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FD Altenplanung
Leitlinien zu Wohnen & Pflege im Alter in Marburg
Vorrangige Unterstützung der Möglichkeit eines dauerhaft selbständigen Wohnens
in der eigenen Wohnung (durch eine qualifizierte Wohnraumberatung und
Kooperation mit den Wohnungsbaugesellschaften, den freien Wohlfahrtsverbänden u.a.).
– In Marburg existiert ein breites Netz von ambulanten Diensten und Hilfeangeboten für ältere Menschen, das sich entsprechend der zu erwartenden
Nachfragesteigerung sicher noch weiter ausbauen wird. Im Bereich der von den Pflegekassen übernommenen Leistungen befinden wir uns dabei in einer
Marktsituation, die auch eine steigende Nachfrage abdecken wird. Was „niedrigschwelligere“ Hilfestellungen angeht, werden diese teilweise mit übernommen, wenn ein ambulanter Dienst bereits genutzt wird. In anderen Fällen wäre dies ein Angebotsbereich, der weiterentwickelt werden könnte; einzelne Projekte dazu gibt es bereits. Mögliche geschlechtsspezifische Bedürfnisse sind dabei auch zu beachten. Wohnraumberatung ist ein Angebot, das wir als Stadt
und mit unserer städtischen Wohnungsbaugesellschaft GeWoBau bereits seit einiger Zeit anbieten; auch hier beobachten wir eine steigende Nachfrage, die sich auf unsere Konzeption der Weiterentwicklung unseres Beratungsangebotes auswirken wird.
Dabei ist auch auf ein stärker in die Stadtteile integriertes Wohnungsangebot („quartiersbezogen“) für ältere Menschen zu achten und auf die intensivere
Verknüpfung von Wohnen und Betreuungsangeboten (wo erforderlich: Schaffung bzw. Ausbau von Netzwerken, Angeboten ambulanter Diensten und besonderen Wohnangeboten).
– Dieser wichtige Aspekt wurde bereits angesprochen: um möglichst lange in der gewohnten Umgebung bleiben zu können, sind dezentrale Angebote vonnöten.
Die GeWoBau baut sukzessive weite Teile ihres Wohnungsbestandes barrierearm um, so dass diese Wohnungen dann auch insbesondere geeignet sind für ältere Menschen. Aufgrund des Nachfragedrucks werden sicher weitere Anbieter nachziehen; bei neugeplanten Bauten, egal welcher Bauträger, ist dies bereits
deutlich spürbar.
Es muss ein breites, qualitativ hochwertiges Angebot an Wohn- und Hilfsmöglichkeiten für Ältere Menschen zur Verfügung gestellt werden. Vor allem sind dabei auch die ebenso vielfältigen wie kreativen Ansätze der Selbsthilfe und der gegenseitigen Hilfe sowie die Entwicklung generationsübergreifender Angebote zu unterstützen.
– Ältere Menschen haben nicht weniger unterschiedliche Bedürfnisse als jüngere, deswegen ist eine Angebotsvielfalt gerade im Bereich Wohnen, Unterstützung und Pflege unabdingbar, wenn man sich auf den Weg machen möchte zur „seniorenfreundlichsten Stadt Deutschlands“. Das beinhaltet zum einen,
alternativen Wohnprojekten unterstützend zur Seite zu stehen (in welchen Formen das jeweils sein kann, ist sicher im Einzelfall zu entscheiden, weil die Strukturen
dabei sehr unterschiedlich sein können). Zum anderen wäre aber auch von Seiten der Stadtplanung für die Zukunft zu beachten, bei Ausschreibungen von neuen
Bauprojekten die Möglichkeit alternativer Wohnformen mit einzubeziehen, und ggf. durchaus an passender Stelle gezielt für ein solches Projekt auszuschreiben.
Zur Versorgung pflegebedürftiger Menschen steht vor allem ein weiterer Ausbau des ambulanten und teilstationären Bereichs (Tages- und Kurzzeitpflege) im
Mittelpunkt; wohnortnahe Versorgung ist dabei grundsätzlich die Zielrichtung. - Auch dieser Aspekt wurde oben bereits angesprochen; jenseits der bestehenden Angebote wird die Stadt Marburg mit ihren eigenen Einrichtungen der Marburger Altenhilfe GmbH dem Bereich der ambulanten und teilstationären Versorgung in ihrer Neukonzeption einen noch größeren Raum bieten.
Gerade im pflegerischen Bereich ist die Beachtung besonderer Bedürfnisse, wie etwa von Menschen mit Migrationshintergrund oder auch geschlechtsspezifische
Ansätze, dabei auch von besonderer Bedeutung.
Die Anzahl stationärer Plätze ist in Marburg für absehbare Zeit ausreichend; wünschenswert wäre, auch das stationäre Angebot dezentraler zu gestalten (ggf.
auch über Wohngruppen und/oder heimverbundene Hausgemeinschaften/Kleeblattmodelle). Mit der Beschlussfassung der Stadtverordnetenversammlung vom Juni 2008 und der Neuaufstellung der Marburger Altenhilfe GmbH hoffen wir auch, die Motivation
weiterer Anbieter von außen, hier mit großen Häusern in den Pflege-„Markt“ eintreten zu wollen, möglichst klein halten zu können.
Konzepte Marburger Altenplanung
Konzept III kommunaler Altenplanung: "Gut Älterwerden in Marburg"
In Marburg soll Älter werden für Alle gut gelingen. Das Konzept III „Gut Älterwerden in Marburg“ gibt einen Überblick über geplante Projekte, Maßnahmen und deren Umsetzung.
Dieser Strategie- und Aktionsplan basiert auf Bürger*innen-Befragungen sowie einer breiten Beteiligung von Seniorenbeirat, Politik, Expert*innen und Verwaltung.
Eine öffentliche, geförderte, generationen-übergreifende Begegnungsräumlichkeit pro Stadtteil ist erforderlich. Ergänzend bedarf es zugehender Formate des „Abholens“ und der Beteiligungsförderung.
Örtlichkeiten
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Beteiligte und Akteur*innen |
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Für Marburg eignet sich ausschließlich die Schaffung eines spezifischen Pflegedienstes für ambulante Nachtpflege, der allen Diensten Angebote für die Service-Erweiterung macht. Gemeinsam mit dem Landkreis Marburg-Biedenkopf ist die Realisierung des Dienstes voranzutreiben und zu klären, ggfs. durch die Marburger Altenhilfe St. Jakob.
- Gemeinsame Absprachen und verbindliche Planung zwischen Stadt und Landkreis (u.a. Verantwortlichkeiten)
- Politische Abklärung und Zusage (mit) der MASJ zur Angebotserweiterung
- Sondierungsgespräche mit Diensten
Konzeptentwicklung ambulanter nächtlicher Pflege in MR als neues Feld der MASJ? Aspekte:
- kleinräumiges Vorgehen fördern
- rechtliche Hürden überwinden
- Beziehungspflege gewährleisten
- Finanzierung erschließen
- Recherchieren bzw. Wiederaufgreifen örtlicher Ideen modellhafter Ausweitung technischer Assistenz-Systeme
- Enge Verzahnung mit dem stationären Nachtpflegeplatz der Marburger Altenhilfe „Auf der Weide"
- Prüfung ergänzender Sitzwachen qualifizierter Freiwilliger nach Vorbild ambulanter Hospizdienste
Wesentlich ist die enge Abstimmung und Kooperation der Fachdienste Sport, Gesunde Stadt und Altenplanung sowie Stadtgrün, um vielfältige Programme weiter-, zusammen- und auszuführen. Dafür benötigen die Fachdienste, insbesondere Sport, entsprechende finanzielle und personelle Ressourcen.
- Interaktive Erweiterung des Sportportals der Stadt Marburg
Gerontologische Konzeptentwicklung „Altengerechte Sportangebote – Ältere mitnehmen“, Bestandteile u.a.:
- Wiederaufnahme der „Bewegungsstarthelfer“, ggfs. verbunden mit „In Würde Teilhaben“ und Gemeindeschwester
- Verknüpfung mit Nachbarschaftsmittelpunkten als Orte und Projekte derer Aktiven
- KOMBINE, Tanz- und Moment!-Gruppen und AlltagsTrainingsProgramm (ATP) – für vulnerable Gruppen
- Spaziergehbegleitung bzw. -gruppen,
- Beachtung erweiterter Barrierefreiheit: WC-Verfügbarkeit, ÖPNV-Erreichbarkeit, Sicherheit, Bänke…
Detailkonzept für dezentrale, fachlich angeleitete Bewegung im Freien; Bestandteile:
- Modelle und Wege individueller und kollektiver Motivation und Begleitung
- Enge Verknüpfung mit Vereinen sowie Projekten wie Bewegungsstarthelfer, „In Würde Teilhaben“, Gemeindeschwester
- ggfs. Kombination mit Freiwilligendienst aller Generationen/FAM
- Verknüpfung der Maßnahmen des Präventionsplanes sowie der Marburger KOMBINE-Bausteine mit jenen des Konzept III Kommunaler Altenplanung
- Schaffung eines neuen Sachkontos im Fachdienst Sport für kontinuierliche Bewegungsförderung in der Zweiten Lebenshälfte – für Ausbau und Schaffung vorhandener und neuer Angebote
- Erweiterung der Broschüre 50+ um mehr Gesundheits- und Vereinssportangebote für die Zweite Lebenshälfte
- Prüfung der Reha-Sport-Angebote auf Refinanzierbarkeit durch GKV
Die sozialpolitische Problematik von „Freiwilligkeit mit Aufwandsentschädigung“ erfordert eine klare Grenzziehung zwischen freiwilligem Engagement und bezahlter Hilfe, damit Freiwillige nicht überstrapaziert und Arbeitnehmerrechte geschützt werden.
Dringend sind mit den Gemeinwesenträgern und gemeinnützigen Beschäftigungsgesellschaften die rechtlichen Möglichkeiten der Pflegeunterstützungsverordnung (PflUV) zur Schaffung neuer Betreuungs- und Entlastungsangebote und weitere Wege zur Ausweitung durch sie zu prüfen.
Detaillierte Angebots- und Bedarfsanalyse für Betreuungs- und Entlastungsleistungen in Marburg
Anschreiben der Gemeinwesenträger und Gemeinnützigen Beschäftigungsgesellschaften wegen Schaffung eigener Dienste gemäß PflegeunterstützungsV PflUV
Marburg entwickelt eigene Konzepte und Finanzierungswege
- für den Einsatz des Freiwilligendienstes aller Generationen
Neben der Unterstützung bestehender und geplanter Wohn- und Betreuungsangebote sind Entwicklungen für weitere Projekte, Angebote und Zielgruppen Älterer mit besonderen Herausforderungen dringend notwendig
Wohnen für Pflegebedürftige und ihre Partner*innen – als Benachbartes Wohnen/Tandemangebote
- Prüfung externer Modelle und Wege zur Übernahme für Marburg: z.B. Leben in Gastfamilien
- Ambulant betreute WGs für diverse Zielgruppen (s.o.); Gruppenwohnungen u.a. als Bausteine für „Wohnen im Westen“
- Städtische Förderung für spezifische Wohnprojekte bzw. -formen (Demenz- bzw. Pflege-WGs, Betreutes Wohnen für Ältere mit Suchterkrankungen, Projekt der BI-Sozialpsychiatrie für Ältere mit psych. Erkrankungen etc.)
Die Erweiterung verlässlicher Kurzzeitpflege kann ausschließlich durch solitäre Einrichtungen vorangebracht werden – gemeinsam mit dem Landkreis als Sozialhilfeträger und ggfs. einer Modellförderung des Landes Hessen. Ein erstes Angebot solitärer Kurzzeitpflege wäre mit der Marburger Altenhilfe St. Jakob gGmbH zu entwickeln.
Ein elektronisches System zur Erfassung freier Pflegeplätze scheint bei näherer Prüfung unzureichend, da es weder Planungssicherheit für pflegende Angehörige noch die dringend benötigte Kapazitätsausweitung ersetzen kann.
- Beratungen zwischen Stadt und Landkreis zur Kooperation, Klärung von Verantwortlichkeiten und Planung weiterer Schritte zur Bedarfsdeckung
- Einrichtung einer Projektgruppe „Modellentwicklung solitärer Kurzzeitpflegeplätze“ der MASJ; Aspekte: Operationalisierung, Wirtschaftlichkeit, Fehlbetragsfinanzierung (kommunale Ausfallbürgschaft)
- Kontakt mit dem Land Hessen zur Modellentwicklung eines zentrales Verzeichnisses freier, eingestreuter Kurzzeitpflegeplätze
Als bedeutend sieht der Fachdienst die intensivierte Zusammenarbeit der Stadtplanung und des Fachbereichs Soziales, Wohnen und Arbeit mit der GeWoBau und weiteren Wohnungsträgern i.S.d. Wohnungsmarktanalyse an. Bei anstehender Wohnbebauung sollen Pilotstandorte für „zuhause Wohnen: selbstbestimmt mit Service“ festgelegt und entwickelt werden.
Parallel sind im Bestand modulförmig Realisierungsmöglichkeiten für „selbstbestimmt Wohnen mit Versorgungssicherheit“ ohne Servicepauschale sowie vielfältige Möglichkeiten integrierten Wohnens zur Umsetzung wie für erweiterte Wohnraum- und ggfs. begleitete Umzugs-Beratung zu prüfen.
- Bestandsausweitung der bezahlbaren, barrierefreien Wohnungen
- Erweiterung der Wohn- und Umzugs-Beratung inkl. Wohnungstausch als Pilotprojekt, Intensivierung von Wohnen für Hilfe u.a.
- Gespräche zwischen Stadt und Wohnungsbaugesellschaften bzgl. „zuhause Wohnen: selbstbestimmt mit Service“ u.a. integrierten Wohnformen
- Entwicklung eines Marburger Standards „Barrierefreier Wohnraum“
- Prüfung derzeitiger GeWoBau Standorte auf Eignung für „zuhause Wohnen: selbstbestimmt mit Service
- Einbringen von Alternsaspekten bei Neubauplanungen, wie bspw. „Wohnen im Westen“
- Projektierung Gruppen-Wohnung, z.B. im Heim-Altbau Sudetenstraße
Das bayerische Betreuungsnetzwerk soll für eine Marburger Seniorennotfallbetreuung als Orientierung dienen. Große Chancen bietet ihre Einbindung in die Marburger Altenhilfe St. Jakob gGmbH. Erforderlich ist begleitend und vermittelnd eine zentrale Anlauf- und Koordinationsstelle. Diese sollte in Zusammenarbeit mit dem Bündnis für Familie, Pflegebüro, Pflegestützpunkt und bestehenden Pflegediensten entstehen.
- Konzeptentwicklung: „Betreuungsnetzwerk“ analog bayerisches Modell, oder Familiengenossenschaft Rhein-Neckar
- Kooperation mit Gemeinwesenträgern und Gemeinnützigen Beschäftigungsgesellschaften (inkl. 24h Rufdienst)
Präsentationen zur Vortragsreihe
"Gestaltungsmöglichkeiten bedürfnisorientierter Altenhilfe"
Die Zukunft der Pflege liegt im Quartier
Sorge und Mitverantwortung in der Kommune
Eine Kooperation der Stabsstelle Altenplanung der Stadt Marburg und des Landkreises Marburg-Biedenkopf
Expertinnen und Experten kamen auf Einladung von Stadt und Landkreis im Frühjahr 2016 nach Marburg, um neue Wege und Möglichkeiten darzulegen und zur Diskussion zu stellen. Die Präsentationen geben Ihnen die Möglichkeit, noch einmal über die Themen nach zu lesen.
Präsentation zur fachöffentlichen Vorstellung und Diskussion am 16.11.2016 im Erwin-Piscator-Haus
GRUNDSÄTZE UND SCHWERPUNKTSETZUNGEN KOMMUNALER ALTENPLANUNG UND ALTERNSSOZIALPOLITIK IN MARBURG