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Ratsinformation
Beschlussvorlage Stadtverordnetenvers. - VO/0740/2009
Grunddaten
- Betreff:
-
Verleihung der Ehrenbürgerrechte
an Schwester Edith Ludwig
- Status:
- öffentlich (Vorlage abgeschlossen)
- Vorlageart:
- Beschlussvorlage Stadtverordnetenvers.
- Federführend:
- 09 - Unterstützung kommunaler Gremien
- Bearbeiter*in:
- Melanie Drusel
- Beteiligt:
- Dezernat I - Oberbürgermeister; 10 - Personal und Organisation; 20.1 - Haushalts- und Finanzangelegenheiten
Beratungsfolge
Status | Datum | Gremium | Beschluss | NA |
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Erledigt
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Magistrat
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Vorberatung
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Erledigt
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Haupt- und Finanzausschuss
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Vorberatung
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24.11.2009
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Erledigt
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Stadtverordnetenversammlung
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Entscheidung
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27.11.2009
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Beschlussvorschlag
Die Stadtverordnetenversammlung wird gebeten, folgenden
Beschluss zu fassen:
In Anerkennung der besonderen Verdienste um die
Universitätsstadt Marburg werden Schwester Edith Ludwig gem. § 28 Abs. 1 der
Hessischen Gemeindeordnung und § 7 Abs. 1 der Hauptsatzung der
Universitätsstadt Marburg die Ehrenbürgerrechte verliehen.
Sachverhalt
Begründung:
Mit der Verleihung der Ehrenbürgerschaft würdigt eine Stadt
besondere Verdienste. Sie ist die höchste Auszeichnung, die unsere Stadt
vergeben kann. Auf der Liste der Marburger Ehrenbürger stehen Namen von
Persönlichkeiten wie Emil von Behring, Ernst von Hülsen, Karl Bantzer, Gerhard
Jahn sowie die von ehemaligen Oberbürgermeistern wie Georg Gassmann, Dr. Hanno
Drechsler und Dietrich Möller. Zuletzt wurden Prof. Dr. Reinfried Pohl und
Prof. Dr. Dr. h. c. Hans-Gerhard Schwick zu Ehrenbürgern unserer Stadt ernannt.
Nach 1945 waren es ausschließlich Politiker und Vertreter
der Wirtschaft, denen diese Auszeichnung zuerkannt wurde. Einer Frau wurde
diese herausragende Ehrung bisher nicht zuteil.
Mit Schwester Edith soll nunmehr eine Frau geehrt werden,
die sich durch ihr außergewöhnliches soziales und christliches Engagement in
besonderer Weise verdient gemacht hat. In über 4 Jahrzehnten an der Spitze des
Gertrudisheims hat sie nicht nur mit den Kindern und Jugendlichen gelebt und
ein hohes Maß an sozialer Kompetenz entwickelt. Vielmehr hat sie durch die
Einmaligkeit ihres Wirkens und durch die Ausstrahlung ihrer Person das Soziale,
das Gute und das Menschliche in unserer Stadt verkörpert.
Schwester Edith wurde am 7. Juli 1936 in Langenhahn/Westerwald
geboren. Im Jahre 1951 beendete Frau Ludwig die Schule mit dem
Hauptschulabschluss und arbeitete in den darauffolgenden 2 Jahren als
Kindermädchen. In den Jahren von 1952 bis 1954 war sie im „Sonnenhof“, einem
klinischen Heil- und Pflegeheim in Kassel, tätig.
In 1954 trat Frau Ludwig in das Mutterhaus der Barmherzigen
Schwestern in Fulda ein. Die Grundsätze dieses Ordens ermunterten Schwester
Edith dazu, eine Ausbildung zur Kinderpflegerin zu absolvieren. Sie tat dies
von 1954 bis 1956. Im Anschluss an diese Arbeit leistete Schwester Edith ihr
Noviziat ab. In den Jahren 1957 bis 1958 folgte ihr Anerkennungsjahr im
Kinderheim Maberzell.
.
In 1958 legte Schwester Edith ihr 1. Ordensgelübde ab.
Danach arbeitet sie 3 Jahre als Leiterin des Kindergartens Arzell. Anschließend
ließ sie sich in Freiburg zur Erzieherin ausbilden und arbeitete dann in diesem
Beruf ein Jahr im Antoniusheim Fulda. Hierbei setzte sie den Schwerpunkt auf
die Arbeit mit Behinderten. Von 1963 bis 1965 absolvierte sie in der Fortbildungsakademie
des Deutschen Caritas Verbandes Freiburg erfolgreich eine Ausbildung zur
Jugendleiterin. Im Anschluss daran wurde ihr die Leitung des Kindergartens in
Neustadt übertragen.
Im Jahre 1966 wechselte Schwester Edith nach Marburg und
übernahm die Leitung des Gertrudisheims. In 1978 begann Schwester Edith erneut
eine Weiterbildung. Diesmal ließ sie sich in einer zweijährigen
berufsbegleitenden Ausbildung zur Heimleiterin ausbilden.
Schwester Edith hat sich engagiert
dafür eingesetzt, dass in enger Zusammenarbeit mit dem Landesjugendamt, der
Internationalen Gesellschaft für Heimerziehung und der Heimberatung des
Caritas-Verbandes das Gertrudisheim in Marburg konzipiert und bezogen werden
konnte.
Integrierendes Bindeglied blieb
dabei eine dem christlichen Menschenbild verpflichtete Arbeitsweise, die den
jungen Menschen in erster Linie die Erfahrung des Angenommenseins ermöglichen
soll. Um gleichzeitig den vielschichtigen und wachsenden Anforderungen an
Professionalität gerecht zu werden, legte Schwester Edith von Anfang an großen
Wert auf eine fachlich qualifizierte Mitarbeiterschaft. Als äußerer Rahmen für
eine zeitgemäße Heimerziehung wurde ein Verbundsystem selbständiger
Wohneinheiten gewählt, das sich bis heute in mehrere Teilbereiche gliedert:
Das ganz besondere Engagement von
Schwester Edith kommt auch darin zum Ausdruck, dass sie als verantwortliche
Heimleiterin im Hause wohnte und rund um die Uhr erreichbar war. Daran wird
deutlich, wie sehr sich Schwester Ludwig „ihrer“ Einrichtung und „ihren“
Kindern und Jugendlichen verbunden fühlte. Ihr ging es stets darum, den Kindern
und Jugendlichen ihre langjährigen Erfahrung und ihre fachliche Kompetenz
angedeihen zu lassen. Durch ihr besonderes Engagement war sie nahezu mit der
Situation eines jeden Kindes und Jugendlichen im Hause persönlich vertraut.
Dabei verzichtete sie auch noch auf eine finanzielle Entlohnung.
Insgesamt entwickelte sich das
Gertrudisheim unter der Leitung von Schwester Edith zu einer weit über die
Grenzen Marburgs hinaus bekannten Einrichtung, die sie über 4 Jahrzehnte
geprägt hat. Sie hat sozusagen mit den Kindern und Jugendlichen gelebt. Ihr ist
es gelungen, mit dem Gertrudisheim eine beispielhafte Einrichtung zu formen, in
der innovative Hilfskonzepte und neue Formen der sozialen Arbeit eingeführt und
praktiziert wurden. Durch die Ausstrahlung ihrer Person verkörpert sie einen
wichtigen Teil Marburger Sozialgeschichte. Daran wird die Einmaligkeit ihres
Wirkens deutlich.
Die Universitätsstadt Marburg schuldet Schwester Edith Ludwig
für ihr herausragendes, langjähriges und selbstloses Engagement um unsere Stadt
Dank und Anerkennung.
In Anerkennung und Würdigung dieser besonderen Verdienste
sollte Schwester Edith Ludwig die Ehrenbürgerwürde der Universitätsstadt
Marburg verliehen werden.
Egon Vaupel
Oberbürgermeister