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Ratsinformation

ALLRIS - Vorlage

Beschlussvorlage Stadtverordnetenvers. - VO/0782/2004

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Beratungsfolge

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Beschlussvorschlag

Die Stadtverordnetenversammlung wird gebeten, folgenden Beschluss zu fassen:

 

Die Unterlagen der drei Varianten zur Umgestaltung der Ketzerbach werden zur Kenntnis genommen. Es wird die Umsetzung der Variante 3 beschlossen.

 

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Sachverhalt

Begründung:

 

Die Ketzerbach – heutige Situation

Zusammen mit der Elisabethkirche prägt die Ketzerbach die Nördliche Altstadt Marburgs. Hier treffen zwei Siedlungsabschnitte der Altstadt aufeinander, Häuser aus mehreren Jahrhunderten rahmen den Straßenraum, der durch seine Breite und die Ausbildung als Anger prägnant aus dem Stadtbild hervortritt. Die Ketzerbach stellt sich als lebendige innerstädtische Straße dar, die durch unterschiedlichste Geschäfte belebt wird und eine hohe Wohndichte aufweist.

 

Die besondere Bedeutung der Ketzerbach ist jedoch im heutigen Straßenbild kaum mehr ablesbar: Der Straßenzug ist fast vollständig vom Verkehr geprägt; in Spitzenzeiten fahren stündlich über 1.500 Fahrzeuge durch die Ketzerbach. Das Zentrum der Straße, der Anger, wird als Parkplatz genutzt, straßenbegleitend sind zusätzlich Längsparkplätze angeordnet. Somit qualifiziert sie sich als verengte Straßenschlucht mit überproportional breitem öffentlichen Erschließungsraum. Auf Grund der hohen Verkehrsfrequentierung sind die Anwohner einer starken Immissionsbelastung ausgeliefert.

 

In der Folge weist die einst als „Boulevard“ angelegte Ketzerbach kaum noch Freiraumqualitäten auf. Der Anger ist wegen der Parkplatznutzung nicht mehr als Freiraum erlebbar und erreichbar. In dem eigentlich großzügigen Straßenraum bleiben meist weniger als 2 m Platz für die Fußwege. Die Fußgänger müssen deshalb durch Absperrgitter vor dem fließenden Verkehr geschützt werden, für ein Straßenleben, Café-Sitzplätze im Freien oder für Auslagen der Geschäfte bleibt kaum Raum. Wegen der durchgängigen Parkplatznutzung lässt sich die Straße nur schwer überqueren. Besondere Beeinträchtigungen resultieren hieraus auch für die Studierenden der Blindenstudienanstalt, die die Ketzerbach und Zwischenhausen als maßgebliche Verbindungsachse in andere Bereiche der Marburger Kernstadt nutzen.

 

Die Bürgersteige sind in Asphalt oder einem Materialmix ausgebildet, insgesamt stehen Materialwahl und Ausstattung des öffentlichem Raumes in keinem Verhältnis zur historischen und städtebaulichen Bedeutung der Ketzerbach.

 

Für das Vorfeld der Elisabethkirche (Kreuzungsbereich Ketzerbach/Elisabethstraße) und den östlichen Bereich der Ketzerbach stellen sich die selben Probleme dar: Durch die einseitige Betonung der Verkehrsnutzungen bleiben kaum nutzbare öffentliche Räume übrig, die für Erlebnis- oder Kommunikationsfunktionen wichtig wären. Im Einmündungsbereich Ketzerbach/Zwischenhausen, wo sich die Ketzerbach zu einem Platz aufweitet, wird der gewonnene Raum gleich wieder durch Fahrspuren, Haltestellen, Litfasssäulen und weiteres Stadtmobiliar versperrt.

 

In den 70er Jahren wurden die Akazien, die bislang den Anger in der Ketzerbach gebildet hatten, durch eine Allee mit zwei versetzten Baumreihen aus Platanen ersetzt. Diese Entscheidung führt mittlerweile zu zusätzlichen Problemen im Straßenbild. Die Bäume nehmen heute fast den gesamten Straßenraum ein und führen zu starker Verschattung der Gebäudefassaden.

Da Platanen eine undurchsichtige Krone ausbilden, werden die reizvollen denkmalgeschützten Fassaden verstellt, eine Blickbeziehung zur Elisabethkirche ist größtenteils nicht mehr vorhanden.

Zusätzlich ist es durch das Wurzelwerk der Platanen bereits zu Straßenschäden und weiteren tiefbautechnischen Problemen bis an die Gebäudefundamente heran gekommen. Die hierdurch veranlassten Investitionen zur Schadensbehebung sind erheblich und bedürfen zukünftig einer klaren planerischen Entscheidung. Andererseits wird bei der Erneuerung des Straßenunterbaus und Leitungssystems der Ketzerbach ohnehin ein Eingriff in das Wurzelwerk der Bäume erforderlich und sie notgedrungen schädigen.

Die Platanen selbst werden gemäß des Klimagutachtens des Ing.büros Dr. Seitz als negative „Staubremse“ zur notwendigen Durchlüftung der Ketzerbach angesehen (Frischluftströmung Marbacher Weg/Wilhelm-Roser-Straße/Ketzerbach). Dies ist insofern fatal, da der notwendige Luftaustausch der belasteten Ketzerbach verhindert wird. Eine kleinwüchsigere Baumstruktur wird daher als Optimum angesehen.

 

In der Folge wird im Bestand der zentrale Raum nicht mehr richtig gefasst, die Figur des Angers ist geschwächt und der Freiraum der Ketzerbach seiner zentralen Identifikation quasi beraubt. Dieser Imageverlust zieht negative Auswirkungen auf die innerstädtische Bewertung als Wohn- und Geschäftsstandort nach sich. Aufenthalts- und Bewegungsqualität auf den Gehbereichen sind für den Wirtschaftsstandort Ketzerbach daher entscheidend zu verbessern. Dem gilt es u. a. mit dem jetzt intendierten Umbau der Ketzerbach zuzuarbeiten und einen Investitionsanreiz für Eigentümer und Geschäftsinhaber zu schaffen sowie die Quartiersidentifikation zu revitalisieren.

 

Entwurfsziele und vernetzter Planungsansatz

Für die Ketzerbach gab es bereits 1986/87 Umgestaltungskonzepte der Freien Planungsgruppe Berlin in Zusammenarbeit mit Stadtplanung und Ketzerbachgesellschaft. Diese hatten allerdings maßgeblich die Verbesserung der Benutzbarkeit und der Sicherheit durch die Verkehrsteilnehmer sowie die Optimierung des Verkehrsflusses zum Inhalt, weniger stellten sie eine wirkliche Hinterfragung zur Identifikation der Ketzerbach über die darüber hinaus zu optimierenden Bestandsdefizite mit dem Resultat einer neuen Flächenanordnung dar.

Am Tatbestand der Verkehrsbelastung wird sich in Zukunft wenig ändern lassen, daher gilt es insbesondere mittels Neuorganisation der Verkehrsflächen etliche stadträumliche Defizite durch hochwertig gestaltete Verkehrsflächen mit gleich berechtigter Nutzung durch alle Verkehrsteilnehmergruppen zu reduzieren. Folgende Ziele wurden daher bei der Vorentwurfsplanung verfolgt:

 

  • Der Anger als prägendes Element der Ketzerbach soll neu definiert und mit Inhalt gefüllt werden.
  • Der Bürgersteig soll vergrößert werden, es sollen Räume für Straßenleben geschaffen werden.
  • Der Bezug zwischen Ketzerbach und der Elisabethkirche soll gestärkt werden.
  • Die Ketzerbach soll stärker mit dem Umfeld vernetzt werden.
  • Die beiden Straßenseiten sollen stärker zusammenwachsen.
  • Der ruhende Verkehr soll reduziert und geordnet werden, die Straßenführung für die Belange der Fußgänger optimiert werden.
  • Die Querverbindungen sollen einen eigenen Stellenwert erhalten.

 

Eine Öffnung des 1859 verrohrten Ketzerbachs als Zitat des Wasserlaufs ist aus technischen Gründen nicht möglich. Untersuchungen führten zu dem Ergebnis, dass die Lage von ca. 3,50 m unter dem heutigen Fahrbahnniveau als auch die starken Wassermengen bei Regenfällen dies nicht zulassen.

 

Natürlich lässt sich eine Umverteilung der Verkehrsflächen nur unter Beibehaltung eines adäquaten Parkraumnachweises realisieren. Daher laufen z. Zt. begleitend zu den formulierten Entwurfsvarianten seitens der Bauverwaltung Gespräche mit der Uni-Verwaltung über die bereits 1986/87 diskutierte Nutzung der Parkplätze auf dem Pharmaziegelände. Die durch die Neuordnung der Verkehrsflächen innerhalb der Ketzerbach entfallenden Parkplätze sollen durch das gut erreichbare Angebot westlich der Wilhelm-Roser-Straße kompensiert werden. Die Absicht der Stadt ist die Anmietung von Flächen insbesondere für die Anwohner der Ketzerbach; kurzzeitiges Parken für den Ladenbesucher ist nach wie vor durch Längsparkstreifen gegeben.

Das Konzept sieht darüber hinaus vor, eine weitere Verfügbarkeit von Parkraum an Wochenenden und Feiertagen zu realisieren.

 

Aus ästhetischen Erwägungen spielt auch der Abgleich an den Gestaltungskanon des umzuplanenden Umfelds der Elisabethkirche eine wesentliche Rolle (vgl. Ideenwettbewerb 2001). Schließlich gilt es, die im Verkehrsentwicklungsplan (VEP) zugrunde gelegten Konzepte für die verkehrliche Optimierung der Nordstadt und die Vorbereitenden Untersuchungen zur beantragten Ausweisung des Sanierungsgebiets „Nordstadt / Bahnhofsquartier“ einfließen zu lassen.

Für das Sanierungsgebiet „Nördliche Altstadt“ ergibt sich durch die hiermit angestoßene Neuorganisation des Verkehrs die Chance, ausgehend von der geschichtlichen Bedeutung des Ortes und von seinem städtebaulichen Potenzial, die Ketzerbach wieder zu einem lebendigen Stadtraum mit eigener, unverwechselbarer Identität zu machen.

 

 

Planerische Umsetzung

Aus den sehr positiven Erfahrungen bei der Bearbeitung des Ideenwettbewerbs „Umfeldgestaltung Elisabethkirche“ wurde mit Städtebaufördermitteln eine Beauftragung des mit dem 1. Preis prämierten Landschaftsarchitektenbüros SCAPE/Düsseldorf zu einer Überplanung des Ketzerbach-Stadtraums in drei Varianten finanziert. Jeweils als Grundlage wurde den Planern u. a. die Abstimmung der Entwürfe mit den Intentionen des Verkehrsentwicklungsplans aufgetragen.

Die Varianten sollen hier nun im einzelnen vorgestellt werden.

 

 

Variante 1 „Drei Plätze“

 

Idee: Hierbei wird davon ausgegangen, dass der vorhandene Anger mitsamt des Baumbestands erhalten bleibt. Die beiden heute eher abgeschotteten Straßenseiten werden über drei, den Gassenachsen auf der Südseite zugeordnete, Plätze geklammert. Sie erhalten besondere Ausstattungselemente, die eine gewisse Identität der Plätze untereinander darstellen sollen. Die Fußwege werden durch die Aufgabe des Längsparkstreifens deutlich verbreitert. Parallel zum Platz „Zwischenhausen“ wird das Vorfeld der Elisabethkirche als Platzraum ebenengleich angelegt; so entsteht eine spannungsreiche Sequenz von Plätzen und Korridoren.

 

Analyse: Dennoch stellt die Variante eine Kompromisslösung dar: der Status Quo wird zwar verbessert, aber wesentliche Probleme bleiben erhalten. Es fehlt eine gestalterische Mitte, die der Ketzerbach eine unverwechselbare Qualität geben kann und verbessert auch keinesfalls die fehlende Blickbeziehung zur Elisabethkirche. Wegen der breiten Mittelinsel ist ein starkes Verschwenken der Straße notwendig, wodurch u. a. wenig gestalterischer Spielraum im wesentlichen Abschnitt der Ketzerbach verbleibt. Der Verkehrsfluss führt weiterhin direkt am Fußweg vorbei.

 

 

Variante 2 „Baumachse“

 

Idee: Dieser Entwurf sieht in Anlehnung an den Bestand eine konsequent gestaltete Mittelallee als neu interpretierte Angerlösung vor. Hierin eingebettet findet sich ein linear geführter Fußweg mit beidseitig anschließenden 2 m breiten und frei nutzbaren Streifen. Diese Kombination entsteht zwischen zwei Plätzen, die ihre gestalterischen Antipoden in keilförmigen Brunnenanlagen haben. Der Anger wird zur öffentlichen, multifunktionalen Freifläche, die z. B. mit Kunstobjekten eine gestalterische Komponente erhalten würde.

Die beiden Längsparkstreifen an Stelle der heute beparkten Innenzone schotten eine direkte Berührung mit Fußgängern ab.

 

Analyse: Neben den nachempfundenen historischen Bezügen bezieht der Entwurf seine Berechtigung aus den Ketzerbach-typischen Anleihen der achsialen Angersituation, die linear in parallelen Funktionsstreifen (Promenade) herausgearbeitet wird und auch eine recht klare Vernetzung zum Vorplatz der Elisabethkirche darstellt.

Dennoch bleibt die öffentliche Nutzung des verkehrsumspülten Angers eher eine gewünschte, denn eine realistische Vorstellung. Für ein Freihalten des Angers wird ein kompletter Umbau der Verkehrsflächen notwendig, trotzdem bleiben die Fußwege relativ schmal, gewerbliche Auslagen oder gastronomische Außenbestuhlungen sind somit nur eingeschränkt umzusetzen.

 

 

Variante 3 „Boulevard“

 

Idee: In diesem Ansatz wird die Ketzerbach völlig neu organisiert. Die baumbestandene Mittelinsel wird zugunsten eines skulpturalen Wasserbandes oder einer ähnlich wirkenden Trennung als zentrales Element aufgegeben. Dieses Element stellt sich deutlich schmaler als die heutige Mittelinsel dar, somit werden die Fußwegebereiche wesentlich großzügiger, ein starkes Verschwenken der Fahrbahnen ist unnötig und sogar ein Fahrradstreifen ist denkbar. Die Fußwege werden von lichten Bäumen gesäumt, die Durchblicke auf die denkmalgeschützten Fassaden erlauben – zusammen mit den Reflexionen im Wasser entstehen interessante räumliche Effekte. Das lineare Wasserband entwickelt sich mit einem leichten Gefälle der Ketzerbach in Richtung Elisabethkirche von einer tiefer liegenden Wasserrinne am Platz Zwischenhausen zu einem höher gelegenen Wassertisch im Vorfeld der Kirche. Die Wasserachse wird so zur Skulptur, zum neuen Signet der Ketzerbach, welcher unterhalb verrohrt verläuft.

An drei markanten Punkten wird das Wasserband von Wegen stegartig durchschnitten: im Westen entsteht ein kleiner Auftaktplatz, in der Mitte führt die Wegeverbindung als Steg über die Wasserfläche, im Osten schreitet man dazwischen hindurch. Die Querungen nehmen die Gassen der Südseite auf. Die Einmündung nach Zwischenhausen bekommt durch die lineare Fahrspurführung eine großzügige Platzfläche. 

 

Analyse: Dieser gestalterisch wie funktional sympathische Ansatz schafft breite, von Bäumen begleitete Fußwege und eine skulptural definierte Mitte, welche den historischen Bezug zur Ketzerbach und die Sichtachse zur Elisabethkirche wieder herstellt und zugleich ein einzigartiges modernes Entree bildet.

Es entstehen großzügige, offene Räume mit breiten und verkehrssicheren Flanier- und Aufenthaltsbereichen und spannende Querungssituationen. Im Westen entstehen größere Freiflächen mit Gestaltungsspielräumen, die auch den Anrainern direkt zugute kommen. All dies garantiert für den Wohn- und Geschäftsstandort Ketzerbach eine nachhaltige Qualitätssteigerung. 

Es wird daher empfohlen, diese Variante im weiteren Abstimmungs- und Planungsprozess fortzuführen.

 

 

Ablauf und Ergebnisse der Öffentlichkeitsbeteiligung:

 

Nach der positiven Annahme im Magistrat am 16.3.04 wurden die verschiedenen Varianten natürlich auch der Öffentlichkeit zur Beteiligung vorgestellt und intensiv über den Sommer diskutiert.

Nachfolgend soll die Bandbreite der Bürgerbeteiligung samt ihrer Diskussionsergebnisse und -empfehlungen aufgezeigt werden.

Beinahe alle Veranstaltungen sind direkt vor Ort im Haus der Ketzerbachgesellschaft verlaufen.

 

In zwei öffentlichen Präsentationen am 25.5.04 und am 21.6.04, zumeist unter Teilnahme aller Dezernenten, stellte das Büro SCAPE die drei  Umgestaltungsmöglichkeiten detailliert vor; die Bürgerinnen und Bürger wurden durch Presseveröffentlichungen am 6.4.04 und am 17.6.04 zusätzlich vorbereitet. An beiden Abenden fand ein sehr konstruktiver Austausch statt.

 

Während des Stadtfestes "3 Tage Marburg" stellten Mitarbeiter des Fachdienstes 61.1 mit einem Info-Stand den interessierten Besuchern die Varianten vor und konnten somit viele Veranstaltungsgäste wie auch erneut Anwohner über die Planungen informieren. Diese zusätzliche Ebene fand sehr positiven Anklang und erweiterte auch für die Verwaltung und das Planungsbüro das Ideenspektrum für die spätere Anpassung der Varianten.

 

Wesentlich für die Formulierung einer Stellungnahme der Quartiersbewohner und -eigentümer waren die beiden offenen Arbeitskreise, eingeladen durch die Ketzerbachgesellschaft unter Leitung von Frau Mechsner-Spangenberg, am 13.7.04 und 20.7.04 mit beratender Beteiligung des FD 61.1. Hierbei wurden Anregungen, Wünsche, aber auch Bedenken gegen einzelne Varianten bzw. Details der Vorentwürfe aufgezeigt (siehe hierzu bitte auch das beigefügte Ergebnisprotokoll samt Teilnehmerliste). Auf eine konkrete Präferierung einer der drei Varianten wollte sich das Gremium nicht einigen, wohl aber lag der Diskussionsschwerpunkt auf der Variante 3 „Boulevard“.

Hierbei stand der Fortbestand der Kundenparkplätze mit im vordergründigen Interesse der Geschäftsbetreiber; eine entsprechende Ausweitung des zeitbegrenzten Parkens ist bereits in einer überarbeiteten Fassung der Variante 3 (s. Abb. in dieser Vorlage) umgesetzt worden. Etwaige Ressentiments gegen das Wasserband als gestalterische Trennung der Fahrbahnen waren vereinzelt zu vernehmen, wobei sich häufig herausstellte, dass sich dies auf Zweifel gegenüber der technischen Umsetzung, wie z. B. Sicherung gegen allgemeine Verschmutzung etc., reduzierte.

Die in der Anwohnerschaft zunächst vorhandene Skepsis gegenüber hohen Erschliessungsbeiträgen liess sich zügig durch die transparente Erläuterung der hiermit verwechselten und real sehr überschaubaren Ausgleichsbeträge ausschalten. Wie bereits erwähnt, wird die Umbaumassnahme komplett über Städtebaufördermittel finanziert, eine direkte Umlegung oder Beteiligung der Eigentümer wird nicht erfolgen.

 

In hohem Maße positiv wird die Option, einen Wochenmarkt auf der Ketzerbach abzuhalten, eingeschätzt; hierzu sollen die nötigen technischen Einrichtungen mit eingeplant werden. Gleichfalls wird die Verbreiterung der Gehwegbereiche als „der“ wesentliche Vorteil der Planungsansätze eingeschätzt. Hierdurch können Anwohner, deren Grundstücke teilweise keinerlei Frei- und Grünflächen aufweisen, zukünftig den neu geschaffenen Stadtraum vor ihrer Tür aktiv annehmen.

 

Die im Egebnisprotokoll sonst genannten Positionen sind weitgehend bereits in der Variante 3 berücksichtigt bzw. werden im Zuge der Abwägung einzelner technischer Planungsdetails noch zu berücksichtigen sein (vorhandenes Mobiliar, Aktionsfläche für Stadtteilgemeide usw.). 

 

Parallel verlief die Vorstellung in den Sitzungen des Gestaltungs-, Denkmal- und Behindertenbeirats nach der Sommerpause, für die Beteiligung des Radverkehrsbeirats ist die Vorstellung der Planung noch im Geschäftsgang.

 

In sämtlichen Beiräten wurde vor allem die Variante 3 als umsetzungswürdig gekennzeichnet. Besonders die neu aufgewertete stadtgestalterische Qualität wie auch quartiersbezogene Identifikation in Korrespondenz mit der Umfeldverbesserung der Elisabethkirche wurden sehr positiv aufgenommen. Ebenso fand die Sicherung und Weiterentwicklung des Geschäftsstandortes Ketzerbach als Bindeglied zwischen historischer Altstadt und Nordstadt Zuspruch. Diese Sparte wird durch die Neuorganisation der Verkehrs- und Freiflächen, u. a. die Gelegenheit zur gastronomischen Außenbestuhlung und dem Verlagern von Verkaufsofferten in den erweiterten Fusswegbereich hinein, besonders profitieren.

 

Mit dem Behindertenbeirat bzw. dem „Runden Tisch“, der sich klar für die Variante 3 aussprach, wurden sogar schon detaillierte Diskussionen über die weitere Aufwertung der Querungs- und Orientierungsmöglichkeiten (taktile Elemente, barrierefreie Bushaltestellen, Nullabsenkungen der Querungen etc.) geführt, die zu direkten Empfehlungen an die Planer und die Verwaltung führten.

 

Ein weiterer Austausch der Planungsideen fand auch mit dem Kinderschutzbund Marburg statt. Deren Vorschlag, das Wasserband nicht wie vom Planungsbüro angedacht als skulpturales Fahrbahntrennelement auszubilden, sondern in zwei schmalere Wasserbänder mit dazwischen liegendem Spielstreifen umzubilden, kann aber keine sichere Nutzung eingeräumt werden, da sich die spielenden Kinder sonst direkt im Verkehrsfluss aufhalten würden. Die Fixierung des Trennelements sollte daher eindeutig auf einer Fahrbahnabschottung liegen; nur so sind auch die drei neuen Querungsbereiche entsprechend baulich auszubilden und sicher zu begehen.

 

Zusätzlich zu den vorgenannten Beteiligungen und Diskussionsrunden wurden etliche Einzelgespräche, u. a. mit dem Fillialleiter des tegut-Marktes, Geschäfts- und Gaststättenbetreibern usw., geführt. Der Grundtenor war häufig zu hören: endlich kommt die längst notwendige Umgestaltung der Ketzerbach voran.

 

 

Finanzierung und zeitliche Umsetzung:

 

Die bisherigen Ansätze zur Baukostenerhebung der drei Varianten beliefen sich auf jeweils ca. 1,4 bis 1,5 Mio. Euro und wiesen untereinander nur unwesentliche Unterschiede von max. ca. 70.000.- Euro auf.

Für die in der Bürger- und Beiratsbeteiligung positiv aufgenommene Variante 3 liegt inzwischen eine detaillierte Baukostenschätzung seitens des Büros SCAPE vor, welche sich auf ca. 1,37 Mio. Euro beläuft. Der Geltungsbereich der Kostenschätzung deckt die Zone zwischen dem Einmündungsbereich der Wilhelm-Roser-Strasse bis hin zur Stadtbücherei ab.

 

Die bauliche Umsetzung aller Entwurfsvarianten setzt eine zeitweise Sperrung der Ketzerbach voraus. Die vermutlich in 2 Bauabschnitten umzusetzende Maßnahme wird zusammen mit dem Umbau des Marbacher Wegs voraussichtlich 2006/2007 realisiert werden können.

 

Die Finanzierung der Maßnahme soll über Städtebaufördermittel erfolgen.

Hierzu konnte mit dem Hessischen Ministerium für Wirtschaft, Verkehr und Landesentwicklung vereinbart werden, dass entgegen dessen eigentlicher Absicht, die Sanierung der Nördlichen Altstadt bereits 2004 enden zu lassen, dieses für das Quartier so ungemein wichtige Projekt der Umgestaltung der Ketzerbach doch noch bis 2006 in 3 Abschnitten zu fördern.

 

Seitens des Ministeriums wurde darauf hingewiesen, dass der Fortgang des Sanierungsgebiets über 2004 hinaus zwingend an dieses Projekt gebunden ist. Weitere Voraussetzung ist die unverzügliche Vorlage der notwendigen parlamentarischen Beschlüsse zur Umsetzung der Erschließungsmaßnahme Ketzerbach.

 

 

 

_______________________                                         ______________________

Dietrich Möller                                                              Egon Vaupel

Oberbürgermeister                                                              Bürgermeister

 

 

 

 

 

 

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