Die Teilnehmenden wurden zu unterschiedlichen Aspekten ihres Sicherheitsempfindens (kognitiv, affektiv, konativ), zu Angsträumen und Viktimisierungserfahrungen sowie zu möglichen Maßnahmen und Handlungsempfehlungen zur Erhöhung des Sicherheitsempfindens befragt. Die Befragung erfolgte über einen online-Fragebogen.
Die Angaben von 91 Personen konnten ausgewertet werden: Die Mehrheit der befragten Personen (38 Personen/47,5%) fühlt sich tagsüber allein in Marburg „eher sicher“ und nachts allein „eher unsicher“ (35 Personen/43,8%).
Obwohl bereits 40,9 % der Befragten (27 Personen) im Besitz eines dgti-Ergänzungsausweises sind, gab die Mehrzahl (18 Personen) an, sich eher unsicher zu fühlen, wenn sie diesen Ausweis vorzeigen müssen.
Im Hinblick auf das Risiko, Opfer von Gewalt oder Diskriminierung zu werden, zeigen die Ergebnisse, dass die Mehrheit der Befragten zu vermeidendem oder einschränkendem Verhalten tendiert (75 Personen). Besonders einschränkend wird auch die Nutzung von öffentlichen Toiletten empfunden. In diesem Zusammenhang gaben 46,7% der Befragten an, den Besuch von Toilettenanlagen möglichst schnell und aufmerksam zu erledigen und/oder sogar in der Kabine zu warten, falls andere Personen hörbar den Raum betreten (29,3%)
Zusätzlich ergab die Befragung, dass 83% der Befragten in den letzten 12 Monaten Diskriminierung erfahren haben. Die häufigsten genannten Bereiche hierbei waren die Öffentlichkeit (65,8%), der private Bereich (59,1%) und das Arbeitsleben (50%). Darüber hinaus gab mehr als ein Fünftel der Befragten (21,2%) an, in den letzten 12 Monaten Opfer einer Straftat geworden zu sein.
Die Auswertung von Maßnahmenempfehlungen zur Steigerung des Sicherheitsempfindens in Marburg legt vor allem zwei große Handlungsfelder nahe. Die am häufigsten gewünschten Maßnahmen sind: die Schaffung von zugänglichen und klar ausgewiesenen geschlechtsneutralen Toiletten, Duschen und Schlafmöglichkeiten sowie verpflichtende Weiterbildungen im Umgang mit trans*, inter* und nicht-binären Personen für alle lebenswichtige Bereiche, wie Krankenhäuser, medizinisches Personal, Pflegepersonal und therapierende Personen.
Hier finden Sie die Masterarbeit von Alina Morneweg: Sicherheitsempfinden und Gewaltbelastung von trans, inter und nicht-binären Personen in Marburg