Beschlussvorschlag:

Die Stadtverordnetenversammlung beschließt, dass eine ergänzende Studie in Auftrag gegeben werden soll, die den Brauchwasser-, beziehungsweise Nicht-Trinkwasserbedarf der Marburger*innen sowie der städtischen Einrichtungen ermitteln soll, um die Ressource Grundwasser zu schonen.

Die Stadtverordnetenversammlung fordert den Magistrat auf, Konzepte zu entwickeln oder entwickeln zu lassen, wie eine Versorgung der Toiletten im Stadtgebiet von Marburg mit Brauchwasser, anstelle von Trinkwasser, gewährleistet werden könnte. Exemplarisch soll dies an Modellprojekten in Neubauten und/oder in Neubaugebieten und/oder bezüglich des Bebauungsplans von PharmaServ erprobt werden. Zudem sollen weitere Konzepte erstellt und geprüft werden, um städtische Großverbraucher, die Brauchwasser anstelle von Trinkwasser nutzen könnten (exemplarisch wäre hier der Zentralfriedhof in Ockershausen) schnellstmöglich auf Brauchwassernutzung umzustellen.

Begründung:

Der rapide voranschreitende Klimawandel verändert auch in Mittelhessen den Wasserhaushalt gravierend und immer schneller. Zu Dürrejahren wie 2018 und 2019 gesellen sich gegenwärtig und zukünftig Starkregenereignisse, bei denen das Regenwasser schnell abfließt. Dies führt schon jetzt zu einer katastrophal schlechter werdenden Grundwasserneubildung, die sich mehr und mehr von den Niederschlägen entkoppelt. Das Ziel muss daher sein, so viel Wasser wie möglich im Boden zu lassen, auch als Ressource für noch viel trockenere Zeiten in der Zukunft.

Obwohl die Stadt Marburg für ihre künftige Entwicklung mit einem höheren Wasserbedarf rechnen muss, könnte die öffentliche Wasserversorgung auch in Zukunft als gesichert gelten, wenn nicht:

1.)    gleichzeitig die Grundwasserreserven abnehmen würden (in wenig vorhersehbarer Geschwindigkeit und kaum realistisch prognostizierbarem Ausmaß, siehe oben)

2.)    die Reserven des ZMW ins Rhein-Main-Gebiet verkauft würden (mit der Option, den heutigen Wasserexport spätestens dann weiter zu steigern, wenn der Frankfurter Bogen realisiert wird)

3.)    die Wasserversorgung komplett mit einer reinen Trinkwasserversorgung gleichgesetzt würde. Je eher Betriebswasser z. B. in sämtlichen Neubauprojekten für adäquate Zwecke genutzt würde, desto eher könnte Marburg-Biedenkopf seine Grundwasservorkommen und seine Versorgung klimafest und widerstandsfähig machen. Das gilt besonders dringend für Großprojekte wie PharmaServ mit ihren hohen Substitutionspotentialen.

4.)    Das Wasserschutzgebiet bei Stadtallendorf durch den Bau der A49 bedroht wird, aus dem auch der ZMW mit Wasser versorgt wird. Hier besteht bei Weiterführung des Autobahn-Projekts eine Gefährdung für die Frischwasserversorgung.

In der Stadt Marburg gibt es große Potentiale, die Trinkwasserversorgung durch das ganzjährige Verwenden von Betriebswasser/Grauwasser/Brauchwasser z. B. für WC-Spülungen und weitere Maßnahmen der rationellen Wasserverwendung zu entlasten. So entfallen laut Bundesumweltministerium etwa 30 % des täglichen Trinkwasserbedarfs auf Toilettenspülungen. Diese Potentiale vorbildlich zu erfassen und deren Umsetzung unterstützend auf den Weg zu bringen, ist unser Anliegen.

Mariele Diehl Maik Schöniger Isabella Aberle Salomon Lips