© Thomas Steinforth, Stadt Marburg
„Die Marburger Schulen machen das Beste aus der momentanen Situation – mit Elan, tatkräftigem Einsatz und der Kreativität, der es in solch einer außergewöhnlichen Lage bedarf“, sagte Stadträtin Kirsten Dinnebier bei ihrem Rundgang durch verschiedene Marburger Schulen. „Die Herausforderungen variieren je nach Schultyp, aber es ist im Gesamten enorm, was hier geleistet wird. Als Schulträger unternehmen wir alles, um die Schulen zu unterstützen.“ Gemeinsam mit der Leiterin des städtischen Fachdienstes Schule, Santina Poetsch, besuchte sie die Kaufmännischen Schulen, das Gymnasium Philippinum, die Emil-von-Behring-Schule und die Waldschule Wehrda. Sie sprach mit den Schulleiter*innen und machte sich vor Ort ein Bild davon, wie Schulalltag und Kindernotbetreuung in der Corona-Krise umgesetzt werden.
Dass die Stadt Marburg und die Schulen in ihrer Kooperation gut aufgestellt sind, bestätigte unter anderem Klaus Schäfer, Leiter der Emil-von-Behring-Schule (EvB). An seiner Schule werden derzeit etwa 120 Schüler*innen in den Abschlussklassen 9 und 10 unterrichtet. „Dadurch ist wieder ein Stück Normalität eingekehrt“, so Schäfer. Die Klassen werden jeweils in zwei Gruppen mit maximal 15 Schüler*innen aufgeteilt, damit die Abstandsregelungen eingehalten werden können. Somit wird pro Klasse die doppelte Anzahl an Lehrer*innen benötigt. „Wir haben ein sehr gutes Kollegium, die Lehrer*innen sind sich ihrer Verantwortung bewusst“, lobte Schäfer das Engagement seines Lehrpersonals. Bezüglich der Hygieneregeln sollten die Schüler*innen einen Mundschutz auf dem Schulgelände tragen, in den Unterrichtsstunden sei es nicht notwendig. Außerdem werde angeraten, dass sich die Schüler*innen zum Beginn des Schultags und nach den Pausen die Hände waschen. Die Klassen seien räumlich ausreichend voneinander getrennt und befinden sich in verschiedenen Gebäudekomplexen, berichtet Schäfer. Schwierig wird es laut Schäfer, wenn weitere Klassen hinzukommen.
Die restlichen rund 500 Schüler*innen der EvB werden derzeit digital über die Lernplattform LANIS unterrichtet. Anfängliche Schwierigkeiten wurden schnell behoben, so dass bereits nach der ersten Woche alle Schüler*innen erreicht werden konnten, berichtet Schulleiter Schäfer. Dies liegt auch daran, dass die EvB Grundsteine für digitalen Heimunterricht bereits vor der Corona-Krise gelegt hatte. Der Zugang zum Internet sei Dank Smartphones und Tablets kein Problem. Schwierigkeiten entstünden eher dort, wo es zuhause an Computern und Druckern fehle, um Aufgaben zu bearbeiten, berichtete Schäfer. Dinnebier und Poetsch betonten, dass es wichtig sei, dass Förderungen an der richtigen Stelle zum Einsatz kommen. „Kein Kind darf abgehängt werden“, so die Stadträtin.
Positive Rückmeldungen erhielt Stadträtin Dinnebier auch an der Waldschule Wehrda, wo eine Notbetreuung für Kinder der Klassen 1 bis 4 eingerichtet ist. „Die Kinder kommen super gerne zu uns“, berichtete Schulleiterin Gabriele Lowak. Mit kindgerechten Schildern werden sie dazu animiert, auf dem Schulhof eine Maske zu tragen und Abstand zueinander zu halten. „Das funktioniert ganz gut, auch wenn es bei manchen Kindern, insbesondere Erstklässler*innen, schwer ist, beim Spielen die Regeln zu vermitteln.“ Derzeit werden um die 20 Kinder am Tag betreut, in Gruppen von fünf bis sieben Schüler*innen aufgeteilt. Die Notbetreuung wird vormittags durch Lehrkräfte und nachmittags durch das pädagogische Personal der Nachmittagsbetreuung sichergestellt. Dabei arbeiten alle Pädagog*innen, wie auch im regulären Schulbetrieb, Hand in Hand um auch in dieser schwierigen Situation den Kindern den Tag bestmöglich zu gestalten. Hier kommt allen das gute Wetter der letzten Woche zugute, so dass der Wald und der weitläufige Schulhof viel genutzt werden. Auch beim Mittagessen wird die veränderte Situation deutlich, statt einem großen gemeinsamen Mittagessen wird nun in drei Schichten mit großem Abstand zueinander gegessen.
Auch Santina Poetsch ist voll des Lobes für die Arbeit der städtischen Fachkräfte und der Lehrer*innen. „Es ist hervorragend, wie der Unterricht und die Notbetreuung laufen, insbesondere die Flexibilität und Kreativität in der Gestaltung.“ Der Informationsfluss zwischen den Schulen und der Stadt laufe sehr gut, so Poetsch. „Die Sorge aller Lehrer*innen ist die Umsetzung der Abstandsregeln, wenn weitere Klassen wieder für den Unterricht zugelassen werden. Dabei hoffen wir auf praktische Vorschläge aus den Ministerien“, ergänzte Bildungsdezernentin Dinnebier. Insgesamt gehen rund 11.200 Schüler*innen in Marburgs Schulen. Davon werden derzeit rund 1500 Schüler*innen in den Abschluss- und abiturvorbereitenden Klassen unterrichtet, rund 110 Kinder besuchen wöchentlich die städtischen Notbetreuungsangebote.