In der Universitätsstadt Marburg soll ein kommunales Seniorenamt (Amt für Senioren und Generationenfragen) eingerichtet werden.

Der Demografische Wandel ist nicht nur angekommen, sondern wir stecken mittendrin. Unsere Gesellschaft wird Gott sei Dank immer gesünder und damit älter. Der Wille und das Ziel ist es dabei, so lange wie möglich in den eigenen vier Wänden leben zu können – sei es auch mit externer Hilfe – damit das Schreckgespenst, die letzten Lebensjahre im 2-Bett-Zimmer eines Altenheimes verbringen zu müssen und dafür alles was man im Leben erarbeitet hat für Unterbringungs- und Pflegekosten herzugeben, geringer wird. Nicht unerheblich sind dann dabei auch die staatlichen Einsparungen für diesen Personenkreis.

Die Jugendämter der Kommunalverwaltungen helfen jungen Menschen und Familien die in Schwierigkeiten geraten sind.

Erwachsene Mitbürger mit eingeschränkter Tageskompetenz wird über das Betreuungsrecht geholfen, indem ihnen ein gerichtlich bestellter Betreuer zur Seite gestellt wird. Wer aber hilft älteren Menschen, die Probleme bekommen? Aus dieser Erkenntnis heraus ist man z.B. in Bayern oder Nordrhein-Westfalen per Landesgesetz dazu übergegangen, bis auf die Kreisebene verpflichtend sogenannte Seniorenämter einzurichten und zu betreiben. Dieses geschieht vielfach unter Einbeziehung der Erfahren von kommunalen Seniorenbeiräten auf allen Ebenen.

Die Aufgabenbeschreibungen dieser Ämter ähneln sich, indem sie ganz gezielt auf die Bedürfnisse von Seniorinnen und Senioren ausgerichtet sind.

Im Gegensatz zu den überall etablierten Jugendämtern fehlt es noch an der Notwendigkeit, vielleicht auch an der Erkenntnis, dass vielen älteren Mitbürgern in manchen Dingen mehr geholfen werden muss, als es vielleicht vordergründig ersichtlich ist.

Laut dem Sozialbericht von 2020 sind 15 564 Einwohner von Marburg 61 Jahre und älter, das sind 20,43 Prozent. Diese Zahl zeigt, dass die dringende Notwendigkeit besteht, sich verstärkt um Seniorinnen und Senioren zu bemühen.

Was soll nun dieses Seniorenamt leisten?

• Es soll Ansprechpartner für Bürgerinnen und Bürger ab 60 Jahren, deren Angehörige, Verbände und Träger von Seniorendienstleistungen sein.
• Es soll Seniorenberatung zu allen Fragen „rund um das Alter“ anbieten, z.B. Leben und Wohnen im Alter, Förderbeiträge für barrierefreies Wohnen.
• Es soll bei Anträgen zur Grundsicherung, Rente oder Beihilfe helfen.
• Es soll bei rechtlichen und finanziellen Fragen rund um das Alter helfen.
• Es soll Beratung zu allen Fragen „rund um die Pflege“ bieten und zur Pflegeversicherung unabhängig vom Alter informieren. Dabei soll es eng mit den Pflegestützpunkten, den Gemeindeschwestern oder der Heimaufsicht zusammenarbeiten.
• Es soll zu Themen wie Sicherheit im Alter – zu Hause, im öffentlichen Raum oder als Teilnehmer im Straßenverkehr – informieren und eventuell Zusatzschulungen anbieten.
• Es soll die Anlaufstelle in der Seniorenberatung sein und ehrenamtliche Paten vermitteln, die Seniorinnen und Senioren kostenlos beim Einkauf oder Arztbesuch begleiten und unterstützen.
• Es soll ein eigenes Veranstaltungsprogramm haben, das u.a. Angebote zu Kultur, Reisen, Freizeit und Bildung beinhaltet. Auch kostenlose digitale Weiterbildung sind hier denkbar.
• Es soll einen Stadtwegweiser ständig auf dem neusten Stand halten.
• Es ist endlich Zeit zu handeln, um Seniorinnen und Senioren den Stellenwert, die Anerkennung und Wertschätzung in unserer Gesellschaft durch Unterstützung und Hilfe zuteil werden zu lassen.
• Es soll eine Bündelung aller Angebote im Seniorenbereich beinhalten. 

Winfried Kissel    Jelena Noe    Phillip Knaack