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Ratsinformation
Kenntnisnahme - VO/0839/2006
Grunddaten
- Betreff:
-
Ergebnisse des ökologischen Winterdienstes in der Saison 2005/2006
- Status:
- öffentlich (Vorlage abgeschlossen)
- Vorlageart:
- Kenntnisnahme
- Federführend:
- 67 - Stadtgrün und Friedhöfe
- Bearbeiter*in:
- Norina Nickel
- Verfasser*in:
- Andreas Steih-Winkler
Beratungsfolge
Status | Datum | Gremium | Beschluss | NA |
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●
Erledigt
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Magistrat
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Entscheidung
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Erledigt
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Ausschuss für Umwelt, Energie und Verkehr
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Vorberatung
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14.11.2006
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Erledigt
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Stadtverordnetenversammlung
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Vorberatung
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24.11.2006
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22.12.2006
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26.01.2007
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Beschlussvorschlag
Der Magistrat wird
um Kenntnisnahme der folgenden Ergebnisse gebeten:
Durch den „Ökologischen Winterdienst" im
Stadtgebiet Marburg und die Durchführung des streusalzfreien Winterdienstes
konnte im Südviertel die Salz-Belastung im Boden und in der Lahn - im Vergleich
vom Mai 2005 zum April 2006 - verringert werden.
Die Reduktion ist jedoch noch zu gering, um von einer
regelrechten „Umweltentlastung" reden zu können. Es ist daher sinnvoll und
angebracht, den ökologischen Winterdienst weiter fortzuführen, die
streusalzfreie Zone weiter auszudehnen und weitere Untersuchungen über die
Veränderungen des Salzgehaltes in Boden und Wasser durchzuführen.
Sachverhalt
Begründung:
Im September 2006 wurden die Daten zur Untersuchung
des Lahnwassers auf Streusalz vorgelegt. Erst durch diese Daten ergänzt konnte
ein umfassendes Bild der Veränderung der Streusalzbelastung im Boden und Wasser
gewonnen werden.
Aus den Untersuchungen ist folgendes zu erkennen:
Die Belastung der Lahn mit Salz bzw. Chlorid beträgt
oberhalb von Marburg im Winter (19.01.2006) maximal 65 mg/l, im Sommer
(22.06.2006) 23 mg/l. Durch den ökologischen Winterdienst kann der
Eintrag von zusätzlichem Salz ins Wasser innerhalb des Stadtgebiets gesenkt
werden. Während oberhalb Marburgs - durch den Eintrag von den oberhalb Marburgs
an Lahn und Ohm liegenden Gemeinden - der Salzgehalt von Sommer zu Winter z. B.
23 mg/l auf 65 mg/l (+280%) steigt, beträgt der maximale Eintrag innerhalb des
Stadtgebiets in den Wintermonaten mit ökologischem Winterdienst z.B. am
08.02.2006 gemessen, von 27 mg/l auf 38 mg/l Chlorid betrachtet nur etwa 140 %,
am 27.12.2006 gemessen (von 23 mg/l auf 35 mg/l) 152 % oder am 14.01.2006
gemessen (von 10 mg/l auf 18 mg/l ) 180 % (siehe Anhang 1, Grafik zur
Auswertung der Salzbelastung im Lahnwasser, Auftragnehmer Fa.
Wartig-Chemieberatung, Marburg).
Die das Projekt begleitend durchgeführten
Bodenuntersuchungen ergaben, dass die Salz- bzw. Chloridkonzentration im Boden
im Südviertel nach der Wintersaison nicht so hoch lag wie im April bzw. Mai des
Jahres 2005 zuvor.
So wurden in der Frankfurter Straße im Mai 2005 noch
im Oberboden (0 - 0, 3 m unter Geländeoberkante, nach der Wintersaison) 258
mg/kg gemessen und im April 2006 in derselben Tiefenstufe 93 mg/kg. Dort,
wo weiter - wenn auch reduziert mit Feuchtsalz - gestreut wurde wie zum
Beispiel in der Universitätsstraße ist demgegenüber der Chloridgehalt fast
unverändert geblieben bzw. erwartungsgemäß weiter angestiegen: Im Mai 2005 109
mg/kg und im April 2006 145 mg/kg im Oberbodenbereich.
Die Untersuchungen ergaben weiter eine - so auch zu
erwartende - Verlagerung der Belastungen von den oberen Bodenzonen (0-0,3 m) in
tiefere Abschnitte (von 0,3-0,6 m und 0,6 bis 0,9 m). Exemplarisch wurden an
zwei Standorten (Haspelstraße - Richtung Gutenbergstraße, rechts, die ersten
drei Bäume, und Universitätsstraße, gegenüber Einfahrt Bismarckstraße) auch
tiefere Abschnitte (von 0,9 bis 1,65 und 1,65 bis 2,50 m) untersucht und hier
ein Anstieg der Chloridwerte in den Tiefenstufen bis 2,5 m auf bis zu 808
mg/kg Chlorid am 13.04.2006 festgestellt (siehe Anhang 2, Kopie aus dem
Gutachten der Fa. Dietzel Kornder
vom 03. Mai 2006 „Streusalzbelastung an Böden ausgewählter Baumscheiben im
Marburger Südviertel").
Entsprechend zeigen auch dieses Jahr wieder viele
Straßenbäume sowohl in der Frankfurter Straße wie in der Universitätsstraße die
typischen Streusalzschäden („Blattrandnekrosen"), da die Belastung mit
Salz immer noch vorhanden ist.
Die weitere Begleitung des Pilotprojektes in der
Wintersaison 2005/2006 durch den Fachdienst Stadtgrün, Umwelt und Natur und den
DBM ergab eine überwiegend positive Resonanz. Gerade der letzte Winter
zeichnete sich durch die lange Dauer der Frost- und Schneeperiode aus, so dass
es möglich war, einen Nachweis darüber zu führen, dass auch mit minimalem
Salzeinsatz Verkehrssicherheit und -fluss für alle Verkehrsarten im Winter
garantieren werden können.
Die Fachdienste Gefahrenabwehr und
Straßenverkehrsbehörde sowie die Polizeidirektion Marburg haben in der
Wintersaison 2005/2006 keine glatteisbedingten Unfälle aufgenommen oder eine
Veränderung der Unfallzahlen feststellen können. Beim Fachdienst Gefahrenabwehr
wurden vereinzelte Beschwerden von Marktbesucherinnen / Marktbesuchern wegen
glatter Stellen auf dem Wochenmarkt
entgegengenommen. Der Dienstleistungsbetrieb wird hier verstärkt darauf
achten und gegebenenfalls dort verstärkt abstumpfende Mittel einsetzen.
Dr.
Franz Kahle
Bürgermeister