Die Stadtverordnetenversammlung nimmt das gesamtstädtische Mobilitäts- und Verkehrskonzept MoVe35 in seiner vorgelegten Fassung (Bestandsanalyse, Zielsystem, Maßnahmen-, Umsetzungs-, Evaluations- und Monitoringkonzept) zur Kenntnis und beauftragt den Magistrat mit seiner Umsetzung und der strategischen Ausrichtung der Verkehrs- und Mobilitätsplanung der Universitätsstadt Marburg für die kommenden 12 Jahre entlang des Leitziels „Zukunftsorientierte, klimafreundliche und vielfältige Mobilität in Marburg durch Gestaltung der Mobilitätswende für Alle“ (VO/0238/2021). Die Anpassung und Aufnahme (neuer und weiterer) Maßnahmen erfolgt erst nach einer umfassenden Wirkkontrolle im Jahr 2028.

Angesichts der Entwicklung von Mobilitätbedarfen, des Wandels der Mobilitätformen und -wünsche, der Herausforderungen der Klimakrise und der Besonderheiten der Marburger Topographie wurde 2019 entschieden, auf der Basis einer breiten Bürger*innenbeteiligung und auf Grundlage  einer umfassenden Mobilitätsdatenerhebung eine gesamtstädtische Mobilitätsstrategie zu erarbeiten. Hierzu wurde eine Mobilitätsplaner*innen-Stelle eingerichtet und im selben Jahr besetzt. Ebenfalls wurde ein externes Planungsbüro beauftragt die gesamtstädtische Verkehrs- und Mobilitätsstrategie auf der Grundlage einer ausführlichen Bestandsanalyse zu erarbeiten. Der insgesamt knapp dreijährige Erarbeitungsprozess (August 2020 – Juni 2023) wurde mit einer umfassenden Beteiligung von Stadtgesellschaft (Online-Umfrage, 2 Workshops, 3 Informationsveranstaltungen), den Ortsbeiräten (2 Workshops) sowie einer projektbegleitenden Arbeitsgruppe MoVe35 begleitet (7 Sitzungen). Er orientiert sich dabei an den europäischen Leitlinien für eine nachhaltige urbane Mobilitätsplanung (SUMP Sustainable Urban Mobility Plan) mit dem Ziel die Bedürfnisse des Menschen in den Vordergrund zu stellen. Damit ist MoVe35 ein strategischer Rahmenplan und ein Konzept für eine nachhaltige, integrierte (alle Verkehrsmittel betrachtende) Stadt- und Verkehrsentwicklung.

Im Rahmen von MoVe35 wurde eine umfangreiche Bestandsanalyse zur verkehrlichen Ist-Situation in Marburg durchgeführt, die die Stärken und Schwächen aller Verkehrsmittel, auch auf der Grundlage von systematischen Verkehrsmessungen aufzeigt. Bestandteil der Analyse war neben bestehenden lokalen Konzepten und Beschlüssen, ebenfalls eine Online-Umfrage von über 3.700 Bürger*innen in Stadt und Umland, die auch die Wünsche an die zukünftige Mobilitätsentwicklung in der Stadt Marburg erhoben hat.

Auf der Grundlage der Beteiligungsergebnisse und der Bestandsanalyse wurde Anfang 2021 ein Zielsystem mit sechs gleichrangigen Oberzielen sowie detaillierteren Unterzielen erarbeitet und in der begleitenden AG mehrfach beraten. Das Leitziel der strategischen Rahmenplanung wurde im November 2021 politisch beschlossen und lautet „Zukunftsorientierte, klimafreundliche und vielfältige Mobilität in Marburg durch Gestaltung der Mobilitätswende für Alle“ (VO/0238/2021).

Im weiteren Prozess wurde dann das Maßnahmenkonzept in seiner vorliegenden Fassung erarbeitet, welches 77 Maßnahmen bzw. Maßnahmenpakete in 11 Handlungsfeldern (Fuß-, Rad-, KFZ-, Öffentlicher-, Wirtschaftsverkehr, vernetzte Mobilität, Verkehrssicherheit, Barrierefreiheit, Straßenraumgestaltung, Mobilitätsmanagement, Kommunikation & Partizipation) sowie 11 Schlüsselmaßnahmen beinhaltet. Diese sind jeweils einem Ober- bzw. Unterziel zugeordnet. Ebenfalls wurden die Maßnahmen hinsichtlich ihrer Wirkung für die gewünschte verkehrliche Entwicklung evaluiert, priorisiert und in ein Umsetzungskonzept eingeordnet. Auf eine enge Verzahnung mit der Fortschreibung der Nahverkehrsplanung wurde im Prozess beachtet.

Die Mobilitätsstrategie ist – nicht zuletzt angesichts des langen Umsetzungszeitraums – als lebendes Konzept konzipiert, das entsprechend dem Evaluations- und Monitoringkonzept eng beobachten und die Wirkung der Maßnahmenumsetzung validieren wird. Eine Evaluation erfolgt alle fünf Jahre (erstmalig im Jahr 2028). Auf Grundlage der erzielten Ergebnisse erfolgt dann ggf. eine Anpassung und Neubewertung der im Maßnahmenkonzept beinhalteten Maßnahmen. Damit trägt MoVe35 zu einem kontinuierlichen Prozess der verkehrlichen Entwicklung in Marburg bei und dient als Wegweiser für die zukünftige gesamtstädtische Mobilitätsplanung.

Eine enge Beteiligung und Information der Stadtgesellschaft ist durch ein jährliches Mobilitätsforum angedacht sowie bei der planerischen Ausarbeitung von Maßnahmen, die auf Quartiers- und/oder Stadtteilebene konkretisiert werden müssen.

 

 

 

Dr. Thomas Spies

Oberbürgermeister