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Ratsinformation

ALLRIS - Vorlage

Beschlussvorlage - VO/0784/2022

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Beratungsfolge

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Beschlussvorschlag

Der Magistrat der Universitätsstadt Marburg wird beauftragt, 2023 ein Dialog-, Kreativ- und Beteiligungsformat in Form einer partizipativen Ausstellung im Stadtteil Richtsberg (Stadtlabor Richtsberg) als Teil und Folgeprojekt des Stadtjubiläums Marburg 800 umzusetzen.

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Sachverhalt

Der Stadtteil Richtsberg hat in der Universitätsstadt Marburg eine eigene Qualität. Entstanden in einer herausragenden Anstrengung zur Bekämpfung der Wohnungsnot der späteren Nachkriegsjahre, war die Bevölkerungsstruktur in der Folgezeit immer wieder einem erheblichen Wandel unterworfen, die nicht ohne Auswirkungen auf die soziale Struktur bleiben konnten. Heute ist der Richtsberg gekennzeichnet durch einen hohen Anteil an sozial benachteiligten Menschen, was sich auch in einem besonders hohen Anteil von Empfängern von Transferleistungen zeigt. Zugleich leben am Richtsberg verschiedene Gruppen mit zeitlich und geographisch unterschiedlich tradierten Migrationsbiographien. Dies hat immer das Risiko einer Parallelisierung von Bevölkerungsgruppen in sich getragen.

 

Für die Jahre 2004 bis 2014 wurde der Richtsberg in das Programm „Soziale Stadt“ aufgenommen. Dieser Prozess führte zu einer erheblichen Stabilisierung des Richtsberg und Verbesserung der inneren Strukturen. Dennoch zeigt sich, dass hier noch erhebliche Potentiale zur Verbesserung des Zusammenlebens der Bewohner*innen über kulturelle, soziale und strukturelle Grenzen hinweg liegen. Erschwerend kam immer hinzu, dass der in drei abgegrenzte Bereich unterteilte Richtsberg seit jeher ein echtes, als solches wahrgenommenes Quartierszentrum entbehrt.

 

Mit dem Projekt Stadtlabor Richtsberg soll ein neuer Weg zur Förderung der Quartiersintegration im sozial und kulturell heterogenen Stadtteil Richtsberg beschritten werden. Hintergrund ist die Erfahrung, dass Herausforderungen, die sich aus sozialer und migrationsbiographischer Heterogenität ergeben und damit stark von kulturellen Gewohnheiten geprägt werden, durch Methodiken aus dem Bereich der kulturellen Instrumente erfolgreich durchbrochen und damit interkulturelle Sprachlosigkeit überwunden werden kann.

 

Für einen solchen, methodisch hoch innovativen Ansatz bietet der Richtsberg hervorragende Ausgangsbedingungen:

  • Im Rahmen der Förderphase soziale Stadt wurden einige sozialintegrative Strukturen geschaffen, auf die aufgebaut werden kann.
  • Das von der Stadt beauftragte Gemeinwesenprojekt und insbesondere das Quartiersmanagement verfügen über eine umfassende Kenntnis der Strukturen am Richtsberg und organisieren verschiedene Angebote interkultureller Vernetzung.
  • Die Richtsbergschule fokussiert seit langem ihr pädagogisches Engagement, unterstützt von der Stadt, auch auf Fragen der Interkulturalität und Integration im Quartier mit einem besonderen Schwerpunkt auf kulturelle Bildung.
  • Teile der Vereinsstrukturen vor Ort bilden als Form der Selbstorganisation die Gruppen mit unterschiedlicher Migrationsbiographie wie die Herkunftsbevölkerung ab.
  • Daneben existieren verschiedene, quartiersbezogene Aktivitäten, auch aus dem kirchlichen und caritativen Bereich.
  • Die dominierenden Wohnungsbaugesellschaften sind sich ihrer besonderen Verpflichtung für den Stadtteil bewusst und haben ein starkes Interesse an einem stabilen Wohnumfeld.
  • Die Stadt verfügt bereits über Erfahrungen aus verschiedenen kleineren Projekten zur Verbesserung der sozial übergreifenden und interkulturellen Begegnung, wie z. B. dem tradierten Richtsberg Suppenfest.

 

Mit dem Stadtlabor Richtsberg sollen diese bestehenden Ansätze auf die Entwicklung einer gemeinsamen Zukunftsvision der Bewohner*innen für das Quartier fokussiert werden. Über Verfahren aus dem künstlerischen Bereich können Bewohner*innen zu einer niedrigschwellig angesetzten Mitwirkung gewonnen werden, die durch andere Beteiligungsverfahren nicht erreicht werden können. Zudem plant die Universitätsstadt Marburg für den Richtsberg die Aufnahme in das Förderprogramm „Sozialer Zusammenhalt“ zu beantragen, wenn die laufenden Programmprojekte in den Stadtteilen Waldtal und Stadtwald abgeschlossen sind. Das Stadtlabor dient im Nebenschluss auch dazu, in einem innovativen Beteiligungsformat einen Beitrag zur Vorbereitung zu leisten.

 

Das „Stadtlabor Richtsberg“ ist ein innovatives Dialog-, Beteiligungs- und Kreativformat für den gesamten Stadtteil. Es schließt an vorherige Beteiligungsformate der Verwaltung an, wie z.B. die aktivierende Haustürbefragung von 2019, die im Rahmen des städtischen Handlungsprogramms „Für Dialog und Vielfalt – Gegen Rassismus, Ausgrenzung und Demokratiefeindlichkeit“ durchgeführt wurden.

 

Durch das „Stadtlabor Richtsberg“ soll der Austausch zwischen den verschiedenen Gruppen am Richtsberg (z.B. Alteingesessene, Zugewanderte der russischen, arabischen und weiterer Communities, unterschiedliche Generationen) vertieft und die Identifikation der Einwohner*innen mit dem Stadtteil gestärkt werden. Bei der Umsetzung werden Erkenntnisse der „Ersten Marburger Milieustudie in Kooperation mit dem vhw e.V.“ berücksichtigt.

 

Zudem sollen mit dem Format verschiedene Ziele der Kulturarbeit am Richtsberg umgesetzt werden, z.B. die stärkere Vernetzung des FD Kultur mit Akteuren am Richtsberg und sozialen Trägern, die Erkennung von Bedarfen der Richtsberger*innen im Kulturbereich (Kulturangebote, Wege zur Kultur) sowie die Stärkung der Bereitschaft von unterschiedlichen Bevölkerungsgruppen, Kulturangebote wahrzunehmen.

 

Schließlich sollen aus dem Stadtlabor Richtsberg Vorschläge und Ideen für das Zusammenleben am Richtsberg und die weitere Gestaltung des Stadtteils (z.B. Kultur-, Bildungs-, Jugend- und soziale Projekte, Grünflächen- und Fassadengestaltung, Mobilität, Freizeit etc) entwickelt werden, die in Folge von der Stadtverwaltung, der GeWoBau Marburg-Lahn und weiteren Akteuren aufgegriffen werden können. Es ist beabsichtigt, dass sich auch Beteiligungsanregungen entwickeln, die im Rahmen eines zukünftigen Programms Sozialer Zusammenhalt umgesetzt werden können.

 

Worum geht es bei dem Format konkret? In dem Projekt wird eine Ausstellung in einem partizipativen 9 bis 12 – monatigen Prozess erstellt. Beteiligt sind Einwohner*innen am Richtsberg, ganz gleich wie alt und aus welchem Umfeld. Sie werden zu Co-Kurator*innen und erarbeiten gemeinsam und gleichberechtigt mit einer kuratorischen Begleitung Aspekte der Ausstellung zu selbst gewählten Themen und in selbstgewählten Formaten (z.B. Bilder, Fotographien, Film, Audio, Installationen, Theater, Lesungen, Performances), um die Gegenwart des Richtsbergs zu untersuchen. Die Themen werden in einem Zusammenhang stehen mit den Fragen: Wie leben wir am Richtsberg? Wie wollen wir zusammen am Richtsberg leben? Was brauchen wir für das Zusammenleben am Richtsberg?

 

Das Stadtlabor ist Teil des Stadtjubiläums Marburg 800. Es startet mit einem halbtägigen Workshop am 12.11.2022. In den Monaten vor dem Workshop findet eine Sommertour statt mit Aktionen vor Ort und einem kulturellen Programm. Die Ausstellung selbst wird 2023 im Rahmen einer Workshop-Reihe vorbereitet und entwickelt. Die Ausstellung ist geplant für Sommer / Herbst 2023, ebenfalls begleitet von einem kulturellen Programm.

 

Weitere Einzelheiten finden sich in dem angehängten Projektsteckbrief, der den derzeitigen Planungsstand widerspiegelt.

 

Das Projekt wird federführend vom Fachdienst Bürger*innenbeteiligung in Zusammenarbeit mit dem Fachdienst Kultur sowie in Abstimmung mit dem Fachdienst Stadtplanung und Denkmalschutz und dem Fachbereich Soziales umgesetzt.

 

 

 

Dr. Thomas Spies

Oberbürgermeister

 

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Finanz. Auswirkung

Gesamtkosten von 350.000 Euro für Erarbeitung und Erstellung der Ausstellung mit kuratorischer Begleitung. Es ist vorgesehen, das Projekt zu ca. 2/3 aus Mitteln des Kreisentwicklungsfonds zu finanzieren sowie weitere Fördermöglichkeiten zu erschließen, so dass der Anteil der Universitätsstadt Marburg bei ca. 95.000 Euro liegt.

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