Seiteninhalt
Ratsinformation
Antrag der PDS/ML-Fraktion - VO/0183/2004
Grunddaten
- Betreff:
-
Antrag der PDS/ML-Fraktion betr. Keine Gentechnik auf landwirtschaftlich genutzten Flächen der Stadt Marburg
- Status:
- öffentlich (Vorlage abgeschlossen)
- Vorlageart:
- Antrag der PDS/ML-Fraktion
- Federführend:
- 69 - Umwelt und Naturschutz
- Bearbeiter*in:
- Melanie Drusel
- Beteiligt:
- 09 - Unterstützung kommunaler Gremien; 69 - Umwelt und Naturschutz; 61 - Stadtplanung und Denkmalschutz
- Antragsteller*in:
- Marburger Linke
Beratungsfolge
Status | Datum | Gremium | Beschluss | NA |
---|---|---|---|---|
●
Erledigt
|
|
Ausschuss für Umwelt, Energie und Verkehr
|
Vorberatung
|
|
|
16.03.2004
| |||
|
20.04.2004
| |||
●
Erledigt
|
|
Magistrat
|
Vorberatung
|
|
●
Erledigt
|
|
Stadtverordnetenversammlung
|
Entscheidung
|
|
|
26.03.2004
| |||
|
30.04.2004
| |||
●
Erledigt
|
|
Bau- und Planungsausschuss, Liegenschaften
|
Vorberatung
|
|
|
17.03.2004
| |||
|
21.04.2004
|
Beschlussvorschlag
Die
Stadtverordnetenversammlung fordert den Magistrat auf dafür Sorge zu tragen,
1. dass keine gentechnisch veränderten Organismen
oder daraus hergestellte Produkte (zum Beispiel Futtermittel) auf
landwirtschaftlich genutzten Flächen, die Eigentum der Stadt Marburg sind,
verwendet werden,
2. dass bei der Neuverpachtung landwirtschaftlicher
Flächen und bei Verlängerung bestehender Pachtverträge PächterInnen vertraglich
verpflichtet werden, auf den Anbau gentechnisch veränderter Pflanzen zu
verzichten,
3. dass durch Gespräche und andere geeignete
Maßnahmen die Landwirte auf dem Gebiet der Stadt Marburg für den Verzicht auf
den Anbau gentechnisch veränderter Pflanzen gewonnen werden.
Sachverhalt
Begründung:
Bei
kaum einem anderen umweltpolitischen Thema herrscht in Deutschland und Europa soviel
Einigkeit wie beim Thema Grüne Gentechnik: Vier von fünf Bürgerinnen und
Bürgern lehnen den Einsatz der Gentechnik in Landwirtschaft und
Lebensmittelproduktion ab, 95 Prozent aller KonsumentInnen verlangen eine klare
Kennzeichnung von Produkten, bei deren Herstellung Gentechnik mit im Spiel war.
Diese Einstellung ist seit 15 Jahren nahezu konstant geblieben und zieht sich
quer durch alle europäischen Länder.
Deutlicher kann ein Signal an Politik und Industrie kaum ausfallen. Trotzdem ist es möglich, dass das Moratorium für die Zulassung und Vermarktung von gentechnisch veränderten Organismen, das seit Oktober 1998 auf EU-Ebene faktisch besteht, im Herbst diesen Jahres aufgehoben wird. Damit würde ein großflächiger kommerzieller Anbau von Gen-Pflanzen auch auf Deutschlands Äckern immer wahrscheinlicher. Schließlich drängen die Hersteller transgenen Saatguts seit Jahren massiv auf den Anbau ihrer Pflanzen. Konzerne wie Monsanto, Bayer und BASF umwerben die Landwirte, ihr Saatgut aus dem Gentech-Labor endlich einzusetzen.
Dabei
sind weder die Auswirkungen von gentechnisch veränderten Lebensmitteln auf die
menschliche Gesundheit hinreichend geklärt noch die ökologischen Risiken der
Grünen Gentechnik auch nur annähernd abschätzbar.
Im
Zusammenhang mit gentechnisch veränderten Lebensmitteln werden in erster Linie
zwei Gesundheitsrisiken diskutiert: das Entstehen von neuartigen Allergien und
von weiteren Antibiotikaresistenzen. Schließlich werden mit Hilfe der
Gentechnik Bestandteile in die Nahrung eingebaut, die der Mensch nie zuvor im
Essen hatte. Und die von der neu eingebrachten Erbinformation produzierten
Proteine stehen im Verdacht, Lebensmittelallergien auszulösen. Darüber hinaus
enthält eine Vielzahl von Genpflanzen Antibiotikaresistenzgene, die sich auf
Bakterien im menschlichen Darm übertragen können. Dadurch besteht die Gefahr,
dass immer mehr in der Humanmedizin genutzte Antibiotika unwirksam werden.
Für
den Einsatz der Gentechnik in der Landwirtschaft gilt: Wir wissen, dass wir
fast nichts über langfristige, indirekte und komplexe Wechselwirkungen von
gentechnisch veränderten Pflanzen mit der agrarischen und nicht-agrarischen
Umwelt wissen. Sofern jedoch Befunde vorliegen, geben diese Anlass zur
Besorgnis: So können sich genveränderte Pflanzen in allen Ökosystemen
ausbreiten und ihr Erbgut auf verwandte Wildarten übertragen. Dadurch haben
sich bereits jetzt einige Ackerkräuter zu Superunkräutern entwickelt, die nur
noch mit einer Mischung verschiedener Pflanzenschutzmittel bekämpft werden
können. Bei insektenresistenten Pflanzen hat sich gezeigt, dass das von der
Gen-Pflanze produzierte Insektengift nicht nur die sogenannten Zielinsekten
tötet, sondern auch andere Insekten, die das Gift der Gen-Pflanze über die
Nahrungskette aufgenommen haben.
Hinzu
kommt, dass der kommerzielle Anbau gentechnisch veränderter Pflanzen in Deutschland
mittelfristig das Aus für die bei uns bisher noch weitgehend gentechnikfreie
Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion bedeuten würde. Wohin die Reise auch
in Europa gehen kann, machen die drei Hauptanbauländer von Gen-Pflanzen, die
USA, Argentinien und Kanada vor: Hier findet schon heute eine flächendeckende
gentechnische Kontamination von konventioneller und ökologischer Landwirtschaft
statt. Gentechnikfreie Produkte (Saatgut, Futtermittel, Lebensmittel) werden
immer mehr vom Markt gedrängt. Von einer Wahlfreiheit für VerbraucherInnen,
sich für Lebensmittel zu entscheiden, die bei der Herstellung nicht mit
Gentechnik in Berührung gekommen sind, kann kaum noch die Rede sein.
Aus
Gründen eines vorbeugenden Verbraucher- und Umweltschutzes ist der Anbau von gentechnisch
veränderten Pflanzen daher abzulehnen.
gez.
Peter
Metz Astrid Kolter
![Loading...](https://www.marburg.de/allris/wicket/resource/org.apache.wicket.ajax.AbstractDefaultAjaxBehavior/indicator-ver-03CE3DCC84AF110E9DA8699A841E5200.gif)
- NA
- TOP
- Dokument auswählen