Kann der Magistrat Auskunft geben, in welchem Zeitraum der Medizinische Dienst der Krankenkasse das Heim "Auf der Weide" der Marburger Altenhilfe St: Jakob GmbH geprüft hat, wann der Geschäftsführung das Prüfungsergebnis mitgeteilt und wann die Aufsichtsgremien erstmals hiervon unterrichtet wurden?

Es antwortet Stadträtin Dr. Weinbach:

Die Qualitätsprüfung des Medizinischen Dienstes der Krankenversicherung (MDK) fand am 24. / 25.09.2009 statt. Frau Dr. Weinbach als zuständige Dezernentin wurde über die Prüfung sowie die im folgenden aufgeführten weiteren Schritte jeweils unmittelbar informiert.

Der zeitliche Ablauf von der Qualitätsprüfung bis zur Veröffentlichung des Transparenzberichtes sah folgendermaßen aus:

o                            24./25.09.2009 Qualitätsprüfung im Altenpflegeheim „Auf der Weide"

o              15.10.2009 : Eingang des MDK-Berichtes zur Qualitätsprüfung bei der               MASJ

o              unmittelbar im Anschluss Beginn mit der Planung und Umsetzung der               Verbesserungsmaßnahmen aus dem MDK-Bericht und Erarbeitung einer               Stellungnahme aus Sicht der               MASJ zu Punkten ungerechtfertigter Kritik               des MDK-Berichts

o                            18.11.2009: vorläufiger Transparenzbericht (Basierend auf dem MDK-              Bericht vom 15.10) liegt zur Stellungnahme vor

o              November 2009 bis Mai 2010: Ausarbeitung fachlicher Stellungnahmen               zum vorläufigen Transparenzbericht durch MASJ und Bearbeitung der               fachlichen Eingaben der MASJ durch MDK

o              28.05.2010: Veröffentlichung des aufgrund der Eingaben in Teilbereichen               korrigierten Transparenzberichtes

o              02.06.2010: Vorstellung des Transparenzberichtes in der               Aufsichtsratssitzung der MASJ

o              01.07.2010: Vorstellung des Transparenzberichtes am 01.07.2010 im               Angehörigengesprächskreis des AHZ

Hintergrund zum Transparenzbericht

Mit der Veröffentlichung der Transparenzberichte und der Vergabe von Noten wird dem Interesse auf Transparenz bezüglich der aktuellen Angebote und Leistungen von Altenpflegeeinrichtungen Rechnung getragen. Die MASJ begrüßt eine objektive Bewertung ihrer Leistungen anhand von verbindlichen Kriterien, da wir ständig an einer Verbesserung unserer Qualität arbeiten. Neben der Herstellung von Transparenz für die Öffentlichkeit beinhaltet die Prüfung auch fachliche Auseinandersetzung und Beratung, sie gibt Anstöße zur Weiterentwicklung der bestehenden Qualität.

Ein Problem hinsichtlich der Beurteilung der Pflege- und Betreuungsleistungen sehen wir in der Konzentration auf die Pflegedokumentation. Die in der Prüfung vom 24 und 25. 09. 2009 beanstandeten Mängel sind überwiegend Mängel in der Pflegedokumentation, sie betrafen nicht die tatsächliche Versorgung der Bewohner/innen selbst. Es fließt z.B. die Tatsache, dass bei keinem Bewohner/in im Bereich der Wundversorgung Mängel festgestellt wurden nach dem bestehenden Bewertungssystem nicht positiv in die Bewertung ein. Aus diesem Grund haben wir den Weg einer detaillierten fachlichen Auseinandersetzung mit den Inhalten der Qualitätsprüfung gewählt.

Die Mitarbeiter/innen sind mit ständig wachsenden Anforderungen an die schriftliche Dokumentation von Leistungen in Pflege und Sozialer Begleitung konfrontiert, gleichzeitig entwickeln sich die Qualitätsansprüche an eine individuelle, an aktuellen fachlichen Standards orientierte Leistung im direkten Kontakt mit dem Bewohner immer weiter und erfordern mehr Zeit in der direkten Pflege. Dass sich in diesem  Dilemma Mitarbeiter/innen unter ständigem Zeitdruck befinden ist leicht nachvollziehbar. Entsprechend unserem Leitbild, welches den Menschen an erste Stelle setzt, ist es nachvollziehbar, dass in Situationen mit hohem Zeitdruck dem direkten Kontakt zum Bewohner Vorrang eingeräumt wird und dann Mängel in der Dokumentation entstehen können.

Unser „Umgang mit demenzkranken Bewohnern" wurde mit der Note „ausreichend" (4,1) bewertet. Diese Note resultiert im Wesentlichen aus einer fehlenden Transparenz unserer Leistung in der bisherigen Dokumentation. Die aktuelle Prüfung hat uns jedoch auch den Blick für Optimierungsmöglichkeiten geöffnet. Zusätzliche Betreuungskräfte ergänzen inzwischen das bereits vorhandene Angebot, die Biografiearbeit wurde intensiviert.

Bewohner mit Demenz können schon immer an zahlreichen Gruppenangeboten teilnehmen. Auf ihren besonderen Unterstützungsbedarf wird dabei über die Gestaltung des jeweiligen Gruppenangebotes eingegangen: Inhalte und Methodik werden auf individuelle Ressourcen, Interessen und biografischen Hintergrund abgestimmt. Bei Bedarf erfolgt eine individuelle Begleitung während des Gruppenangebotes. Spezielle Angebote im  unmittelbaren Wohnbereich sowie Einzelangebote ergänzen dieses Angebot ebenso wie Einzelangebote, die in die pflegerischen Abläufe integriert sind. Wir gehen davon aus, dass auf Grund der von uns vorgenommenen Veränderungen im Bereich der Dementenbetreuung dieser Bereich bei der nächsten Prüfung deutlich bessere Ergebnisse erzielen wird.

Die Bewertung seitens unserer Bewohner/innen mit „Sehr gut" (1,2) liegt uns besonders am Herzen und zeigt, dass sich das persönliche und fachliche Engagement unserer Mitarbeiter lohnt und gewürdigt wird und dass wir uns an unserem Leitbild in der täglichen Pflege orientieren.

Bei der Vorstellung des Transparenzberichtes anlässlich des Angehörigenabends des Altenhilfezentrums stieß die schlechte Benotung für einzelne Bereiche bei allen anwesenden Angehörigen auf Unverständnis. Die Angehörigen erleben bei ihren regelmäßigen Besuchen Pflege und Soziale Begleitung als sehr positiv. Dies bestätigt unseren Eindruck, dass das Prüfergebnis nur einen Teilaspekt unserer Arbeit darstellt. Interessierte sind herzlich eingeladen sich ein eigenes Bild von Angebot und Atmosphäre des Hauses ‚Auf der Weide' zu machen.