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Ratsinformation

ALLRIS - Vorlage

Große Anfrage B 90 / Die Grünen-Fraktion - VO/1258/2012

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Beratungsfolge

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Beschlussvorschlag

 

Der Magistrat wird um die Beantwortung folgender Fragen gebeten:

 

 

A)Stationäre Versorgung

 

  1. Wie viele Plätze einer vollstationären Altenpflege in wie vielen Einrichtungen gibt es derzeit in Marburg und welche konzeptionellen Ansätze verfolgen diese Einrichtungen (Hausgemeinschaften, traditionelle Heimunterbringung)?

 

  1. In welchen Stadtteilen gibt es keine stationären Angebote?

 

  1. Gibt es spezielle stationäre Angebote für pflegebedürftige Migrantinnen und Migranten?

 

  1. Hat der Magistrat Kenntnisse, wie sich der Bedarf nach stationären Pflegeplätzen in den letzten Jahren in Marburg entwickelt hat?

 

  1. Welchen Bedarf sieht er in der Zukunft?

 

  1. Wie war die Auslastung des vollstationären Angebotes in den Alteneinrichtungen in Marburg, insbesondere in den Häusern der Marburger Altenhilfe St. Jakob GmbH innerhalb der letzten 10 Jahre?

 

  1. Welche Planungen gibt es bei der Marburger Altenhilfe St. Jakob GmbH für die zukünftige Entwicklung und welche Rolle spielt dabei der vom Kuratorium Deutsche Altershilfe (KDA) als „5. Generation des Altenwohnbaus“ bezeichnete Quartieransatz?

 

  1. Welche Bedeutung für die Versorgung Marburger Bürgerinnen und Bürger hat das Alten- und Pflegeheim in Cölbe in Trägerschaft der Marburger Altenhilfe St. Jakob GmbH?

 

  1. Das Haus Cölbe ist als erster Ersatzbau für das Haus Sudetenstraße 24 konzipiert. Haben sich Bewohner schon bereit erklärt umzuziehen bzw. wie sieht das Umzugskonzept aus (Gespräche mit Angehörigen etc.)

 

  1. Ist hier im vollstationären Bereich weiterhin die Umsetzung des Hausgemeinschaftskonzeptes und eine dezentrale Versorgung der Bewohnerinnen und Bewohner geplant oder wird es eine zentrale Essensversorgung geben?

 

  1. Wie ist der Entwicklungsstand der von der GeWoBau und dem St. Elisabeth-Verein geplanten wohnortnahen stationären Hausgemeinschaft im Waldtal? (Konzept, Personalschlüssel, Bewerber)

 

  1. Sind mit dieser Einrichtung weitere Angebote wie ambulante Versorgung, Beratung usw. vorgesehen?

 

  1. Sind dem Magistrat andere Vorhaben wohnortnaher kleiner stationärer Einrichtungen bekannt?

 

  1. Hat der Magistrat ein Konzept, wo in Marburg ortsnahe, quartiersbezogene Projekte mit stationären und ambulanten Versorgungselementen entstehen sollen?

 

 

B)Tagespflege

 

  1. Wie viele Plätze für Tagespflege gibt es derzeit in Marburg und wo?
     
  2. Wie ist das Tagespflegeangebot in Marburg ausgelastet?

 

  1. Wird das Tagespflegeangebot auch von Migrantinnen und Migranten in Anspruch genommen?

 

  1. Wie hat sich die Auslastung des Tagespflegeangebotes der Marburger Altenhilfe St. Jakob GmbH innerhalb der letzten Jahre entwickelt?

 

  1. Welchen Bedarf sieht der Magistrat derzeit und in den kommenden Jahren für Tagespflege?

 

  1. Gibt es Erfahrungen, ob es sinnvoll ist, Tagespflegeplätze mit stationärer Vollzeitversorgung zu verknüpfen?

 

 

C)Ambulante Pflege

 

  1. Wie haben sich das Angebot und der Bedarf für ambulante Pflege in Marburg in den letzten Jahren entwickelt und wie wird sich der Bedarf nach Einschätzung des Magistrats in den nächsten Jahren entwickeln?

 

  1. Gibt es einen Bedarf an sprachlich kompetenter ambulanter Pflege für Migrantinnen und Migranten? Und wenn ja, wird ihm entsprochen?

 

  1. In welchem Umfang bietet die Marburger Altenhilfe St. Jakob GmbH ambulante Pflege an?

 

  1. Gibt es regelmäßige Fachgespräche mit allen Trägern der ambulanten Pflege?
     
  2. Finden darüberhinaus regelmäßige Gespräche und Vernetzungstreffen mit anderen relevanten Stellen wie beispielsweise der Freiwilligenagentur statt?

 

  1. Ist dem Magistrat bekannt, wie viele Marburgerinnen und Marburger stationäre Pflege in Anspruch nehmen und wie viele durch ambulante Pflegekräfte versorgt werden?

 

  1. Gibt es in Marburg einen ambulanten Pflegedienst der das Konzept „Betreutes Wohnen zuhause“ vertraglich gesichert anbietet?

 

  1. Gibt es ein Konzept zur Implementierung altenfreundlicher Strukturen in den Stadtteilen mit niedrigschwelligen Angeboten wie haushaltsnahen Dienstleistungen, Seniorencafés und Begegnungsmöglichkeiten?

 

 

D) Pflegeberatung

 

  1. Ist dem Magistrat bekannt, wer in Marburg Pflegeberatung durchführt (außerhalb des BIP)?

 

  1. Gibt es in diesem Bereich auch Angebote, die die Bedürfnisse von Migrantinnen und Migranten berücksichtigen?

 

  1. Welche Pflegeberatungsleistungen bietet die Marburger Altenhilfe St. Jakob GmbH an?

 

  1. Gibt es eine Vernetzung und fachliche Gespräche mit allen Trägern, die Pflegeberatung durchführen und welche Rolle spielt dabei der Pflegestützpunkt im BiP?

 

 

Begründung

Der demographische Wandel macht auch vor Marburg nicht halt und die Stadt muss sich deutlich auf die zu lösenden Aufgaben einstellen. Deutschlandweit wird die Zahl der über 80-Jährigen von 4,1 Millionen (2009) auf voraussichtlich 6,4 Millionen in 2030 ansteigen. Dies führt auch zu einer wachsenden Zahl von Pflegebedürftigen, laut Modellrechnungen des Statistischen Bundesamtes könnte diese von 2,2 Millionen (2007) auf 2,9 Millionen im Jahr 2020 und ca. 3,4 Millionen im Jahr 2030 steigen. Das kann nicht bedeuten, dass entsprechend mehr Pflegeheime gebaut werden. Nicht zuletzt auch deshalb, weil Umfragen zeigen, dass in verstärktem Maße die Bürgerinnen und Bürger den Verbleib in der eigenen Wohnung auch bei Pflegebedürftigkeit favorisieren und für sie stationäre Pflegeeinrichtung deutlich weniger wünschenswert sind. In wachsendem Umfang sind dafür neue, nachbarschaftliche Strukturen mit einem Mix von professioneller Pflege und ehrenamtlicher Begleitung zu entwickeln, da vermehrt ältere pflegebedürftige Menschen allein stehend sind, bzw. ihre Angehörigen damit alleine überfordert sind oder nicht am Ort wohnen und deshalb die Pflege nicht übernehmen können. Um für diese Entwicklung besser gerüstet zu sein, sind die Antworten auf die oben gestellten Fragen wichtig, als Grundlage für ein Gesamtkonzept, wie in Marburg ein lebenswertes Leben im Alter mit und ohne Pflegebedürftigkeit realisiert werden kann.

 

 

Marion MessikDr. Christa Perabo

 

 

Beantwortung durch den Magistrat:

 

Der MagistratMarburg, den  19. Juni 2012

 

 

 

Frau

Stadtverordnete

Marion Messik

Haselhecke 24

 

35041 Marburg

 

 

Frau

Stadtverordnete

Dr. Christa Perabo

Sauersgäßchen 2

 

35037 Marburg

 

 

 

 

Große Anfrage der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen betr. Marburger Altenpolitik

 

 

 

Sehr geehrte Frau Messik,

sehr geehrte Frau Dr. Perabo,

 

 

die im Betreff genannte Große Anfrage Ihrer Fraktion wird wie im beiliegenden Bericht ausgeführt beantwortet.

 

Zuständige Dezernentin:  Stadträtin Dr. Kerstin Weinbach

 

 

 

Mit freundlichen Grüßen

 

 

 

 

 

Egon Vaupel

Oberbürgermeister

 

Anlage

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

FB/FD

17, Marburger Altenhilfe, 4

 

Große Anfrage der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen betr. Marburger Altenpolitik

VO/1258/2012
 

 

Beantwortung

 

 

Übersicht:

 

 

A)Stationäre Versorgung

1. a) Wie viele Plätze einer vollstationären Altenpflege in wie vielen Einrichtungen gibt es derzeit in Marburg und b) welche konzeptionellen Ansätze verfolgen diese Einrichtungen? (Hausgemeinschaften, traditionelle Heimunterbringung)

2. In welchen Stadtteilen gibt es keine stationären Angebote?

3. Gibt es spezielle stationäre Angebote für pflegebedürftige Migrant/innen?

4. Hat der Magistrat Kenntnisse, wie sich der Bedarf nach stationären Pflegeplätzen in den letzten Jahren in Marburg entwickelt hat?

5. Welchen Bedarf sieht er in der Zukunft?

a) Bestandsfortschreibungen

b) Betrachtungsalternativen

6. Wie war die Auslastung des vollstationären Angebotes in den Alteneinrichtungen in Marburg, insbesondere in den Häusern der Marburger Altenhilfe St. Jakob GmbH innerhalb der letzten 10 Jahre?

7. Welche Planungen gibt es bei der Marburger Altenhilfe St. Jakob GmbH für die zukünftige Entwicklung und welche Rolle spielt dabei der vom Kuratorium Deutsche Altershilfe (KDA) als „5. Generation des Altenwohnbaus“ bezeichnete Quartieransatz?

8. Welche Bedeutung für die Versorgung Marburger Bürger/innen hat das Alten- und Pflegeheim in Cölbe in Trägerschaft der Marburger Altenhilfe St. Jakob GmbH?

9. Das Haus Cölbe ist als erster Ersatzbau für das Haus Sudetenstraße 24 konzipiert. Haben sich die Bewohner/innen schon bereit erklärt umzuziehen bzw. wie sieht das Umzugskonzept aus (Gespräche mit Angehörigen etc.)?

10. Ist hier im vollstationären Bereich weiterhin die Umsetzung des Hausgemeinschaftskonzeptes und eine dezentrale Versorgung der Bewohner/innen geplant oder wird es eine zentrale Essensversorgung geben?

11. Wie ist der Entwicklungsstand der von GeWoBau und dem St. Elisabeth-Verein geplanten wohnortnahen Hausgemeinschaft im Waldtal? (Konzept, Personalschlüssel, Bewerber)

12. Sind mit dieser Einrichtung weitere Angebote wie ambulante Versorgung, Beratung usw. vorgesehen?

13. Sind dem Magistrat andere Vorhaben wohnortnaher kleiner stationärer Einrichtungen bekannt?

Hierzu liegen dem Magistrat zum aktuellen Zeitpunkt keine neuen Informationen vor.

14. Hat der Magistrat ein Konzept, wo in Marburg ortsnahe, quatiersbezogene Projekte mit stationären und ambulanten Versorgungselementen entstehen sollen?

 

 

 

 

 

 

 

B)Tagespflege

1. Wie viele Plätze für Tagespflege gibt es derzeit in Marburg und wo?

2. Wie ist das Tagespflegeangebot in Marburg ausgelastet?

3. Wird das Tagespflegeangebot auch von Migrant/innen in Anspruch genommen?

4. Wie hat sich die Auslastung des Tagespflegeangebotes der Marburger Altenhilfe St. Jakob GmbH innerhalb der letzten Jahre entwickelt?

5. Welchen Bedarf sieht der Magistrat derzeit und in den kommenden Jahren für die Tagespflege?

6. Gibt es Erfahrungen, ob es sinnvoll ist Tagespflegeplätze mit stationärer Vollzeitversorgung zu verknüpfen?

 

C)Ambulante Pflege

1. Wie haben sich das Angebot und der Bedarf für ambulante Pflege in Marburg in den letzten Jahren entwickelt und wie wird sich der Bedarf nach Einschätzung des Magistrats in den nächsten Jahren entwickeln?

2. a) Gibt es einen Bedarf an sprachlich kompetenter ambulanter Pflege für Migrant/innen? b) Und wenn ja, wird ihm entsprochen?

3. In welchem Umfang bietet die Marburger Altenhilfe St. Jakob GmbH ambulante Pflege an?

4. Gibt es regelmäßige Fachgespräche mit allen Trägern ambulanter Pflege?

5. Finden darüber hinaus regelmäßige Gespräche und Vernetzungstreffen mit anderen relevanten Stellen wie beispielsweise der Freiwilligenagentur statt?

6. Ist dem Magistrat bekannt, wie viele Marburger/innen stationäre Pflege in Anspruch nehmen und wie viele durch ambulante Pflegekräfte versorgt werden?

7. Gibt es in Marburg einen Pflegedienst der das Konzept „Betreutes Wohnen zuhause“ vertraglich gesichert anbietet?

8. Gibt es ein Konzept zur Implementierung altenfreundlicher Strukturen in den Stadtteilen mit niederigschwelligen Angeboten wie haushaltsnahen Dienstleistungen, Seniorencafés und Begegnungsmöglichkeiten?

 

 

D) Pflegeberatung

1. Ist dem Magistrat bekannt, wer in Marburg Pflegeberatung durchführt (außerhalb des BIP)?

2. Gibt es in diesem Bereich auch Angebote, die die Bedürfnisse von Migrant/innen berücksichtigen?

3. Welche Pflegeberatungsleistung bietet die Marburger Altenhilfe St. Jakob GmbH an?

4. Gibt es eine Vernetzung und fachliche Gespräche mit allen Trägern, die Pflegeberatung durchführen und welche Rolle spielt dabei der Pflegestützpunkt im BiP?

 

 

Anlagen

Anlage 1: Stationäre Versorgung (Frage 4)

Anlage 2: Auslastung Marburger Altenhilfe St. Jakob 2002 bis 2011

 

 

 

 

 

 

A)Stationäre Versorgung

1. a) Wie viele Plätze einer vollstationären Altenpflege in wie vielen Einrichtungen gibt es derzeit in Marburg und b) welche konzeptionellen Ansätze verfolgen diese Einrichtungen? (Hausgemeinschaften, traditionelle Heimunterbringung)

a) In Marburg gibt es insgesamt 734 Plätze vollstationärer Altenpflege, die sich auf 15 Einrichtungen verteilen. Eine Auflistung findet sich im Seniorenwegweiser der Stadt Marburg.

b) Schriftliche Detailinformationen zu konzeptionellen Ansätzen liegen dem Magistrat nicht vor. Das von GeWoBau und St. Elisabeth-Verein geplante Projekt „Waldtal“ (Dachsbau), soll als Hausgemeinschaft geführt werden (voraussichtliche Fertigstellung 2012). Die Konzeption des neuen Hauses der Marburger Altenhilfe St. Jakob (MASJ) in Cölbe sieht 8 stationäre Hausgemeinschaften für je 10 Bewohner/innen vor (s.u.).

 

 

 

2. In welchen Stadtteilen gibt es keine stationären Angebote?

 

Der Großteil stationärer Angebote befindet sich in der Marburger Kernstadt bzw. in unmittelbaren Nähe (Wehrda, Richtsberg, Ockershausen) - bis auf Moischt und Dagobertshausen.

In den folgenden Stadtteilen/Ortschaften gibt es keine stationären Angebote:

Bauerbach, Bortshausen, Cappel, Cyriaxweimar, Dilschhausen, Elnhausen, Ginseldorf, Gisselberg, Haddamshausen, Hermershausen, Marbach, Michelbach, Ronhausen, Schröck und Wehrshausen.

 

 

3. Gibt es spezielle stationäre Angebote für pflegebedürftige Migrant/innen?

 

Nein, es gibt in Marburg derzeit keine speziellen stationären Angebote für Migrant/innen.

Auch die Marburger Altenhilfe St. Jakob (MASJ) hat kein spezielles Angebot für pflegebedürftige Migrant/innen. Vereinzelt werden russischsprachige/persischsprachige Kurzzeitpflegegäste oder Bewohner/innen aufgenommen. Die Kommunikation wird hier überwiegend über einen engen Kontakt zu deutschsprachigen Angehörigen sichergestellt, partiell auch über Mitarbeiter/innen, welche Sprachkenntnisse in der jeweiligen Sprache haben.

 

Laut einer 2008 ausgewerteten Umfrage des Landkreises Marburg-Biedenkopf verfolgt keine der an der Umfrage beteiligten Einrichtungen ein spezifisches Konzept, nur wenige Häuser planen die Etablierung kultursensibler Angebote. Es ist allerdings ein großes Potenzial vorhanden, sich im Bereich der stationären Pflege auf die besonderen Bedürfnisse von Senior/innen mit Migrationshintergrund einzustellen. Da ein Großteil der Pflegeeinrichtungen Personal mit Migrationshintergrund beschäftigt, gilt es, deren Potenzial hinsichtlich Sprache und Kultur zu nutzen.

 

Der Landkreis Marburg-Biedenkopf bietet über das Büro für Integration in Zusammenarbeit mit dem FB Gesundheit den Dolmetscherservice für das Sozial- und Gesundheitswesen im Landkreis Marburg-Biedenkopf (kurz: DolMa) an, welcher auch im Bereich stationärer Pflege zum Einsatz kommt.

 

 


4. Hat der Magistrat Kenntnisse, wie sich der Bedarf nach stationären Pflegeplätzen in den letzten Jahren in Marburg entwickelt hat?

 

Die demographische Alterung in Hessen wie insges. in Deutschland nimmt zu, wodurch auch der Anteil der nach SGB XI als pflegebedürftig eingestuften Personen zugenommen hat.

1990 waren in Hessen 15,5% der Bevölkerung 65 oder älter, 2010 waren es bereits 20%, wobei als Risikogruppe in Bezug auf Pflegebedürftigkeit insbesondere die Altersgruppe der über 80-Jährigen zu sehen ist.[1] Im Landkreis Marburg-Biedenkopf waren im Jahr 2003 1.840 Personen in stationärer Pflege. 2007 lebten 2.017 Personen in stationären Pflegeeinrichtungen - v.a. in   Pflegestufe II, leicht rückläufig in Pflegestufe I, leicht ansteigend in Pflegestufe III. 2011 gibt es 1.961 Personen in stationärer Pflege.[2] Im Landkreis Marburg-Biedenkopf liegt die Auslastungsquote in der stationären Pflege im mittleren bzw. durchschnittlichen Bereich (2007: 94,86%). Somit kann von einer Bedarfsdeckung gesprochen werden.

Im Jahr 1995 gab es in der Stadt Marburg 337 Pflegeheimplätze von insgesamt 700 Plätzen in Sonderwohnformen für Ältere, also inklusive Altenwohnheim- und (damals noch vorhandenen) Altenheimplätzen. Im Jahr 2012 gibt es 734 Pflegeheimplätze von insgesamt 846 Plätzen in Sonderwohnformen für Ältere insgesamt (s. Anlage 1).

 

 

5. Welchen Bedarf sieht er in der Zukunft?

a) Bestandsfortschreibungen

Pflegebedürftigkeit ist in starkem Maße geprägt von individuellen, familiären und sozialen Ressourcen und Milieus. Dabei wird perspektivisch davon ausgegangen, dass einerseits die Leistungsfähigkeit der Familie rückläufig ist, andererseits ältere Menschen in Zukunft gesünder alt werden[3] und sich zudem neue außerfamiliäre Hilfebeziehungen bzw. -arrangements entwickeln, die es gezielt zu unterstützen gilt.[4]

Auf Grundlage der Bedarfanhaltswerte des Hessischen Sozialministeriums liegt für die Altersgruppe der über 65-Jährigen derzeit im Landkreis Marburg-Biedenkopf eine Überkapazität von 868 Pflegeplätzen vor.[5] Aussagekräftiger als der Einbezug aller über 65-Jährigen wäre jedoch eine Betrachtung der tatsächlich für Pflegebedürftigkeit v.a. in Frage kommenden Kohorte der sog. Hochaltrigen ab 80 oder 85 Jahren. Überträgt man die heutige Versorgungsquote - Relation der Pflegeplätze zu den über 80-Jährigen - auf das Jahr 2025, müssten dann 2.806 Plätze, also 785 Plätze mehr als 2009 vorgehalten werden.[6]

 

 


b) Betrachtungsalternativen

Neben statistischen Fortschreibungen ist für Prognosen zum (stationären) Pflegebedarf ein Blick auf das Gesamtsystem der Altenhilfe zielführender. Einerseits erzeugen vorhandene Heimkapazitäten im Sinne des sogenannten Heimsogs auch deren Frequentierung, andererseits reduziert ein leistungsstarkes und vernetztes ambulantes und teilstationäres Pflegeangebot den stationären Pflegebedarf.

 

So geht Dr. Peter Michell-Auli, Geschäftsführer des Kuratorium Deutsche Altershilfe (KDA) in Köln, davon aus, dass nach wie vor 30-40 % der HeimbewohnerInnen lediglich eine soziale und/oder kulturelle Bedürftigkeit bzw. einen hauswirtschaftlichen Bedarf aufweisen[7]. Sie sind somit durch stationäre Pflege übersorgt, häufig mangels quartiersnaher Angebotsalternativen. In der Praxis führen gegenwärtig eine unzureichende Wohnsituationen der Pflegebedürftigen und fehlende Angebote für Übergangswohnen (nach Klinikaufenthalt, bei frisch erworbener Behinderung etc.) zur stationären Dauerpflege für Menschen, die eigentlich noch gut in einer eigenen, zweckmäßigeren Wohnung gepflegt werden könnten.

 

Ganz zentrale Vorraussetzung sind für diese heimverhindernde, ambulante Pflege allerdings geeignete Wohnverhältnissen der zu Unterstützenden.

Derzeit gibt es einen großen ungedeckten Bedarf an für ältere, behinderte und pflegebedürftige Menschen geeignetem Wohnraum, insbesondere für Menschen mit niedrigem Einkommen: Hier lassen sich für Bezieher/innen der Leistungen nach dem SGB XII oder SGB II kaum Wohnungen innerhalb der gesetzlichen Vorgaben bezüglich Miethöhe und Wohnungsgröße finden, die barrierearm bzw. barrierefrei sind und sich in einem für Menschen mit Mobilitätseinschränkungen akzeptablen Wohnumfeld befinden.

Auf Initiative dreier Träger der Behindertenhilfe (Soziale Hilfe Marburg e.V., BI Sozialpsychiatrie sowie des fib e.V.) gab es bereits im Herbst 2010 ein Hearing unter Leitung der zuständigen Dezernentin und Beteiligung der Fachdienste Altenplanung, Wohnen und Soziale Leistungen sowie der GeWoBau. Eine Anfrage der CDU-Fraktion aus diesem Jahr befasst sich mit der Frage nach Möglichkeiten der Verbesserung der Wohnsituation in Außenstadtteilen.

 

Wünschenswert ist ergänzend die Entwicklung von quartiersbezogenen Wohnangeboten, die neben einem niedrigschwelligen Angebot des Zugangs zu Hilfe- und Pflegeleistungen auch einen Ort in unmittelbarer Nachbarschaft bieten, der Kommunikation und Tagesstrukturierung ermöglicht, vergleichbar den Angeboten des „Bielefelder Modells“ unter dem Motto „Selbstbestimmt Wohnen mit Versorgungssicherheit“. Hier wird über einen Pflegedienst Präsenz rund um die Uhr gewährleistet und unter Einbezug Freiwilliger ein Mietercafé mit Mittagstisch als Ort der Begegnung angeboten. Auch die vereinigten Wohnstätten 1889 e.G. Kassel zeigen als verantwortliche Wohnungsbaugesellschaft ähnliche Ansätze eines Quartierskonzeptes (in Kassel) mit ihrem Nachbarschaftsverein Hand in Hand e.V.

 

Allererste Ansätze einer solchen Quartiersentwicklung stellt die systematische Unterstützung des freiwilligen Engagements in den Stadtteilen zur Umsetzung der Ergebnisse der Bürgerbefragungen[8] durch die Altenplanung dar. Die Befragungen beinhalten neben allgemeinen demographischen Fakten die Schwerpunkte Wohnen, Alltagshilfen, Aktivitäten und Mobilität (Bedarf und Angebot). Folgender Entwicklungstand liegt im Juni 2012 vor:


Ortsteil

Zeitpunkt der Befragung

Folgeentwicklungen

Bauerbach

2009

Bauerbacher Bürger-Treff

Cappel

2010

Aktive BürgerInnen Cappel e.V. mit vielfältigen Angeboten

Cyriaxweimar*

2012, zur Zeit

* Gemeins. AK Altern im Allnatal

Ginseldorf

2012/13, in Vorbereitung

 

Haddamshausen*

2012, zur Zeit

* Gemeins. AK Altern im Allnatal

Hermershausen*

2012, zur Zeit

* Gemeins. AK Altern im Allnatal

Marbach

2009

Miteinander-Füreinander (organ. Nachbarschaftshilfe etc.)

Michelbach

2009, Pilotbefragung

Beratungstreff Pflege + Alter, entstehende Nachbarschaftshilfe

Moischt

2010

 

Ockershausen

2011/2012

Form Gut Älterwerden in Ockershausen

Richtsberg

2012/13, in Vorbereitung

 

Schröck

2012, am Start

AK Altenarbeit in Ockershausen

 

Weiterhin bedarf es der systematischen Verbesserung niedrigschwelliger Angebote, der Unterstützung freiwilligen Engagements i.S. kontinuierlicher Fachberatung sowie der Förderung und Implementierung innovativer Wohnformen. Als Beispiele für letztere seien die Wohnprojekte im Waldtal (Wohngemeinschaft), die generationenübergreifenden Wohnprojekte der GeWiM (Gemeinschaftlich Wohnen in Marburg) und WoGe (Wohnen für Generationen) ebenso genannt wie die entstehenden Initiativen im Stadtwald - Wohnen für Generationen - und die Gründung einer Demenz-Pflege WG durch LiA (Leben im Alter).

 

Während es in Marburg demnach keinen pauschalen Bedarf zur Steigerung von Pflegeheimkapazitäten gibt, besteht jedoch ein Mangel an spezifischen stationären bzw. entsprechend geeigneten ambulanten Plätzen (etwa in Wohngruppen) für Menschen im Wachkoma und Menschen mit Beatmungsbedarf. Hier muss auf weiter entfernt liegende Einrichtungen (Gießen, Wetzlar, Bad Wildungen etc.) verwiesen werden, so dass ein enger familiärer Kontakt kaum erhalten werden kann. Zudem bedarf es der Entwicklung entsprechender wohnortnaher Angebote im Bereich spezifischer Kurzzeitpflege zur Entlastung Angehöriger.

 

 

6. Wie war die Auslastung des vollstationären Angebotes in den Alteneinrichtungen in Marburg, insbesondere in den Häusern der Marburger Altenhilfe St. Jakob GmbH innerhalb der letzten 10 Jahre?

 

Diese betriebsinternen Daten der Marburger Häuser liegen dem Magistrat nicht vor.

Für die Marburger Altenhilfe St. Jakob (MASJ) finden sich Daten in der Anlage 2.

 

 

7. Welche Planungen gibt es bei der Marburger Altenhilfe St. Jakob GmbH für die zukünftige Entwicklung und welche Rolle spielt dabei der vom Kuratorium Deutsche Altershilfe (KDA) als „5. Generation des Altenwohnbaus“ bezeichnete Quartieransatz?

 

Der Aufsichtsratsbeschluss vom 20.05.2009 legt die Grundlagen für künftige Entwicklungen bei der MASJ fest:

- Errichtung einer Altenhilfeeinrichtung mit 8 eigenständigen Wohngruppen (stationäre Hausgemeinschaften) für je 10 Bewohner/innen mit einer Gesamtplatzzahl von 80 Plätzen, Standort Cölbe. Diese Einrichtung wird im September 2012 bezugsfertig sein

- Errichtung einer Altenhilfeeinrichtung mit 8 eigenständigen Wohngruppen (stationäre Hausgemeinschaften) für je 10 Bewohner/innen - mit einer Gesamtplatzzahl von 80 Plätzen, Standort Marburg/Sudetenstraße  

 

oder alternativ statt des zentralen Neubaus Sudetenstraße:  

- Altenhilfeeinrichtung mit 4 eigenständigen Wohngruppen (stationäre Hausgemeinschaften) für je 10 Bewohner/innen - mit einer Gesamtplatzzahl von 40 Plätzen, Standort Marburg/Sudetenstraße und zusätzlich

- kleinere „Satelliten-Einrichtungen“ an verschiedenen Standorten Marburgs mit einem Angebot für weitere 40 pflegebedürftige Menschen: Gesamtplatzanzahl 80 Plätze.

Als Grundlage für die Umsetzung dieses alternativen Modells wurde im Beschluss des Aufsichtsrates die Wirtschaftlichkeit als Voraussetzung festgelegt - die Überprüfung/Begutachtung hierzu ist an das Kuratorium Deutsche Altershilfe (KDA) als neutrale Institution vergeben, das Gutachten liegt noch nicht vor.  

 

Die aktuellen Planungen für die neue Altenhilfeeinrichtung in Cölbe basieren auf dem Prinzip der stationären Hausgemeinschaften. In jeder Hausgemeinschaft wird gemeinsam der Alltag individuell nach Biografie, Wünschen und Ressourcen der 10 Bewohner/innen gestaltet. Zusammensein in der Gemeinschaft oder Rückzug in den privaten Bereich sind je nach individuellem Wunsch möglich. Die Hausgemeinschaft stellt einen überschaubaren Wohn- und Lebensbereich dar, sie lässt Individualität in einem geschützten Bereich zu. Die Räumlichkeiten bieten die Voraussetzung, so viel Alltagsnormalität wie möglich mit den Bewohner/innen zu leben. Die Öffnung zum Gemeinwesen ist ein wichtiger Bestandteil des Konzeptes, für eine enge Kooperation mit der in direkter Nachbarschaft entstehenden Kita gibt es bereits einen intensiven Kontakt zwischen den beiden Einrichtungen.

 

 

8. Welche Bedeutung für die Versorgung Marburger Bürger/innen hat das Alten- und Pflegeheim in Cölbe in Trägerschaft der Marburger Altenhilfe St. Jakob GmbH?

 

Der Komplex von acht Hausgemeinschaften in Cölbe befindet sich direkt hinter der Gemeindegrenze zwischen Marburg und Cölbe. Die entstehende Alteneinrichtung hat in unmittelbarer Nähe eine Haltestelle mit guter Busanbindung in engem Zeittakt an Marburg. Für Marburger Bürger/innen ist - je nach individuellem Ausgangspunkt - der Standort Cölbe ebenso gut erreichbar wie der Standort Richtsberg. Bei der Wahl des Standortes spielte u.a. die attraktive Lage in einem ruhigen Wohngebiet mit Wiesen und Feldern in erreichbarer Nähe eine wesentliche Rolle sowie die direkte Nachbarschaft der Kindertagesstätte als Möglichkeit zu generationenübergreifendem Miteinander. Für die Wirtschaftlichkeit des Standortes, die für die Qualität des Leistungsangebotes für Bewohner/innen aus Marburg und Umgebung eine entscheidende Rolle spielt, stellt die Ansiedlung in einem bisher mit stationären Angeboten unterversorgtem Raum eine gute Basis bezüglich der zu erwartenden Belegung dar.

 

 

9. Das Haus Cölbe ist als erster Ersatzbau für das Haus Sudetenstraße 24 konzipiert. Haben sich die Bewohner/innen schon bereit erklärt umzuziehen bzw. wie sieht das Umzugskonzept aus (Gespräche mit Angehörigen etc.)?

 

Es gibt vereinzelte Bewohner/innen, die Interesse an einem Umzug nach Cölbe zeigen. Ein Großteil der Bewohner/innen möchte jedoch solange in der Sudetenstraße bleiben, wie das Altenzentrum noch weiter betrieben wird und sehen für sich aktuell keinen Vorteil in einem Umzug. Da es bisher keine klare Alternative für das Altenzentrum Sudetenstraße gibt und auch keine zeitliche Perspektive aufgezeigt werden kann, sind weder gezielte Gespräche mit Angehörigen noch die Entwicklung von Umzugskonzepten im großen Rahmen sinnvoll.

Solange das Altenzentrum weiter als Altenhilfeeinrichtung genutzt wird, ist dort zudem weiterhin eine ausreichende Auslastung für eine wirtschaftliche Betriebsführung erforderlich. Im Rahmen von Angehörigenabenden sowie in Gesprächen mit einzelnen interessierten Bewohner/innen und Angehörigen wird selbstverständlich über den Neubau in Cölbe informiert. Für die Bewohner/innen, die nach Cölbe umziehen möchten, wird der gewünschte Umzug seitens der MASJ vorbereitet und durchgeführt.

 

 

10. Ist hier im vollstationären Bereich weiterhin die Umsetzung des Hausgemeinschaftskonzeptes und eine dezentrale Versorgung der Bewohner/innen geplant oder wird es eine zentrale Essensversorgung geben?

 

In den Hausgemeinschaften in Cölbe sieht das Konzept einen flexiblen Umgang mit der Gestaltung der Mahlzeiten für die Bewohner/innen vor. Je nach Wünschen und Ressourcen wird zusammen mit der Präsenzkraft im Wohn-Essraum gekocht - eine ausreichend große offene Küche ist in jeden Wohn-Essraum integriert. Alternativ besteht die Möglichkeit, die kompletten Mahlzeiten über die zentrale Speisenversorgung zu bestellen oder Teilkomponenten mit der Gruppe zuzubereiten und ergänzende Komponenten über die zentrale Speisenversorgung zu beziehen.

Auf diese Weise ist eine individuelle Gestaltung der Speisenversorgung für jede Hausgemeinschaft möglich und kann flexibel an sich verändernde Ressourcen bzw. individuelle Wünsche der Bewohner/innen angepasst werden.

 

 

11. Wie ist der Entwicklungsstand der von GeWoBau und dem St. Elisabeth-Verein geplanten wohnortnahen Hausgemeinschaft im Waldtal? (Konzept, Personalschlüssel, Bewerber)

 

Gegenüber der in der Sitzung des Sozialausschusses am 17.11.2010 vorgetragenen Darstellung gibt es keine Neuigkeiten.[9] Nach telefonischer Auskunft Herrn Ernst Boltners, Geschäftsbereichsleiter Altenhilfe des St. Elisabeth-Vereins, v. 30.05.2012 befindet sich das Projekt zurzeit noch in der Bauplanungsphase, einige Entscheidungen sind ab zu warten.

 

 12. Sind mit dieser Einrichtung weitere Angebote wie ambulante Versorgung, Beratung usw. vorgesehen?

 

Hierzu liegen dem Magistrat keine neueren Informationen der Verantwortlichen bzw. Träger (s. Frage 11) vor.

 

13. Sind dem Magistrat andere Vorhaben wohnortnaher kleiner stationärer Einrichtungen bekannt?

Hierzu liegen dem Magistrat zum aktuellen Zeitpunkt keine neuen Informationen vor.

 

14. Hat der Magistrat ein Konzept, wo in Marburg ortsnahe, quatiersbezogene Projekte mit stationären und ambulanten Versorgungselementen entstehen sollen?

 

Im Zuge von Ortbeiratsitzungen haben einige Orts- und Stadtteile beschlossen, entsprechende quatiersbezogene Konzepte ansiedeln zu wollen. Der Ortsbeirat Michelbach beantragte 2011 die Berücksichtigung des Standortes Michelbach für eine dezentrale Einrichtung (MASJ?), eine Wohngruppe und für Notfall- und Pflegeberatung.[10] Der Ortsteil Marbach hat ebenfalls um Berücksichtung eines, alledings ambulanten Angebotes für Senior/innen im Rahmen der Versorgungsküche für das Betreuungsangebot des GS Marbach gebeten.[11]

Desweiteren sei auf die Projekte im Rahmen der Organisierten Nachbarschaftshilfe der Stadt Marburg und der Freiwilligenagentur Marburg-Biedenkopf e.V. verwiesen (s. C 8).

 

B)Tagespflege

1. Wie viele Plätze für Tagespflege gibt es derzeit in Marburg und wo?

 

Zurzeit gibt es in Marburg zwei Einrichtungen mit Tagespflegeplätzen:

a) Altenhilfezentrum Auf der Weide (MASJ) mit 16 Plätzen und

b) AurA (Aktives und rüstiges Altern) gGmbH mit 14 Plätzen für die Betreuung von demenzkranken Menschen und 15 Plätzen für somatische Pflege/Betreuung.

 

2. Wie ist das Tagespflegeangebot in Marburg ausgelastet?

 

a) Angaben zur Auslastung der Tagespflege der Marburger Altenhilfe St. Jakob s. Anlage 2.

b) Die Tagespflege AurA ist im Durchschnitt zu 85% ausgelastet. Schwankungen ergeben sich   jahreszeitlich- und witterungsbedingt, so dass es bisweilen eine 100% Auslastung gibt.

 

3. Wird das Tagespflegeangebot auch von Migrant/innen in Anspruch genommen?

 

a) Bei der MASJ gab es bisher noch keine Migrant/innen als Tagespflegegäste.

b) Die Tagespflegeeinrichtung AurA hat in den letzten 20 Jahren 10 Personen mit Migrationshintergrund betreut. Momentan nutzt ein Mann türkischer Herkunft das Angebot.

 

4. Wie hat sich die Auslastung des Tagespflegeangebotes der Marburger Altenhilfe St. Jakob GmbH innerhalb der letzten Jahre entwickelt?

 

Angaben zur Auslastung der Tagespflege der Marburger Altenhilfe St. Jakob s. Anlage 2.

 

5. Welchen Bedarf sieht der Magistrat derzeit und in den kommenden Jahren für die Tagespflege?

 

Für eine Prognose des weiteren Bedarfs an Tagespflege ist ein Rückgriff auf die bisherige Entwicklung und v.a. Finanzierung dieses Angebotes notwendig. Tagespflege war lange ein eher unbekanntes und ungeachtetes Angebot, zumal kostspielig und nicht flächendeckend verfügbar. Seit dem 01.07.2008 jedoch können bis zu 150% der Sach- und Geldleistungen mit der Pflegekasse abgerechnet werden, wenn Leistungen der Tagespflege mit ambulanter Pflege (Sachleistung) oder Pflegegeld kombiniert werden. Pflegebedürftige haben Anspruch auf Tagespflege, wenn häusliche Pflege nicht in ausreichendem Maß sichergestellt werden kann. Auch die Kosten für die Beförderung von Zuhause und zurück werden von der Pflegekasse getragen, die Kosten für Unterkunft und Verpflegung trägt der Gast.

 

Die Nutzung sowie der zukünftige Bedarf an Tagespflege hängen zentral von der Kenntnis dieser Inanspruchnahmevoraussetzungen seitens der Betroffenen ab. Schwerpunkt ist daher für die Bedarfsentwicklung die Information, insbesondere hinsichtlich der Leistungen des SGB XI. Viele pflegende Angehörige nehmen die Tagespflege erst nach entsprechender Beratung als ein für sie passendes und sinnvolles Angebot wahr. Bei erfolgter Inanspruchnahme wird die Tagespflege nach Erfahrung des Pflegebüros/Fachstelle Wohnberatung positiv erlebt und als entlastend empfunden. Oft kann so Heimpflegebedürftigkeit vermieden oder hinausgezögert werden.

 

Neben dem Einflussfaktor der Öffentlichkeitsarbeit und Beratung über Tagespflege beeinflusst aber ebenso die bereits oben (A 6 b) angesprochene gegenseitige Abhängigkeit verschiedener Leistungsformen den zukünftigen Bedarf an Tagespflege. Neben einer guten Wohnraumversorgung ist ein funktionierendes flexibles ambulantes Unterstützungssystem Voraussetzung zur weiteren Inanspruchnahme bzw. für den weiteren Ausbau der Tagespflege.

 

 

6. Gibt es Erfahrungen, ob es sinnvoll ist Tagespflegeplätze mit stationärer Vollzeitversorgung zu verknüpfen?

 

Hierbei bedarf es der Klärung, was unter einer Verknüpfung von Tagespflegeplätzen mit stationärer Vollzeitversorgung tatsächlich verstanden wird.

Zum einen könnte die räumlich benachbarte Ansiedlung einer Tagespflege und einer vollstationären Pflege gemeint sein - wie derzeit von der Marburger Altenhilfe St. Jakob (MASJ) Auf der Weide praktiziert.

Zum anderen könnte es sich um die Frage nach dem Sinn eingestreuter tagespflegerischer Plätze in vollstationäre Einrichtungen handeln. Eine fachwissenschaftliche Einschätzung zur Abwägung des Für- und Wider beider Kombinationsformen ist derzeit nicht bekannt.

Bei der MASJ gibt es bisher bezüglich eingestreuter Plätze keine Erfahrungen - es wäre aber denkbar, zukünftig Überlegungen in dieser Richtung bezüglich der Verknüpfung anzustellen.

 

C)Ambulante Pflege

1. Wie haben sich das Angebot und der Bedarf für ambulante Pflege in Marburg in den letzten Jahren entwickelt und wie wird sich der Bedarf nach Einschätzung des Magistrats in den nächsten Jahren entwickeln?

 

Im Landkreis Marburg-Biedenkopf gibt es insgesamt 50 Anbieter ambulanter Pflege, von denen eine Mehrzahl im Raum Marburg ansässig ist.[12] Die Zahl der Anbieter ist in den letzten Jahren gestiegen (im Jahr 2003 gab es in Hessen 787 ambulante Pflegedienste; 2009: 947). 2003 haben im Landkreis Marburg-Biedenkopf 1.627 Personen die Dienste eines ambulanten Pflegedienstes in Anspruch genommen. 2005 kam es zu einem leichten Rückgang auf 1.521 Nutzer/innen. 2007 wurden 1.692 Personen ambulant gepflegt.[13]

Zur grundsätzlichen Möglichkeit und Sinnhaftigkeit von Prognosen für zukünftigen Pflegebedarf wurden bereits oben in Abschnitt A 5 b) Erläuterungen gegeben, denen hier nichts Wesentliches hinzu zu fügen ist.

 

2. a) Gibt es einen Bedarf an sprachlich kompetenter ambulanter Pflege für Migrant/innen? b) Und wenn ja, wird ihm entsprochen?

 

a) Ja, der Bedarf besteht. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes (2010) kommen auf eine Gesamtbevölkerung von 6.063.000 Hess/innen 1.514.000 Menschen mit Migrationshintergrund, von denen im Jahr 2008 127.000 älter als 65 Jahre waren (8,4 %).[14] Bei einer Übertragung dieses Prozentsatzes auf die Bevölkerung mit Migrationshintergrund im Landkreis Marburg-Biedenkopf (eigene Berechnungen) kommt man auf eine Anzahl von 1523 über 65-jähriger Menschen mit Migrationshintergrund.

 

Es bedarf sowohl im stationären als auch im ambulanten Bereich vielfältiger Ansätze einer kultursensiblen Altenpflege. Die Pflegenden sind dabei im soziokulturellen, sozialpsychologischen und interkulturellen Bereich und hinsichtlich ihrer Kommunikations,- Problem- und Konfliktlösungskompetenzen sehr gefordert.[15] Auch wenn ältere Bürger/innen mit Migrationshintergrund in vielen Fällen davon ausgehen können, von der Familie versorgt und gepflegt zu werden, wird bei der Bevölkerung mit Migrationshintergrund der Bedarf an kompetenter/professioneller (ambulanter) Pflege wachsen.[16]

 

b) Nein, keiner der in Marburg ansässigen ambulanten Pflegedienste bietet einen als solchen ausgewiesenen kulturspezifischen Dienst ausdrücklich an.

Der ambulante Dienst der Marburger Altenhilfe St. Jakob (MASJ) versorgt vereinzelt Menschen mit Migrationshintergrund. Aktuell werden 4 Patient/innen betreut, die Mitarbeiter/innen sprechen 3 verschiedene Sprachen. Über nonverbale Kommunikation konnten die Patient/innen bisher auch ohne besondere Sprachkenntnisse gut versorgt werden.

 

Als erste Antwort auf den oben genannten Bedarf ist zudem - allerdings lediglich im Bereich niedrigschwelliger Alltagshilfen - das Projekt „Helfende Hände am Berg[17] zu nennen. Es bietet u.a. haushaltsnahe Dienstleistungen für pflegebedürftige und ältere Migrant/innen am Richtsberg. Kooperationspartner/innen dieses Projektes sind die Altenpflegeschule der AWO, die Alzheimergesellschaft Marburg-Biedenkopf e.V. und die Caritas Sozialstation am Richtsberg. Verantwortlich sind die Bürgerinitiative für Soziale Fragen e.V. (BSF) sowie der Fachdienst 51 der Stadt Marburg im Rahmen des Bund-Länder-Programms "Stadtteile mit besonderem Entwicklungsbedarf - die soziale Stadt". Neben anderen stellt auch die Marburger Altenhilfe St. Jakob Räumlichkeiten und Praktikumsplätze zur Verfügung.

 

3. In welchem Umfang bietet die Marburger Altenhilfe St. Jakob GmbH ambulante Pflege an?

 

Angaben zur ambulanten Pflege der Marburger Altenhilfe St. Jakob s. Anlage 2.

 

4. Gibt es regelmäßige Fachgespräche mit allen Trägern ambulanter Pflege?

 

Regelmäßige Fachgespräche allein für die Träger der ambulanten Pflege in Marburg sind nicht bekannt. Der ambulante Dienst der Marburger Altenhilfe St. Jakob (MASJ) nimmt einmal monatlich an Fachgesprächen in Form eines Pflegezirkels des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes für ambulante Dienste teil. Dieser findet regional übergreifend in Frankfurt für Mitglieder des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes statt.

 

Zudem finden mehrmals jährlich Netzwerktreffen des Pflegestützpunktes in der Region III (Universitätsstadt Marburg) in enger Zusammenarbeit mit der Stabsstelle Altenplanung statt. Eingeladen dazu sind Vertreter von lokalen Pflegeeinrichtungen und ambulanten Pflegediensten, Krankenkassen, Beratungsstellen, Wohlfahrtsverbänden, Landeswohlfahrtsverband, Stadt-, Kreis- und Landesbehörden.

 

5. Finden darüber hinaus regelmäßige Gespräche und Vernetzungstreffen mit anderen relevanten Stellen wie beispielsweise der Freiwilligenagentur statt?

 

Ja, es finden bspw. monatliche Teamsitzungen im Beratungszentrum statt, bei welchen sich alle im Zentrum befindlichen Träger und Einrichtungen austauschen und gegenseitig über ihre aktuelle Arbeit informieren. Auch gemeinsame Projekte und Maßnahmen werden geplant wie z.B. der in diesem Jahr zum dritten Mal stattfindende „Tag der offenen Tür“ als öffentlicher Fachtag. Ferner dient der regelmäßige Austausch innerhalb des Beratungszentrums der fachlich-theoretischen Auseinandersetzung mit der Alternslandschaft in Marburg und deren Weiterentwicklung.

 

Wie mit dem Marburger Verein für Selbstbestimmung und Betreuung e.V. (S.u.B.), der Alzheimer Gesellschaft e.V. und dem Pflegestützpunkt kooperieren die Stabsstelle Altenplanung und das Pflegebüro/Fachstelle für Wohnberatung besonders eng mit der Freiwilligenagentur Marburg-Biedenkopf e.V. (FAM). Beispielsweise wird unter dem Arbeitstitel „Organisierte Nachbarschaftshilfe - die Implementierung altenfreundlicher Strukturen in Stadtteilen und Ortschaften“ die Entwicklung niedrigschwelliger Angebote vorangetrieben (s.u. C 8). Beide Seiten profitieren von der kumulierten Sach- und Fachkompetenz.

Des Weiteren transportiert das gemeinsame Auftreten mit der Freiwilligenagentur ein aus Sicht der Altenplanung wünschenswertes positives Alternsbild, indem das Potenzial Älterer für die Gesellschaft betont wird. Zentral sind hier Nutzung und Anerkennung von Kompetenzen Älterer verschiedenster Art, die Zusammenführung von Ideen und allgemein die Unterstützung und Förderung der sozialen Kraft Freiwilliger.

 

6. Ist dem Magistrat bekannt, wie viele Marburger/innen stationäre Pflege in Anspruch nehmen und wie viele durch ambulante Pflegekräfte versorgt werden?

 

Nein, bezogen auf die Gesamtbevölkerung Marburgs ist dies nicht bekannt, hierzu müssten die einzelnen Einrichtungen und Dienste gesondert befragt werden. Es können allein Aussagen dazu gemacht werden, wie viele Menschen auf SGB XII-Leistungen angewiesen sind.

 

7. Gibt es in Marburg einen Pflegedienst der das Konzept „Betreutes Wohnen zuhause“ vertraglich gesichert anbietet?

 

Bisher gibt es lediglich Vorgespräche zur Implementierung Betreuten Wohnens zu Hause, wobei das Projekt des Arbeiter-Samariter-Bundes Mittelhessen „Betreutes Wohnen Zuhause“ im Beratungszentrum mit integriertem Pflegstützpunkt (BiP) vorgestellt wurde. Im Vordergrund eines solchen Ansatzes sollte der Erhalt der Selbstbestimmung der Nutzenden stehen. Leistungen sind v.a. Wohnraumberatung, Seniorenbegleiter/innen, Geselligkeit, Fachberatung und ambulante Pflege.

Die Etablierung dieses Ansatzes der Betreuung ist auch für Marburg - unter Einbezug lokaler Akteur/innen - zukünftig eine Option.

 

8. Gibt es ein Konzept zur Implementierung altenfreundlicher Strukturen in den Stadtteilen mit niederigschwelligen Angeboten wie haushaltsnahen Dienstleistungen, Seniorencafés und Begegnungsmöglichkeiten?

 

Erster Baustein eines solchen Konzeptes stellt die oben beschriebene Umsetzung der Marburger Befragungen zum Älterwerden in den Stadtteilen dar. Neben den Ortsbeiräten ist wiederholt die Arbeitsgemeisnchaft der Stadtteilgemeinden informiert und einbezogen worden. Diese Befragungen schaffen zum einen Öffentlichkeit und Aufmerksamkeit für Alternsthemen und bilden zum anderen die Grundlage zur Realisierung der Wünsche und Anliegen der älteren Bürger/innen. Die Stabsstelle Altenplanung und das Pflegebüro/Fachstelle Wohnberatung verfolgen in Kooperation mit der Freiwilligenagentur Marburg-Biedenkopf u.a. mit dem Projekt „Organisierte Nachbarschaftshilfe“ die oben genannte Implementierung altenfreundlicher Strukturen in den Stadtteilen mit niederigschwelligen Angeboten - unter Einbezug bestehender Strukturen.

 

Regional unterschiedlich und lokal angepasst entstehen generationsübergreifende Gemeinschafts- und Freizeitangebote in Verbindung mit der Organisation von Nachbarschaftshilfe. Hierunter fallen z.B. die Einrichtung von Bücherstuben, Bürger- Seniorencafés, Mittagstisch, Einkaufshilfen, Spaziergang- und Arztbesuchbegleitung und einer Nachbarschaftskartei etc. Es engagieren sich Ortsbeiräte, Vereine und Verbände sowie Kirchengemeinden, wobei der Bürger-Profi-Mix einen wichtigen Stellenwert einnimmt. Die Steigerung der Selbstkompetenz der Bürger/innen i.S.v. Empowerment gehört zu den wichtigsten Aufgaben.

 

In einem umfassenderen Konzept gehören die von einigen stationären Einrichtungen entwickelten bzw. in der Entwicklung befindlichen Öffnungsangebote wie bspw. das Café am Mühlengraben ebenfalls zentral dazu. In der Kernstadt hält die Marburger Altenhilfe St. Jakob (MASJ) stadtteilbezogen für den Stadtteil Richtsberg sowie das Südviertel/Stadtzentrum niedrigschwellige Dienstleistungsangebote bereit: Seniorencafé, offener Mittagstisch, Begegnungszentrum.

Im umfassenden Sinn sind altenfreundliche Strukturen in den Stadtteilen allein über eine enge Kooperation mit der Wohnungswirtschaft - s.o. A 5 b) zum „Bielefelder Modell“ - sowie mit den Heimträgern (s. z.B. die Initiative des Netzwerk SONG zur Umwandlung einer Einrichtung der Bremer Heimstiftung vom Pflegeheim zum Stadtteilhaus[18]) - realisierbar.

 

D) Pflegeberatung

1. Ist dem Magistrat bekannt, wer in Marburg Pflegeberatung durchführt (außerhalb des BIP)?

 

Zunächst gilt es festzuhalten, dass der Begriff Pflegeberatung nicht geschützt ist. Es kann zwischen Pflegeberatung im sozialrechtlichen Sinn, Pflegeberatung hinsichtlich der Lebenssituation der Personen und Pflegeberatung zur praktischen Pflege unterschieden werden.

 

Pflegende Angehörige haben einen Anspruch auf Beratung in praktischer Pflegetätigkeit, etwa durch sog. Pflegekurse (§ 45 SGB XI) oder Beratung in der Häuslichkeit des Pflegebedürftigen - geleistet in der Regel durch Pflegedienste.

 

Beratung im sozialrechtlichen Sinn beinhaltet u.a. Fragen der Finanzierung und Pflegeorganisation. Seit dem 1. Januar 2009 gibt es den gesetzlichen Anspruch auf Pflegeberatung (§ 7a SGB XI). Die Beratung erfolgt durch die Pflegekassen, die Pflegestützpunkte (§ 92c SGB XI) bzw. (für die Privaten Pflegekassen) über die Hotline der Compass-Pflegeberatung sowie durch Hausbesuche von Berater/innen der zuständigen Regionalgeschäftsstelle (mit Sitz in Mainz). In Marburg bietet die AOK durch eine eigene Beraterin Pflegeberatung für AOK-Versicherte. Beratung zur Erlangung einer Pflegestufe bzw. einer Höherstufung wird zudem von gewerblichen Anbietern kostenpflichtig angeboten.

 

Hinsichtlich der Lebenssituation Pflegebedürftigkeit und der Beratung rund um dieses Thema gibt es in Marburg neben dem im Beratungszentrum befindlichen Pflegestützpunkt des Landkreises Marburg-Biedenkopf und dem Pflegebüro/Fachstelle Wohnberatung der Universitätsstadt Marburg die Beratungsstelle des fib (Verein zur Förderung der Integration Behinderter) für Menschen mit Behinderung.

 

2. Gibt es in diesem Bereich auch Angebote, die die Bedürfnisse von Migrant/innen berücksichtigen?

 

Im Landkreis Marburg-Biedenkopf gibt es erste in diese Richtung zielende Ansätze. In einem gemeinsamen Projekt werben der Pflegestützpunkt Marburg-Biedenkopf, die Stabsstelle Integration (des Landkreises) und die Deutsch-Türkische Gesellschaft für die Gewinnung von freiwilligen Helfer/innen türkischer Herkunft, denen Kenntnisse über Pflegeangebote der Region und über die Pflegeleistungen der Pflegekassen vermittelt werden.

Ferner wurde der „Wegweiser für Ältere Menschen und pflegende Angehörige“ (des Landkreises) 2008 in Russisch und Türkisch übersetzt und der 2012 freigeschaltete Pflegekompass mit dem Suchkriterium „Sprache“ ausgestattet. Diese Funktion dient dazu, Pflegeanbieter zu finden, die Mitarbeiter/innen mit Migrationshintergrund und den entsprechenden sprachlichen und kulturellen Kompetenzen beschäftigen.

Der oben erwähnte Dolmetscherservice DolMa (s.o. A 3) sei - als Teil der Maßnahmen zur Integration - an dieser Stelle erneut genannt. Die nebenberuflichen Dolmetscher/innen kommen in Kliniken, Arztpraxen, Beratungsstellen, öffentlichen Einrichtungen und sozialen Diensten zum Einsatz. Der Service leistet einen wichtigen Beitrag, um den Bedürfnissen von Migrant/innen im Pflegebereich nachzukommen.

Das Richtsberger Projekt „Helfende Hände“ (s.o. C 2) qualifizierte zwei Teilnehmerinnen mit russischem und arabischem Sprachhintergrund ergänzend zum Thema Pflegeversicherung, wodurch diese befähigt sind, Erstinformationen in der jeweiligen Sprache zu leisten und gegebenenfalls spezifischere Beratung - wie sie bspw. im Beratungszentrum mit integrierten Pflegestützpunkt (BiP) geboten wird - zu vermitteln.

 

3. Welche Pflegeberatungsleistung bietet die Marburger Altenhilfe St. Jakob GmbH an?

 

Angeboten wird individuelle Pflegeberatung - in Form der Erstberatung - unter Einbeziehung des gesamten Leistungsspektrums von niedrigschwelligen Hilfen in der eigenen Wohnung bis zur vollstationären Pflege durch den Ambulanten Dienst der Marburger Altenhilfe St. Jakob (MASJ), im Altenzentrum St. Jakob am Richtsberg, im Altenhilfezentrum Auf der Weide und zukünftig in der Altenhilfeeinrichtung in Cölbe. Neben der Ermittlung der individuell erforderlichen Hilfen erfolgt Beratung bezüglich der Finanzierung und bezüglich notwendiger Vollmachts- oder Betreuungsregelungen. Bei Bedarf erfolgt zudem Unterstützung bei der Herstellung von Kontakten zu den zuständigen Behörden oder anderen Beratungsstellen wie insbes. dem Pflegebüro/Fachstelle Wohnberatung.

 

 

 

 

 

 

 

4. Gibt es eine Vernetzung und fachliche Gespräche mit allen Trägern, die Pflegeberatung durchführen und welche Rolle spielt dabei der Pflegestützpunkt im BiP?

 

Ja, es finden auf Einladung des Pflegestützpunktes unter zentraler Beteiligung der städtischen Stabsstelle Altenplanung mehrmals jährlich regelmäßige Netzwerktreffen (s.o. C 4) statt.

Ferner gibt es den Arbeitskreis „Beratung in der Altenhilfe“, der sich aus Vertreterinnen lokaler behördlicher Stellen und lokaler sozialer Einrichtungen zusammensetzt (FD Soziale Leistungen Stadt Marburg (ASD und Pflegebüro/Fachstelle Wohnberatung), FD Gesundheit des Landkreises Marburg-Biedenkopf, Alzheimergesellschaft Marburg-Biedenkopf e.V., Caritas Seniorenberatung, Seniorenberatung der Deutschen Blindenstudienanstalt, Ambulanter Hospizdienst der Johanniter Unfallhilfe e.V., Diakonisches Werk Oberhessen, Freiwilligenagentur Marburg-Biedenkopf, Mobile Ambulante Geriatrische Rehabilitation).


Anlagen

Anlage 1: Stationäre Versorgung (Frage 4)

Altenwohnheim-, Altenheim- und Pflegeheimplätze

 

Jahr

Altenwohnheimplätze

Altenheimplätze

Pflegeheimplätze

    Gesamt

 

 

1995

96

267

337

700

 

1996

96

252

433

781

 

1997

96

228

445

769

 

1998

96

195

496

787

 

1999

96

56

622

774

 

2000

96

56

646

798

 

2001

84

 

730

814

 

2002

84

 

730

814

 

2003

84

 

718

802

 

2004

84

 

719

803

 

2005

112

 

719

831

 

2006

112

 

737

849

2007

 

112

 

749

861

 

2008

112

 

733

845

 

2009

112

 

730

842

 

2010

112

 

747

859

 

2011

112

 

747

859

 

2012

112

 

734

846

 

 

Zusätzlich:

Seniorenresidenz Ars vivendi = 118 Appartements (+ 21 Pflegeplätze =sind in der Gesamtzahl oben enthalten). Die vorhandenen Pflegeplätze in Doppelzimmern werden nur einzeln belegt, von daher sind es statt 29 (genehmigte Anzahl) nur 21 Pflegeplätze.

Die Pflegeplätze wurden bisher ausschließlich von vorherigen BewohnerInnen der Appartements genutzt, von daher hat(te) Ars vivendi zeitweilig auch keine Pflegesatzvereinbarung mit dem Sozialhilfeträger.

(Quelle: Altenhilfe der Stadt Marburg)


Anlage 2: Auslastung Marburger Altenhilfe St. Jakob 2002 bis 2011

 

 

Stationäre Versorgung / Frage 6 + Tagespflege / Frage 4

 

 

 

Altenzentrum Sudetenstrasse (AZ)

Altenhilfezentrum Auf der Weide (AHZ)

Altenhilfezentrum Auf der Weide (AHZ)

 

 

Jahr

Plätze

Lang- und Kurzeitpflege

Plätze

Lang- und Kurzeitpflege

Plätze

Tagespflege

 

 

2002

147

91,70%

64

97,24%

16

89,69%

 

 

2003

146

95,82%

64

97,54%

16

81,81%

 

 

2004

146

92,73%

64

96,35%

16

79,68%

 

 

2005

145

89,14%

65

96,66%

16

90,94%

 

 

2006

139

96,68%

65

97,87%

16

94,95%

 

 

2007

139

93,16%

65

93,92%

16

91,68%

 

 

2008

139

90,71%

65

94,49%

16

66,65%

 

 

2009

139

93,27%

65

96,90%

16

68,19%

 

 

2010

139

93,13%

70

97,29%

16

77,70%

 

 

2011

139

94,44%

70

98,93%

16

73,65%

 

 

 

 

 

 

Ambulante Pflege / Frage 3

 

Kundenbetreuung

ca. 120 Patienten

Einzugsgebiet

Marburg und Stadtteile, Weimar

Leistungsbereiche

Körperpflege: SGB XI, Behandlungspflege: SGB V, Hauswirtschaftliche Leistungen, Betreuung nach § 45 b XI, Beratung, Essen Auf Rädern (Menüservice)

 

   Bitte beachten:

Bei den zu dieser Anfrage zur Verfügung gestellten Daten der MASJ handelt es sich um betriebsinterne Daten, die nicht zur Verwendung in der öffentlichen Diskussion genutzt werden dürfen!

 

 


[2] Vgl. Landkreis Marburg-Biedenkopf/IAT (2010): Entwicklungskonzept Gesundheitswirtschaft im Landkreis Marburg-Biedenkopf.

Pflegestützpunkt Landkreis Marburg-Biedenkopf (2011): Sachbericht zum Verwendungsnachweis, Berichtszeitraum 1. 04. 2010 – 30.06.2011, S. 5.

[3] Die Kompressionsthese geht von der Annahme einer zwar älter werdenden, aber auch gesünder lebenden Gesellschaft aus. Die Hilfs- und Pflegebedürftigkeit würde demnach ans Ende des Lebens „zusammen gedrückt“, die zunehmende Lebenserwartung führe also nicht zwangsläufig zu einem Anstieg der Pflegebedürftigkeit. Die Extensionsthese hingegen proklamiert einen zu erwartenden steigenden Kosten- und Hilfebedarf durch die zunehmende absolute Zahl älterer Menschen (http://79.170.40.180/ism10.ch/FHSG/Gesundheits%F6konomie%20Dr.%20Dieter%20Ahrens/DemographischeEntwicklung.html                            - 15.05.2012).

[4] Kreisverwaltung Marburg-Biedenkopf Stabsstelle Altenhilfe (2010): Stationäre Pflegeplätze für ältere Menschen im Landkreis Marburg-Biedenkopf – Bestand, Bedarf, Entwicklungen, S. 19 f.

[5] Ebd., S. 19.

[6] Ebd., S. 20.

[7] Vortrag „Quartiersentwicklung und Quartiershäuser – Bausteine für bedarfsorientierte Angebotsstrukturen im Pflegebereich“ am 11.05.2012 beim Kreisausschuss des Landkreises Darmstadt-Dieburg.

[8] http://www.svmr.de/pi/___tmp/tmp/45081036714413073/714413073/00267855/55-Anlagen/01/A_467.pdf.

[9] s. entsprechende Tischvorlage (Sozialausschuss-Sitzung vom 17.11.2010).

[10] s. Niederschrift über die öffentliche Sitzung des Ortsbeirates im Stadtteil Michelbach am 07.06.2011.

[11] Dieser Beschluss wurde auf der Sitzung des Ortsbeirates Marbach am 28.02.2012 gefasst.

[12] Hessisches Statistisches Landesamt (2011): Statistische Berichte, Die Pflegeinrichtungen in Hessen am 15. Dezember 2009, S. 13.

[13] Landkreis Marburg-Biedenkopf/IAT (2010): Entwicklungskonzept Gesundheitswirtschaft im Landkreis Marburg-Biedenkopf, S. 35.

[15] Vgl. Arbeitskreis Charta für eine kultursensible Altenpflege /Kuratorium Deutsche Altershilfe (2002): Für eine kultursensible Altenpflege.

[16] Schuleri-Hartje, Ulla-Kristina (1994): Migranten im Alter, Möglichkeiten kommunaler Altenhilfe, S. 103.

[17] Durchgeführt wurde bisher eine Qualifizierungsmaßnahme für Freiwillige des Stadtteils Richtsberg, welche Sprachkurs, Basisqualifikation in haushaltsnaher Dienstleistung und leichter Pflege sowie Praktika umfasst. Zwei Teilnehmerinnen aus dem arabischen und russischen Kulturkreis wurden vom BSF auf Honorarbasis eingestellt als Mittlerinnen zum professionellen Beratungsbereich. Die Sprachkenntnisse der Gruppe umfassen deutsch, englisch, russisch, arabisch und persisch (Dari). In diesem Jahr startete die zweite Runde des erwähnten Qualifizierungsprogramms.

[18] Auf Einladung der Stabsstellen Altenplanung (Stadt) und Altenhilfeplanung (Landkreis Marburg) hat Alexander Künzel, Vorstandsvorsitzender der Bremer Heimstiftung, am 26. Januar 2011 in Marburg über den Umwandlungsprozess berichtet. Die alten Pflegeheime werden zu Stadtteilhäusern umgebaut, ambulanter, teilstationärer und stationärer Sektor zusammen gefügt. Bevölkerung und Kooperationspartner/innen im Stadtteil werden eingebunden. Altenhilfe entwickelt sich von individueller Hilfe zu einer Stärkung des Gemeinwesens.

 

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