Der Magistrat hat in seiner Sitzung am 26.11.2007 die folgenden Punkte beschlossen sowie weiterhin vorgeschlagen, die Vorlage als Kenntnisnahme in den Ausschuss für Umwelt, Energie und Verkehr, den Bau- und Planungsausschuss, Liegenschaften und den Haupt- und Finanzausschuss zu geben.

 

1. Der Vorentwurf vom Architekt Harald Neu aus Darmstadt zur Gestaltung des Hochwasserschutzes an der Lahn zwischen Weidenhäuser Brücke und Unterführung Geisteswissenschaften sowie der enthaltenen Aufteilung in Bauabschnitte wird genehmigt.

 

2. Für den 1. Bauabschnitt zwischen Luisa-Haeuser-Brücke und Abendroth-Brücke wird dem vorliegenden Entwurf zugestimmt. Mit ihm soll die wasserrechtliche Genehmigung und die Zuwendungen aus Hochwasserschutzprogrammen beantragt werden.

 

Die Ausschüsse werden gebeten, die Vorlage zur Kenntnis zu nehmen.

Begründung:

 

1. Ausgangssituation

Der Hochwasserschutz an der Lahn ist von entscheidender Bedeutung für die Stadt Marburg. Das wird durch den Stadtverordnetenbeschluss vom November 2004 zum Hochwasserschutz an der Lahn dokumentiert. Darin werden auf Grundlage eines Gutachtens (Büro Prof. Hartung & Partner) die gesamten Hochwasserschutzanlagen in Marburg bezüglich ihrer Standsicherheit und dem daraus abgeleiteten Sanierungsbedarf dargelegt. Mit einer hohen Sanierungspriorität ist dort der linksseitige Deichabschnitt zwischen Luisa-Haeuser-Brücke und der Unterführung Geisteswissenschaften (dort Deichabschnitt VII) benannt, da die wasserseitige Böschung zu steil ist.

 

2. Konzeption

Neben den reinen hochwasserschutztechnischen Aspekten für diese notwendige Deichsanierung waren auch städtebauliche Gründe (Zuwendung zur Lahn; mehr Aufenthalts- und Freiraumqualitäten) für die Neugestaltung dieses Deichabschnittes ausschlaggebend. Der nun vorliegende Vorentwurf des Büro Neu aus Darmstadt für den linksseitigen Uferabschnitt der Lahn zwischen Luisa-Haeuser-Brücke und Mensa ist aus der Entwurfsidee, die 2006 in einem Gutachterverfahren ausgewählt und als Grundlage für die Weiterplanung  in der Sitzung am 18.09.2006 beschlossen worden ist, entwickelt worden.

 

Der Vorentwurf teilt diesen Abschnitt in 3 Bauabschnitte ein (s. Anlage Lageplan Bauabschnitte):

 

1. Bauabschnitt Lahnufer-Terrassen

                            Er umfasst den Uferbereich zwischen Luisa-Haeuser-Brücke und ca. 10-15 m hinter der Abendroth-Brücke.

                            Dort soll das Ufer mit einer flacheren Böschung neu aufgebaut werden, um den Hochwasserschutz gewährleisten zu können. Gestalterisch soll durch versetzt angeordnete Sitzstufen eine Uferterrasse geschaffen werden, die es ermöglicht sich dort aufzuhalten, zu sitzen und an die Lahn heran zukommen. Den Abschluss zur Lahn soll ein Uferweg bilden, der unter der Abendroth-Brücke hindurchführt.

 

2. Bauabschnitt Mensaterrasse

                            Er umfasst den Hermann-Cohen-Weg und die Böschung zur Mensa zwischen dem Parkplatz des Studentenwerks und dem Fußweg zur Feuerwehr nördlich dem ASTA-Gebäude.

                            Da nördlich der Abendroth-Brücke die Uferböschung mit ihren Gehölzen erhalten bleiben soll, wird in diesem Abschnitt der notwendige Hochwasserschutz durch eine Stützmauer (Hochwasserschutzmauer) zur Mensa hin erreicht. Gestalterisch kann dadurch ein Platz parallel zur Mensa auf dem Niveau des H.-Cohen-Weges geschaffen werden. Diese Mensaterrasse kann eine bessere Aufenthaltsqualität und Verteilung der sich dort aufhaltenden Menschen bewirken. Zudem bietet sie die Möglichkeit die Außennutzung der Mensa zu erweitern (Bestuhlung, Bewirtung). Die Erreichbarkeit des Mensahofes wird durch eine Treppe von der neuen Terrasse im Bereich des Mensa-Steges, der saniert werden muss, sowie über die nördliche und südliche Rasenböschung, in die Treppenstufen integriert sind, verbessert. In die südliche Rasenböschung soll eine Fahrrad-Abstellanlage integriert werden.

 

3. Bauabschnitt Lahnufer

                            Er umfasst das Lahnufer nördlich der Abendroth-Brücke bis zur Unterführung zu den Geisteswissenschaften.

                            Da einerseits der Hochwasserschutz durch die Hochwassermauer auf Universitätsgelände (siehe 2. BA) erreicht wird, können die Gehölze dort verbleiben. Lediglich der Uferweg (s. 1. BA) soll als einfacher Weg zwischen den Gehölzen hoch zum Hermann-Cohen-Weg weiterführen. Im weiteren Verlauf wird die Deichböschung durch sukzessive Maßnahmen flacher gestaltet, um dort so den Hochwasserschutz zu erreichen.

 

In der Lahnstudie ist diese Hochwasserschutzmaßnahme konzeptionell enthalten (Lahnstudie Kap. C, B4). Im Rahmen des Bürgerworkshops zur Lahnstudie ist die Gestaltungsidee als Terrassen zur Lahn von der Bürgerschaft als sinnvoll befürwortet worden. Daneben weist die Lahnstudie als strömungstechnischen Ausgleich entlang der Mensa eine Lahnausweitung des direkt gegenüberliegenden Ufers aus. Der Vorentwurf (insbesondere der 2. BA) ist in enger Abstimmung mit dem Studentenwerk und der Universität erstellt worden.

3. Eigentumssituation

Für den 2. BA (Mensaterrassen) werden ca. 900 m² vom Mensagrundstück benötigt. Die abschließende Zustimmung zur Grundstücksveräußerung und zum 2. BA von Universität und Studentenwerk steht noch aus. Der 1. BA kann jedoch unabhängig davon weiterverfolgt werden.

 

4. Kosten

Gemäß der Kostenberechnung im Rahmen des Vorentwurfes verteilen sich die Kosten auf die einzelnen Bauabschnitte wie folgt:

 

	Planungskosten	Baukosten	Summe
1. BA	100.000,00 €	725.000,00 €	825.000,00 €
2. BA	90.000,00 €	610.000,00 €	700.000,00 €
3. BA	3.000,00 €	22.000,00 €	25.000,00 €
Insgesamt			1.550.000,00 €

 

5. Zeitplan und Finanzierung

Auf Grund der bekannten Hochwasserschutzproblematik und der anstehenden Priorität soll für den 1. Bauabschnitt Lahnufer-Terrassen zwischen Luisa-Haeuser-Brücke – Abendroth-Brücke die Sanierung des Hochwasserschutzes in der aufgezeigten Gestaltung kurzfristig die wasserrechtliche Genehmigung beantragt werden. Da es beabsichtigt ist, in 2008 diesen 1. Bauabschnitt zu realisieren, ist ein Entwurf, mit dem das wasserwirtschaftliche Genehmigungsverfahren betrieben werden soll, ausgearbeitet worden (s. Anlage). An den Kosten für den 1. BA in Höhe von 825.000,00 € einschließlich Ausgleichsmaßnahmen beteiligt sich das Land über das Programm "Örtlicher Hochwasserschutz" mit rd. 90.000,00 € (förderfähig sind nur Maßnahmen die der Deichverbesserung dienen) und über FAG-Mittel (Wegebau) mit rd. 40.000,00 €. Der Eigenanteil der Stadt für den 1. BA beträgt demnach 695.000,00 €.

 

Wäre die gesamte Maßnahme (825.000,00 €) als Hochwasserschutzmaßnahme gefördert, würde eine höhere Fördersumme (maximal 30 %, ca. 250.000,00 €) erreichbar sein. Will man eine reine Hochwasserschutzmaßnahme mit geringeren Kosten an dieser Stelle umsetzen, wäre das Ergebnis ein rein technischer Deichausbau (grasbedeckter Deich ohne Gehölze). Auf Grund der besonderen Situation (siehe oben) an dieser Stelle, ist es damit gerechtfertigt, hier ein rein technisches Deichbauwerk nicht zu realisieren.

 

 

Dr. Franz Kahle

Bürgermeister

 

Anlagen

Lageplan Bauabschnitte

Lageplan Vorentwurf

Lageplan Entwurf und Schnitt (1. BA)

 

Beteiligung an der Vorlage durch:

FB 6	FD 61	FD 66
B	B	B