© Stefanie Ingwersen, Stadt Marburg
„In Marburg gibt es viele Menschen, die sich engagieren und so die Identität, das Miteinander und den Charakter unserer Gesellschaft prägen“, sagte Oberbürgermeister Dr. Thomas Spies. „Einige haben sich mit ihren kreativen Projekten in diesem Jahr wieder für den Integrationswettbewerb beworben – davon manche Gruppen zum ersten Mal. Ich möchte Ihnen allen dafür danken, dass Sie mit Ihren Ideen die Initiative ergreifen, Begegnungsräume zu schaffen, die Gesellschaft zusammenzubringen und somit einen wichtigen Beitrag zum Kulturaustausch und zu einem vorurteilsfreien Miteinander leisten“, so OB Spies während der Preisverleihung des Marburger Integrationswettbewerbes „move it! – Integration bewegt“ im Historischen Rathaussaal. Die Sängerin Anastasiia Marfenko begleitete die Preisverleihung musikalisch.
Nachdem der Wettbewerb coronabedingt für zwei Jahre pausieren musste, rief die Stadt Marburg 2021/2022 wieder zur Teilnahme an der neuen Bewerbungsrunde auf. Seit 2010 treibt „move it!“ in Marburg die Integration aktiv voran und fördert die Begegnung sowie den Dialog zwischen unterschiedlichen Kulturen. Zahlreiche Kinder, Jugendliche und Erwachsene aus Marburg haben sich zusammengetan, um Aktivitäten neu zu entwickeln, diese umzusetzen oder bereits Existierendes zu dokumentieren. Für den zehnten Marburger Integrationswettbewerb reichten zwölf Gruppen ihre Ideen ein, die verschiedene Themen wie Literatur und Chormusik, einen Dolmetscherservice oder Empowerment aufgriffen. Durch diese Aktionen wurden direkt rund 10.000 Menschen in Marburg erreicht.
Viele Akteur*innen kamen im Historischen Rathaussaal zusammen, um ihre Projekte der Jury und der Marburger Stattgesellschaft zu präsentieren. Die Jury – bestehend aus Marburger Persönlichkeiten aus Politik, Kultur und Zivilgesellschaft – prämierte die Projekte, nachdem sie sich zur Beratung zurückgezogen hatte.
© Stefanie Ingwersen, Stadt Marburg Den ersten Preis erhielt die studentische Initiative BRUKS Marburg für ihren Dolmetscherdienst und Hilfechat für Geflüchtete aus der Ukraine. Die Initiative setzt sich aus Studierenden aus Belarus, Russland, der Ukraine und Kasachstan zusammen. Die Gruppenmitglieder begleiten gemeinsam mit weiteren Ehrenamtlichen die Geflüchteten bei Amtsgängen, Besuchen bei Ärzt*innen und diversen weiteren Anliegen. In dem Chat, der über einen Messengerdienst bespielt wird, sind bereits um die 650 Geflüchtete aktiv – jeden Tag werden mehr hinzugefügt. Dieses Projekt ermöglicht es, die Geflüchteten aus der Ukraine in die deutsche Gesellschaft zu integrieren. Die rund 40 Dolmetscher*innen helfen dabei, mehr von der fremden Kultur und deren Abläufe zu verstehen.
Mit dem zweiten Preis bedacht wurde das Jugendhaus „compass“ für das Projekt des Queer&friends-Cafés. In dem Café finden Jugendliche, die sich aufgrund ihrer Herkunft, ihrer kulturellen oder geschlechtlichen Identität oder ihrer sexuellen Orientierung in der Gesellschaft unsicher oder diskriminiert fühlen, einen Ort, an dem sie sich respektiert und wertgeschätzt fühlen. Mit gemeinsamen Aktivitäten, thematischen Gesprächsimpulsen und persönlicher Beratung soll sich gegenseitig „empowert“ (bestärkt) werden. Das Einzugsgebiet ist im Kern die Stadt Marburg und der Landkreis Marburg-Biedenkopf. Vereinzelt kamen und kommen aber auch Menschen aus benachbarten Landkreisen.
In diesem Jahr gibt es zum ersten Mal zwei Projekte, die die Jury mit dem dritten Preis auszeichnete. Dies sind zum einen die Islamische Gemeinde Marburg mit dem Jamila-Magazin Marburger Muslime und der Verein der chinesischen Wissenschaftler*innen und Student*innen in Marburg (VCWSMR) mit ihrem Projekt „Ni-Hao Marburg“. Die Jamila soll Marburger*innen über Aktivitäten aus und mit der Islamischen Gemeinde Marburg informieren und gleichzeitig Wissen über Themen aus der Religion und Lebensrealität von (Marburger) Muslim*innen aufzugreifen. Ziel ist es, einen Beitrag im Kampf gegen antimuslimischen Rassismus zu leisten und ein Statement für die Vielfalt in der Gesellschaft zu setzen. Die 1000 Exemplare werden in der islamischen Gemeinde Marburg aber auch in anderen Vereinshäusern und in der Stadt ausgelegt/verteilt. Der VCWSMR organisiert Anfang jedes Semesters die Begrüßungsveranstaltung „Ni-Hao Marburg“ für die neuen chinesischen Studierenden und Wissenschaftler*innen, um diese dabei zu unterstützen, sich im lokalen Leben zu integrieren.
© Stefanie Ingwersen, Stadt Marburg Ebenfalls zum ersten Mal gibt es eine Auszeichnung für besondere Anerkennung. Diese erhielt die Adolf-Reichwein-Schule Marburg für ihr Projekt „Schulwissen in Bildern“. Im Bildungs- und Ausbildungsbereich kommt es immer wieder zu Abbrüchen auf Grund von Hürden im sprachlichen Bereich, besonders in der Fachsprache. Aus diesem Grund wurde im Rahmen des Projektes damit begonnen, Fachwörterbücher in Bildern zu erarbeiten. Diese sind sowohl in gedruckter Form als auch digital als Website durch einen QR Code oder Link auf dem Handy nutzbar und für alle Schüler*innen, Auszubildende und deren Lehrkräfte verfügbar. Das Angebot soll die Integration im Bildungs- und Ausbildungsbereich für Jugendliche mit Migrationshintergrund verbessern.
Der Wettbewerb „move it!“ ist fester Bestandteil der Integrationsarbeit in Marburg. Insgesamt wurden in den letzten Jahren dabei Kinder, Jugendliche und Erwachsene in mehr als 100 Projekten aktiv, die mehrere tausend Menschen erreichten. Weitere Informationen zum Integrationswettbewerb finden sich unter www.marburg.de/move-it.