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Fertigstellung des Familienzentrums
Fertigstellung der Kindertagesstätte mit Familienzentrum in der Gerhart-Hauptmann-Straße 2 - Ausgangslage:
Der Bedarf nach Ganztagsbetreuung steigt ständig, da immer mehr Eltern ihren Beruf mit der Familie vereinbaren müssen bzw. wollen. Der Bedarf an weiteren Ganztagsplätzen seitens der Eltern wurde seit einigen Jahren signalisiert. Daher wurde die Kindertagesstätte Gerhart-Hauptmann-Straße in die Ausbauplanung mit aufgenommen. Der Ausbau von Ganztagsplätzen konnte dort bisher nicht vorgenommen werden, da die Küche ihre Kapazitätsgrenzen erreicht hatte.
Die vierzügige Kindertagesstätte Gerhart-Hauptmann-Straße liegt in einem Stadtteil, in dem die pädagogische Arbeit in der Tageseinrichtung besonders wichtig ist.
Mit dem Neubau sollte Ausbau des Ganztagsbereichs und der gestiegene Bedarf nach Mittagsversorgung gewährleistet werden.
Zum anderen musste in diesem Stadtteil auch der Ausbau für die Altersgruppe der Kinder unter drei Jahren vorgenommen werden. Darüber hinaus gab es seitens der Familien einen hohen Bedarf nach Beratung in vielerlei Hinsicht. Diesem Bedarf wurde nachgekommen, indem die neu zu errichtende Kindertagesstätte als Familienzentrum konzipiert wurde.
Für die Einrichtung von Familienzentren gibt es Fach- und Fördergrundsätze seitens des Landes, in denen Bedingungen und Empfehlungen aufgeführt sind, wie ein Familienzentrum räumlich und Angebots mäßig auszustatten ist.
Bezüglich des Raumbedarfes sind im Rahmen eines Familienzentrums Beratungs- und Kursräume für die intensivere Beschäftigung mit den Familien vorzusehen.
Das geplante Raumprogramm für die neue Kindertagesstätte entspricht also den Bedingungen und Zielsetzungen für ein Familienzentrum.
Die Landesförderung sieht jährlich einen Zuschuss von 10.000 € für einen Zeitraum von drei Jahren vor.
Der Neubau am alten Standort erfolgte, da die Kindertagesstätte sich zum Teil des Stadtteiles/Gemeinwesens entwickelt hatte und somit das Angebot der Kinderbetreuung für den Stadtteil erhalten bleiben sollte.
Die Kooperation zwischen Kindertagesstätte und Grundschule funktionierte außerdem beispielhaft.
Konzeption
Das vorhandene Kindergartengebäude wurde abgebrochen, weil im Bestand die Realisierung des neuen Raumprogramms nicht erfolgen konnte und das Gebäude nach einer Nutzungsdauer von 50 Jahren grundlegend hätte saniert werden müssen.
Die neue Einrichtung dient verschiedenen Nutzungen. Insgesamt befinden z. Zt. 98 Kinder in der Einrichtung, vier Kindergartengruppe und eine Krippengruppe im Erdgeschoss.
Im Dachgeschoss entstehen Räumlichkeiten für die Verwaltung der Einrichtung und des Familienzentrums.
Die Therapie- und Bewegungsräume sollen auch für die Öffentlichkeit nutzbar sein.
Insgesamt werden rd. 12-14 Personen als Personal beschäftigt sein. Hinzu kommen ca. 4-6 Praktikant/innen.
Das Gebäude ist im Erdgeschoss über einen Haupt- und einen Nebeneingang von der Gerhart-Hauptmann-Straße erschlossen.
Das Gebäude ist als zweigeschossiger, in einem Teilbereich als dreigeschossiger Baukörper gebaut.
Auf der Südwestseite liegen im Gartengeschoss direkte Zugänge in den Außenspiel- und Gartenbereich. Vom Erdgeschoss aus ist dieser Außenraum über die Innentreppe und einen öffentlichen Gehweg erreichbar.
Für die Kinder U3 ist direkt angrenzend zum Krippenbereich eine eigene Außenspielfläche angelegt.
Errichtet wurde das Gebäude als massiver Mauerwerksbau mit Betondecken.
Der zweigeschossige Baukörper, mit einem begrünten Flachdach, dient als Standort für Photovoltaik und für Solarthermie. Der dreigeschossige Baukörper schließt mit einem Pultdach mit Holztragwerk.
Das Gebäude wurde als Passivhaus errichtet. Der Energiebedarf ist durch umfangreiche Dämmmaßnahmen entsprechend minimiert. Der verbleibende Energiebedarf wird über-
wiegend durch regenerative Energien gedeckt.
Auf der Nordostseite vor dem Gebäude an der Gerhart-Hauptmann-Straße befinden sich sechs Stellplätze incl. eines Stellplatzes für Behinderte.
Der Baukörper hat insgesamt eine Bruttogeschossfläche von rd. 1.486,00 qm und einen Bruttorauminhalt von rd. 5.553,00 cbm.
Wärmeversorgungsanlage
Die Wärmeversorgung des Gebäudes erfolgt aus einer Kombination von mehreren Energieerzeugern.
Mit der direkten Energiegewinnung durch Solarthermie wird vorrangig das Brauchwasser erwärmt. Anfallende überschüssige Energie wird zur Restwärmenutzung in den „Multivalenten Pufferspeicher“ geleitet und an das Heizungswasser übertragen.
Desweiteren ist eine Geothermieanlage, in Verbindung mit einer Wärmepumpe, gebaut worden. Die Rohrleitung im Geothermiefeld ist mit Sole gefüllt und entzieht an Heiztagen dem Erdreich die erforderliche Energie und führt diese der Wärmepumpe zu.
In den Sommermonaten wird an die Tiefenbohrungen überschüssige Wärme des Gebäudes über die Fußbodenoberfläche abgegeben. Die Umschaltung zwischen Heiz- und Kühlbetrieb erfolgt mittels Dreiwege-Umschaltventil.
Der Plattenwärmetauscher ist in den hydraulischen Kreis der Fußbodenheizung integriert, entzieht dort im Sommer dem Gebäude die überschüssige Wärme und gibt sie an den Solekreislauf des Geothermiefeldes ab.
Um die nach Vorschriftenlage geforderten Temperaturen im Warmwassersystem ganzjährig halten zu können (60° C/55° C), wurde in Ergänzung zu der Solar- und Geothermieanlage eine Brennwerttherme eingebaut.
Hierdurch kann das geforderte Temperaturniveau im Warmwassersystem auch in Schwachlastzeiten der Solaranlage sicher gehalten werden. Gleichzeitig wird es hierdurch möglich, die Geothermienutzung (in Verbindung mit der Wärmepumpe) wirtschaftlich optimal betreiben und einstellen zu können (da hierdurch das durch die Wärmepumpe zu erzeugende Temperaturniveau sehr niedrig gewählt werden kann). Die Gaswandtherme ist daher nicht in den Heizkreislauf des Gebäudes eingebunden, sondern bringt nur die Warmwassertemperatur (Brauchwasser), bei nicht erreichen des Sollwertes von 62 °C durch die Solarthermie, auf das erforderliche Niveau.
Zur Beheizung und Wärmeübertragung der einzelnen Räume des Familienzentrums ist ein Fußbodenheizungssystem verlegt worden, welches eine raumbezogene Beheizung sicherstellt.
Das Konzept der Energiegewinnung und –verteilung setzt sich aus folgenden Komponenten zusammen.
- Solarfeld mit 6 Kollektoren auf dem Flachdach positioniert.
- Absorberfläche: 6 x 2,3 m²
- Geothermie bestehend aus
- 10 Tiefenbohrungen bis ca. 80 Meter mit jeweils 2 Vor- und Rücklaufleitungen.
- Sole/Wasser-Wärmepumpe
.- Gas-Kesseltherme zur Nachheizung des Brauchwassers.
- Nennwärmeleistung: 10,9 kW
- Solar Speicher-Wassererwärmer (Trinkwasser)
- Multivalenter Heizwasser-Pufferspeicher mit integrierter Trinkwassererwärmung.
- Wärmeübertrager (Plattenwärmetauscher) zu Kühlung der Fußbodenoberfläche.
- Fußbodenheizung
Lüftungsanlage
Das Gebäude besitzt raumlufttechnische Anlagen zur Be- und Entlüftung bzw. mit Wärmerückgewinnungseinheiten. Dies betrifft alle innen liegenden Raumbereiche sowie Raumgruppen, die zur Wahrung hygienisch geforderter Verhältnisse und oder aus klimaphysiologischer Sicht eine Lüftungsanlage benötigen.
Für die Wahl der Anlagenkonzeption der Raumlufttechnik (RLT) war eine große Anzahl von Faktoren maßgebend, besonders
- Wirtschaftlichkeit hinsichtlich Investitions- und Folgekosten;
- Wartungs- und Bedienungsaufwand;
- Lage und Anforderungen der zu versorgenden Bereiche;
- Anforderungen des Schall-, Wärme- und Brandschutzes usw.,
- Planung einer Lüftungsanlage für jedes Geschoss der einzelnen Gebäudeteile mit
Wärmerückgewinnung
Gebäudeleittechnik
Aufgrund der Komplexität der Gebäudetechnik wurde für die gesamte Ausführung der Steuerungs- und Regelungstechnik ein Direkt Digitales Controllsystem (DDC) eingebaut.
Für die Lüftungsgeräte, als auch in den Technikzentralen und Unterstationen, sind Schaltschränke zur Aufnahme der Regel- und Steueranlagen gebaut.
Für alle Mess-, Steuer- und Regelungstechnischen Anlagen (MSR) wurde ebenfalls die DDC Technik eingebaut, die es ermöglicht, dass jeder Schaltschrank als Unterstation mit eigener, autonomer Regelung arbeitet.
Beleuchtungsanlage
Die Auslegung der Beleuchtungsstärken erfolgt nach DIN 5035. Es sind energiesparende Leuchten vorgesehen. Während die Beleuchtung in den Bewegungs- und Schlafräumen dimmbar auszuführen ist, erhalten die Toiletten Bewegungsmelder.
Friflächenplanung
Um den vielfältigen Anforderungen der Nutzer an Funktionalität und hohen Spielwert für Kinder, sowie ansprechender Gestaltqualität gerecht zu werden, wurde das Konzept eines
naturnahen Ausbau umgesetzt.
Vorhandene Bäume werden geschützt und blieben erhalten.
Neu geschaffene Vegetationsflächen wurden mit vorwiegend gebietseigenen Gehölzen bepflanzt. Sträucher und Hecken bilden Räume und gleichzeitig Sichtschutz für die Kinder.
Unterschiedliche Pflanzenaspekte wie: Blüte, Herbstfärbung, Habitus und Fruchtbildung, spielten bei der Pflanzenauswahl die Hauptrolle. Diese Aspekte sollen den jahreszeitlichen Wandel in der Natur erlebbar machen.
Da das Grundstück in Teilen geneigt ist, waren Mauern zur Abstützung des Geländes erforderlich. Diese dienen gleichzeitig der Raumgliederung und der Sicherheit. Mauern wurden teilweise mit Absturzsicherungen versehen und wie der das Grundstück umgebende Zaun, in Teilen, mit Kletterpflanzen begrünt.
Einzelne Bereiche der Freiflächen wurden durch Abgrabungen und Aufschüttungen an die neuen baulichen Gegebenheiten angepasst. Die Maßnahmen gewährleisten einen barrierefreien Zugang in Erd- und Gartengeschoss. Die Hauptfreifläche im Süden befindet sich auf Gartengeschoss- Niveau.
Notwenige PKW – Abstellplätze für Mitarbeiter wurden in versickerungsfähiger Bauweise errichtet.
Ein Zaun, ergänzt durch Mauerscheiben umgibt das Grundstück im Vorgarten. An notwendigen, sicherheitsrelevanten Stellen erhielten Mauern Absturzsicherungen.
Die im Spielhofareal wieder zu verwendenden Spielgeräte wurden auf Fallschutzbelag aus Holzhackschnitzeln aufgestellt. Der Spielbereich für Krippenkinder wurde mit einer Rasenfläche ausgebaut.
Findlinge, Holzpfähle und Baumabschnitte, als verbindende Elemente eingesetzt, ermöglichen differenzierte Spielabläufe und abwechslungsreiches Spielen.
Der Gebäudezugang ist mit einer Vorfläche für die Benutzung mit Kinderwagen, Rollern und Fahrrädern gebaut.
Von Juli 2012 bis 14.10 2013 war die Einrichtung in das ehemalige Rathaus im Stadtteil Cappel verlagert.
Baukosten:
Die Baukosten incl. der Umbaukosten für Umbau des ehemaligen Rathauses Cappel (ca. 80.000 €) belaufen sich auf 3.336.000 €, der vorgegebene Kostenrahmen wird nicht überschritten.
Durch die Ausführung des Gebäudes in Passivhausstandard werden die jährlichen Energiekosten und die CO2-Emissionen erheblich reduziert.
Zuschüsse:
Für die Erweiterung der Krippengruppe sind vom Land Hessen Zuschüsse von 150.000 € aus dem U3-Landesprogramm (10 Plätze x max. 15.000 € je Platz) bewilligt worden.
Von der Evangelischen Kirche (Stadtkirchenkreis) ist ein Zuschuss von 250.000 € gezahlt worden.
Zeitplan der Maßnahme
Mit dem Arbeiten ist im Juli 2012 (Abriss) begonnen werden, die Inbetriebnahme der Einrichtung erfolgte am 15. Oktober 2013.
Mit der Ausweitung der Möglichkeiten der Ganztagsbetreuung und der Erweiterung des Betreuungsangebotes für Kinder unter 3 Jahren und Schaffung eines Familienzentrums
wurde dauerhaft eine familienfreundliche Betreuungsstruktur geschaffen. Durch die Beibehaltung des Standortes in der Nähe der Schule werden die Möglichkeiten der frühkindlichen Bildung in Kooperation zwischen Schule und Kindergarten verbessert.
Dokumente
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