Seiteninhalt
Anti-Diskriminierung








Was ist Diskriminierung?
Diskriminierung stellt eine unsachliche Ungleichbehandlung auf Grund von individuellen Faktoren dar. Häufig geschieht eine Ungleichbehandlung auf Grund des Geschlechts, der Rasse, der Hautfarbe, der Sprache, der Religion, der politischen oder sonstigen Anschauung, der nationalen oder sozialen Herkunft, der Zugehörigkeit zu einer nationalen Minderheit, des Vermögens oder der Geburt.
In der deutschen Verfassung ist im Artikel 3 des Grundgesetzes ein Grundrecht auf Gleichbehandlung festgeschrieben worden. Außerdem wurde zum Schutz des Menschenrechts das Allgemeine Gleichberechtigungsgesetz erlassen.
Antidiskriminierungsarbeit wird bei der Universitätsstadt Marburg seit Mitte Juni mit einer eigens dafür eingerichteten Stelle betreut. Es geht dabei um die Vernetzung mit städtischen Gremien, Institutionen und freien Träger*innen, die sich gegen Diskriminierung und für Gleichbehandlung und Vielfalt einsetzen. Wichtiger Schwerpunkt ist zudem die Beratung von Menschen, die Diskriminierung erlebt haben.
Ratsuchende können sich an unter der Telefonnummer 06421 201-1565 melden oder per E-Mail an: antidiskriminierung@marburg-stadt.de.
Mit 20 Gründungsmitgliedern ist am Mittwoch, den 26. Juni 2019, in Gießen der „Antidiskriminierungsverein Mittelhessen“ gegründet worden. Alle Anwesenden eint ein Ziel, das in der Satzung festgeschrieben ist: Diskriminierung abzubauen – zum Beispiel aufgrund von ethnischer Herkunft, Geschlecht, Religion, sexueller Orientierung oder Identität, Alter oder Behinderung.
© ADM e.V.Der Verein setzt sich dafür ein, dass Menschen, die Diskriminierung erfahren, Unterstützung erhalten und qualifiziert begleitet werden. Er möchte das Empowerment befördern, damit Menschen mit Diskriminierungserfahrungen sich gegenseitig stärken können. Darüber hinaus ist der Plan, gemeinsam mit weiteren Organisationen – etwa Kommunen, anderen Vereinen, Gruppen, Unternehmen, Medien etc. – ein Netzwerk gegen Diskriminierung zu bilden, um Öffentlichkeits- und Bildungsarbeit sowie Präventionsmaßnahmen zu entwickeln und zu etablieren.
Gegründet wurde der Verein gemeinsam von Zivilgesellschaft – als Privatpersonen oder als Institutionen – und vier kommunalen Gebietskörperschaften: dem Landkreis Gießen, der Universitätsstadt Gießen, dem Landkreis Marburg-Biedenkopf und der Universitätsstadt Marburg. Alle vier hatten entsprechende Beschlüsse in den Parlamenten erwirkt und Mittel zur Verfügung gestellt. Sie sind auch satzungsgemäß jeweils als Beisitzende im Vereinsvorstand vertreten. Zur Vereinsvorsitzenden wurde Dr. Alexandra Kurth (Gießen) gewählt, stellvertretende Vorsitzende sind Dr. Antje van Elsbergen (Marburg) und Martin Klatt (Gießen). Die Schriftführung obliegt Claus Schäfer (Marburg), die Kasse Cemal Sancar (Lollar). Als weitere Beisitzende neben den Vertretungen der Gebietskörperschaften wurden gewählt: Dr. Christine Amend-Wegmann (Marburg), Goharik Gareyan (Marburg), Dr. Mustapha Ouertani (Wetzlar), Tim van Slobbe (Pohlheim).
Im Jahr 2012 hatte der Kreisausländerbeirat des Landkreises Gießen die Einrichtung einer Antidiskriminierungsstelle angeregt. „Politik ist dicke Bretter bohren, und das Ergebnis heute ist sehr erfreulich: Als Projekt in interkommunaler Zusammenarbeit mehrerer Landkreise und Städte entsteht die Antidiskriminierungsstelle Mittelhessen. Eine Stelle, die für alle Diskriminierungsmerkmale zuständig sein wird,“ so Tim van Slobbe, Vorsitzender des Kreisausländerbeirates Gießen bei seiner Begrüßung. Die Vereinsgründung ist Basis für die zukünftige Einrichtung einer solchen Beratungsstelle. Das Format „Verein“ wurde nicht ohne Grund auch von den beteiligten Kommunen favorisiert: „Auch Verwaltungen können diskriminieren“, betonte Anita Schneider, Landrätin des Landkreises Gießen in ihrem Grußwort. Ebenso wie sie berichtete auch Istayfo Turgay, für das Thema zuständiger Dezernent beim Landkreis Gießen, von eigenen Erfahrungen mit dem Thema Diskriminierung: „Ich habe erst durch die Arbeit an diesem Thema verstanden, wie oft ich in meinem Leben schon diskriminiert wurde. Und genau um diesen Reflexionsprozess geht es bei der geplanten Sensibilisierungsarbeit“, so Turgay. Dr. Thomas Spies, Oberbürgermeister von Marburg richtete Grüße aus von den beiden terminlich verhinderten aber das Vorhaben unterstützenden Vertretungen des Landkreises Marburg-Biedenkopf, Landrätin Kirsten Fründt und Marian Zachow, Erster Kreisbeigeordneter. Dr. Spies berichtete in seinem Grußwort anschaulich von Diskriminierungserfahrungen von Migrantinnen und Migranten auf dem Marburger Wohnungsmarkt und stellte dabei fest: „Das Problem ist vermutlich größer als das, was wir für diese Arbeit vorgesehen haben“. Astrid Eibelshäuser, Stadträtin Gießens, betonte in ihrem Schlusswort zum Ende der Versammlung: „Wir haben uns viel vorgenommen, es wird uns aber auch viel gelingen.“ Nach diesen Worten unterschrieben die Gründungsmitglieder die beschlossene Satzung und konnten daraufhin miteinander bei einem Glas alkoholfreien Sekt anstoßen.
© AdiNet MittelhessenAdiNet-Mittelhessen ist das neue Antidiskriminierungsnetzwerk für die Region Mittelhessen. Es wird ein umfassendes, regionales Antidiskriminierungsnetzwerk in Mittelhessen aufgebaut. Ziel ist dabei, alle Akteur*innen, die sich mit Antidiskriminierung beschäftigen, zusammenzubringen und auf diese Weise Erfahrungen und Ressourcen effektiv zu bündeln. Gleichzeitig wird der Ungleichbehandlung und den Vorurteilen entgegengewirkt.
AdiNet-Mittelhessen umfasst folgende Landkreise und Sonderstatus-Städte:
Die Landkreise:
- Landkreis Limburg Weilburg
- Lahn-Dill Kreis
- Landkreis Marburg-Biedenkopf
- Landkreis Gießen
- Vogelsbergkreis
- Landkreis Fulda
Die Städte mit Sonderstatus:
- Stadt Gießen
- Stadt Marburg
- Stadt Wetzlar
Auf welchen Säulen steht das AdiNet-Mittelhessen?
Vernetzung
Die Vernetzung von Akteur*innen ist die Grundlage dieses Vorhabens. Dabei werden vor allem Vertreter*innen der von Diskriminierung Betroffenen eingebunden. Gemeinsame Veranstaltungen und regelmäßige Treffen, etwa die Etablierung einer Lenkungsgruppe und bedarfsorientierter "Runder Tische“ zu verschiedenen Themen, festigen die Kooperation mit den Partner*innen.
Empowerment und Qualifizierung
Insbesondere bei ehrenamtlichen Akteur*innen gibt es einen großen Bedarf an Qualifizierungen und Trainings. Durch Empowerment- und Sensibilisierungs-Workshops werden aber nicht nur ehrenamtlich Tätige gestärkt, sondern auch Menschen, die selbst von Diskriminierung betroffen sind. Sie sollen bekräftigt werden, sich aktiv gegen Diskriminierung zur Wehr zu setzen sowie Mehrfachdiskriminierung zu erkennen.
Sensibilisierung und Öffentlichkeitsarbeit
Eine gezielte Öffentlichkeitsarbeit hilft dabei, Menschen im Umgang mit von Diskriminierung Betroffenen zu sensibilisieren. Es wird ein ganzes Paket an Aktionen geplant. Neben Fachtagungen und Pressekonferenzen werden auch Workshops und Infoveranstaltungen organisiert. Darüber hinaus wird durch den Internetauftritt eine Plattform für wertvolle Informationen geboten und auch eigenes Informationsmaterial erstellt.
Prävention
Das Ziel ist es, Diskriminierung zu verhindern und zu bekämpfen. Hierfür braucht es Präventionsstrategien für viele Bereiche. Als Netzwerk kann man gemeinsam Konzepte und Empfehlungen erarbeiten und, wo möglich, umsetzen. Es wird eine Präventionsoffensive gestartet und Diskriminierung schon im Vorfeld verhindert.
Was ist die Vision von AdiNet-Mittelhessen?
Die Ziele sind Akzeptanz, Respekt und ein diskriminierungsfreies Miteinander. Das soll aus der Mitte der Gesellschaft kommen und aktiv gelebt werden.
Das Netzwerk lebt von den Partner*innen. Gemeinsam hat man die Chance, Diskriminierung lautstark zum Thema zu machen. Es geht nicht nur um Erfahrungsaustausch und gegenseitige Stärkung, sondern auch darum, eine Vision umzusetzen. Es wird einen achtsamen, respektvollen und vorurteilsfreien Umgang mit anderen Menschen gewünscht – ungeachtet ihrer ethnischen Zugehörigkeit, ihres Geschlechts, ihrer Religion, ihres Lebensalters, ihrer Beeinträchtigungen sowie ihrer sexuellen Orientierung und Identität. Und ergänzend sollte genannt werden, dass weitere Diskriminierungsmerkmale (z.B. soziale Herkunft, sozialer Status, Krankheit, äußere Erscheinung etc.) eine Rolle spielen – auch wenn sie im AGG noch nicht ausdrücklich genannt wurden.
Wer steht hinter dem AdiNet-Mittelhessen?
Das AdiNet-Mittelhessen wird derzeit unterstützt durch eine interkommunale Arbeitsgruppe. In der AG arbeiten Vertreter*innen der Landkreise Marburg-Biedenkopf und Gießen sowie der beiden Universitätsstädte Marburg und Gießen mit.
Weitere Informationen finden Sie unter AdiNet Mittelhessen
© Antidiskriminierungsstelle des Bundes Das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz (AGG) ist seit dem 18. August 2006 in Kraft. Mit diesem Gesetz werden in Deutschland Vorgaben der Europäischen Union umgesetzt. Es soll Diskriminierungen vorbeugen.
Das Gesetz soll Benachteiligungen beseitigen und verhindern. Darunter fallen Diskriminierungen auf Grund von Rasse oder ethnischer Herkunft, Geschlecht, Religion oder Weltanschauung, wegen Behinderung, Alter oder sexueller Identität.
Wenn Sie sich auf Grund einer der oben genannten Gründe diskriminiert fühlen, bietet Ihnen das AGG eine solide Rechtsgrundlage.
Auf den Seiten der Antidiskriminierungsstelle des Bundes finden sich viele weitere Informationen zum Thema Antidiskriminierung.
© bildungsstätte anne frankSeit kurzem bietet die Bildungsstätte Anne Frank mit ihrer Beratungsstelle response eine Meldestelle für rechte und rassistische Gewalt in Hessen an. Diese Meldestelle ist online verfügbar und kann anonymisiert, d. h. ohne personengebundene Angaben, genutzt werden.
Körperliche Gewalt aber auch Alltagsrassismus gehören für viele Menschen zur Realität. Bislang werden politisch motivierte Gewaltvorfälle nur in der polizeilichen Kriminalstatistik öffentlich sichtbar. Gleichzeitig bleiben zu viele Vorfälle ungesehen, das Dunkelfeld ist um ein vielfaches größer.
Mit der neuen Online-Meldestelle „Hessen schaut hin“ möchte die Beratungsstelle response rechte und rassistische Gewalt aus Sicht der Betroffenen dokumentieren. Der Anspruch: Das ganze Bild (besser) sichtbar machen. Seit Anfang Januar 2020 können Personen, die Vorfälle erlebt oder beobachtet haben, diese bei Hessen schaut hin melden. Das Ganze dauert nur wenige Minuten und ist anonym möglich.
Ein Erklärvideo für die neue online-Meldestelle finden Sie hier: Hessen schaut hin - Rassismus? Bitte melden!
Bei weiteren Fragen wenden Sie sich gerne an Response Hessen.