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Ratsinformation
Beschlussvorlage Stadtverordnetenvers. - VO/0782/2004
Grunddaten
- Betreff:
-
Stadterneuerung / Altstadtsanierung
Umgestaltung der Ketzerbach
- Status:
- öffentlich (Vorlage abgeschlossen)
- Vorlageart:
- Beschlussvorlage Stadtverordnetenvers.
- Federführend:
- 61 - Stadtplanung und Denkmalschutz
- Bearbeiter*in:
- Ellen Fischer
- Verfasser*in:
- Markus Klöck
Beratungsfolge
Status | Datum | Gremium | Beschluss | NA |
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Erledigt
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Magistrat
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Vorberatung
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Erledigt
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Bau- und Planungsausschuss, Liegenschaften
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Vorberatung
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17.11.2004
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●
Erledigt
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Stadtverordnetenversammlung
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Entscheidung
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26.11.2004
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Sachverhalt
Begründung:
Die Ketzerbach heutige Situation
Zusammen mit der
Elisabethkirche prägt die Ketzerbach die Nördliche Altstadt Marburgs. Hier
treffen zwei Siedlungsabschnitte der Altstadt aufeinander, Häuser aus mehreren
Jahrhunderten rahmen den Straßenraum, der durch seine Breite und die Ausbildung
als Anger prägnant aus dem Stadtbild hervortritt. Die Ketzerbach stellt sich
als lebendige innerstädtische Straße dar, die durch unterschiedlichste
Geschäfte belebt wird und eine hohe Wohndichte aufweist.
Die besondere Bedeutung der Ketzerbach ist jedoch im
heutigen Straßenbild kaum mehr ablesbar: Der Straßenzug ist fast vollständig
vom Verkehr geprägt; in Spitzenzeiten fahren stündlich über 1.500 Fahrzeuge
durch die Ketzerbach. Das Zentrum der Straße, der Anger, wird als Parkplatz
genutzt, straßenbegleitend sind zusätzlich
Längsparkplätze angeordnet. Somit qualifiziert sie sich als verengte
Straßenschlucht mit überproportional breitem öffentlichen Erschließungsraum.
Auf Grund der hohen Verkehrsfrequentierung sind die Anwohner einer starken
Immissionsbelastung ausgeliefert.
In der Folge weist die einst als Boulevard angelegte Ketzerbach
kaum noch Freiraumqualitäten auf. Der
Anger ist wegen der Parkplatznutzung nicht mehr als Freiraum erlebbar und
erreichbar. In dem eigentlich großzügigen Straßenraum bleiben meist weniger als
2 m Platz für die Fußwege. Die Fußgänger müssen deshalb durch Absperrgitter vor
dem fließenden Verkehr geschützt werden, für ein Straßenleben, Café-Sitzplätze
im Freien oder für Auslagen der Geschäfte bleibt kaum Raum. Wegen der
durchgängigen Parkplatznutzung lässt sich die Straße nur schwer überqueren.
Besondere Beeinträchtigungen resultieren hieraus auch für die Studierenden der
Blindenstudienanstalt, die die Ketzerbach und Zwischenhausen als maßgebliche
Verbindungsachse in andere Bereiche der Marburger Kernstadt nutzen.
Die
Bürgersteige sind in Asphalt oder einem Materialmix ausgebildet, insgesamt
stehen Materialwahl und Ausstattung des öffentlichem Raumes in keinem
Verhältnis zur historischen und städtebaulichen Bedeutung der Ketzerbach.
Für
das Vorfeld der Elisabethkirche (Kreuzungsbereich Ketzerbach/Elisabethstraße)
und den östlichen Bereich der Ketzerbach stellen sich die selben Probleme dar:
Durch die einseitige Betonung der Verkehrsnutzungen bleiben kaum nutzbare
öffentliche Räume übrig, die für Erlebnis- oder Kommunikationsfunktionen
wichtig wären. Im Einmündungsbereich Ketzerbach/Zwischenhausen, wo sich die
Ketzerbach zu einem Platz aufweitet, wird der gewonnene Raum gleich wieder
durch Fahrspuren, Haltestellen, Litfasssäulen und weiteres Stadtmobiliar versperrt.
In
den 70er Jahren wurden die Akazien, die bislang den Anger in der Ketzerbach
gebildet hatten, durch eine Allee mit zwei versetzten Baumreihen aus Platanen
ersetzt. Diese Entscheidung führt mittlerweile zu zusätzlichen Problemen im
Straßenbild. Die Bäume nehmen heute fast den gesamten Straßenraum ein und
führen zu starker Verschattung der Gebäudefassaden.
Da
Platanen eine undurchsichtige Krone ausbilden, werden die reizvollen
denkmalgeschützten Fassaden verstellt, eine Blickbeziehung zur Elisabethkirche
ist größtenteils nicht mehr vorhanden.
Zusätzlich
ist es durch das Wurzelwerk der Platanen bereits zu Straßenschäden und weiteren
tiefbautechnischen Problemen bis an die Gebäudefundamente heran gekommen. Die
hierdurch veranlassten Investitionen zur Schadensbehebung sind erheblich und
bedürfen zukünftig einer klaren planerischen Entscheidung. Andererseits wird
bei der Erneuerung des Straßenunterbaus und Leitungssystems der Ketzerbach
ohnehin ein Eingriff in das Wurzelwerk der Bäume erforderlich und sie
notgedrungen schädigen.
Die
Platanen selbst werden gemäß des Klimagutachtens des Ing.büros Dr. Seitz als
negative Staubremse zur notwendigen Durchlüftung der Ketzerbach angesehen
(Frischluftströmung Marbacher Weg/Wilhelm-Roser-Straße/Ketzerbach). Dies ist
insofern fatal, da der notwendige Luftaustausch der belasteten Ketzerbach
verhindert wird. Eine kleinwüchsigere Baumstruktur wird daher als Optimum
angesehen.
In
der Folge wird im Bestand der zentrale Raum nicht mehr richtig gefasst, die
Figur des Angers ist geschwächt und der Freiraum der Ketzerbach seiner
zentralen Identifikation quasi beraubt. Dieser Imageverlust zieht negative
Auswirkungen auf die innerstädtische Bewertung als Wohn- und Geschäftsstandort
nach sich. Aufenthalts- und Bewegungsqualität auf den Gehbereichen sind für den
Wirtschaftsstandort Ketzerbach daher entscheidend zu verbessern. Dem gilt es u.
a. mit dem jetzt intendierten Umbau der Ketzerbach zuzuarbeiten und einen
Investitionsanreiz für Eigentümer und Geschäftsinhaber zu schaffen sowie die
Quartiersidentifikation zu revitalisieren.
Entwurfsziele und vernetzter Planungsansatz
Für die Ketzerbach gab es bereits 1986/87 Umgestaltungskonzepte
der Freien Planungsgruppe Berlin in Zusammenarbeit mit Stadtplanung und
Ketzerbachgesellschaft. Diese hatten allerdings maßgeblich die Verbesserung der
Benutzbarkeit und der Sicherheit durch die Verkehrsteilnehmer sowie die
Optimierung des Verkehrsflusses zum Inhalt, weniger stellten sie eine wirkliche
Hinterfragung zur Identifikation der Ketzerbach über die darüber hinaus zu
optimierenden Bestandsdefizite mit dem Resultat einer neuen Flächenanordnung
dar.
Am Tatbestand
der Verkehrsbelastung wird sich in Zukunft wenig ändern lassen, daher gilt es
insbesondere mittels Neuorganisation der Verkehrsflächen etliche stadträumliche
Defizite durch hochwertig gestaltete Verkehrsflächen mit gleich berechtigter
Nutzung durch alle Verkehrsteilnehmergruppen zu reduzieren. Folgende Ziele
wurden daher bei der Vorentwurfsplanung verfolgt:
- Der Anger als prägendes
Element der Ketzerbach soll neu definiert und mit Inhalt gefüllt werden.
- Der Bürgersteig
soll vergrößert werden, es sollen Räume für Straßenleben geschaffen
werden.
- Der Bezug zwischen
Ketzerbach und der Elisabethkirche soll gestärkt werden.
- Die Ketzerbach soll
stärker mit dem Umfeld vernetzt werden.
- Die beiden
Straßenseiten sollen stärker zusammenwachsen.
- Der
ruhende Verkehr soll reduziert und geordnet werden, die Straßenführung für
die Belange der Fußgänger optimiert werden.
- Die
Querverbindungen sollen einen eigenen Stellenwert erhalten.
Eine
Öffnung des 1859 verrohrten Ketzerbachs als Zitat des Wasserlaufs ist aus
technischen Gründen nicht möglich. Untersuchungen führten zu dem Ergebnis, dass
die Lage von ca. 3,50 m unter dem heutigen Fahrbahnniveau als auch die starken
Wassermengen bei Regenfällen dies nicht zulassen.
Natürlich
lässt sich eine Umverteilung der Verkehrsflächen nur unter Beibehaltung eines
adäquaten Parkraumnachweises realisieren. Daher laufen z. Zt. begleitend zu den
formulierten Entwurfsvarianten seitens der Bauverwaltung Gespräche mit der
Uni-Verwaltung über die bereits 1986/87 diskutierte Nutzung der Parkplätze auf
dem Pharmaziegelände. Die durch die Neuordnung der Verkehrsflächen innerhalb
der Ketzerbach entfallenden Parkplätze sollen durch das gut erreichbare Angebot
westlich der Wilhelm-Roser-Straße kompensiert werden. Die Absicht der Stadt ist
die Anmietung von Flächen insbesondere für die Anwohner der Ketzerbach;
kurzzeitiges Parken für den Ladenbesucher ist nach wie vor durch
Längsparkstreifen gegeben.
Das
Konzept sieht darüber hinaus vor, eine weitere Verfügbarkeit von Parkraum an
Wochenenden und Feiertagen zu realisieren.
Aus ästhetischen Erwägungen spielt auch der Abgleich an den
Gestaltungskanon des umzuplanenden Umfelds der Elisabethkirche eine wesentliche
Rolle (vgl. Ideenwettbewerb 2001). Schließlich gilt es, die im
Verkehrsentwicklungsplan (VEP) zugrunde gelegten Konzepte für die verkehrliche
Optimierung der Nordstadt und die Vorbereitenden Untersuchungen zur beantragten
Ausweisung des Sanierungsgebiets Nordstadt / Bahnhofsquartier einfließen zu
lassen.
Für
das Sanierungsgebiet Nördliche Altstadt ergibt sich durch die hiermit
angestoßene Neuorganisation des Verkehrs die Chance, ausgehend von der
geschichtlichen Bedeutung des Ortes und von seinem städtebaulichen Potenzial,
die Ketzerbach wieder zu einem lebendigen Stadtraum mit eigener,
unverwechselbarer Identität zu machen.
Planerische
Umsetzung
Aus
den sehr positiven Erfahrungen bei der Bearbeitung des Ideenwettbewerbs
Umfeldgestaltung Elisabethkirche wurde mit Städtebaufördermitteln eine
Beauftragung des mit dem 1. Preis prämierten Landschaftsarchitektenbüros
SCAPE/Düsseldorf zu einer Überplanung des Ketzerbach-Stadtraums in drei Varianten
finanziert. Jeweils als Grundlage wurde den Planern u. a. die Abstimmung der
Entwürfe mit den Intentionen des Verkehrsentwicklungsplans aufgetragen.
Die
Varianten sollen hier nun im einzelnen vorgestellt werden.
Idee: Hierbei wird davon ausgegangen,
dass der vorhandene Anger mitsamt des Baumbestands erhalten bleibt. Die beiden
heute eher abgeschotteten Straßenseiten werden über drei, den Gassenachsen auf
der Südseite zugeordnete, Plätze geklammert. Sie erhalten besondere
Ausstattungselemente, die eine gewisse Identität der Plätze untereinander
darstellen sollen. Die Fußwege werden durch die Aufgabe des Längsparkstreifens
deutlich verbreitert. Parallel zum Platz Zwischenhausen wird das Vorfeld der
Elisabethkirche als Platzraum ebenengleich angelegt; so entsteht eine
spannungsreiche Sequenz von Plätzen und Korridoren.
Analyse: Dennoch stellt die Variante eine
Kompromisslösung dar: der Status Quo wird zwar verbessert, aber wesentliche
Probleme bleiben erhalten. Es fehlt eine gestalterische Mitte, die der
Ketzerbach eine unverwechselbare Qualität geben kann und verbessert auch
keinesfalls die fehlende Blickbeziehung zur Elisabethkirche. Wegen der breiten
Mittelinsel ist ein starkes Verschwenken der Straße notwendig, wodurch u. a.
wenig gestalterischer Spielraum im wesentlichen Abschnitt der Ketzerbach
verbleibt. Der Verkehrsfluss führt weiterhin direkt am Fußweg vorbei.
Variante
2 Baumachse
Idee: Dieser Entwurf sieht in Anlehnung an den Bestand eine
konsequent gestaltete Mittelallee als neu interpretierte Angerlösung vor.
Hierin eingebettet findet sich ein linear geführter Fußweg mit beidseitig
anschließenden 2 m breiten und frei nutzbaren Streifen. Diese Kombination
entsteht zwischen zwei Plätzen, die ihre gestalterischen Antipoden in
keilförmigen Brunnenanlagen haben. Der Anger wird zur öffentlichen,
multifunktionalen Freifläche, die z. B. mit Kunstobjekten eine gestalterische
Komponente erhalten würde.
Die
beiden Längsparkstreifen an Stelle der heute beparkten Innenzone schotten eine
direkte Berührung mit Fußgängern ab.
Analyse:
Neben den nachempfundenen
historischen Bezügen bezieht der Entwurf seine Berechtigung aus den
Ketzerbach-typischen Anleihen der achsialen Angersituation, die linear in
parallelen Funktionsstreifen (Promenade) herausgearbeitet wird und auch eine
recht klare Vernetzung zum Vorplatz der Elisabethkirche darstellt.
Dennoch
bleibt die öffentliche Nutzung des verkehrsumspülten Angers eher eine gewünschte,
denn eine realistische Vorstellung. Für ein Freihalten des Angers wird ein
kompletter Umbau der Verkehrsflächen notwendig, trotzdem bleiben die Fußwege
relativ schmal, gewerbliche Auslagen oder gastronomische Außenbestuhlungen sind
somit nur eingeschränkt umzusetzen.
Variante
3 Boulevard
Idee: In diesem Ansatz wird die Ketzerbach völlig neu
organisiert. Die baumbestandene Mittelinsel wird zugunsten eines skulpturalen
Wasserbandes oder einer ähnlich wirkenden Trennung als zentrales Element aufgegeben.
Dieses Element stellt sich deutlich schmaler als die heutige Mittelinsel dar,
somit werden die Fußwegebereiche wesentlich großzügiger, ein starkes
Verschwenken der Fahrbahnen ist unnötig und sogar ein Fahrradstreifen ist
denkbar. Die Fußwege werden von lichten Bäumen gesäumt, die Durchblicke auf die
denkmalgeschützten Fassaden erlauben zusammen mit den Reflexionen im Wasser
entstehen interessante räumliche Effekte. Das lineare Wasserband entwickelt
sich mit einem leichten Gefälle der Ketzerbach in Richtung Elisabethkirche von
einer tiefer liegenden Wasserrinne am Platz Zwischenhausen zu einem höher
gelegenen Wassertisch im Vorfeld der Kirche. Die Wasserachse wird so zur
Skulptur, zum neuen Signet der Ketzerbach, welcher unterhalb verrohrt verläuft.
An
drei markanten Punkten wird das Wasserband von Wegen stegartig durchschnitten:
im Westen entsteht ein kleiner Auftaktplatz, in der Mitte führt die
Wegeverbindung als Steg über die Wasserfläche, im Osten schreitet man
dazwischen hindurch. Die Querungen nehmen die Gassen der Südseite auf. Die
Einmündung nach Zwischenhausen bekommt durch die lineare Fahrspurführung eine
großzügige Platzfläche.
Analyse:
Dieser gestalterisch wie funktional
sympathische Ansatz schafft breite, von Bäumen begleitete Fußwege und eine
skulptural definierte Mitte, welche den historischen Bezug zur Ketzerbach und
die Sichtachse zur Elisabethkirche wieder herstellt und zugleich ein
einzigartiges modernes Entree bildet.
Es
entstehen großzügige, offene Räume mit breiten und verkehrssicheren Flanier-
und Aufenthaltsbereichen und spannende Querungssituationen. Im Westen entstehen
größere Freiflächen mit Gestaltungsspielräumen, die auch den Anrainern direkt
zugute kommen. All dies garantiert für den Wohn- und Geschäftsstandort Ketzerbach
eine nachhaltige Qualitätssteigerung.
Es
wird daher empfohlen, diese Variante im weiteren Abstimmungs- und
Planungsprozess fortzuführen.
Ablauf
und Ergebnisse der Öffentlichkeitsbeteiligung:
Nach
der positiven Annahme im Magistrat am 16.3.04 wurden die verschiedenen
Varianten natürlich auch der Öffentlichkeit zur Beteiligung vorgestellt und
intensiv über den Sommer diskutiert.
Nachfolgend
soll die Bandbreite der Bürgerbeteiligung samt ihrer Diskussionsergebnisse und
-empfehlungen aufgezeigt werden.
Beinahe
alle Veranstaltungen sind direkt vor Ort im Haus der Ketzerbachgesellschaft
verlaufen.
In zwei öffentlichen Präsentationen am
25.5.04 und am 21.6.04, zumeist unter Teilnahme aller Dezernenten, stellte das
Büro SCAPE die drei Umgestaltungsmöglichkeiten
detailliert vor; die Bürgerinnen und Bürger wurden durch
Presseveröffentlichungen am 6.4.04 und am 17.6.04 zusätzlich vorbereitet. An
beiden Abenden fand ein sehr konstruktiver Austausch statt.
Während des Stadtfestes
"3 Tage Marburg" stellten Mitarbeiter des Fachdienstes 61.1 mit einem
Info-Stand den interessierten Besuchern die Varianten vor und konnten somit
viele Veranstaltungsgäste wie auch erneut Anwohner über die Planungen
informieren. Diese zusätzliche Ebene fand sehr positiven Anklang und erweiterte
auch für die Verwaltung und das Planungsbüro das Ideenspektrum für die spätere
Anpassung der Varianten.
Wesentlich für die
Formulierung einer Stellungnahme der Quartiersbewohner und -eigentümer waren
die beiden offenen Arbeitskreise, eingeladen durch die Ketzerbachgesellschaft
unter Leitung von Frau Mechsner-Spangenberg, am 13.7.04 und 20.7.04 mit
beratender Beteiligung des FD 61.1. Hierbei wurden Anregungen, Wünsche, aber
auch Bedenken gegen einzelne Varianten bzw. Details der Vorentwürfe aufgezeigt
(siehe hierzu bitte auch das beigefügte Ergebnisprotokoll samt
Teilnehmerliste). Auf eine konkrete Präferierung einer der drei Varianten
wollte sich das Gremium nicht einigen, wohl aber lag der Diskussionsschwerpunkt
auf der Variante 3 Boulevard.
Hierbei stand der
Fortbestand der Kundenparkplätze mit im vordergründigen Interesse der
Geschäftsbetreiber; eine entsprechende Ausweitung des zeitbegrenzten Parkens
ist bereits in einer überarbeiteten Fassung der Variante 3 (s. Abb. in dieser
Vorlage) umgesetzt worden. Etwaige Ressentiments gegen das Wasserband als
gestalterische Trennung der Fahrbahnen waren vereinzelt zu vernehmen, wobei
sich häufig herausstellte, dass sich dies auf Zweifel gegenüber der technischen
Umsetzung, wie z. B. Sicherung gegen allgemeine Verschmutzung etc., reduzierte.
Die in der Anwohnerschaft
zunächst vorhandene Skepsis gegenüber hohen Erschliessungsbeiträgen liess sich
zügig durch die transparente Erläuterung der hiermit verwechselten und real
sehr überschaubaren Ausgleichsbeträge ausschalten. Wie bereits erwähnt, wird
die Umbaumassnahme komplett über Städtebaufördermittel finanziert, eine direkte
Umlegung oder Beteiligung der Eigentümer wird nicht erfolgen.
In hohem Maße positiv
wird die Option, einen Wochenmarkt auf der Ketzerbach abzuhalten, eingeschätzt;
hierzu sollen die nötigen technischen Einrichtungen mit eingeplant werden.
Gleichfalls wird die Verbreiterung der Gehwegbereiche als der wesentliche Vorteil
der Planungsansätze eingeschätzt. Hierdurch können Anwohner, deren Grundstücke
teilweise keinerlei Frei- und Grünflächen aufweisen, zukünftig den neu
geschaffenen Stadtraum vor ihrer Tür aktiv annehmen.
Die im Egebnisprotokoll
sonst genannten Positionen sind weitgehend bereits in der Variante 3
berücksichtigt bzw. werden im Zuge der Abwägung einzelner technischer
Planungsdetails noch zu berücksichtigen sein (vorhandenes Mobiliar,
Aktionsfläche für Stadtteilgemeide usw.).
Parallel verlief die Vorstellung
in den Sitzungen des Gestaltungs-, Denkmal- und Behindertenbeirats nach der
Sommerpause, für die Beteiligung des Radverkehrsbeirats ist die Vorstellung der
Planung noch im Geschäftsgang.
In sämtlichen Beiräten
wurde vor allem die Variante 3 als umsetzungswürdig gekennzeichnet. Besonders
die neu aufgewertete stadtgestalterische Qualität wie auch quartiersbezogene
Identifikation in Korrespondenz mit der Umfeldverbesserung der Elisabethkirche
wurden sehr positiv aufgenommen. Ebenso fand die Sicherung und
Weiterentwicklung des Geschäftsstandortes Ketzerbach als Bindeglied zwischen
historischer Altstadt und Nordstadt Zuspruch. Diese Sparte wird durch die
Neuorganisation der Verkehrs- und Freiflächen, u. a. die Gelegenheit zur
gastronomischen Außenbestuhlung und dem Verlagern von Verkaufsofferten in den
erweiterten Fusswegbereich hinein, besonders profitieren.
Mit dem Behindertenbeirat
bzw. dem Runden Tisch, der sich klar für die Variante 3 aussprach, wurden
sogar schon detaillierte Diskussionen über die weitere Aufwertung der Querungs-
und Orientierungsmöglichkeiten (taktile Elemente, barrierefreie
Bushaltestellen, Nullabsenkungen der Querungen etc.) geführt, die zu direkten
Empfehlungen an die Planer und die Verwaltung führten.
Ein weiterer Austausch
der Planungsideen fand auch mit dem Kinderschutzbund Marburg statt. Deren
Vorschlag, das Wasserband nicht wie vom Planungsbüro angedacht als skulpturales
Fahrbahntrennelement auszubilden, sondern in zwei schmalere Wasserbänder mit
dazwischen liegendem Spielstreifen umzubilden, kann aber keine sichere Nutzung
eingeräumt werden, da sich die spielenden Kinder sonst direkt im Verkehrsfluss
aufhalten würden. Die Fixierung des Trennelements sollte daher eindeutig auf
einer Fahrbahnabschottung liegen; nur so sind auch die drei neuen
Querungsbereiche entsprechend baulich auszubilden und sicher zu begehen.
Zusätzlich zu den
vorgenannten Beteiligungen und Diskussionsrunden wurden etliche
Einzelgespräche, u. a. mit dem Fillialleiter des tegut-Marktes, Geschäfts- und
Gaststättenbetreibern usw., geführt. Der Grundtenor war häufig zu hören:
endlich kommt die längst notwendige Umgestaltung der Ketzerbach voran.
Finanzierung
und zeitliche Umsetzung:
Die
bisherigen Ansätze zur Baukostenerhebung der drei Varianten beliefen sich auf
jeweils ca. 1,4 bis 1,5 Mio. Euro und wiesen untereinander nur unwesentliche
Unterschiede von max. ca. 70.000.- Euro auf.
Für
die in der Bürger- und Beiratsbeteiligung positiv aufgenommene Variante 3 liegt
inzwischen eine detaillierte Baukostenschätzung seitens des Büros SCAPE vor,
welche sich auf ca. 1,37 Mio. Euro beläuft. Der Geltungsbereich der
Kostenschätzung deckt die Zone zwischen dem Einmündungsbereich der
Wilhelm-Roser-Strasse bis hin zur Stadtbücherei ab.
Die
bauliche Umsetzung aller Entwurfsvarianten setzt eine zeitweise Sperrung der
Ketzerbach voraus. Die vermutlich in 2 Bauabschnitten umzusetzende Maßnahme
wird zusammen mit dem Umbau des Marbacher Wegs voraussichtlich 2006/2007
realisiert werden können.
Die
Finanzierung der Maßnahme soll über Städtebaufördermittel erfolgen.
Hierzu
konnte mit dem Hessischen Ministerium für Wirtschaft, Verkehr und
Landesentwicklung vereinbart werden, dass entgegen dessen eigentlicher Absicht,
die Sanierung der Nördlichen Altstadt bereits 2004 enden zu lassen, dieses für
das Quartier so ungemein wichtige Projekt der Umgestaltung der Ketzerbach doch
noch bis 2006 in 3 Abschnitten zu fördern.
Seitens
des Ministeriums wurde darauf hingewiesen, dass der Fortgang des
Sanierungsgebiets über 2004 hinaus zwingend an dieses Projekt gebunden ist.
Weitere Voraussetzung ist die unverzügliche Vorlage der notwendigen
parlamentarischen Beschlüsse zur Umsetzung der Erschließungsmaßnahme
Ketzerbach.
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Dietrich
Möller Egon
Vaupel
Oberbürgermeister Bürgermeister
- selbst zuständig
- eigenes Amt zuständig
- anderes Amt zuständig
- andere Zuständigkeit
- selbst verantwortlich
- andere Verantwortlichkeit
- Aufgabe bearbeiten
- NA
- TOP
- Keine Zusammenstellung
- Dokument erstellen
- Alle Workflowbeteiligten benachrichtigen
- Dokument auswählen