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Ratsinformation

ALLRIS - Vorlage

Bericht - VO/0548/2009

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Beratungsfolge

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Beschlussvorschlag

Die Stadtverordnetenversammlung wird gebeten,

 

von dem folgenden Bericht zum Bestand und zur Planung von Veranstaltungszentren Kenntnis zu nehmen.

 

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Sachverhalt

Bericht:

 

Betrieb, Planung und Ausbau von Veranstaltungszentren in Marburg richten sich nach den Aufgaben der kommunalen Daseinsvorsorge und den Zielen eines zukunftsorientierten Universitätsstadt-Marketing. Dieses muss sich ausrichten auf die besonderen demographischen, ökonomischen und kulturellen Bedingungen der Universitätsstadt Marburg.

 

Nach einem städtebaulichen Realisierungs- und Ideenwettbewerb Martin-Luther-Schule/ Stadthalle, vor allem aber im Zuge der dynamischen Entwicklung im Bereich Campus Firmanei am Alten Botanischen Garten, sind Planungen aufgenommen worden zum Ausbau der Stadthalle/Erwin-Piscator-Haus. Diese verfolgen städtebaulich das Ziel einer Attraktivitätssteigerung und zentralräumlichen Schwerpunktbildung im Schnittbereich Stadt und Universität im Biegen-/Nordviertel mit Campus Firmanei, Hörsaal- und Verwaltungsgebäude sowie der auch in der Außenwirkung dynamisierten Stadthalle.

 

Dies soll geschehen durch Integration des in diesem Schnittbereich erfolgreichen soziokulturellen Zentrums Kulturladen KFZ mit attraktiveren Räumlichkeiten (u. a. „300er-Halle“ bestuhlt) und damit sich ergebenden kulturellen Synergieeffekten - auch mit dem Hessischen Landestheater. Die Einbeziehung der Marburg Tourismus und Marketing GmbH wird Synergieeffekte im Bereich Tagungs- und Kongressmarketing ermöglichen. Beides sind wichtige Effekte in einem Marburg-spezifischen Universitätsstadt-Marketing.

 

Die Georg-Gaßmann-Halle ermöglicht Großveranstaltungen bis 2.067 Personen (bestuhlt). Hinsichtlich Veranstaltungshallen gibt es Überlegungen einer Messehalle auf dem Messegelände, die sowohl für Messen als auch für robuste Großkonzertveranstaltungen geeignet wäre.

 

Im Bereich Open-Air-Konzerte ermöglicht die Freilichtbühne Schlossparkgelände Veranstaltungen bis 1.400 Personen, besonders genutzt bei „3 Tage Marburg“, der „Nacht der Stimmen“ und dem Open-Air-Kino-Sommer, der Marburg als Kinostadt profiliert. 

 

Die Stadt unterstützt derzeit aus Mitteln des Konjunkturprogramms den Bau eines Kunstrasenplatzes im Universitätsstadion mit der Vereinbarung, dass dieses für Rock-Pop-Open-Airs genutzt werden kann. Mit der MTV Campus Invasion 2007 erlebte die Universitätsstadt Marburg mit 13.000 Besuchern/innen die größte kulturelle Einzelveranstaltung in der Geschichte der Stadt und eine der größten in Mittelhessen. Diese wurde sechs Stunden live auf MTV übertragen mit mehrfachen anschließenden TV-Zusammenfassungen – ein marketingmäßig für eine Universitätsstadt kaum zu überschätzender Effekt. Die außerordentlich positive Resonanz bei Veranstaltern und Publikum hat dafür gesorgt, dass Stadt und Universität eine häufigere Nutzung des atmosphärisch attraktiven Open-Air-Geländes ermöglichen werden. Bei der Bewerbung für die nächstjährige MTV Campus Invasion steht Marburg deshalb wieder an aussichtsreicher Stelle. Technisch realisierbar wären große Open-Air-Konzerte daneben noch im Georg-Gaßmann-Stadion und auf dem Messegelände.

 

Der Europäische Verband der Veranstaltungszentren e. V. (EVVC), Dachverband von über 560 Veranstaltungszentren, Kongresshäusern und Arenen in Europa, geht derzeit von einem Überangebot von Veranstaltungskapazitäten aus und warnt vor dem Risiko einer ruinösen Konkurrenz. Das Projekt eines multifunktionalen Arena-Veranstaltungszentrums ist in Mittelhessen in Wetzlar mit der Rittal-Arena (4.180 Plätze) realisiert worden, zusätzlich zur Stadthalle Wetzlar. Die EU-Förderung in Höhe von ca. 5,6 Millionen € war gebunden an eine Bewilligung des Hessischen Wirtschaftsministeriums und basierte auf einer Wirtschaftlichkeitsberechnung, die einen nötigen Einzugsbereich Mittelhessen und angrenzende Regionen definierte. Bedingung für die Marktfähigkeit von Arenen oder Großveranstaltungshallen zumindest außerhalb von Ballungszentren sind sogenannte „Anker-Mieter“ oder „Home-Teams“, in der Regel (Männer-)Teams der 1. Bundesliga Handball oder Basketball (HSG Wetzlar, TBB Trier, BG 74 Göttingen) oder ein Kongresszentrum wie in Fulda.

 

Der Bau einer weiteren Arena in Marburg würde aus Sicht des Magistrats zu einer extremen Wettbewerbssituation in der Region mit dem vom EVVC angesprochenen Risiko einer ruinösen Konkurrenz vor allem für den neuen Standort Marburg führen. Dies hätte die entsprechenden Konsequenzen für den städtischen Haushalt. Auch der Hinweis auf einzelne wünschenswerte Rock-Pop-Comedy-Acts im „Arena-Format“ garantiert keineswegs die Marktfähigkeit einer solchen Halle im Jahresbetrieb, die von Experten bei ca. 60 Veranstaltungen/ Jahr eingestuft wird. Diese Gefahr fehlender Marktfähigkeit im Betrieb gilt insbesondere mangels Aussicht auf einen sogenannten „Anker-Mieter“.

 

Hinzu kommt ein regionalpolitischer Aspekt: Ein Marburger Arena-Projekt würde der regionalpolitischen Zielsetzung einer verstärkten Mittelhessen-Kooperation widersprechen. Hier setzt der Magistrat darauf, dass jede der Städte Marburg, Gießen und Wetzlar seine besonderen Stärken entwickelt und kooperativ in ein Mittelhessen-Städtenetzwerk einbringt.

 

Bei der Diskussion um Großveranstaltungen darf ein weiterer Aspekt nicht übersehen werden: Das Marburger Kulturangebot hat hervorragende Qualität bei Veranstaltungen und Veranstaltungsreihen, die in kleinerem Rahmen stattfinden. Hier sind unter anderem das Hessische Landestheater – auch mit seinen Schlossfestspielen Rauischholzhausen - zu nennen, das KFZ mit dem Rock-Pop-Open-Air auf dem Fronhofgelände, der Nacht der Stimmen und dem Kabarettherbst, die Waggonhalle mit den Varieté-Reihen oder der Konzertverein im Bereich klassischer Musik. Kulturpolitisch gilt: Hervorragende Qualität ist nicht immer auf Großveranstaltungszentren angewiesen. Häufig sind kleiner dimensionierte „Locations“ für intensive kulturelle Rezeption und Qualität sogar viel geeigneter.

 

Bei der Betrachtung ist auch der Neubau eines Kongresszentrums durch die DVAG mit Anbindung an das Hotel Rosenpark zu berücksichtigen.

 

Fazit:

Die ambitionierten Marburger Planungen im Bereich Veranstaltungszentren stehen im Einklang mit den regionalpolitischen Zielsetzungen Mittelhessens und im Rahmen eines Marburg-spezifischen Universitätsstadt-Marketings. Sie schaffen attraktive neue Möglichkeiten im Indoor- wie im Outdoor-Bereich und ergänzen die Entwicklung der vielfältigen Kultur-Infrastruktur in den kleiner dimensionierten Bereichen. Dabei vermeiden Marburger Anstrengungen eine regionalpolitische Entsolidarisierung und unabsehbare finanzielle Risiken, wie sie ein Arena-Bau für den städtischen Haushalt mit sich bringen würde.

 

 

 

Egon Vaupel

Oberbürgermeister

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