies. Das Vorhaben ist von allen Seiten gut aufgenommen worden. „Bei uns haben die Eltern sich schon begeistert gezeigt“, sagt Wyrola Biedebach, Schulleiterin der Martin-Luther-Schule. Auch Bastian Merke und Jakob Franz vom Stadtschülerrat loben das Vorhaben: „Es ermöglicht gerade auch finanziell schwächeren Schülern, dass sie gemeinsam gut und gesund essen können.“
Die Schulverpflegung hat in Marburg schon seit vielen Jahren eine hohe Bedeutung: In allen Schulen wurden mit großem finanziellen Aufwand Versorgungsküchen eingerichtet, Cafeterien und Mensen aus- oder neugebaut, hauswirtschaftliches Personal eingestellt, Verträge mit Cateringunternehmen und Betreibern geschlossen, teilweise bargeldlose Bezahlsysteme eingerichtet und Angebote zur Ernährungsbildung an den Schulen finanziell unterstützt. So können an den Grundschulen, der Schule am Schwanhof und der Mosaikschule, den weiterführenden Schulen und den beruflichen Schulen pro Tag rund 1500 Schüler*innen mit einem warmen Mittagessen versorgt werden. Dazu gibt es in den Cafeterien der weiterführenden Schulen ein vielfältiges Angebot unter anderem an Salaten, belegten Brötchen, Wraps, Joghurt, Schulmilch, Pizza, Backwaren, Heiß- und Kaltgetränken oder Suppen.
Dazu legt die Stadt Marburg Wert auf die Qualität des angebotenen Essens. Die Zusammenarbeit mit regionalen, meist gemeinnützigen Anbietern sorgt für kurze Lieferzeiten, die gute Ausstattung der Küchen und die Fachkompetenz des Personals garantieren eine schonende Zubereitung. Dazu wird die Verpflegung nach den Qualitätsstandards der Deutschen Gesellschaft für Ernährung angeboten, Grundlage für ausgewogene und abwechslungsreiche Speisepläne ist dabei die „Bremer Checkliste“. Darüber hinaus gibt es Mensaräte, in denen Schulleitungen, Eltern, Schüler*innen und Betreiber gemeinsam mit dem Fachdienst Schule daran arbeiten, eine breite Akzeptanz für das Schulessen als Gemeinschaftsaufgabe aller Beteiligter zu schaffen.