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Ratsinformation
Antrag SPD/Bündnis 90/Die Grünen - VO/0382/2008
Grunddaten
- Betreff:
-
Antrag der Fraktionen SPD u. Bündnis 90/Die Grünen betr. Leitlinien zur Zukunft von Wohnen und Pflege im Alter in Marburg
- Status:
- öffentlich (Vorlage abgeschlossen)
- Vorlageart:
- Antrag SPD/Bündnis 90/Die Grünen
- Federführend:
- 09 - Unterstützung kommunaler Gremien
- Bearbeiter*in:
- Melanie Drusel
- Beteiligt:
- Dezernat I - Oberbürgermeister; Dezernat III - hauptamtl. Stadträtin; 50 - Soziale Leistungen; 10 - Personal und Organisation
Beratungsfolge
Status | Datum | Gremium | Beschluss | NA |
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●
Erledigt
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Ausschuss für Soziales, Jugend und Gleichstellung
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Vorberatung
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11.06.2008
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20.06.2008
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Erledigt
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Stadtverordnetenversammlung
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Entscheidung
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20.06.2008
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Erledigt
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Magistrat
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Vorberatung
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Beschlussvorschlag
Die Stadtverordnetenversammlung möge
beschließen:
1. Die
Stadtverordnetenversammlung der Universitätsstadt Marburg stellt fest, dass der
Bedarf an stationären Pflegeplätzen in der Stadt Marburg derzeit gedeckt ist
(vgl. u. a. „Konzept für eine Kommunale Altenplanung in der Universitätsstadt
Marburg“ vom Februar 2007) und dass der quantitative Ausbau stationärer Plätze
- über das bestehende Maß hinaus - weder inhaltlich sinnvoll noch politisch
erwünscht ist.
2. Der
Magistrat der Universitätsstadt Marburg wird aufgefordert, dies bei seinen
Aktivitäten und Entscheidungen (auch in den Aufsichtsgremien städtischer
Unternehmen) zu berücksichtigen und mit sämtlichen zur Verfügung stehenden
Mitteln zu vertreten.
3. Der
Magistrat soll sich darüber hinaus für eine weitere Entwicklung der
Infrastruktur für Ältere im Sinne der Ergebnisse der Workshops „Kommunale
Altenplanung“ am 22.4. und des Positionspapiers des Seniorenbeirates vom 23.4.
einsetzen und dies - in Kooperation mit Seniorenbeirat und den örtlichen
Trägern in Altenarbeit und -pflege - aktiv unterstützen.
Im Zentrum stehen dabei die
Forderungen „selbständig statt fremdbestimmt“, „wohnortnah statt zentral“,
„Angebotsvielfalt statt Einheitslösung“, „ambulant vor stationär“, „kleiner
statt größer“, „Beratung statt Alleinlassen“ und „Vorsorge statt Nachsorge
finanzieren“, wie sie im Papier des Seniorenbeirats formuliert und begründet
worden sind (s. Anlage).
4. Die
VertreterInnen im Aufsichtsrat der Marburger Altenhilfe GmbH werden aufgefordert,
die weitere Entwicklung der Einrichtung ebenso an diesen Zielrichtungen zu
orientieren, dies bei künftigen Entscheidungen zu berücksichtigen und als
städtische Gesellschaft weiterhin ein Beispiel für eine moderne
Altenhilfepolitik zu bieten.
Sachverhalt
Begründung:
Ältere Menschen sind eine heterogene
Gruppe - nicht anders als andere Altersgruppen, und auch mit dem gleichen
Recht! Während viele von ihnen länger gesund bleiben und ihr Leben aktiv selbst
gestalten möchten und Verantwortung für Angehörige, Nachbarn und die
Gesellschaft übernehmen, gibt es auch eine immer größer werdende Zahl sehr
alter Menschen, die einen hohen und längeren Bedarf an Unterstützung und Pflege
haben und trotzdem den Wunsch haben, selbst bestimmt Leben zu können. Für uns
gilt, diesen unterschiedlichen Lebenslagen im Alter gerecht zu werden. Dafür
muss die kommunale Altenpolitik den Rahmen schaffen und sich an Leitlinien
orientieren, die kontinuierlich reflektiert und angepasst werden sollen.
Mit dem „Konzept für eine Kommunale
Altenplanung“ hat die Stadt Marburg bereits den ersten Schritt getan, eine
entsprechende Bestandsaufnahme vorzunehmen. Dies gilt es weiterzuführen, vor
allem auch über konkrete Projekte in den einzelnen Bereichen. Nach der
intensiven Beschäftigung mit der Frage von Wohnen und Pflege in den letzten
Monaten steht dabei insbesondere auch eine intensive Diskussion über die Frage
der Weiterentwicklung der Beratungsstruktur an, denn mit der Qualität und
Zugänglichkeit von Beratung steht und fällt der Erfolg einer ausdifferenzierten
und bedarfsgerechten Wohn-, Hilfe- und Pflegeinfrastruktur.
Speziell
der Bereich des Wohnens und eventuell notwendige Pflegeleistungen sind ganz
zentrale Fragestellungen für die älter werdende Bevölkerung. Möglichst langes
selbständiges Leben im selbst gewählten Umfeld wünschen sich praktisch alle
Menschen. Vor allen Dingen möchte niemand aus seinem oder ihrer gewohnten
Umgebung gerissen werden und im schlimmsten Fall in eine anonyme große
Einrichtung kommen, die weit entfernt ist von bekanntem Umfeld und Menschen.
Die notwendigen Hilfeleistungen, seien es Pflege oder andere Dienstleistungen,
müssen modernen Anforderungen gerecht werden und qualitativ hochwertig sein, ob
zu Hause, in einem Wohnprojekt oder in einer Pflegeeinrichtung. Diesen
selbstverständlichen Wünschen Rechnung zu tragen ist eine zentrale Aufgabe
städtischer Altenpolitik.
Neue
große „traditionelle“ Altenpflegeheime werden daher in Marburg nicht benötigt,
weder bezogen auf die Gesamtzahl stationärer Pflegeplätze noch konzeptionell.
Im Gegenteil: Sie würden die Modernisierung bereits bestehender Einrichtungen
sowie den Ausbau der ambulanten Pflege erschweren oder sogar verhindern. Schon
gar nicht gewünscht für Marburg sind vorrangig profitorientierte
Großeinrichtungen von „Pflegeketten“, die nach dem Schema „möglichst viele
Pflegebedürftige auf möglichst wenig Raum“ arbeiten. Wir müssen für Marburg ein
breites Spektrum an qualitativ hochwertigen Angeboten entwickeln, an
Wohnprojekten, ambulanten, teilstationären und stationären Angeboten, um den
verschiedenen Bedürfnissen auch der älteren Menschen Rechnung tragen zu können.
Gerade
weil der Pflegebereich heutzutage leider ein „Markt“, ein privatisierter
Bereich ist und die Stadt keine rechtliche Kompetenz zur Durchsetzung von
Qualitätsstandards in der Altenhilfe hat, muss sie durch die vorbildhafte
Arbeit in ihrer eigenen Tochtergesellschaft „Marburg Altenhilfe“, durch das
Entwickeln von neuen Ansätzen und das Veranstalten von öffentlichen
Diskussionen Impulsgeberin und Vorreiterin in der Qualitätsentwicklung sein.
Die
Ergebnisse des Workshops vom 22.4. und das Positionspapier des Seniorenbeirates
vom 23.4. bilden als Leitlinien für die Entwicklung angemessener moderner
Lebensmöglichkeiten im Alter eine gute Grundlage.
gez.
Ulrich Severin gez.
Dietmar Göttling
Anlage:
Positionspapier des Seniorenbeirats vom 23.4.2008
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