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Ratsinformation
Kleine Anfrage - VO/0466/2005
Grunddaten
- Betreff:
-
Kleine Anfrage des Stadtverordneten Dr. Ralf Musket (Nr. 23 07/2005)
- Status:
- öffentlich (Vorlage abgeschlossen)
- Vorlageart:
- Kleine Anfrage
- Federführend:
- 09 - Unterstützung kommunaler Gremien
- Bearbeiter*in:
- Norina Nickel
Beratungsfolge
Status | Datum | Gremium | Beschluss | NA |
---|---|---|---|---|
●
Erledigt
|
|
Stadtverordnetenversammlung
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Entscheidung
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|
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22.07.2005
|
Sachverhalt
Die
Deutsche Energie-Agentur (dena) hat folgendes Fazit aus dem
Pilotprojekt/Feldversuch "Energiepass", an dem sich auch die Stadt Marburg
in Kooperation mit der Stadt Frankfurt beteiligt hatte, gezogen:
Die
Bundesregierung ist verpflichtet, die EU-Gebäuderichtlinie bis 2006 in
nationales Recht umzusetzen, die unter anderem einen "Ausweis über die
Gesamtenergieeffizienz von Gebäuden" vorschreibt.
Die
Deutsche Energie-Agentur GmbH (dena) hat deshalb einen "Prototypen"
für einen bundeseinheitlichen Energiepass für Wohngebäude unter Einbeziehung
aller wichtigen Marktpartner entwickelt, der in einem großen und bundesweiten
Feldversuch ergebnisoffen am Markt getestet wurde. Der Feldversuch zur
Erprobung eines bundeseinheitlichen Energiepasses wurde am 31.12.04 erfolgreich
abgeschlossen.
Die
nunmehr vorliegenden Evaluationsergebnisse des Feldversuches zeigen: Der
dena-Energiepass ist ein innovatives und praxisorientiertes Instrument zur
Mobilisierung von Energieeffizienzpotentialen im Gebäudebestand.
-
Der Energiepass wird vom Verbraucher verstanden und am Markt akzeptiert
-
Der Energiepass ist mit guter Qualität und zu niedrigen Kosten erstellbar
-
Der Energiepass gibt neue, kräftige Impulse für den Modernisierungsmarkt.
Der
Feldversuch wurde im Jahr 2002 - 2003 unter Beteiligung aller wichtigen
Marktakteure (Industrie, Handwerk, Wohnungswirtschaft, Architekten und
Ingeniere, Mieter- und Verbraucherverbände) entwickelt und von November 2003
bis Dezember 2004 durchgeführt.
Vorbereitung
und Durchführung des Feldversuchs fanden in enger Abstimmung mit dem
Bundesministerium für Wirtschaft und Arbeit, dem Bundesministerium für Verkehr,
Bau- und Wohnungswesen und dem Bundesumweltministerium statt, die derzeit an
der Umsetzung der EU-Gebäuderichtlinie arbeiten. Die Ergebnisse des
Feldversuchs werden von den Ministerien ausgewertet und in die Vorbereitungen
zur Gesetzgebung einbezogen.
Der
Feldversuch
Im
Rahmen des Feldversuchs wurden in 33 Regionen Deutschlands mehr als 4.100
Energiepässe ausgestellt. Beteiligt waren zahlreiche regionale
Kooperationspartner, unter anderem 31 Wohnungsbaugesellschaften mit zusammen
mehr als 800.000 Wohneinheiten und 35 Kommunen mit zusammen mehr als 12,5
Millionen Einwohnern. Leider haben im Bereich der Stadt Marburg nur wenige
Gebäudeeigentümer, trotz Förderung durch die Stadtwerke, Interesse an der
Ausstellung von Energiepässen gezeigt.
Als
Aussteller waren Handwerker, Ingenieure, Architekten und Energieberater
beteiligt. Mehr als 1000 qualifizierte Fachleute haben sich in der
dena-"Ausstellerdatenbank" registrieren lassen.
Der
Feldversuch wurde vom Fraunhofer Institut für Systemtechnik und
Innovationsforschung (ISI) in Kooperation mit dem Fraunhofer Institut für
Bauphysik und dem Öko-Institut wissenschaftlich evaluiert. Die
Abschlussergebnisse liegen jetzt vor.
Marktakzeptanz
Eine
Befragung von mehr als 1000 Gebäudeeigentümern - vom Einfamilienhausbesitzer bis
zur großen Wohnungsbaugesellschaft - ergab eine hohe Akzeptanz für den
Energiepass. 80 % der Selbstnutzer und der privaten Vermieter und immer noch 40
% der befragten Wohnungsbaugesellschaften würden den Pass ganz oder überwiegend
empfehlen. Dabei erhoffen sich die Eigentümer vom Energiepass insbesondere eine
bessere Kenntnis des eigenen Gebäudes, Hinweise auf mögliche
Modernisierungsmaßnahmen und Möglichkeiten, die Heizkosten zu senken. 80 bis 90
% der Gebäudeeigentümer sind überzeugt, dass künftig die energetische Qualität
des Gebäudes dessen Marktwert entscheidend beeinflussen wird.
Kosten
Eine
wichtige Fragestellung des Feldversuchs war, wie hoch Zeit- und Kostenaufwand
sein müssen, um einen qualitativ hochwertigen Energiepass zu erstellen. Dabei
ging es der dena darum, ein Optimum zwischen hoher Qualität und niedrigen
Kosten zu erreichen.
Eine
umfassende Befragung der Aussteller im Feldversuch ergab: 65 % der im
Feldversuch ausgestellten Energiepässe kosteten weniger als 300 Euro. Die
Preise variieren dabei in Abhängigkeit von der Gebäudegröße und dem Zeitaufwand
bei der Gebäudedatenaufnahme. Für ein Einfamilienhaus für das ein Energiepass
im sog. "Kurzverfahren" (vereinfachte Gebäudeaufnahme) ausgestellt
wurde, lag der Preis zu 75 % unter 150 Euro und zu über 90 % unter 200 Euro.
Bei einem Mehrfamilienhaus lagen die Kosten im Kurzverfahren zu über 90 % unter
300 Euro.
Gebäudeaufnahme
und Berechnungsverfahren
Im
Feldversuch wurde auch untersucht, inwieweit der Zeitaufwand bei der Aufnahme
der Gebäudedaten durch ein Kurzverfahren minimiert werden kann, ohne das
unzulässig hohe Abweichungen auftreten. Die Ergebnisse zeigen: Das
Kurzverfahren hat sich bewährt, die Abweichungen lagen größtenteils nicht höher
als 5 %. Im Detail sind noch Modifizierungen erforderlich.
Impulse
für den Modernisierungsmarkt
Unverzichtbarer
Bestandteil des Energiepasses sind die Modernisierungstipps. Der Feldversuch
zeigt, dass die Eigentümer nicht nur wissen wollen, wie der energetische
Zustand ihres Gebäudes ist, sondern auch, wie er verbessert werden kann. 70 %
der im Feldtest befragten Eigentümer, wollen die Modernisierungstipps ganz oder
teilweise umsetzen. Und bei rund 30 % der selbstnutzenden Eigentümer und der
privaten Vermieter gab der Pass den Anstoß für eine Modernisierung. Weitere 30
% aller Eigentümer nutzen den Pass, um eine geplante Modernisierungsmaßnahme zu
"optimieren" und energiesparende Maßnahmen zu integrieren. Dies zeigt:
Einmal in der Breite eingeführt, kann der Energiepass zu einem wirksamen
Instrument zur Belebung des Modernisierungsmarktes werden.
Für
die dena stehen im Jahr 2005 folgende Aufgabengebiete im Mittelpunkt:
§ Überarbeitung des
Energiepassformulars auf der Grundlage der Feldversuchsergebnisse und
entsprechend den Anforderungen der Gesetzgebung (Energieausweis)
§ Optimale Vorbereitung aller Marktakteure auf die EnEV 2006
durch zielgruppengerechte Informationsangebote über alle Verfahren und
Anwendungsfälle des Energiepasses (inkl. Nichtwohngebäude, kommunale Gebäude).
Hierzu wird eine Informationsplattform Ener-giepass aufgebaut.
§ Aufbau einer bundesweiten Ausstellerdatenbank und
Qualifikationsangebote für Aussteller in Kooperation mit regionalen Partnern
§ Breitenwirksame Informationskampagne Energiepass
§ Intensivierung der internationalen Kooperation.
Wohnwert
steigern, Arbeitsplätze schaffen, Umwelt schützen
Gerade
in der aktuellen wirtschaftlichen Lage kann der Energiepass wichtige Impulse
setzen. Insbesondere für den Mittelstand, das Handwerk und die Bauwirtschaft
kann er zu einem wichtigen Instrument zur Belebung der Nachfrage nach
Energieeffizienzprodukten und - Dienstleistungen werden. Zusätzliche
Investitionen in den Gebäudebestand sind dringend erforderlich. Sie nutzen
allen Beteiligten:
- Mieter und selbstnutzende Eigentümer können
ihre Nebenkosten senken und sichern sich gegen steigende Energiepreise ab.
- Vermieter,
die in die Qualität ihrer Wohnungsbestände investieren, können für ihre Gebäude
mit dem Energiepass werben. Langfristig wird für eine Wohnung mit niedrigem
Energiebedarf ein höherer Miet- oder Verkaufspreis zu erzielen sein.
- Zusätzliche
Investitionen im Gebäudebestand schaffen neue Arbeitsplätze im Mittelstand, im
Handwerk und der Bauwirtschaft.
- Auch
die Umwelt profitiert durch eine Senkung des Energieverbrauchs und der
CO2-Emissionen der privaten Haushalte, denn die wirtschaftlichen
Energieeinsparpotenziale im Gebäudebestand werden heute nur zu rund einem
Drittel genutzt.
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