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Ratsinformation

ALLRIS - Vorlage

Kenntnisnahme - VO/0270/2011

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Beratungsfolge

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Beschlussvorschlag

Die Stadtverordnetenversammlung nimmt das Konzept zur Anlegung eines Fußweges mit Zugang zum historischen Schlossbrunnen unterhalb der Nordterrasse des Schlosses sowie die Planung, den Brunnen für Besichtigungen im Rahmen von Stadtführungen aufzubereiten, zur Kenntnis.

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Sachverhalt

Begründung:

Mit Schreiben vom 19. April 2009 regte der Zweigverein Marburg des Vereins für Hessische Geschichte und Landeskunde e. V. an, einen Weg anzulegen, der am Fuß der Schlossbauten nördlich um das Schloss herumführt. Ein solcher Rundweg würde die Attraktivität des Schlosses noch erhöhen, weil auf diese Weise die Reste der Verteidigungsanlagen unterhalb der Nordterrasse und der Anschluss der Stadtmauer an den Wilhelmsbau dem Publikum nahe gebracht werden könnten.

 

Der Magistrat und die Stadtverwaltung haben diese Anregung wohlwollend geprüft, da es ohnehin zu den Zielsetzungen der Stadt Marburg gehört, unser wunderschönes Schloss neben seiner hervorragenden Bedeutung für die Stadtsilhouette stärker in das städtische Leben und die touristischen Aktivitäten einzubeziehen. Am 15. September 2009 haben dann Vertreter der Philipps-Universität, des Universitätsmuseums sowie verschiedene Fachdienste der Stadt Marburg im Rahmen eines Ortstermins geprüft, wie die Anlage eines Rundweges konzipiert werden könnte. Im Rahmen des Ortstermins wurde festgestellt, dass dieser Weg vom Hexenturm bis zur Stadtmauer nördlich des Wilhelmsbaus mit recht geringem Aufwand hergestellt werden kann. Von der Ostseite des Wilhelmsbaus bis zu einem denkbaren Zugang zur Landgraf-Philipp-Straße führt der Weg allerdings in einen sehr steilen Abschnitt, wo nur mit sehr großem Aufwand eine verkehrssichere Wegegestaltung möglich wäre. Daher soll der Weg zunächst nur bis zur Stadtmauer östlich vom Wilhelmsbau so gestaltet werden, dass dort mit Gruppen gegangen werden kann (siehe Anlage 1).

Im Bereich der nördlichen Grundmauern der Schlossanlage befindet sich eine zugemauerte Tür, über die ein Zugang vom Außenbereich zu dem Schlossbrunnen, der sich im Keller unterhalb der Nordterrasse befindet, möglich wäre (siehe Anlage 2).

 

Der historische Schlossbrunnen hat einen Durchmesser von ca. 2,50 m und ist nach den Messungen im Jahre 1880 98,5 m tief, erschließt also einen Grundwasserhorizont, der etwa der geodätischen Höhe des Lahnwasserspiegels im Bereich Marburgs entspricht. Nach den vorliegenden Erkenntnissen zur Geschichte dieses Brunnens ist davon auszugehen, dass bereits in der thüringischen Zeit (1122 bis 1248) ein Brunnenbauwerk an dieser Stelle vorhanden war. Nach den Darstellungen Karl Justis beschloss 1672 die verwitwete Landgräfin Hedwig Sophia, die von 1663 bis 1676 die vormundschaftliche Administration des Landes führte, den Brunnenschacht zu erneuern. Gesichert ist, dass der Brunnen in den Jahren 1673 bis 1675 vollendet worden ist. Eine Untersuchung des Brunnens durch die preußische Bauverwaltung im Jahre 1880 ergab folgenden Befund:

 

"Bis auf 4 m Tiefe besteht die Einfassung aus sauber gearbeiteten Quadern. Es folgt bis auf weitere 50 m tiefe sehr fester Fels, in den der Brunnen ausgehauen ist. Der untere 44,5 m hohe Abschnitt innerhalb der unteren Zone des mittelalterlichen Bruchsandsteins mit seinen Sandsteinschichten ist mit 0,5 bis 0,6 m starken tadelos erhaltenen Quadern in regelmäßigen Schichten von 0,3 bis 0,4 m Höhe ausgemauert. Zwischen dem Mauerwerk und dem Fels ist ein schmaler Spaltraum gelassen, so dass höhere Wasseransammlungen nach unten abfließen können. Der "Sumpf" also Brunnenkessel, ist unten mit Steinplatten bedeckt, so dass die hinabkommenden Schöpfeimer keinen Sand aufwirbelten. Nur der untere, abgesetzte Teil des Pumpensumpfes tauchte in die gesamte wasserführende Schicht ein. An der oberen Grenze des Sumpfes befindet sich eine Nische mit eisernen Ringen zu beiden Seiten, in der ein Mensch soeben Platz findet und sich mit den Händen halten kann. Neben dem Schacht befindet sich eine Zisterne, ein Vorratsbehälter, bestehend aus Sandsteinplatten, deren Fugen mit Harz gedichtet waren".

 

In der Zeit von Juli bis Dezember 1880 wurde der Brunnen geräumt und es wurde eine Pumpe mit Gasmotor eingebaut. Sie hob das Wasser 108 m hoch und leitete es in den als "Roten Hahn" bezeichneten Wasserbehälter am Schloss. Zur Installation der technischen Anlage wurden insgesamt 19 Holzbühnen in den Brunnenschacht eingebaut. Diese Holzbühnen lagerten auf Stahlträgern, die sich heute noch in dem Brunnenschacht befinden. Um die gasmotorbetriebene Pumpe warten zu können, musste laut Justi ein Archivdiener im Abstand von wenigen Tagen über Leitern von Arbeitsbühne zu Arbeitsbühne in den Brunnenschacht hinabsteigen. Die Anlage wurde am 31.03.1880 fertig gestellt. Die Pumpeninstallation in dem tiefen Schlossbrunnen wurde bis zum 28.04.1902 betrieben. Danach wurden Pumpe und Saugleitung sowie die Holzpodeste beseitigt.

 

Um den Brunnen und seine Geschichte in Stadtführungen einbeziehen zu können, soll nun der Zustand der Brunnenanlage vor Einbau der gasmotorenbetriebenen Pumpe wieder hergestellt werden. Dazu ist es erforderlich, die noch im Brunnenschacht befindlichen Stahlträger zu beseitigen und das im Pumpensumpf befindliche Geröll aus dem Brunnen herauszutransportieren. Dazu wurde der Brunnen mit einem Experten für alte Brunnenanlagen besichtigt und es wurde ein Konzept für die Durchführung dieser Arbeiten entwickelt. In der Zeit vom Juli bis September 2011 sollen nunmehr die Bauarbeiten zur Herstellung des Fußweges vom Hexenturm bis zur Stadtmauer an der Ostseite des Wilhelmsbaus und die Arbeiten zur Räumung des Brunnens durchgeführt werden.

 

Mit der Philipps-Universität Marburg wurde inzwischen ein Gestattungsvertrag abgeschlossen, der die Errichtung des Rundweges sowie die Erschließung des Gewölbes hinter dem Brunnen durch die Stadt Marburg vorsieht.

 

Die Kosten für die Herstellung des Weges, den Einbau der Tür sowie die Räumung des Brunnens betragen voraussichtlich 120.000 €. Die Mittel stehen im Haushaltsplan 2011 unter der Produktnummer 467010, I671.001.0, zur Verfügung.

 

 

 

 

Dr. Franz Kahle

Bürgermeister

 

Anlage 1              Lageplan mit Wegeführung vom Hexenturm bis zur Stadtmauer östlich vom Wilhelmsbau

 

Anlage 2              Grundriss vom Schlosskeller unterhalb der Nordterrasse

 

Beteiligung an der Vorlage durch:

FB 6

FD

 

 

 

B

B

 

 

 

A: Anhörung; B: Beteiligung; K: Kenntnisnahme; S: Stellungnahme

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