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Ratsinformation
Kenntnisnahme - VO/0367/2006
Grunddaten
- Betreff:
-
Europabad Marbach
- Status:
- öffentlich (Vorlage abgeschlossen)
- Vorlageart:
- Kenntnisnahme
- Federführend:
- 60 - Bauverwaltung und Vermessung
- Bearbeiter*in:
- Sonja Wasserberg
- Verfasser*in:
- Rausch, Jürgen / Böth, Günter / Kraft, Jürgen
Beratungsfolge
Status | Datum | Gremium | Beschluss | NA |
---|---|---|---|---|
●
Erledigt
|
|
Magistrat
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Vorberatung
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●
Erledigt
|
|
Stadtverordnetenversammlung
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Vorberatung
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14.07.2006
| |||
●
Erledigt
|
|
Ausschuss für Schule, Kultur, Sport und Bäder
|
Vorberatung
|
|
|
06.07.2006
| |||
●
Erledigt
|
|
Sport- und Bäderkommission
|
Vorberatung
|
|
●
Erledigt
|
|
Bau- und Planungsausschuss, Liegenschaften
|
Vorberatung
|
|
|
06.07.2006
|
Beschlussvorschlag
- Der
Magistrat nimmt den Bericht über die bauliche Situation des Europabades
zur Kenntnis. Er leitet ihn an die Stadtverordnetenversammlung, den Schul-
und Kulturausschuss, die Sport- und Bäderkommission und den Bau- und
Planungsausschuss, Liegenschaften zur Kenntnisnahme weiter.
- Das
Europabad wird wegen erheblicher bautechnischer und sicherheitstechnischer
Mängel mit Beginn der Sommerferien geschlossen.
- Die
Bäder- und Bauverwaltung werden beauftragt, eine Erweiterung des AquaMar
um einen Sprungbeckenbereich planerisch darzustellen.
Sachverhalt
Begründung:
1. Ausgangssituation
1.1
Die
Geschichte des Europabades
Das Europabad entstand ab 1971 nach
den Plänen des Bäderarchitekten Prof. Friedrich Florian Grünberger aus Wien. Am
23. Oktober 1971 wurde der Grundstein gelegt. Drei, teilweise vollverglaste
zylindrische Baukörper umschließen eine Wasserfläche von ca. 420 qm. Das
Badeangebot umfasst ein sportgerechtes 25 m-Schwimmerbecken, ein Sprungbecken
mit hydraulischem Sprungturm, ein Lehrschwimmbecken und ein Planschbecken. Die
Gesamtkosten für den Bau des Bades beliefen sich auf ca. 6 Mill. DM. Vom
Landkreis Marburg-Biedenkopf wurde ein Zuschuss von 300.000,00 DM und von den
Behringwerken nochmals 100.000,00 DM gezahlt. Den Restbetrag von ca. 5,6 Mill.
DM musste die damals noch selbständige Gemeinde Marbach finanzieren. Das Bad
wurde am 29. September 1973 eingeweiht.
Leider musste das Europabad bereits
zwei Jahre später wieder wegen erheblicher Baumängel geschlossen werden, da
Beckenwasser aus der im 1. Stock liegenden Schwimmhalle in großen Mengen in die
Betriebs- und Umkleideräume des Untergeschosses floss. Bei dem Bau waren
Dichtungsprobleme nicht ordentlich gelöst worden. In der Zwischenzeit hatte die
Stadt Marburg aufgrund der vorausgegangenen Gebietsreform im Januar 1975 das
Bad übernommen und ab dann alle finanziellen und betriebstechnischen Lasten zu
tragen.
Die Lüftungs- und
Elektroinstallationen wurden in der Zeit von 1993 bis 1995 saniert. Die durch
Umluft in den Technikkeller eingeblasene, sehr stark mit Chlorrückständen
versetzte Schwimmhallenluft hatte erhebliche Korrosionsschäden, besonders in
den elektrischen Anlagen verursacht.
1.2
Aktuelle
Nutzungen
Gemäß der Zustimmung der
Stadtverordneten-Versammlung vom 27.09.2002 wurden die Außenbäder Marbach und
Wehrda mit der Eröffnung des AquaMar (06.12.2002) für die öffentliche Nutzung
sehr stark eingeschränkt. Zusätzlich wurde der Zugang zum Europabad nur über
einen Haftungsausschluss gestattet.
Parallel dazu bekamen die Schulen
und Vereine großzügige Trainingszeiten zugesprochen.
Die Idee für dieses Bäderkonzept
war, Bewirtschaftungskosten in den Außenbädern zu sparen, das Schwimmtraining
zu optimieren und möglichst nur auf einen Standort zu konzentrieren. Von dieser
Lösung profitierten danach nicht nur der Schulsport, sondern auch die
Schwimmsporttreibenden Vereine, die Universität und weitere Interessengruppen.
Diese konnten ihr gesamtes Trainingsprogramm und den zugehörigen Trainerstab
wesentlich effizienter einsetzen. Parallel dazu wurden dem Marburger
Schwimmverein die ehemaligen Saunaräume im Europabad als Vereinsräume
übergeben.
Die Konzentration des
Schwimmsports auf das Europabad entstand vor dem Hintergrund, dass ein
Lehrschwimmbecken für den Anfängerschwimm-
unterricht, ein wettkampfgerechtes
Sportbecken zu Trainings- und Wettkampfzwecken und ein Sprungbecken mit einem
1,0 m bis über 3,00 m hydraulisch fahrenden Sprungturm vorhanden ist.
Zusätzlich sind sämtliche Wasserangebote auf einer Ebene relativ kompakt und überschaubar angeordnet.
Aufgrund der optimalen
Wasserangebote wurden auch sämtliche Vergleichs- und Mannschaftswettkämpfe auf
das Europabad konzentriert. In jedem Jahr finden zwischen 4 bis 5
Schwimmwettkämpfe mit zum Teil internationaler Beteiligung statt. Die DLRG
Marburg hat am 02. April 2006 zum zweiten Mal einen regionalen
Vergleichswettkampf mit großem Erfolg durchgeführt. Der DLRG Ortsgruppe
Gladenbach konnte das Europabad am Samstagnachmittag als Ersatz für das abgebrannte
Nautilust zur Verfügung gestellt werden. Die DLRG Marburg hat zudem von dem
Fachbereich Sportwissenschaften und Motologie der Universität Marburg die
Rettungsausbildung für die Sportstudenten übernommen. Zusätzlich bietet die
DLRG auch Anfängerschwimmunterricht für Erwachsene im Rahmen der hiesigen
Volkshochschulangebote an.
Die Schwimmvereine haben neben dem
klassischen Schwimmsport ihr Vereinskonzept mit den Freizeitangeboten
Wassergymnastik, Aquajogging und Anfängerschwimmunterricht erweitert.
Der Hochschulsport der Universität
bietet zusammen mit dem Tauchsportclub Marburg ein Freizeitprogramm im
Schnorcheln und Tauchen jeden Dienstag-
abend sowohl für die Studenten als
auch für die Bediensteten der Universität an. Der Tauchsportclub hat zusammen
mit dem Tauchsportclub aus Gießen eine Rugbymannschaft gebildet, die ebenfalls
im Sprungbecken des Europabades trainiert.
Zusätzlich üben der Marburger
Kanuclub und die Vereinigung Marburger Kanufahrer im Lehrschwimmbecken im
Winterhalbjahr mit den eigenen Booten Kentersituationen und der TV Wetter
trainiert mit seiner erfolgreichen Sprunggruppe mehrmals in der Woche am
1-Meter bzw. 3-Meter-Brett.
Der beigefügte Belegungsplan (Anlage
1) und die nachfolgende Besuchertabelle zeigen u. a. auch die Nutzungsdichte
des Europabades.
Besucherzahlen von 2005
AquaMar Hallenbad |
234.461 |
öffentliche
Besucher |
Sauna |
23.605 |
öffentliche
Besucher |
|
358 |
„Lange
Saunanacht“ |
|
|
|
Freibad |
43.513 |
öffentliche
Besucher |
|
|
|
Europabad Marbach |
1.956 |
öffentliche
Besucher |
|
46.862 |
Schulen/Vereine |
|
|
|
Hallenbad Wehrda |
21.016 |
öffentliche
Besucher |
|
13.219 |
Schulen/Vereine |
Ein weiterer Vorteil
dieses Nutzungskonzepts ist, dass das AquaMar nur der Öffentlichkeit zur Verfügung
steht und, bis auf geringe Zeitfenster für die badeigenen Kurse, ungestört und
betriebswirtschaftlich optimiert von der Öffentlichkeit genutzt werden kann.
Die bisher erreichte Besucherzahl im
AquaMar von jährlich über 300.000 reflektiert die Zustimmung der Bevölkerung zu
diesem Nutzungskonzept.
1.3
Betriebswirtschaftliche
Ergebnisse
Auch betriebswirtschaftlich gesehen
bietet dieses Konzept große Vorteile. So konnte z.B. ein großer Teil des
Fachpersonals, die Kassiererinnen und viele eigene Reinigungskräfte aus den
Außenbädern abgezogen und im AquaMar eingesetzt werden.
Die technischen Anlagen in den
Außenbädern wurden zurückgefahren und in Schwachlastzeiten auf ein Minimum
ihrer Leistung eingestellt. So konnte ein relativ niedriger Wärmeverbrauch
trotz schlechter Bausubstanz erreicht werden.
1.3.1.
Kosten
und Aufwand
Folgende Kosten und Aufwand sind für
den Betrieb des Europabades erforderlich:
Aufwand aus der Erfolgsübersicht
vom Geschäftsjahr 2004 für das Europabad |
|
Personalaufwand |
Kosten pro Jahr |
Aufsicht
/ Reinigung |
83.888,55 € |
Betriebs-
u. Geschäftsausgaben |
47.040,81 € |
Energieverbrauch |
105.729,62 € |
Umlage
allgem. Kosten Bäder |
145.522,33 € |
Bauunterhaltung
pauschal |
39.000 € |
Gesamtsumme |
421.181,31 € |
1.3.2.
Umsatzerlöse
Der größte Teil der Umsatzerlöse aus dem Europabad wird aus
der Schul- und Vereinsnutzung erzielt. Deshalb ist der in der Erfolgsübersicht
2004 ausgewiesene Zuschussbedarf mit nur 7.329,11 Euro vernachlässigbar
niedrig. Entsprechend den Besucherzahlen sind die Erlöse aus dem öffentlichen
Bade-
betrieb äußerst gering.
Erlössituation im Europabad aus
dem Geschäftsjahr 2004 |
|
Öffentliche
Besucher |
4.152,76 € |
Kurse |
2.086,92 € |
Nutzergruppen |
354.434,13 € |
Defizitausgleich |
7.113,45 € |
Sonstige
betriebl. Erträge |
7.329,11 € |
Summe
Hilfsumlagen |
6.969,61 € |
Gesamtsumme |
382.085,98 € |
2. Bauzustand
2.1 Bisherige
Gutachten zur Baukonstruktion
Seit Beginn der 90er Jahre wurden
mehrere Gutachten zum konstruktiven Zustand und den Materialbeanspruchungen an
Sachverständige vergeben. Im Folgenden werden die Gutachtenergebnisse kurz
wiedergegeben:
- Gutachten
vom 04.05.1993
Die Standsicherheit des Gebäudes ist
nicht gefährdet. Wegen der andauernden Belastung durch überschwappendes Wasser
auf die Endauflager der Unterzüge und wegen der Belastung durch die
chlorhaltige Raumluft, wird der Zustand des Bauwerkes zunehmend verschlechtert.
- Gutachten
vom 11.03.1998
Die in verschiedenen Betonbauteilen
ermittelten Chloridgehalte liegen deutlich über dem als Grenzwert angegebenen
Wert. Auch wenn zum Teil bereits die Betonbewehrung durch Chloride angegriffen
erscheint, ist die Standsicherheit des Gebäudes nicht gefährdet.
- Gutachten
vom 09.06.2005
Durch den ständigen Eintrag von
chlorhaltigem Spritzwasser ist die Dauerhaftigkeit der Betonkonstruktion im
Bereich der Randbalken erheblich eingeschränkt. Die Standsicherheit der
Konstruktion ist jedoch weiterhin gegeben. Da sich die Chloridgehalte gegenüber
dem letzten Gutachten weiter erhöht haben, wird empfohlen, das Bauwerk ab
sofort jährlich zu untersuchen. Eine grundsätzliche Sanierung der
Betonkonstruktion ist nur mit hohem Aufwand zu erreichen.
- Gutachten
vom 12.12.2005
Mit diesem Gutachten wurden speziell
die Gasbetondeckenplatten überprüft. Der Gutachter empfahl eine Notunterfangung
der Deckenplatten im Bereich der Dachgullys, da in diesen Bereichen die
Standsicherheit und die Dauerhaftigkeit der Konstruktion gefährdet war. Die
erforderliche Notunterstützung wurde zwischenzeitlich mit einem Kostenvolumen
von ca. 10.000,00 € ausgeführt. Nach den Einschätzungen des Gutachters, die auf
punktuelle, repräsentative Probenahmen zurückgehen, liegt keine akute
Standsicherheitsgefährdung vor. Allerdings wurden punktuell starke
Beeinträchtigungen der Betonkonstruktion vorgefunden, denen durch
Notabstützungen begegnet worden ist. Dies betrifft im Wesentlichen die
Randunterzüge im Bereich des Lehrschwimmbeckens. Die Stahlbetonverbindungstreppe
zwischen der Schwimmhalle und dem Erdgeschoss war so stark geschädigt, dass im
Herbst 2005 eine lokale Betonsanierung und -abstützung vorgenommen werden
musste.
Anfang April hat ein weiteres
Schadenereignis deutlich gemacht, dass dringend eine Entscheidung über die
weitere Zukunft des Europabades getroffen werden muss. Zu diesem Zeitpunkt ist
nämlich ein Teilquerschnitt einer Linienkonsole, die an dem Beckenrand des
Lehrschwimmbeckens angeschlossen ist, abgeschert. Glücklicherweise ist die
Konsole vor der Einbindung in einen größeren Beckenunterzug an einer Stelle
gerissen, an der die Spannweite der Deckenplatten sehr klein ist. Eine akute
Standsicherheitsgefahr ist durch diesen erneuten Schaden nicht zu besorgen.
Allerdings hat dieser zusätzliche punktuelle Schaden erneut deutlich gemacht,
dass die Materialeigenschaften inzwischen so sehr beeinträchtigt sind, dass bei
extremen physikalischen Beanspruchungen, z. B. durch Temperaturschwankungen,
konstruktive Schäden entstehen können.
2.2 Zustandsbeurteilung
der Haustechnik des Europabades
Wärmeversorgung
Die Wärmeversorgung des Europabades
wird durch die Stadtwerke Marburg sichergestellt. Im Rahmen eines
Wärmeversorgungsvertrages betreiben die Stadtwerke einen Heizkessel und zwei
BHKW. Diese wurden aufgrund technischer Probleme in 2002 stillgelegt. Der 34
Jahre alte Heizkessel (Bj. 1972) entspricht nicht dem Stand der Technik und ist
einschl. der Kaminanlage in den nächsten Jahren auszutauschen.
Heizsystem
Die ehemals vorhandene
Fußbodenheizung wurde aufgrund starker Korrosionsschäden bereits wenige Jahre
nach Betriebsbeginn abgesperrt und in Teilen zurückgebaut. Die Schwimmhalle
wird durch die Lüftungsanlage und die Nebenräume über statische Heizflächen
beheizt. Sämtliche Verteil- und Anschlussleitungen sind stark korrodiert und
werden in immer kürzeren Abständen repariert. Das gesamte Verteilsystem der
Heizanlage ist dringend sanierungsbedürftig.
Warmwasserbereitung
Die Warmwassererzeugung und
–verteilung entspricht nicht den Anforderungen der geltenden
Trinkwasserverordnung. Die mit der TwVO 2002 gestiegenen technischen
Anforderungen an diese Anlagen werden nicht erfüllt. Nur durch erhöhten
Energie- und Personaleinsatz kann derzeit einer Verkeimung des Warmwassers
vorgebeugt werden.
Abwasseranlage
Die abwasserführenden Leitungen sind
in großen Teilen bereits seit Jahren an den Verbindungsteilen undicht. Um
Schäden zu vermeiden wurden an verschiedenen Stellen bereits Auffangwannen mit
Ablaufanschlüssen installiert. Das hausinterne Abwassernetz ist dringend
sanierungsbedürftig.
Lüftung
Die Lüftungsanlage der Schwimmhalle
wurde vor 10 Jahren installiert und befindet sich in einem relativ guten
Zustand.
Beckenwasseraufbereitung
Die Filteranlagen und
Beckenhydrauliksysteme bestehen unverändert seit 1973. Lediglich die
Filterkessel sind in 2001 innen neu beschichtet worden und es wurde eine neue
Desinfektionsmittelanlage installiert.
In der Zwischenzeit sind die
Hygienevorschriften in mikrobiologischer und verfahrenstechnischer Hinsicht
mehrmals angepasst worden. Die DIN – Norm für die Wasseraufbereitung wurde
bereits 1997 komplett überarbeitet. Hierin wird u. a. eine
Vertikaldurchströmung der Becken mit 100 % Überlauf über die hoch liegenden
Überlaufrinnen gefordert. Zusätzlich muss jede Beckenart einen separaten
Wasserkreislauf besitzen.
Diese Anforderungen können mit dem
vorhandenen Aufbereitungssystem nicht erfüllt werden. Einen Bestandsschutz gibt
es bei solchen weitgreifenden Hygieneanforderungen nach Rücksprache mit dem
hiesigen Gesundheitsamt nicht. Deshalb wird auch hier ein kompletter Austausch
und Neubau der Beckenwasseraufbereitung erforderlich.
3. Sanierung
oder Ersatz für das Europabad
Die in Kapitel 1 und 2 dargestellte
Ausgangslage macht deutlich, dass dringend zu entscheiden ist, ob das Europabad
saniert werden soll oder Alternativen zu entwickeln sind. Als Alternative
bietet sich an, das Schul- und Sportschwimmen auf das AquaMar und auf das in
relativ gutem baulichen Zustand befindliche Hallenbad Wehrda zu verlagern.
Voraussetzung dafür ist allerdings, das AquaMar um einen Sprungbereich zu
erweitern. Im Folgenden werden die Sanierung des Europabades und das
Alternativkonzept gegenüber gestellt. Die mittelfristig zu erwartenden
Sanierungskosten für das Hallenbad Wehrda sind dabei nicht berücksichtigt.
Diese werden allerdings ganz offenkundig wesentlich niedriger als die Kosten
für die Sanierung des Europabades sein.
3.1
Sanierungsbeschreibung
für das Europabad
Um eine von den Fachgutachtern für
erforderlich gehaltene Betonsanierung durchführen zu können, ist eine komplette
Entkernung des gesamten Gebäudesnotwendig, d. h. die Betonrohkonstruktion muss
freigelegt werden. Alle Innenausbauten und haustechnischen Anlagen müssen
entfernt werden. Die nicht zulässige Dachkonstruktion aus Gasbetonschaumplatten
muss abgebrochen und durch eine neue Konstruktion ersetzt werden.
Die gesamte Fassadenkonstruktion
einschl. Fenster ist technisch abgängig und entspricht bei weitem nicht den
aktuellen Anforderungen der Energieeinsparverordnung.
Um eine nach den aktuellen
Anforderungen an die Beckenwasseraufbereitung erforderliche
Vertikaldurchströmung der Schwimmbecken zu erreichen, müssten die vorhandenen
Becken abgebrochen und neu errichtet werden. Gleichzeitig wäre zur
Unterbringung der neuen haustechnischen Anlagen ein Erweiterungsbau
erforderlich, da die Grundflächen des bestehenden Baukörpers nicht ausreichen.
Mit einer Sanierung des Europabades
sind folgende Kosten verbunden:
Kostenschätzung
01 |
Baukosten |
1.200,00 €/qm |
2.520.000,00 € |
02 |
Abbruch des Daches |
280,00 €/qm |
250.000,00 € |
03 |
Entkernung |
250,00 €/qm |
505.000,00 € |
04 |
Haustechnik |
750,00 €/qm |
1.515.000,00 € |
05 |
Ausstattung |
150,00 €/qm |
303.000,00 € |
06 |
Austausch der Becken |
100.000,00 €/Stück |
300.000,00 € |
07 |
Betonsanierung |
300,00 €/qm |
606.000,00 € |
08 |
Nebenkosten |
|
400.000,00 € |
09 |
Unvorhergesehenes |
|
100.000,00 € |
6.499.000,00 € |
|||
|
|||
Gesamtkosten: brutto
ca. 6.500.000,00 € |
3.2.
Erweiterung
des AquaMar
Bei der Konzipierung des AquaMar
wurde darauf geachtet, mögliche Erweiterungen vornehmen zu können. In den
Anlagen 2 und 3 sind Planskizzen und eine Kostenschätzung für den Anbau eines
Sprungbeckens dargestellt. Die Kosten betragen ca. 1,90 Mio. Euro brutto.
Zu berücksichtigen ist, dass bei
einem eventuellen Abriss des Europabades die Abrisskosten und die
Veräußerungskosten für das Grundstück gegenüber gestellt werden müssen. Die
Abrisskosten werden auf ca. 700.000 Euro geschätzt. Bei einem Richtwert von
210,00 Euro pro m² könnte das Grundstück mit einer Größe von ca. 5.500 m² als
Bauland im Wert von insgesamt ca. 1.000.000 Euro veräußert werden.
Voraussetzung hierfür wäre allerdings, dass entsprechendes Baurecht geschaffen
werden kann.
In Kooperation mit den Stadtwerken
sollte bei einer eventuellen Erweiterung des AquaMar auf jeden Fall die
Nachrüstung eines Blockheizkraftwerkes in Erwägung gezogen werden.
3.3 Vergleich
der Alternativen
Die Investitionskosten für die
Alternativkonzeption sind um 4,6 Mio. Euro günstiger als die Sanierung des
Europabades. Zusätzlich wirkt sich eine Verlagerung auf das erweiterte AquaMar
und das Hallenbad Wehrda auch günstig auf die betrieblichen Abläufe aus.
Die jährlichen Kosten und der
Aufwand für das Europabad betragen ohne Abschreibungen und Zinsen ca. 421 TEuro
(s. Kapitel 1.3.1).
Ausgaben- und Kostenreduzierung
Bei einer dauerhaften Schließung des
Europabades werden mind. die Kosten des Energieaufwands, die Betriebs- u.
Geschäftsausgaben und die Bauunterhaltung entfallen, zusammen ca. 200.000 Euro
jährlich (ohne Abschreibung und Verzinsung).
Auswirkungen auf das Hallenbad
Wehrda
Gegenüber dem bisherigen Aufwand
wird auch im Hallenbad Wehrda der Betriebsaufwand um ca. 20.000 € pro Jahr voraussichtlich
reduziert werden können. Voraussetzung hierfür ist, dass der verbleibende
öffentliche Badebetrieb, die Vereine und die Schulen eine Temperaturabsenkung
um 3°C auf 28 ° C akzeptieren.
Im Vereinsbetrieb sollte der
Schließdienst und auch die tägliche Endreinigung wie zuvor im Europabad von den
Nutzern selbst übernommen werden.
Zur Entlastung des AquaMar sollten
auch in Wehrda verschiedene Schwimmwettkämpfe ausgetragen werden.
Mögliche betriebswirtschaftliche
Auswirkungen auf das AquaMar
Folgender Mehraufwand wird
voraussichtlich nach derzeitigem Kenntnisstand entstehen:
Netto Investition Neubau Sprungbereich ca. 1,6 Mio. Euro
Zinsen |
5% |
80.000 € |
Abschreibung |
25 Jahre |
64.000 € |
Bauunterhaltung |
1,2 % |
19.200 € |
Wärmeverbrauch |
|
14.000 € |
Stromverbrauch |
|
11.500 € |
Wasserverbrauch |
|
8.300 € |
Gesamt |
|
197.000 € |
Bei dem neuen Bäderkonzept sollte
aus betriebswirtschaftlichen Gründen darauf geachtet werden, dass die
Frühschwimmer mind. noch 3 Bahnen im Schwimmerbecken behalten und auch zu den
anderen Zeiten immer mehrere Schwimmbahnen für sportliche Schwimmer zur
Verfügung stehen. Auf keinen Fall sollte das AquaMar an Wochenenden für
Besucher wegen eines Schwimmwettkampfes gesperrt werden. Eine Verlagerung in das Hallenbad
Wehrda scheint möglich. Auch die erfreulich ausgelasteten und umsatzsteigernden
Freizeit- und Anfängerschwimmkurse im AquaMar sollten beibehalten werden.
Die Aufsicht der Nutzergruppen
obliegt in den Übungsstunden ganz alleine den Lehrern bzw. den Trainern oder
Betreuern. Auch die Ein- und Auslasskontrolle kann selbstständig funktionieren,
wenn alle Verantwortlichen eingewiesen sind. Nach einer Entscheidung über die
Zukunft der Bäder muss eine neue Personaleinteilung konzipiert werden, zumal
von den Außenbädern Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in das AquaMar übernommen
werden.
4. Konsequenzen
für den Bäderbetrieb
Eine Verlagerung des Schul- und Sportschwimmens auf das
AquaMar und das Hallenbad Wehrda hätte unterschiedliche organisatorische
Konsequenzen für den Bäderbetrieb. Diese werden nachfolgend differenziert
dargestellt.
4.1.
Schulschwimmen
Bei dem Entwurf von Belegungsplänen
wird deutlich, dass nicht alle bisherigen Schwimmzeiten nur auf das AquaMar
konzentriert werden könnten.
Deshalb muss das Hallenbad Wehrda
komplett in die weiteren Überlegungen mit einbezogen werden. Die Beckengröße in
Wehrda mit 10 Meter mal 25 Meter (4 Bahnen) und die Wassertiefe von 1,0 Meter
bis 1,80 Meter bieten sowohl für Anfängerschwimmunterricht als auch für alle
Freizeitkurse und das Schwimmtraining gute Voraussetzungen. Der Nachteil dieser
neuen Lösung ist, dass der öffentliche Badebetrieb nur noch kleine Zeitfenster
erhalten kann und die Freizeit- und Wassergymnastikangebote fast ausschließlich
nur noch im AquaMar stattfinden können.
Allerdings könnte der
Energieverbrauch durch Absenkung der Wassertemperatur im Hallenbad Wehrda von
31 °C auf 28 °C erheblich reduziert werden. Denn das Schwimmtraining benötigt
keine hohen Wassertemperaturen. Auch muss keine ausgebildete Fachkraft während
dem Schul- und Vereinsschwimmen in der Aufsicht tätig sein und kann mit anderen
Arbeiten, z. B. in der Technik oder den Außenanlagen betraut werden.
Anlage 4.1 und 4.2 zeigt einen
Belegungsplan-Entwurf für das AquaMar und das Hallenbad Wehrda. Bis auf geringe
Ausnahmen und das Fehlen des Sprungbeckens könnten fast alle bisherigen Schulzeiten
berücksichtigt werden. Eine Feinabstimmung steht noch aus.
Für das AquaMar wird diese Belegung
die Attraktivität für die öffentlichen Besucher voraussichtlich allerdings
etwas mildern.
4.2.
Vereinsschwimmen
4.2.1. Schwimmvereine
Bei dem Schwimmtraining wird es zu
Einschränkungen kommen müssen, da nicht alle Übungszeiten aus dem Europabad im
gleichen Umfang in Zukunft in das AquaMar und das Hallenbad Wehrda verlegt
werden können.
Ebenso werden auch nicht alle
bisherigen Freizeitkurse von den Vereinen, wie Aquajogging,
Anfängerschwimmkurse usw., wieder angeboten werden können.
Inwieweit welche Schwimmwettkämpfe im Hallenbad Wehrda
stattfinden können, muss von beiden Vereinen noch geprüft werden. Jedoch sollte
aus betriebswirtschaftlichen Gründen das AquaMar unter allen Umständen nicht
komplett für Wettkämpfe am Wochenende gesperrt werden. Denn gerade die
Wochenenden, wo viele auswärtige Gäste kommen, sind für die Effizienz des Bades
unverzichtbar.
4.2.2.
DLRG-Ortsgruppe
Marburg
Wie eingangs bereits erwähnt, hat
die DLRG die Rettungsschwimmausbildung für Sportstudenten übernommen. In einer
Übergangszeit muss die DLRG diese Ausbildung auf andere Bäder außerhalb von
Marburg verlagern.
Auch bietet die DLRG im Namen der
VHS Erwachsenen-Schwimmkurse an und erteilt in Eigenregie
Anfängerschwimmunterricht sowie Wassergymnastik. Deshalb hat der Fachdienst
Bäder bereits im Vorfeld gemeinsam mit Vertretern der DLRG Lösungsvorschläge
für die Kursprogramme erarbeitet. Eine Möglichkeit bietet der Betreiber des
Kinderzentrums Weißer Stein in Wehrda an, dessen Bad zu bestimmten Zeiten nach
Rücksprache für diese Zwecke genutzt werden kann. Die Kosten betragen ca. 55,00
Euro pro Stunde.
Die DLRG Gladenbach muss ebenfalls
in dieser Zeit woanders trainieren.
4.2.3.
Tauchsportclub
Marburg
Dem Tauchsportclub Marburg fehlt
verständlicherweise während einer Übergangszeit das tiefe Sprungbecken. Später
können nach einem Anbau an das AquaMar wieder verschiedene Zeiten angeboten
werden.
4.2.4.
Sprunggruppe
TV-Wetter
Dies trifft auch für die
Sprunggruppe des TV-Wetter zu.
4.2.5. Kanuvereine
Für die Kenterübungen der beiden
Marburger Kanuvereine, die bisher nur im Lehrschwimmbecken des Europabades
stattfanden, zeichnet sich in der Kürze der Zeit noch keine Ersatzlösung ab.
Deshalb wird der Fachdienst mit den Vereinsvertretern weiter nach
Ausweichmöglichkeiten suchen.
4.3. Nutzung
Philipps-Universität Marburg
Die Ausbildung der Sportstudenten
und Motologen ist in einer Übergangsphase nur begrenzt in Marburg möglich, da
dann das Sprungbecken für die Ausbildung fehlt. Hier wird zusammen mit der DLRG
und dem zuständigen Fachbereich der Universität nach einer Lösung gesucht.
Das Freizeitangebot der Universität
für Studierende und Mitarbeiter am Dienstagabend muss in der Übergangszeit aus
Kapazitätsgründen leider entfallen.
Dr. Franz Kahle Dr.
Kerstin Weinbach
Bürgermeister Stadträtin
Anlagen:
Anlage 1
Belegungspläne für die Hallenbäder Marbach und Wehrda
Anlage 2
Planskizzen zur Erweiterung des AquaMar
Anlage 3
Kostenschätzung zur Erweiterung des AquaMar
Anlage 4
Belegungspläne AquaMar für den Fall einer temporären oder
endgültigen Schließung des Europabades
Beteiligung an der Vorlage durch:
FB 6 |
FD 65 |
FD 74 |
|
|
B |
B |
B |
|
|
A: Anhörung; B: Beteiligung; K:
Kenntnisnahme; S: Stellungnahme
- selbst zuständig
- eigenes Amt zuständig
- anderes Amt zuständig
- andere Zuständigkeit
- selbst verantwortlich
- andere Verantwortlichkeit
- Aufgabe bearbeiten
- NA
- TOP
- Keine Zusammenstellung
- Dokument erstellen
- Alle Workflowbeteiligten benachrichtigen
- Dokument auswählen