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Ratsinformation
Fraktionsantrag - VO/6075/2018
Grunddaten
- Betreff:
-
Antrag der Fraktion Marburger Linke betr. Landeswohlfahrtsverband Hessen und Vitos Gelände, Marburg, Cappeler Str.
- Status:
- öffentlich (Vorlage abgeschlossen)
- Vorlageart:
- Fraktionsantrag
- Federführend:
- 09 - Unterstützung kommunaler Gremien
- Bearbeiter*in:
- Lothar Sprenger
- Beteiligt:
- 41 - Kultur
- Antragsteller*in:
- Marburger Linke
Beratungsfolge
Status | Datum | Gremium | Beschluss | NA |
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Erledigt
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Magistrat
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Stellungnahme
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Erledigt
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Ausschuss für Schule, Kultur, Sport und Bäder
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Vorberatung
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15.02.2018
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Erledigt
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Stadtverordnetenversammlung
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Entscheidung
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23.02.2018
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Beschlussvorschlag
Beschlussvorschlag:
Die Stadtverordnetenversammlung möge beschließen:
Die Stadtverordnetenversammlung bittet den Landeswohlfahrtsverband die Geschichte der Psychiatrischen Klinik in Marburg, von den Anfängen als „Irren-Heilanstalt Marburg“ und später der Landesheilanstalt weiter aufzuarbeiten, nach neuesten museumspädagogischen Erkenntnissen auf dem Vitos-Gelände darzustellen und der Öffentlichkeit zugänglich zu machen.
Sachverhalt
Begründung:
Nicht nur eitel Freude herrschte bei den Marburger Stadtvätern, als in den Jahren 1872/1876 in der Cappeler Straße die "Irren-Heilanstalt Marburg" angelegt wurde. Immerhin war die Wahl des Standortes mit einem finanziellen Anreiz von 75 000 Mark aus dem Marburger Stadtsäckel möglich geworden. Den Bürgerinnen und Bürgern wurden die 75 000 Mark allerdings als Sondersteuer auferlegt. Heute sind wir froh, mit dem Zentrum für Soziale Psychiatrie Marburg-Süd in unserer Stadt eine Einrichtung zu haben, die Menschen mit psychischen Erkrankungen ärztliche Hilfe, Pflege und Betreuung bietet. Immerhin attestierte ein ehemaliger Landesdirektor des Landeswohlfahrtsverbandes Hessen dem Marburger Psychiatrischen Krankenhaus wirtschaftliche Gesundheit und bezeichnete es als eines der schönsten in ganz Hessen.
Die Marburger Linke möchte an die vielen Opfer, mehr als 200 Menschen, die zwangsweise sterilisiert und die in den 1930er Jahren von der Landesheilanstalt in sogenannte „Euthanasie“ Anstalten wie Hadamar verlegt und dort ermordet wurden, erinnern. In der Marburger Anstalt selbst starben aufgrund der mangelhaften Ernährung weitaus mehr Menschen als in sonstigen Zeiten. Die nationalsozialistischen "Euthanasie" Verbrechen – ein Tiefpunkt in der Marburger Psychiatrie- und Universitätsgeschichte – sind uns heute und für die Zukunft beständige Mahnung.
Die NS-Zeit machte die Rassenhygiene zur Staatsdoktrin. Mehr denn je wurden Menschen mit psychischen Krankheiten und mit Behinderungen unter dem Aspekt der „Nützlichkeit“ beurteilt und als unwertes Leben bezeichnet – mit grausamen Folgen für die Betroffenen.
Die „Enthospitalisierung“ ist für die Marburger Einrichtung in weitem Umfang umgesetzt. Der Begriff „Irrenanstalt“, wie er noch 1876 gebräuchlich war, macht uns heute die abwertende Beurteilung und die Ausgrenzung der Kranken deutlich. Deshalb ist es umso wichtiger an die Geschichte dieser für Marburg und Umgebung wichtigen Einrichtung zu erinnern.
Quellennachweise:
Heilbar und nützlich, Ziele und Wege der Psychiatrie in Marburg an der Lahn.
Jonas Verlag, Historische Schriftenreihe des LWV Hessen Quellen und Studien Band 8 .
Gefangenenhospital von 1947- 1951.
Die Anfänge psychiatrischer Behandlung von Zwangs-und Fürsorgezöglingen in der Landesheilanstalt 1900-1924. Wolfram Schäfer, Marburger Geschichtswerkstatt
Militärpsychiatrie im Zweiten Weltkrieg. Roland Müller, Marburger Geschichtswerkstatt Kriegsgefangenenkommando der Dynamit AG Stadtallendorf in der Landesheilanstalt Marburg 1940-1942. Fritz Brinkmann - Frisch
Einsatz von Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeitern in der Landesheilanstalt. Wolfgang Form, Marburger Geschichtswerkstatt
Landeslungenheilstätte 1947-1951. Esther Kräwinkel
Der Prozess des Klaus Peter Löser zwischen 1989-1995 vor dem Landgericht Marburg uvm. Reinhard Metzger, I. Chronologie Walter Kanzow, II. und Zeitgeschichte.
Renate BastianJan SchalauskeTanja Bauder Wöhr
Henning Köster-SollwedelInge SturmElisabeth Kula
Roland BöhmJonathan Schwarz
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