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Ratsinformation
Beschlussvorlage Stadtverordnetenvers. - VO/0529/2009
Grunddaten
- Betreff:
-
Zusammenfassender Bericht über das Finanz- und Schuldenmanagement in Marburg
hier: Auswirkungen auf die Entwicklung der Kreditmarktschulden und die Zinsbelastung im städtischen Haushalt
- Status:
- öffentlich (Vorlage abgeschlossen)
- Vorlageart:
- Beschlussvorlage Stadtverordnetenvers.
- Federführend:
- 20.1 - Haushalts- und Finanzangelegenheiten
- Bearbeiter*in:
- Ann-Kathrin Ludwig
- Verfasser*in:
- Helmut Hofmann, Ann-Kathrin Weber
Beratungsfolge
Status | Datum | Gremium | Beschluss | NA |
---|---|---|---|---|
●
Erledigt
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Magistrat
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Vorberatung
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●
Erledigt
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|
Haupt- und Finanzausschuss
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Vorberatung
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01.09.2009
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●
Erledigt
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Stadtverordnetenversammlung
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Entscheidung
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04.09.2009
|
Sachverhalt
Bericht
„Auf
der Grundlage einer soliden Einnahmesituation ist es vor allem durch die in
2005 erfolgte Implementierung eines flexibel agierenden Finanz– und
Schuldenmanagements gelungen, ca. 65 % der städtischen Kreditmarktschulden
abzubauen. Damit einher ging natürlich eine deutliche Verringerung der
erheblichen Zinsbelastung im Ergebnishaushalt.
So
belief sich der Gesamtbestand der Kapitalmarktdarlehen in 2005 auf ca. 97,7
Mio. €. Dafür waren ca. 4,3 Mio. € Zinsen zu zahlen. Ende 2009 werden die
Kreditmarktschulden dagegen auf 33,7 Mio. € abgebaut sein. Die Zinslast für den
Ergebnishaushalt wird sich dadurch um ca. 2,5 Mio. € auf ca. 1,8 Mio. €
verringern. Hierzu trägt auch der völlige Verzicht auf die Aufnahme von
Kassenkrediten wesentlich bei.
Die nachfolgende Darstellung gibt Aufschluss über die
Zinsaufwendungen und über die Zinserträge im städtischen Haushalt:
Diese Abbildung zeigt sowohl einen erheblichen
Rückgang der Zinsbelastung als auch eine deutlich positive Entwicklung bei den
Zinserträgen für das Festgeld bis 2009. Der danach eingetretene leichte Rückgang
ist auf die Finanzkrise zurückzuführen.
Eine
vollständige Kompensierung ist möglicherweise schon im nächsten Jahr zu
erreichen. Denn durch die außerordentliche Tilgung in diesem Jahr können die
Zinsen bis zum Jahresende weiter reduziert werden. Darüber hinaus kann mit
leicht steigenden Festgeldzinsen gerechnet werden. Der Tages- und
Festgeldzinssatz lag im letzten halben Jahr zwischen 0,9 % und 2,15 %.
Durch
erfolgreiche Verhandlungen mit den Banken ist es der städtischen
Finanzverwaltung gelungen, die jeweils vom Kämmerer vorgegebenen Eckpunkte
umzusetzen und günstige Konditionen etwa für die vorzeitige Tilgung von
Krediten oder aber für die Veränderung und Anpassung von Zinsbindungsfristen zu
erreichen. Ebenso konnten durch die marktgerechte Anlage von Festgeldern
erhebliche Zinserträge erwirtschaftet werden.
So
war es möglich, neben der jährlichen planmäßigen Rückführung der Kredite und
der in 2007 erfolgten Übertragung des anteiligen Kreditvolumens für das
Kanalvermögen an den DBM in Höhe von ca. 29,7 Mio. € weitere ca. 8,6 Mio. € in
2008 vorzeitig zu tilgen. Auch wird sich die überplanmäßige Entschuldung in
2009 mit einem Betrag von ca. 5,3 Mio. € fortsetzen.
Die
mit der Übertragung des Kreditvolumens erfolgte Übernahme des Kanalnetzes in
die Anlagebuchhaltung des DBM mit einem Wert von 41,2 Mio. € stellt sich für
den Eigenbetrieb als eine richtige
und notwendige Entscheidung dar. Verbunden mit der ebenfalls übertragenen
Gebührenausgleichsrücklage wird so die Liquidität des DBM auch nach Auffassung
der Betriebskommission und des Wirtschaftprüfers nachhaltig gestärkt.
Die nachfolgende Grafik zeigt die Entwicklung der
Kreditmarktschulden in den letzten 10 Jahren. Es wird bewusst auf eine
Betrachtung der öffentlichen Schulden verzichtet, weil diese in der Regel beim
Land aufgenommenen Kredite zinsfrei sind. Ebenso unberücksichtigt bleiben die
gerade aufgelegten Konjunkturprogramme.
Neben den Informationen über den erfolgten drastischen
Abbau der Schulden innerhalb eines Zeitraums von nur 4 Jahren soll die Vorlage
aber auch die positiven Auswirkungen des Schuldenmanagements auf die
Zinsentwicklung aufzeigen. Dabei wird dargestellt, dass die in den
Verhandlungen mit den Kreditgebern erreichte Anpassung bzw. Verkürzung von
Zinsbindungsfristen in den kommenden Jahren nicht nur zu erheblichen
Einsparungen führen. Vielmehr wird so die Möglichkeit eröffnet, vorzeitig
weitere Tilgungen vornehmen zu können, ohne dass Vorfälligkeitsentschädigungen
entstehen.
Ebenso wurde die sehr stabile finanzielle Lage der
Stadt gerade in der Finanzkrise genutzt, um günstige Zinskonditionen zu erzielen.
Ein Vergleich der Jahre 2005 und 2009 ergibt folgendes
Bild: Der durchschnittliche Zinssatz im Kreditportfolio der Stadt zu Beginn des
Jahres 2005 betrug 4,51 % bei einem maximalen Zinssatz von 6,71 % und einem
minimalen Zinssatz von 2,35 %. Ende 2009 wird der durchschnittliche Zinssatz
nach den derzeitigen Berechnungen dagegen bei 3,54 % und damit um 0,97
Prozentpunkte niedriger als in 2005 liegen. Der höchste Zinssatz beläuft sich
dann auf 3,995 %. Der niedrigste Zinssatz beträgt jetzt 1,85 %. Bei einem
durchschnittlich um 0,97 Prozentpunkte geringeren Zinssatz kann unter
Zugrundelegung von 37,7 Mio. € Gesamtschulden alleine unter Berücksichtigung
dieses Effektes in diesem Jahr mit
einer Einsparung von rund
366.000 € gerechnet werden. Unter Zugrundlegung der Kreditmarktschulden in 2005
in Höhe von 97,7 Mio. € würde sich
die Einsparung sogar auf ca. 948.000 € belaufen.
Hier die Zinssätze der Jahre 2005 und 2009 im
Vergleich:
2005: höchster Zinssatz : 6,71 %; niedrigster Zinssatz: 2,35 %
2009: höchster Zinssatz : 3,995%; niedrigster
Zinssatz: 1,85 %
Bei der Veränderung und Anpassung der
Zinsbindungsfristen wird mit den Banken darüber verhandelt, unter welchen
Bedingungen die Banken bereit sind, diese Fristen vorzuverlegen.
Es wird damit die Möglichkeit eröffnet, die
entsprechenden Darlehen dann am Ende der Zinsbindungsfrist ohne
Vorfälligkeitsentschädigung zurückzahlen zu können. Von diesem Instrument haben
wir mehrfach Gebrauch gemacht.
Natürlich wurden in der jüngsten Zeit nach Vornahme
entsprechender Vergleichsberechnungen vorrangig Darlehensverträge mit hohen
Zinssätzen abgelöst oder neue Zinsbindungsfristen vereinbart, so dass zum
Zeitpunkt der geplanten Rückzahlung keine Vorfälligkeitsentschädigung anfällt.
Mit der Vorverlegung der Zinsbindungsfristen konnte
ebenfalls ein weitaus geringerer Zinssatz vereinbart werden. Mittlerweile
wurden bereits für zwei Darlehen ein Zinssatz von 1,85% bzw. 1,9 % ab
01.10.2009 bis zum Ende ihrer Zinsbindungsfrist in 2010 vereinbart.
Inzwischen sind die verbliebenen Kapitalmarktdarlehen
zeitlich so angelegt, dass folgende
Rückführungen in den genannten Jahren ohne die Zahlung von Vorfälligkeiten
möglich werden.
Die Zeitschiene
für die anzustrebenden Kreditablösungen stellt sich wie folgt dar:
2010 5,4
Mio. €
2011 5,8
Mio. €
2012 ist
zur Sicherheit nicht belegt, falls es in den Jahren 2010 und 2011 zu
Verschiebungen kommt. Sollte dies nicht der Fall sein, könnte eine
Sondertilgung eines Vertrages i. H. v. 8 Mio. €, dessen Zinsbindungsfrist erst
im Jahr 2026 auslaufen würde, erfolgen.
2013 2,1
Mio. €
2014 ist
ebenso wie das Jahr 2012 zur Sicherheit nicht belegt. Auch hier wäre wieder die
Tilgung des Vertrages von dann noch 7,5 Mio. € möglich.
2015 ist
ebenso wie das Jahr 2012 und 2014 zur Sicherheit nicht belegt. Auch hier wäre
wieder die Tilgung des Vertrages von dann noch 7,3 Mio. € möglich.
2016 6,3
Mio. €.
Bei dem Darlehen von 8 Mio. € (Darlehensstand zum Jahr
2012) wurde die Zinsbindungsfrist, die bis 2026 läuft, bewusst noch nicht
vorverlegt, da dieses Darlehen mit 3,995 % keinen allzu hohen Zinssatz
aufweist. Zudem wäre jetzt auch eine vergleichsweise hohe Vorfälligkeit
angesichts der langen Zinsbindungsfrist zu zahlen. Natürlich ist eine Abkürzung
der Frist maßgeblich von der Zinsentwicklung abhängig. Ein solches Darlehen
bietet allerdings auch ein gewisses Maß an Sicherheit. Trotzdem ist eine
frühere Sondertilgung in den Jahren 2012, 2014 oder 2015 nicht ausgeschlossen.
Sofern die
Finanzen der Stadt auch in den kommenden Jahren stabil bleiben und unter der
Voraussetzung, dass keine zusätzlichen Belastungen von außen etwa durch den
Kreis, das Land oder den Bund zu verkraften sind, könnte die Stadt im Jahre
2016 schuldenfrei sein.
.
Bemerkenswert ist weiter, dass im Jahr 2005 die
längste Laufzeit eines Darlehens bis 2045 reichte. Gerade auch im Hinblick auf
die Generationengerechtigkeit ist es angezeigt, von den sehr langen Laufzeiten
wegzukommen. Vielmehr sollte die Generation, die Schulden machen muss, bestrebt
sein, diese Schulden nicht auf die nächste Generation abzuwälzen, sondern sie
möglichst selbst zu bezahlen.
In diesem Zusammenhang ist anzumerken, dass sich im
städtischen Haushalt durch die eingesparten Zinsen, die sich in 2005 noch auf
jährlich insgesamt ca. 4,3 Mio. € beliefen, natürlich Freiräume ergeben. In
jedem Fall führen die Einsparungen zu einer direkten Entlastung des
Ergebnishaushaltes. Sie könnten ggf. aber auch für andere wünschenswerte
Maßnahmen eingesetzt werden, und zwar ohne den städtischen Haushalt zusätzlich
zu belasten.
Die positive Finanz- und Kreditentwicklung der
Universitätsstadt Marburg wurde bereits bei einem interkommunalen
Finanzierungsvergleich zwischen 108 Städten und Gemeinden der Firma
Makrofinance Software GmbH Anfang 2008 mit dem 3. Rang gewürdigt. Bei diesem
Vergleich hatte jede Stadt bzw. Gemeinde ihre individuellen Finanzierungsdaten
geliefert, die anonymisiert in einen Durchschnitt eingegangen sind. Im Gegenzug
hat jeder Teilnehmer dann einen individuellen Kennzahlenspiegel für sein
Kreditportfolio erhalten.
Es kann davon ausgegangen werden, dass Marburg bei
einem erneuten Vergleich noch besser abschneiden würde. Die in dieser Vorlage
dargelegten Fakten lassen diesen Schluss jedenfalls zu.
Zu einer umfassenden Information über die Entwicklung
der städtischen Finanzen gehört auch eine aktuelle Übersicht über den
derzeitigen Stand der Termin- und Festgelder. Eine solche Aufstellung ist der
Vorlage beigefügt.
Nach den außerordentlichen Tilgungen in 2009
erscheinen im Kredit- und Anlageportfolio der Stadt allein noch die Sparkasse
Marburg-Biedenkopf, die Volksbank Mittelhessen und verschiedene Landesbanken
als Darlehensgeber. Die Universitätsstadt Marburg setzt damit in Zeiten der
Ungewissheit und der Finanzkrise nicht nur auf geringe Zinsen, sondern auch auf
hohe Sicherheit.
Künftige Aufgabenstellung bei der Anlage von
Festgeldern wird es sein, darauf zu achten, dass Risikogeschäfte ausgeschlossen
bleiben und die Anlage nach ethischen und ökologischen Grundsätzen erfolgt.“
Egon Vaupel
Oberbürgermeister
Anlage: Termin- und Festgelder vom 17.08.2009
Übersicht
über den Stand der Termin und- Festgelder am 17.08.2009
Bank |
Betrag |
Zinssatz |
Anlagezeitraum |
VB |
5.000.000,00 |
1,250 |
12.08.09 - Tagesgeld |
SMB |
5.000.000,00 |
1,270 |
15.05.09 – 26.09.09 |
SMB |
2.000.000,00 |
1,370 |
20.05.09 – 30.12.09 |
SMB |
12.500.000,00 |
1,710 |
27.03.09 – 29.03.10 |
VB |
12.500.000,00 |
1,710 |
27.03.09 – 29.03.10 |
Summe: |
37.000.000,00 |
|
|
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