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Ratsinformation

ALLRIS - Vorlage

Kleine Anfrage - VO/2459/2013

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Beratungsfolge

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Beschlussvorschlag

Könnte das Modell der sogen. „netten Toilette“ der Stadt Verden - kostenlose Benutzung von Gaststättentoiletten durch Touristen und entsprechende Bewerbung durch Stadt und Gewerbe - auch ein Modell für Marburgs Innenstadt sein?

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Sachverhalt

Die kostenfreie Nutzung von Gaststätten-Toiletten steht immer im direkten Zusammenhang und „Wettbewerb“ mit einer - gut beschilderten - Erreichbarkeit und ansprechender Ausstattung sowie ebensolchem Hygienezustand der öffentlichen Anlagen.

 

Touristisch relevante öffentliche Toilettenanlagen - außerhalb der städtischen Verwaltung und der Universität - gibt es ausreichend in Marburg: am Hauptbahnhof, an der Elisabethkirche, am Parkhaus Pilgrimstein, (noch) in der Savignystraße, in der Stadthalle (im Oktober 2015), am Markt- und Wilhelmsplatz, am Aufzug Oberstadt, in Weidenhausen am Trojedamm, im Schloss-Museum, im Schlosspark. An allen genannten Orten und in weiteren neun Restaurants, Cafés und Hotels gibt es auch Behindertentoiletten. Marburg ist damit zunächst einmal gut aufgestellt.

 

Die Erreichbarkeit einer öffentlichen innerstädtischen Toilette kann im Einzelfall problematisch sein, wenn sie vom Standort des Betroffenen aus gesehen subjektiv zu weit entfernt liegt. Das Angebot einer näher gelegenen Gaststätte, ihre Toilette auch Nichtgästen kostenfrei zur Verfügung zu stellen, kann in diesem Fall hilfreich sein.

 

Grundsätzlich wäre es - unabhängig von tatsächlich objektiven Erfordernissen - ein positives gastfreundliches Signal Marburgs an seine Gäste, wenn eine breite Mehrheit der Gastronomen ihre Toiletten kostenfrei zur Verfügung stellten. In einem vor rund einem Jahr veröffentlichten Test der OP-Redaktion geschah dies ohne Probleme - wenn dies allerdings auch nur eine Momentaufnahme war.

 

In der mit einer großen Gastronomiedichte versehenen Oberstadt wird eine „Nette Toilette“ nur schwer durchsetzbar sein. Angesichts der vielen, zum Teil auch größeren Veranstaltungen würden Gaststätten-WCs an diesen Tagen stark von Nichtgästen genutzt und verunreinigt werden. Solche Tage von der kostenfreien Toilettennutzung auszuschließen, wäre schwer zu vermitteln. Der Weg zu den erreichbaren öffentlichen Anlagen scheint auch hier grundsätzlich sinnvoll und zumutbar.

 

In der nicht nur bei Gästeführungen und Veranstaltungen hoch frequentierten Oberstadt besteht die Gefahr der „Entwertung“ des Gastraumes durch viele zusätzliche WC-Gäste, die ihren Weg zur Toilette oft quer durch den Gastraum und vorbei an von zahlenden Gästen besetzten Tischen suchen müssten. Dies könnte mit ein Grund dafür sein, dass viele Gastronomiebetriebe nicht mitmachen würden.

In der Nähe der bedeutenden Sehenswürdigkeiten Elisabethkirche und Landgrafenschloss ist die Gastronomiedichte deutlich geringer. Hier ist die öffentliche Anlage der erste sinnvolle Anlaufpunkt und wäre eine Kooperation mit Gaststätten von der Sache her am ehesten denkbar. Ein nach Gastronomiedichte räumlich differenziertes Angebot halten wir jedoch für wenig sinnvoll, da es bei den Gästen für Verwirrung und Unverständnis sorgen würde. Wir sind überdies der Ansicht, dass ein solches Projekt nur Sinn macht, wenn die überwiegende Mehrheit Marburger Gastbetriebe mitmachten, da die Außenwirkung spärlich verstreuter Kooperationsbetriebe einen negativen Werbeeffekt hätte.

 

Viele Gastronomiebetriebe haben aufgrund der örtlichen Gegebenheiten, zum Teil in historisch bedeutsamen Räumlichkeiten, Schwierigkeiten, behindertengerechte Toiletten oder solche mit erweiterten Serviceeinrichtungen wie z.B. Wickeltischen vorzuhalten bzw. sind nicht bereit, dafür Gastraumfläche einzusetzen. Ein Angebot kostenloser Toilettennutzung in Gaststätten müsste demnach auf diesen Service weitgehend verzichten.

 

Um Gastwirte dazu zu bewegen, ihre WC-Anlagen auch Nichtgästen zur Verfügung zu stellen, müsste ihnen eine Entschädigung für den erhöhten Reinigungs- und Wasseraufwand angeboten werden. Dies macht u.E. allerdings aus städtischer Sicht wirtschaftlich nur dann Sinn, wenn man dadurch auf öffentliche Anlagen weitgehend verzichten und so Betriebskosten senken kann.

 

Bei einer spontanen MTM-Umfrage unter drei renommierten Marburger Oberstadt-Gastronomen wurde eine eher kritische Haltung deutlich. Man lasse ohnehin alle Nichtgäste auf die WCs, der Effekt einer offensiven Werbung per Aufkleber o.ä. sei fraglich. Auch die Fragestellung erhöhter Kosten für die Gaststätten durch vermehrten Reinigungsaufwand und Wasserverbrauch kam auf.

 

Besser wäre es aus unserer Sicht, die bestehenden öffentlichen Anlagen besser auszuschildern und sie auf ihre zeitgemäße Ausstattung und den Hygienezustand hin zu überprüfen. Vielleicht könnte man ein öffentliches WC ja künstlerisch effektvoll und touristisch werbewirksam gestalten. In Neuseeland gibt es ein „Hundertwasser-Klo“ als öffentliches WC mit unebenen Kachelböden, krummen Wänden, Fenstern aus Flaschenbäuchen. So etwas würde Marburger Gästen mit Sicherheit in Erinnerung bleiben.

 

 

Fazit:

Vor dem Hintergrund der vorstehend aufgeführten Überlegungen scheint uns die Einführung des Verdener Modelles „Nette Toilette“ in Marburg nicht sinnvoll.

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