Wie ist der aktuelle Stand der Planung für eine „welcome-card" für Marburg-Touristen bei der MTM?

 

Es antwortet der Oberbürgermeister:

 

Das Wesen einer Welcome-Card, City-Card o.ä. besteht aus gebündelten Leistungen zu einem (relativ) günstigen Preis. Der Kunde muss beim Kauf einer solchen Karte einen echten Mehrwert empfinden. Die MTM beschäftigt sich bereits seit ca. zwei Jahren ausführlich mit diesem Thema.

Inhaltlich unterscheidet man grundsätzlich zwischen zwei „Ausbaustufen“. Die erste Stufe ist eine Basisversion, in der grundlegende, bundesweit übliche und vom Gast erwartete Leistungen kostenlos angeboten werden. Zu diesen Leistungen zählt z. B. kostenlose Nutzung des ÖPNV für die gesamte Gültigkeitsdauer (24/48 Stunden) der Karte oder etwa der kostenlose Eintritt in die wesentlichen Museen und Sehenswürdigkeiten der Stadt. Zudem erwartet der Gast sogenannte Add on’s, also zusätzliche, kostenfreie Zugaben, wie etwa eine Ausgabe der örtlichen Tageszeitung oder ein Give away der örtlichen Tourismusorganisation.

Die zweite Stufe sattelt auf die Erste auf und bildet die Angebotspalette mit Ermäßigungstatbeständen, wie z. B. ermäßigte Eintritte in Bäder, Kino etc. und/oder Vergünstigungen im Einzelhandel.

Nach eingehender Prüfung ergibt sich aus Sicht der MTM hinsichtlich der Basisversion für Marburg folgender momentaner Sachstand:

1. Der ÖPNV in Marburg bietet zwar ein Tages-, jedoch keine 24-Stunden-Ticket an. D. h. ein Kunde kann, wenn er das Ticket um 15.00 Uhr erwirbt, nicht bis um 15.00 Uhr des Folgetages kostenlos fahren, sondern nur bis Betriebsschluss des gleichen Tages. Er braucht demnach am nächsten Morgen eine neues Ticket. Die Stadtwerke Marburg sind dabei an das Tarifsystem des RMV gebunden, der dieses Ticket in der notwendigen Form nicht (mehr) anbietet.
2. Marburgs Museenlandschaft ist zwar vielfältig, jedoch wenig promotabel. So müssen dem Gast z. B. höchst unterschiedliche Öffnungszeiten vermittelt werden. Von ganztägigen Öffnungszeiten ohne oder auch mit Mittagspause, über Tage mit und ohne Nachmittagsöffnung bis hin zu stundenweisen Öffnungszeiten einmal im Monat oder gar erst nach Anmeldung. Zudem ist die Eintrittsituation zumeist kostenlos, was zwar grundsätzlich begrüßenswert ist, es jedoch wesentlich erschwert, dem Gast einen Mehrwert beim Kauf einer Welcome-Card zu verdeutlichen.

Ohne diese „Grunddaseinsfunktionen“ einer Welcome-Card macht es keinen Sinn die zweite Stufe aufzusatteln. Die Karte verliert damit zunehmend ihren touristischen Charakter hin zu einer Bonus-Karte des örtlichen Gewerbes.

Nicht weniger bedeutend für die Akzeptanz und den Erfolg einer solchen Karte ist der Back-Office-Bereich. Je komplizierter die Erfassungs-, Kontroll- und Abrechnungsmodalitäten, desto weniger sind Leistungsträger bereit, sich zu beteiligen. Diese Modalitäten und Mechanismen sind für alle Beteiligten einfach und transparent zu halten. Trotzdem muss der Missbrauch, wie Mehrfachnutzung einer Leistung oder gar Fälschung der Karte verhindert werden. Demzufolge ist eine zentrale Steuerung der Abwicklung Bedingung, ohne dass es dabei zu einem unverhältnismäßigen Aufwand kommt. Sollten sich die angeführten Basisleistungen zukünftig deutlich verbessert darstellen, kann auch an einer Welcome-Card weiter geplant werden.

 

 

 

Zusatzfragen der Stadtverordneten Severin – SPD und Hussein – SPD werden ebenfalls durch den Oberbürgermeister beantwortet.